Ausländische Direktinvestitionen steigen nur langsam
Dank der Beibehaltung der Unterstützung ukrainischer Banken vonseiten der ausländischen Aktionäre erreichte der Zufluss an ausländischen Investitionen in die Ukraine im III. Quartal fast 2 Mrd. $, dabei den Ergebnissen der ersten drei Quartale nach 4,7 Mrd. $ erreichend. Jedoch ist damit das Potenzial der ukrainischen Wirtschaft zur Anziehung von Kapital von Nichtresidenten in dieser Entwicklungsetappe des Landes erschöpft und daher erwarten Experten in der nächsten Zeit einen Investitionszufluss ins Land in den Grenzen von 6 Mrd. $ im Jahr.
Das Tempo des Zuflusses von ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in die Ukraine steigt äußerst langsam. Im III. Quartal haben Nichtresidenten 1,95 Mrd. $ in der ukrainischen Wirtschaft angelegt, teilte man gestern beim Staatlichen Statistikdienst mit. Das ist etwas mehr als im II. Quartal (1,86 Mrd. $), als der Investitionszufluss durch die Privatisierung der „UkrTelekom“ mit 10,55 Mrd. Hrywnja (1,3 Mrd. $) gewährleistet wurde. Insgesamt investierten ausländische Investoren in der Ukraine 4,74 Mrd. $, was 38,5% mehr ist als in den ersten drei Quartalen 2010 (3,42 Mrd. $).
Im III. Quartal war Österreich mit 592 Mio. $ Hauptinvestor in der ukrainischen Wirtschaft. Ein großer Teil dieser Summe (418,5 Mio. $) wurde in den Finanzsektor gesandt. Ein großer Teil der Investitionen in Banken traf aus England ein (163,2 Mio. $), wobei französische Investoren ihre Anlagen um 145,5 Mio. $ reduzierten. Zur Erinnerung: im August kaufte die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 15% der UkrSibBank von der BNP Paribas. Und im September tauschte die Kreditprombank 49% der Aktien gegen eine Schuldabschreibung in Höhe von 100 Mio. $ ein. In ihr Kapital gingen die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die österreichische Raiffeisen Zentralbank, die deutsche DEG, die amerikanische Cargill und die englische London Forfaiting ein.
Der Gesamtzufluss aus Zypern, das führend bei den Investitionen in der Ukraine bleibt, erwies sich als nicht groß – 47 Mio. $. Vor dem Hintergrund des Investitionsabzugs aus der Industrie wurden in den Finanzsektor 418,8 Mio. $ investiert. Die zypriotische Triantal Investments Ltd. kaufte im August 24,99% der Aktien der Privatbank für 3,4 Mrd. Hrywnja (425,9 Mio. $). Neben dem Finanzsektor wurden im III. Quartal große Mittel in den Immobiliensektor investiert – aus den Niederlanden (65,3 Mio. $), Österreich (32,1 Mio. $) und ebenfalls in den Handelssektor – von den britischen Virgin Islands (22 Mio. $).
Im IV. Quartal erwarten Experten ein Sinken des Investitionszuflusses. „Ukrainische Banken sind am Kommen von Investoren interessiert, doch für Käufer sind die europäischen Länder weitaus interessanter, wo man billig attraktive Aktiva kaufen kann“, betont der Präsident des Ukrainischen Analysezentrums, Alexander Ochrimenko. „Berücksichtigend, dass die Basissektoren keine Mittel anziehen können und im Finanzsektor das Problem ist, dass die Investitionen oft gezwungenermaßen erfolgen, wie im Fall der Kreditprombank, wird sich der Investitionszufluss verringern und das ist offensichtlich“, ist sich der Leiter der Abteilung für Analysen der Finanzmärkte der ING Bank Ukraina, Alexander Petscherizyn, sicher.
Die vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung veröffentlichte Konsensprognose ukrainischer Ökonomen sieht vor, dass am Ende des laufenden Jahres der FDI-Zufluss 5,98 Mrd. $ betragen wird. Das bedeutet, dass im IV. Quartal lediglich 1,2 Mrd. $ in die Ukraine gelangen, was um einiges weniger als in den zwei vorhergehenden Quartalen ist. 2012 bleiben die FDI-Zuflüsse praktisch unverändert (6,12 Mrd. $). Den Worten von Petscherizyn nach könnten nur Privatisierungen die Situation ändern, zumal sich für die „Objekte, welche die Regierung bis Ende des Jahres zum Verkauf zu stellen beabsichtigt, die russische Wirtschaft interessiert“. Beim Kabinett beabsichtigt man in diesem Jahr 45% der Aktien von ‘Sapadenergo’, 40% der Aktien von ‘Donezkoblenergo’ und ebenfalls 25% von ‘Kiewenergo’ und ‘Dneproenergo’ zu verkaufen“??.
Jurij Pantschenko
Quelle: Kommersant-Ukraine