Geberkonferenz für Tschernobylfonds findet im Juli in Kiew statt
Im Juli findet in Kiew eine Konferenz der Geberländer zur Finanzierung der Arbeiten, die im Rahmen der Umsetzung der Programme zur Stilllegung des Tschernobyler Atomkraftwerkes vorgesehen sind, statt. Dies ist die erste Konferenz der Geber in der ukrainischen Hauptstadt.
Wie der Erste Vizepremier Alexander Turtschinow mitteilte, werden derzeit 28 Vertragsarbeiten am Tschernobyler Atomkraftwerk der allgemeinen Summe von 870 Mio. € durchgeführt. “Es gibt ein Bauprojekt der neuen sicheren Einschließung beim Objekt “Ukrytije/Abdeckung” und den Bau einer Lagerstätte für abgenutzte Atombrennstäbe (ChOJaT-2). Außerdem unternimmt die Regierung alle möglichen Maßnahmen für den Abschluss des Baus dieser Objekte in der geplanten Zeit. Die Umsetzung dieser Projekte gewährt die Strahlungssicherheit für die Ukraine und die benachbarten Länder für die nächsten 100 Jahre”, fügte der Staatsangestellte hinzu. Er merkte an, dass für die Durchführung aller Arbeiten mehr als 18.000t Metall und 20.000 Kubikmeter Beton notwendig sind. “Daher ist es sehr wichtig, einheimische Unternehmer und Industrielle als Subunternehmer heranzuziehen. Diese Ressource gestattet auch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und die Verwirklichung von neuen Bestellungen für ukrainische Unternehmen”, ist sich der Erste Vizepremier sicher.
Derzeit ist der Hauptgeber bei der Finanzierung der Arbeiten im Rahmen internationaler Projekte die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE). Am 15. Mai 2008 traf die EBWE die Entscheidung dem Fonds “Ukrytije” 135 Mio. € zuzuweisen und am 15. Juli wurde auf der Sitzung des Rates der Geberländer der Beschluss gefasst weitere 60 Mio. € zu gewähren.
Am 17. September 2007 unterzeichnete das Tschernobyler Atomkraftwerk einen Vertrag mit dem französischen Konzern Novarka über den Bau einer neuen Abdeckung für den zerstörten Energieblock Nr. 4 des Tschernobyler Atomkraftwerks und ebenfalls einen Vertrag mit dem amerikanischen Konzern Holtec International über den Bau des ChOJaT-2. Der Bau des neuen Objektes “Ukrytije” wird mit 505 Mio. $ beziffert. Für den Bau des ChOJaT-2 Lagers werden etwa 200 Mio. $ benötigt. Der Abschluss der Arbeiten ist für 2012 geplant.
Den Worten des Mitglieds des Profilausschusses der Rada, Walerij Kaltschenko (Block Julia Timoschenko), verlief die vorherige Konferenz der Geberstaaten, die am 15. Dezember 2008 stattfand, hinreichend erfolgreich. “Alle Geber stimmten der Fortsetzung der Zahlung ihrer Beiträge für den Fonds ‘Ukrytije’, wie für den Fonds für Atomsicherheit zu. Es wurden deutlich die Objekte für den Abschlus des Baus festgelegt: im März 2012 sollen die neue sichere Einschließung errichtet, der zweite Teil des ChOJaT-2 Lager rekonstruiert und die Finanzierung der Wiederaufbereitungsanlagen für flüssige Abfälle bestätigt sein. Bis jetzt ist alles im Zeitplan”, sagte der Parlamentsabgeordnete der “Ekonomitscheskije Iswestija“. Er bewerte positiv, dass in der Gruppe der Verwaltung der Projekte, die bislang aus ausländischen Vertretern bestand, 42 ukrainische Spezialisten eintreten.
Der Ex-Minister für Ökologie und Atomsicherheit, Jurij Kostenko, geht davon aus, dass die Beteiligung ukrainischer Subunternehmer bei den Projekten zur Stilllegung des Tschernobyler Atomkraftwerks nur in einem kleinen Bereich stattfinden kann. “Das sind Arbeitskräfte, Baumaterialien, Zement, Sand, ein bestimmter Teil ukrainischer Metall. Doch sehe ich nicht, dass man ukrainische Unternehmer zur aktiven Verwertung der Finanzmittel heranziehen kann – wir haben keine Technologien und keine Erfahrung”, erklärte Kostenko den “Ekonomitscheskije Iswestija“. Er ist sich sicher, dass der Bau der neuen Einschließung die Schlüsselprojekte nicht lösen wird. “Dieses Projekt, welches ich als Verstecken des Problems bezeichne, ist auf die Bildung eines zweiten hermetischen Mantels ausgerichtet. Alle Probleme, die unter der Abdeckung bleiben, müssen früher oder später gelöst werden, die Herausnahme der Überreste der atomaren Brennstoffe, die Verwertung der großen Zahl der schädlichen Stoffe und so weiter. Dies sind sehr teure und hochtechnologische Fragen, die auf den Schultern der Ukraine lasten”, sagt der Experte. Seinen Worten nach, wird die Lösung der Probleme “die unter der Abdeckung bleiben” heute mit etwa 300 Mrd. $ bewertet. “Es gibt keine Analogien zur Katastrophe von Tschernobyl. Doch es gibt ein Liquidierungsprogramm für Verschmutzungen in einer der Atomübungsplätze der USA, wo diese Zahlen kursieren”, fügte Jurij Kostenko hinzu.
Am 26. April 1986 geschah im Energieblock Nr. 4 des Tschernobyler Atomkraftwerkes eine Havarie, die eine Reihe seriöser technogener Folgen nach sich zog. Im Juni 1997 wurde auf dem G7 Gipfel die Entscheidung getroffen bei der EBEW den internationalen Tschernobylfonds “Ukrytije” zu gründen. Damals wurde versprochen in den Fonds nicht weniger als 300 Mio. $ einzubringen. Im Herbst des Jahres wurde die Versammlung der Geber des Tschernobylfonds “Ukrytije” gegründet, deren Verpflichtungen zusammengenommen 387 Mio. $ betragen. Die USA, Frankreich, Deutschland, Italien und die Europäische Union haben ihre Beiträge für den Fonds “Ukrytije” sofort überwiesen.
Xenia Lasorenko
Quelle: Ekonomitscheskije Iswestija