Von einem Mangel und einem Überschuss an historischem Gedächtnis
Das historische Gedächtnis in der heutigen Ukraine mutet wie großstädtische Industrievororte mit willkürlichen Auftürmungen schiefer und verkommener Bauten an, die auf die Schnelle behelfsmäßig und ohne jede Art zukunftsfestes Gesamtkonzept errichtet wurden. Bei vielen davon weiß man nicht mehr genau, wozu sie gebaut wurden.
Ich sehe schon, wie einige dies damit begründet wollen werden, dass sich die Ukrainer in Zeiten der Staatswirren und häufiger Regimewechsel (insbesondere im XX. Jahrhundert) genötigt sahen, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, nach Wegen zu suchen, die eigene Eigenart zu bewahren und sämtliche Reserven zum Schutz nationaler Interessen zu mobilisieren. Sind etwa für derlei hehre Ziele alle Mittel gut? Das Leben lehrt uns jedes Mal, dass man für minderwertige Produkte stets einen hohen Preis zahlen muss.
Im vorliegenden Beitrag handelt es sich um den Aufbauprozess des historischen Gedächtnisses Galiziens. Dieses Gedächtnis beruht zurzeit auf einigen Mythen: dem Mythos des Galizisch-Wolhynischen Fürstentums („Königreich“), des Kosakentums, Taras Schewtschenkos und Markijan Schaschkewytschs, der Idee der Nationaleinheit, Stepan Banderas und der Ukrainischen Aufständischen Armee. Bereits auf den ersten Blick erkennt man, dass diese Säulen des galizischen historischen Gedächtnisses die Symbole umfassen, die sowohl für die gesamte Ukraine, als auch ausschließlich für Galizien heilig sind. Die Galizier sind davon überzeugt, sie alle dienten der Einigung der Ukraine, doch in Wirklichkeit wird diese Einigkeit dadurch eher zerstört. Das historische Gedächtnis der galizischen Ukrainer umfasst eine Überfülle an „Heldenmotiven“, denen ein Konflikt zugrunde liegt, ein Teil davon ist von außen entlehnt und wurde an die galizische Realität angepasst. Es fehlt hingegen an kreativen Geschichten, die sich dem kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Potenzial Galiziens widmen würden, das es letztendlich sein wird, das die Zukunft Galiziens als einer ukrainischen Region prägen wird.
Der Mythos des Galizisch-Wolhynischen Fürstentums („Königreichs“)
Unter Österreich-Ungarn vermochten es die bruchstückhaften Legenden über die Vergangenheit Galiziens nicht, sich zu reifen historischen Konzepten zu entwickeln. Die ersten galizisch-ukrainischen Historiker (W. Kompanewytsch, D. Subryzkyj, A. Petruschewytsch, I. Scharabewytsch etc.) betonten die Andersartigkeit der ukrainischen Nation gegenüber den Polen und sahen ihre vorrangigste Aufgabe darin, eine lange ruthenische Tradition in der Region nachzuweisen. Deshalb verfassten sie ihre Schriften hauptsächlich zu Themen der alten Geschichte, vorwiegend zum Galizisch-Wolhynischen Fürstentum. Sie suchten damit nach Antworten auf die Fragen der Gegenwart und die Gegenwart begriffen sie durch Kategorien der fernen Vergangenheit. Die galizischen Ruthenen sahen sich durch diesen historischen Mythos über das Galizisch-Wolhynische Fürstentum als eine Art „historisches Volk“, als ein Subjekt der österreichischen Politik an. Doch während dieser Mythos im ХІХ.Jahrhundert diese Gebiete dem polnischen Kulturraum entreißen und die Suche nach der eigenen Identität nach Osten verlegen sollte, so steht heute der ehemals königliche Status dieses Staatsgebildes (ab 1253) im Vordergrund, was diese Region dem westeuropäischen Raum zuschreiben sollte.
Das Interesse für die Geschichte des Galizisch-Wolhynischen Fürstentums ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass die Ruthenen in die Nationsbildungsprozesse der neueren Geschichte eingebunden waren. Die österreichische Regierung war daran interessiert und förderte es. Das Wiederbeleben des galizisch-wolhynischen Mythos sollte die Einverleibung Galiziens durch das Habsburgerreich legitimieren, und das fand seinen Niederschlag in der Bezeichnung der neuen Provinz – Königreich Galizien und Lodomerien. Wofür heute also die Ukrainer verantwortlich gemacht werden, schulden wir eigentlich gewissermaßen der österreichischen Regierung (Ähnliches trug sich in der Dnepr-Ukraine zu, wo die sogenannte ukrainische Wiedergeburt eine Zeit lang vom russischen Zaren toleriert und sogar gefördert wurde, weil er darin ein Gegengewicht zu Polen sah).
Der Mythos des Kosakentums
Das Thema des Kosakentums im gesellschaftspolitischen Diskurs Galiziens tritt in den 60-er Jahren des XIX.Jahrhunderts in den Debatten der ukrainophilen „volksnahen Autoren“ (Narodniki) in Erscheinung. Die Narodniki – meistens Gymnasiasten und Studenten – versuchten damals in ihrem jungen Radikalismus und Maximalismus in der galizischen Gesellschaft eine klare ukrainische Identität aufzubauen, jegliche abweichenden Ideen begriffen sie als Verrat. Sie betonten die Eigenartigkeit des ukrainischen Volkes gegenüber dem polnischen und russischen Volk, verfochten die nationale Einheit der Ukrainer auf beiden Seiten der österreichisch-russischen Grenze.
Die Ideen der Narodniki werden heute als ein bewusster und zielgerichteter Versuch verstanden, das nationale Bewusstsein der galizischen Ukrainer zu wahren und aufrechtzuerhalten („wiederzubeleben“), das unter Rzeczpospolita vermeintlich zerstört worden war. Doch geschichtskritisch gesehen ist diese These keine Selbstverständlichkeit. Die Beweggründe der damaligen galizischen jungen Leute sind in Wirklichkeit sehr schwer nachvollziehbar. Das war eine Art „Jugendrebellion“, deren Ursachen jenseits des nationalen Bewusstseins anzusiedeln sind. Die ukrainophile Bewegung bot zu jener Zeit eine Möglichkeit, sich zu allem zu äußern und Urteile (meist negative) zu höchsten Autoritäten abzugeben. Dafür war aber eine Grundlage aus der Vergangenheit notwendig. Eine solche fand sich in der Geschichte der Kosaken und damit stopften die Narodniki das riesige beinahe fünf Jahrhunderte lang während Loch zwischen dem Verfall des Galizisch-Wolhynischen Fürstentums und den Teilungen der Rzeczpospolita.
Für die Galizier war das Kosakentum übrigens etwas anderes als für die Dnepr-Ukrainer. In der Dnepr-Ukraine war das Kosakentum stets durch die Ruinen der Bauten, menschliche Lebensläufe, Naturlandschaften gegenwärtig. Die Erinnerungen an das Kosakentum kamen von Zeitzeugen aus Fleisch und Blut, Nachkommen der Kosakenführung. In Galizien war das Kosakentum nichts als eine Idee. Die ukrainophilen Narodniki trugen zu ihrer Herauskristallisierung bei. In Galizien wurde der Kosakenmythos vereinnahmt, um die Idee der nationalen Identität der Ukrainer zu begründen. Je nach Umständen richteten die Narodniki diese Idee mal gegen die Polen, indem sie die Legenden aus der Kosakengeschichte hervorhoben, die von Niederlagen des polnischen Adels (Szlachta) handelten, mal gegen die Russen, indem sie die Autonomie der Kosaken als eine eindeutig antirussische Einstellung deuteten und die Gefahr von „Kleinrussland“ als Produkt des kosakischen Selbstverständnisses übersahen.
Der Mythos von Schewtschenko und Schaschkewytsch
Bei diesem Untertitel laufe ich die Gefahr, einer chronologischen Sünde bezichtigt zu werden, denn es wird allgemein angenommen, dass Schaschkewytsch als erster die Rolle eines „Aufklärers“ oder „Erweckers“ übernahm, Schewtschenko hingegen war derjenige, der den Aufbau des ukrainischen Bewusstseins in Galizien zu Ende gebracht hat. Doch eigentlich sind diese Einflüsse ins galizische Bewusstsein in umgekehrter Reihenfolge eingedrungen: zuerst fand der Kult von Schewtschenko Verbreitung, erst danach kam Schaschkewytsch zum Zuge. An sich genommen hatten weder Schaschkewytsch, noch Schewtschenko zu ihren Lebzeiten einen nennenswerten Einfluss auf das nationale Selbstverständnis der Galizier ausgeübt. Viel weitreichendere Folgen hatte der Mythos von ihnen.
In Galizien nahm man Schewtschenko 1861 zum ersten Mal zur Kenntnis, als Wolodymyr Bernatowytsch, der in einer polonisierten armenischen Familie geborene Student der Kiewer Universität, nach Prag unterwegs einen Halt in Lemberg (das heutige Lwiw) machte, wo er die ruthenische Studentengemeinde mit Schewtschenkos Werken bekannt machte und von den Überzeugungen des Dichters sprach (im Juli 1861 erscheint in der Zeitung „Slowo“ sein Beitrag „Die Beerdigung Taras Schewtschenkos“). Diese Zusammenkunft Bernatowytschs mit Lwiwer Studenten brachte die Narodniki-Bewegung in Gang und verbreitete den Schewtschenko-Mythos in Galizien. In den 1870-er Jahren wurden regelmäßig Schewtschenko-Abende von (ukrainophilen) Narodniki abgehalten, um deren Organisation sich hauptsächlich Wolodymyr Barwinskyj kümmerte. Der Mythos vom Schaschkewytsch als wichtigsten galizischen „Erwecker“ breitete sich im späten XIX. Jahrhundert aus. Er wurde vom Tod seines Sohnes Wolodymyr 1885 ausgelöst. Zu jener Zeit war das Grab Markijan Schaschkewytschs auf dem Friedhof in Nowosilky so verwahrlost geworden (er wurde in der Gruft eines lokalen Adeligen begraben), dass man es nur mit großer Mühe wieder fand. Seinen Höhepunkt erreichte der Mythos in der Umbettung Schaschkewytschs 1893 auf dem Lytschakiwskyj Friedhof in Lemberg, ähnlich wie Schewtschenkos Grab seinerzeit nach Kaniw verlegt wurde. Ein solches verspätetes Interesse für Schaschkewytsch kann durch den Wunsch der Narodniki (Nationaldemokraten) erklärt werden, die nationale Bedeutung Galiziens in den Beziehungen mit der Dnepr-Ukraine zu unterstreichen.
In Galizien kam die maßlose Glorifizierung Schaschkewytschs nicht bei allen gut an, insbesondere unter Maßgabe seiner bescheidenen literarischen Hinterlassenschaft, die nicht ihrer Inhalte oder Ideen nach, sondern schlicht und einfach wegen des Gebrauchs der Volkssprache (Ukrainisch) als „revolutionär“ galt. Anfang des XX.Jahrhunderts versuchte Mykola Jewschan diesem Schaschkewytsch-Mythos Einhalt zu gebieten und seine Werke und Rolle in der Gesellschaft sachlich zu betrachten. 1911 veröffentlichte er einen Artikel „Markijan Schaschkewytschs Fest“, in dem er Schaschkewytsch die Originalität seiner Ideen absprach und seiner Poetik als unreflektierte Nachahmung des europäischen Romantismus darstellte. Doch die Argumente von Mykola Jewschan fanden angesichts der Vielzahl politisch motivierter Mythen um Schaschkewytsch kein Gehör.
Der Mythos der nationalen Einheit
Historiker schwanken zwischen folgenden Thesen: erfolgte die Annahme der ukrainischen Identität durch die galizischen Ruthenen nur auf objektive, vergangenheitsbedingte historische Notwendigkeit hin oder war sie Folge bestimmter politischer und anderweitiger Konstellationen? So oder so, waren es die Galizier, die das Konzept der nationalen Einheit der Ukraine schufen und es ab Mitte des XIX. Jahrhunderts inbrünstig verfochten. Doch die Idee der nationalen Einheit der Ukraine wurde stets von zahlreichen Missverständnissen zwischen Galiziern und Dnepr-Ukrainern begleitet. Jede Partei wollte sich mit der eigenen Einstellung durchsetzen: Die Galizier setzten bei der Dnepr-Ukraine österreichische Maßstäbe an, die Dnepr-Ukrainer bei Galizien die russischen. Im Grunde genommen entstanden damals zwei miteinander konkurrierende messianische Konzepte, der Wunsch, sein Gegenüber nach eigenen Glücksvorstellungen glücklich zu machen.
Warum ließ bei Galiziern die Sehnsucht nach der ukrainischen Einheit nicht nach, trotz der schwerwiegenden Meinungsunterschiede und nicht zu leugnender Konflikte zwischen den politischen Eliten der zwei Teile der Ukraine? Gab die Anbindung an die Große Ukraine den galizischen Ruthenen etwas, was aus anderen Quellen nicht zu bekommen war? Die Rolle Galiziens ergab sich weitgehend aus der Lage der Großen Ukraine. Erstens verfügten die galizischen Ruthenen nicht über ausreichende materielle und geistige Ressourcen, um eigenständig zwei Schlüsselfragen der Nationalbewegung zu lösen: einen einheitlichen Sprachstandard festzulegen und ein Wörterbuch zu erstellen und ein eigenes umfassendes Geschichtskonzept zu entwerfen. Das eine wie das andere wurde von der Dnepr-Ukraine übernommen und an die galizische Realität angepasst. Zweitens hatten die Galizier die Identifizierung mit der Dnepr-Ukraine äußerst nötig, um durch einen solchen Bevölkerungs- und Territorialzuwachs sich in der Lage zu sehen, den Polen Widerstand zu leisten. Drittens war die wichtigste galizische Entlehnung von der Dnepr-Ukraine die Ethnobezeichnung „Ukrainer“, was es ihnen erlaubte, die Russophilie als nationale Ausrichtung eines Teils der galizischen Gesellschaft zu unterdrücken.
Vor dem ersten Weltkrieg waren in der ukrainischen Gesellschaft Galiziens zwei Vorstellungen über die Große Ukraine vorherrschend. Die erste – die „offizielle“, makellose, fassadenhafte, die in den Programmen politischer Parteien zu finden war (vor allem bei der Nationaldemokratischen Partei) und von Zeitungen heraufbeschworen wurde. Die zweite – die reelle, kritische, alltägliche Vorstellung, ein Gesamtbild der Erfahrungen der Galizier, welche die dnepr-ukrainische Realität nicht vom Hörensagen kannten. Jede Reise der Galizier in die Dnepr-Ukraine endete in einer Riesenenttäuschung. Die in ihren Phantasien erschaffene Ukraine war da nicht zu finden. Gewöhnt an die parlamentarische Verfassungsordnung waren die Galizier enttäuscht, dass es in der Dnepr-Ukraine keine Mechanismen gab, welche die einfachen Menschen aus „Kleinrussen“ zu „Ukrainern“ machen würden. Alle Bedenken der galizischen politischen Elite mündeten in der Vorbereitung und Unterzeichnung des Einigungsaktes 1919 (Akt Zluky), denn es war eine Erklärung, die niemand umsetzen gedachte.
Die Mythen von Bandera und der Ukrainischen Aufstandsarmee
Die riesige Kluft, die sich Mitte des XX. Jahrhunderts in Galizien zwischen der ersehnten Freiheit und Realität auftat, hatte zur Folge, dass sich hier die Ideen eines integralen Nationalismus verbreiteten. Enttäuscht von der Politik der Kompromisse, der vermeintlichen Zwecklosigkeit der „organischen Arbeit“, setzten die Ukrainer Galiziens nun auf das Argument der Stärke und Selbstaufopferung. An sich gesehen kann dieser Übergang von der österreichischen „organischen Arbeit“ zum kriegerischen Nationalismus überraschend wirken, doch er hatte seine Gründe. Ich glaube, das der Schlüssel zur Weltanschauung der Galizier während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren davor und nachher in der Gesamtheit der religiösen und nationalen Werte zu suchen ist. In Galizien wurde die Politik sehr schnell zu einem nationalistischen Sakrament. Die griechisch-katholische Kirche war schwächer und die Menschen nicht so wählerisch mit Blick auf ihre Werte, als man es anzunehmen pflegte.
Somit wurden die Ukrainische Aufstandsarmee und Stepan Bandera zu einer Art von Kulminationspunkten im historischen Gedächtnis. Geheiligt durch die Repressalien nach dem Krieg wurden sie zu Sinnbildern der Standhaftigkeit, des Durchhaltevermögens und der selbstlosen Aufopferung um einer Idee willen. Die sowjetische Realität nach dem Krieg konnte diesen vom ungeheuren Fanatismus gespeisten Illusionen nichts anhaben und so erblühten sie in aller Fülle zur Zeit des Zerfalls der Sowjetunion. Heute wird der Mythos von Bandera und der Ukrainischen Aufstandsarmee häufig als logische Krönung der nationalen Bestrebungen der letzten zwei Jahrhunderte betrachtet. Um die Wende der 80-90-er Jahre des XX. Jahrhunderts belebten die Galizier diese Erinnerungen, machten sie aus ihren persönlichen zu nationalen, um ihren Einsatz im Kampf um den ukrainischen Staat zu untermauern. So diente der Mythos von Bandera und der Ukrainischen Aufstandsarmee dazu, um die Niederlage als einen Sieg zu verkaufen.
Ich versteige mich sogar zu der Annahme, dass den meisten Galiziern die moderne Ukraine zu überraschend kam, so dass viele, die dafür so gerne gekämpft hätten, gar nicht zum Zuge kamen. Daher sind auch heute noch gebetsmühlenartig die Aufrufe zur Fortsetzung des Kampfes, nostalgische Seufzer über revolutionäre Zeiten zu hören, die angeblich von den kommunistischen Opportunisten zu schnell zum Ausklingen gebracht wurden. Vor dem Gesamthintergrund des galizischen Rückzugs an den Fronten der ukrainischen Politik glauben viele erneut, dass der einzige Ausweg aus der Sackgasse nunmehr in der ukrainischen Politik in den über einem halben Jahrhundert alten Parolen über die Organisation der Ukrainischen Nationalisten, die Ukrainische Aufstandsarmee oder Bandera zu finden ist, und zwar in der heimlichen Hoffnung, sie auch diesmal auf irgendeine Weise als Helden darstellen zu können.
Schlussfolgerung
Das historische Gedächtnis der Galizier besteht aus Schichten unterschiedlicher Traditionen, die je nach Umständen an die galizische Wirklichkeit angepasst wurden. Ihrer Bedeutung nach bilden sie eine gewisse Hierarchie, an deren Spitze moderne „Profipatrioten“ das aufopferungsvolle Heldenbild Banderas und der Ukrainischen Aufstandsarmee halten. Naturgemäß macht es das Bild der ukrainischen nationalen Einheit zunichte. Galizien als Teil des ukrainischen Staates kann sich historische Symbole nicht leisten, die auf gegenseitige Zerstörung abzielen. Diese Symbole waren ziemlich effizient und wahrscheinlich sogar legitim in den Zeiten der staatenlosen, von der Großen Ukraine getrennten Existenz. Doch heute müssen die historischen Werte revidiert werden und dafür müssen wir uns vor allem selbst kritisch in Augenschein nehmen. Die Galizier merken dabei nicht, dass ihre Mythen zueinander im Widerspruch stehen. Nichts verschwindet, aber auch nichts entsteht von alleine. Es sollte nicht dazu kommen, dass die Ukrainer sich selbst von der unvermeidlichen Vergänglichkeit jeder fremden Herrschaft überzeugen und sich alleine als einen ewigen Wert betrachten, der unter allen Umständen und ohne jedes Zutun bestehen wird.
15.12.2011 // Marjan Mudryj
Quelle: Zaxid.net