Über das Rekorddefizit in der Zahlungsbilanz
Das Defizit innerhalb der Zahlungsbilanz der Ukraine betrug 13 Milliarden Dollar (gemeint ist hier das Defizit aus Leistungsbilanz, Kapitalbilanz und Vermögensübertragungen, A.d.Ü.).
Wie zu erwarten war, wurde 2014 ein Rekorddefizit in der Zahlungsbilanz festgestellt. Gemäß den Informationen der Zentralbank, betrug das Zahlungsbilanzdefizit 2014 13,3 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: vor dem Maidan hatte die Bilanz 2013 einen Überschuss von zwei Milliarden Dollar. Wie man sagt, der Maidan hat sein Ziel erreicht. Die Ukraine hat anstelle eines Überschusses in der Zahlungsbilanz ein riesiges Defizit erhalten und die Währungsreserven haben sich mehr als halbiert (Ende Januar lagen sie bei 6,4 Milliarden Dollar, A.d.Ü.). Obgleich während des Maidans etwas komplett anderes versprochen wurde. Doch das ist bereits Vergangenheit. Jetzt zeigen die Fakten, dass die Wirtschaft der Ukraine nach dem Maidan zusammengebrochen ist und jetzt werden Jahre und weitere Jahre gebraucht, damit wenigstens in Teilen wieder das Niveau des Jahres 2013 wiederhergestellt wird.
Bekanntlich betrug die Abwertung der Hrywnja 2014 mehr als 100 Prozent. Und hätte, wie es schien, den Export der ukrainischen Produktion stimulieren müssen. Eben mit der Stimulierung des Exports ukrainischer Produkte hat der Internationale Währungsfonds die Notwendigkeit der Abwertung der Hrywnja erklärt. Doch die Folge war etwas komplett anderes. Den Ergebnissen des Jahres 2014 nach fiel der Export um 14,4 Prozent. Anstelle eines Wachstums erhielten wir einen Rückgang. Und nur der noch stärkere Einbruch des Imports (denn bei diesen Preisen können die Ukrainer es sich einfach nicht erlauben Importwaren zu kaufen) rettete zum Teil die Leistungsbilanz. Warum nur teilweise? In vielem deswegen, da nicht einmal der Importeinbruch um 27 Prozent es erlaubte, den versprochenen Bilanzüberschuss zu gewährleisten. Gemäß den Zentralbankinformationen belief sich das Außenhandelsdefizit 2014 auf 5,2 Milliarden Dollar. Dabei wurden Importwaren für sechs Milliarden Dollar mehr gekauft, als ukrainische Waren in den Export gingen. Doch noch hellhöriger macht, dass der Außenhandelsüberschuss bei den Dienstleistungen 2014 gerade einmal 0,687 Milliarden Dollar betrug, ein Sechstel des Vorjahreswertes. Das ist in vielem mit der «Rache Putins» verbunden – der Verringerung des Gastransits über das Territorium der Ukraine in die Europäische Union, im Ergebnis dessen die Ukraine begann Einnahmen aus dieser Tätigkeit zu verlieren.
23 Prozent weniger als 2013 überwiesen ukrainische Arbeitsmigranten 2014 in die Ukraine. Obgleich die ukrainische Wirtschaft die Devisen sehr benötigt. Denn Devisen fehlen der Ukraine offensichtlich. Das Interessanteste ist, dass der Wert des Volumens der Nettokäufe von Bargelddevisen 2014 beinahe der gleiche war, wie 2013 – etwa zwei Milliarden Dollar. Allerdings 2013 konnte man ohne Problem jede Menge an Bargelddevisen in den Wechselstuben der Banken kaufen und verkaufen. Doch 2014 wurden Devisen in den Banken zur Exotik und es ist praktisch unmöglich, diese zu kaufen.
In vielem wurde das Problem des Defizits in der Zahlungsbilanz durch die Kapitalbilanz verursacht. Gemäß den Zentralbankdaten betrug das Kapitalbilanzdefizit 8,5 Milliarden Dollar und 2013 gab es einen Kapitalbilanzüberschuss von mehr als 18,5 Milliarden Dollar. Die Differenz ist größer als zehn Milliarden Dollar. Und das zu dem Zeitpunkt, als auf dem Maidan die Redner beständig davon sprachen, dass sobald die «verbrecherische Regierung» nicht mehr sein wird, ausländische Investoren die Ukraine mit Devisen überschütten werden. Doch die Kapitalbilanz widerlegt das.
2014 betrug der Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen 413 Millionen Dollar, was zehnmal weniger ist als 2013, vor dem Maidan, als ausländische Investoren davor zurückschreckten Geld in der Ukraine anzulegen, wenn man den Worten der Redner auf dem Maidan glaubt.
2014 erwies sich der Saldo der Portfolioinvestitionen als negativ und betrug 0,393 Milliarden Dollar. 2013 war er positiv mit mehr als 1,2 Milliarden Dollar.
2014 wurden von den Banken für die Tilgung alter Kredite und Auslandsschulden 1,9 Milliarden Dollar mehr ins Ausland überwiesen, als von Nichtresidenten erhalten wurden. Was die Wirtschaft betrifft, so überwiesen ukrainische Unternehmen ausländischen Investoren 4,2 Milliarden Dollar mehr zur Schuldtilgung, als sie selbst von diesen ausländischen Investoren erhielten. Nur der Saldo der Auslandskreditaufnahme der Regierung der Ukraine erwies sich den Ergebnissen von 2014 nach als positiv. Gemäß den Zentralbankangaben hat die ukrainische Regierung Auslandskredite, dabei vor allem des Internationalen Währungsfonds, für 3,2 Milliarden Dollar mehr erhalten, als sie bei alten Krediten der Vorgängerregierung der Ukraine zurückzahlte. Doch bleibt zu erinnern, dass der Internationale Währungsfonds 2013 keine Kredite gab, sondern es im Gegenteil galt Kredite des Fonds zu tilgen, die in den Jahren 2008-2009 erhalten wurden, und damals erhielt die Regierung der Ukraine 4,8 Milliarden Dollar weniger, als sie zurückgab. Dennoch hört das Gerede darüber, dass Europäische Union und USA uns lieben und der IWF uns bald viel, viel Geld gibt, nicht auf.
Das Ergebnis ist traurig. Bei diesem Fortgang der Ereignisse ist ein normales Funktionieren des Währungsmarktes und der Wirtschaft der Ukraine insgesamt schwerlich zu erwarten. Bei uns findet faktisch ein Prozess des völligen Zerfalls des Finanzmarktes statt, wenn das Geld aus dem Land weggeht und nicht zurückkehren möchte. So lange darf das nicht so sein. Die Wirtschaft liebt keine Erschütterungen, Chaos und endloses Gerede von einem Wirtschaftswunder. Sie liebt Stabilität und Ruhe, ohne Katastrophen und sinnlose Maidane.
6. Februar 2015 // Alexander Ochrimenko
Quelle: Westi