Gasprom plant auf ukrainische Metallprodukte zu verzichten


Die ukrainischen Hersteller von Röhren großen Durchmessers (RGD) könnten demnächst den größten russischen Kunden verlieren – die Offene Aktiengesellschaft “Gasprom”. Das Gasmonopol stellte die russischen Hersteller von RGD vor die Aufgabe ihre Produktion auf 6 Mio. t im Jahr zu erhöhen, was die Nachfrage bereits 2010 komplett decken wird. Branchenexperten gehen davon aus, das, obgleich die Produktionskosten für RGD in der Ukraine 20% niedriger sind, “Gasprom” aus politischen Gründen auf ukrainische Röhren verzichten könnte.

Gestern erklärte der größte Käufer von Röhrenprodukten in Russland – die Offenen Aktiengesellschaft “Gasprom” – sein Interesse, Röhren (Durchmesser 820 – 1420mm) direkt bei russischen Herstellern kaufen zu wollen. Im Juni/Juli führte das Unternehmen drei Konferenzen mit Verantwortlichen aus Unternehmen der Röhrenindustrie durch, welche dem Kauf von RGD gewidmet waren. Auf der letzten erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von “Gasprom” Alexander Ananenkow , dass die Firma beabsichtige vollständig auf den Zukauf von Röhren im Ausland zu verzichten. “Besondere Aufmerksamkeit wurde der Notwendigkeit der Gründung einer russischen Röhrenindustrie geschenkt, welche hohen internationalen Standards genügt und konkurrenzfähig gegenüber ausländischen Herstellern ist.”, – heißt es in der offiziellen Mitteilung von “Gasprom”.

Eine Quelle des Kommersant-Ukraine bei “Gasprom” erläuterte, dass die Rede auf der Konferenz vornehmlich über ukrainische Röhrenhersteller ging. “Wir möchten so wenig wie möglich von den Lieferungen ukrainischer Röhren abhängen. Die Rede kann sogar soweit gehen, dass wir schrittweise komplett auf diese Röhren verzichten.” – , sagte der Informant des “Kommersant-Ukraine“ – , “Zeit haben wir dafür – der Hauptteil unserer Bauvorhaben beginnt erst Ende 2008 und zieht sich bis 2012.”. Das Haupt des Fonds der Entwicklung der Röhrenindustrie (FER) Russlands Alexander Dejneko bestätigte dem “Kommersant-Ukraine“, dass bis 2009 – 2010 die russischen Röhrenhersteller beabsichtigen 6 Mio. t RGD herzustellen.

Im vorigen Jahr überstieg das Gesamtvolumen des Verkaufes von RGD auf dem russischen Markt 3,5 Mrd. $. Dabei braucht “Gasprom” etwa 1 Mio. t Röhrenprodukte, von welchen 280.000 t in der Ukraine zugekauft werden. Ab 2010 wächst der Bedarf “Gasprom” auf das Dreifache und erreicht 3 Mio. t. Russische Röhrenhersteller stoßen heute lediglich 2.5 Mio. t der für “Gasprom” notwendigen Röhren aus. Die Pläne der russischen Röhrenhersteller zur Erweiterung des Produktionsvolumens auf 6 Mio. t ermöglichen es, den ukrainischen Herstellern vollständig die Möglichkeit der Lieferung nach Russland zu nehmen.

Der Pressesekretär der “Vereinigten metallverarbeitenden Firmen” Wladimir Stepanow erklärte gestern, dass sein Unternehmen daran interessiert ist, an allen von “Gasprom” verkündeten Projekten teilzunehmen. “Ende Mai begannen wir mit dem Bau des Walzwerks 5000 mit einem Wert von 1,5 Mrd. Dollar” – , erzählte Stepanow – , “Das erlaubt allein unserer Firma das Produktionsvolumen von Röhren großen Durchmessers von 850.000 t auf 2 Mio. t zu bringen.”. “Soweit nicht alle Vorhaben innerhalb der Frist verwirklicht werden, verstehen es die russischen Röhrenhersteller Produktionskapazitäten aufzubauen.”, – ist sich Kirill Tschuiko von der FK “Uralsib” sicher. “Was die ukrainische Produktion betrifft, so bleibt sie möglicherweise auf dem Markt, doch für die Ukraine wird ein gewisses Restprinzip wirken.”

Die ukrainischen Röhrenhersteller haben bereits Auswege aus der sich bildenden Situation skizziert. “Wir beabsichtigen den Raum unserer Lieferungen zu erweitern, so dass wir nicht nur nichts verlieren, sondern auch unser Produktionsvolumen im Charzysker Röhrenwerk erweitern.”, – ist sich Andrej Parchotschuk sicher, Verkaufsdirektor der “Metinvest Holding”. Ein Informant des “Kommersant“ im Röhrenunternehmen “Interpipe” erklärte, dass die Volumina der Röhrenlieferungen an “Gasprom” unbedeutend sind und daher deren Verzicht “nicht kritisch ist.”

Der Analyst von “Renaissance Capital Ukraine” Feig Bairamow bestätigt, dass die ukrainischen Hersteller Reserven für den Röhrenabsatz finden können und dies nicht nur im Ausland. “Bei uns läuft momentan die Modernisierung des Gastransportsystems, welche ebenfalls bedeutende Mengen an Röhrenprodukten benötigt.” – , meint Bairamow , – “Sich auf den heimischen Markt umorientierend, sichern die Hersteller ihre Produktionsmengen.”

Im FER erkennt man an, dass die ukrainischen Röhren um 15-20% billiger sind, bei gleicher Qualität. “Dies ist in erster Linie verbunden damit, dass in der Ukraine die Steuerbelastung auf eine Tonne der Produktion zweimal niedriger ist.”, – bekräftigt Dejneko. Der Meinung Kirill Tschuikos nach, liegt “die Frage der Lieferung von RGD immer auf der politischen Ebene.” und deshalb zieht “Gasprom” die russischen Hersteller auch bei höheren Preisen vor. Damit stimmt auch der Parlamentsabgeordnete Michail Wolynez überein. “Ich denke, dass “Gasprom” zielgerichtet eine Politik der Verdrängung der ukrainischen Röhren betreibt, dafür um so wenig wie möglich von der Ukraine abzuhängen.”

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 783

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