Inflation in der Ukraine fällt 2019 unter Fünfprozentmarke


2019 ist die Inflation in der Ukraine erstmals seit 2014 wieder unter die Fünfprozentmarke gefallen und betrug 4,1 Prozent. Damit lag der Preisanstieg weit unter den von der Regierung und der Zentralbank prognostizierten Werten. Diese hatten eine Inflationsrate von mehr als sechs Prozent erwartet.

Im Einzelnen haben sich Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke 2019 um 4,8 Prozent verteuert, während sie im Monatsvergleich gleich blieben. Am stärksten stiegen der Statistik zufolge die Preise für Obst mit 18,8 Prozent (-1,2 Prozent im Monatsvergleich). Überdurchschnittlich verteuerten sich auch Brot mit 9,7 Prozent (0,3 Prozent), Milch mit 7,4 Prozent (1,7 Prozent), Butter mit 7,8 Prozent (0,7 Prozent) und Käseprodukte mit 7,7 Prozent (1,0 Prozent). Billiger wurden demnach vor allem Eier, wofür die Preise um 14,6 Prozent (im Monatsvergleich plus 0,7 Prozent) sanken. Erschwinglicher wurden auch Sonnenblumenöl mit minus 1,4 Prozent (minus 0,8 Prozent) und Gemüse, das sich um 0,8 Prozent (plus 0,9 Prozent) verbilligte.

Preissteigerungen ergaben sich nach weiteren Steuererhöhungen auch bei Alkohol- und Tabakwaren. Diese wurden im Jahresvergleich um 13,0 Prozent und im Vergleich zum November um 0,8 Prozent teurer.

Die Preise für Schuhe und Kleidung sanken den Statistikern zufolge im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent und im Vergleich zum Vormonat verbilligten sich diese sogar um 3,4 Prozent.

Die Wohnkosten verringerten sich den Angaben des Statistikamtes um 1,9 Prozent im Vergleich zum Dezember 2018 und lagen um 2,3 Prozent unter dem Novemberniveau. Hervor stechen dabei die Preissenkungen für Erdgas, die um 28,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau und 11,2 Prozent unter dem des Novembers liegen. Preiserhöhungen gab es hingegen bei Warmwasser und Heizung mit 14,4 (0,0) Prozent, Wasser mit 12,7 (0,3) Prozent, Abwasser 12,2 (0,4) Prozent und Gebäudeinstandhaltung und Grundstückspflege mit 6,9 (0,3) Prozent.

Im Jahresvergleich sanken den Statistikern nach die Transportkosten um 2,4 (-0,4) Prozent. Treibstoffe und Schmiermittel wurden demnach sogar um 8,2 (-0,8) Prozent billiger. Transportdienstleistungen verteuerten sich hingegen um 7,7 (0,1) Prozent. Dabei stiegen insbesondere die Preise für Eisenbahnfahrkarten, die um 19,2 (0,2) Prozent teurer wurden.

Preisanstiege wurden im Jahresvergleich ebenfalls bei den Kosten für Bildung mit 13,5 (0,0), Restaurants und Hotels mit 8,8 (0,4), für Kommunikation mit 11,8 (-0,3) und im Gesundheitsbereich mit 3,8 Prozent (-0,3) verzeichnet. Die Preise im Erholungs— und Kulturbereich sanken leicht um 0,1 (-1,0) Prozent.

Nach 24,9 und 43,3 Prozent für 2014 und 2015 infolge einer kriegsbedingten massiven Abwertung der Landeswährung Hrywnja war die offizielle Inflationsrate 2016 zunächst auf 12,4 Prozent zurückgegangen und 2017 wieder auf 13,7 Prozent gestiegen. 2018 sank diese jedoch mit 9,8 Prozent erstmals seit 2014 wieder unter die Zehnprozentmarke, um sich dann 2019 mehr als zu halbieren.

Als einer der Hauptfaktoren für den relativ moderaten Preisanstieg gilt die Aufwertung der Hrywnja im Jahr 2019, was die Preise für importierte Waren und vor allem Energieträger zumindest weniger stark ansteigen ließ. Im Vergleich zum Dollar gewann die Hrywnja im vergangenen Jahr um 19 Prozent an Wert. Kostete ein Dollar am 1. Januar 2019 noch 27,68 Hrywnja, sank der Kurs ein Jahr später auf nur noch 23,68 Hrywnja. Als Hauptursache für diese Aufwertung gelten durch eine Liberalisierung der Zentralbank im März bedingte massive Käufe von in Hrywnja notierten Staatsanleihen durch Nichtresidenten. 2019 gelangten auf diese Weise über vier Milliarden Dollar ins Land.

Anfang 2019 stieg der Mindestlohn kräftig von 3.723 auf 4.173 Hrywnja (etwas über 150 Euro) und zum 1. Januar 2020 folgte eine weitere Erhöhung um 550 auf nunmehr 4.723 Hrywnja (über 175 Euro). Die Mindestrenten stiegen zum 1. Juli um 67 auf 1.564 Hrywnja (circa 55 Euro) und wurden zum 1. Januar 2020 auf nunmehr 1889,2 Hrywnja (etwas über 70 Euro) angehoben. Die über 11 Millionen Rentner bekamen der Regierung zufolge zum 1. April durchschnittlich 2.899 Hrywnja (etwa 108 Euro) und zum 1. Oktober lag die Durchschnittsrente bei 3019 Hrywnja oder umgerechnet etwa 113 Euro. Durchschnittlich verdienten die Ukrainer im November 2019 mit 10.679 Hrywnja knapp 400 Euro brutto.

Für 2020 erwartet die Regierung aktuell Preissteigerungen von 6,3 Prozent, wohingegen die Zentralbank von aktuell etwa 5 Prozent ausgeht.

Nachfolgend die Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahr von 1991 bis heute, zum Vorjahresmonat von 2006 bis heute und im Vergleich zum Vormonat von 1992 bis heute.

Jahresinflationsraten seit 1991

JahrInflationsrate (von Dezember zu Dezember)
1991290,0
19922000,0
199310156,0
1994401,0
1995181,7
199639,7
199710,1
199820,0
199919,2
200025,8
20016,1
2002-0,6
20038,2
200412,3
200510,3
200611,6
200716,6
200822,3
200912,3
20109,1
20114,6
2012-0,2
20130,5
201424,9
201543,3
201612,4
201713,7
20189,8
20194,1

Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat seit 2006

Monat20062007200820092010
Jan.9,810,919,422,311,1
Feb.10,79,521,920,911,3
März8,610,126,218,111,0
Apr.7,410,530,215,69,7
Mai7,310,631,114,78,5
Juni6,813,029,315,06,9
Juli7,413,526,815,56,8
Aug.7,414,226,015,38,3
Sep.9,114,424,615,010,5
Okt.11,014,823,214,110,1
Nov.11,615,222,313,69,2
Dez.11,616,622,312,39,1
Monat201120122013201420152016201720182019
Jan.8,23,7-0,20,528,540,312,614,19,2
Feb.7,23,0-0,51,234,532,714,214,08,8
März7,41,9-0,83,445,820,915,113,28,6
Apr.9,40,6-0,86,960,99,812,213,18,8
Mai11,0-0,5-0,410,958,47,513,511,79,6
Juni11,9-1,2-0,112,057,56,915,69,99,0
Juli10,6-0,10,012,655,37,915,98,99,1
Aug.8,90,0-0,414,252,88,416,29,08,8
Sep.5,90,0-0,517,551,97,916,48,97,5
Okt.5,40,0-0,119,846,412,414,69,56,5
Nov.5,2-0,20,221,846,612,113,610,05,1
Dez.4,6-0,20,524,943,312,413,79,84,1

Konsumentenpreise im Vergleich zum Vormonat seit 1992

Monat199219931994199519961997199819992000
Jan.285,273,219,221,29,42,21,31,54,6
Feb.15,328,812,618,17,41,20,21,03,3
März12,122,15,711,43,00,10,21,02,0
Apr.7,623,66,05,82,40,81,32,31,7
Mai14,427,65,24,60,70,80,02,42,1
Juni26,571,73,94,80,10,10,00,13,7
Juli22,137,62,15,20,10,1-0,9-1,0-0,1
Aug.8,321,72,64,65,70,00,21,00,0
Sep.10,680,37,314,22,01,23,81,42,6
Okt.12,466,122,69,11,50,96,21,11,4
Nov.22,045,372,36,21,20,93,02,90,4
Dez.35,190,828,44,60,91,43,34,11,6
Monat2001200220032004200520062007200820092010
Jan.1,51,01,51,41,71,20,52,92,91,8
Feb.0,6-1,41,10,41,01,80,62,71,51,9
März0,6-0,71,10,41,6-0,30,23,81,40,9
Apr.1,51,40,70,70,7-0,40,03,10,9-0,3
Mai0,4-0,30,00,70,60,50,61,30,5-0,6
Juni0,6-1,80,10,70,60,12,20,81,1-0,4
Juli-1,7-1,5-0,10,00,30,91,4-0,5-0,1-0,2
Aug.-0,2-0,2-1,7-0,10,00,00,6-0,1-0,21,2
Sep.0,40,20,61,30,42,02,21,10,82,9
Okt.0,20,71,32,20,92,62,91,70,90,5
Nov.0,50,71,91,61,21,82,21,51,10,3
Dez.1,61,41,52,40,90,92,12,10,90,8
Monat201120122013201420152016201720182019
Jan.1,00,20,20,23,10,91,11,51,0
Feb.0,90,2-0,10,65,3-0,41,00,90,5
März1,40,30,02,210,81,01,81,10,9
Apr.1,30,00,03,314,03,50,90,81,0
Mai0,8-0,30,13,82,20,11,30,00,7
Juni0,4-0,30,01,00,4-0,21,60,0-0,5
Juli-1,3-0,2-0,10,4-1,0-0,10,2-0,7-0,6
Aug.-0,4-0,3-0,70,8-0,8-0,3-0,10,1-0,3
Sep.0,10,10,02,92,31,82,01,90,7
Okt.0,00,00,42,4-1,32,81,21,70,7
Nov.0,1-0,10,21,92,01,80,91,40,1
Dez.0,20,20,53,00,70,91,00,8-0,2

Quellen:
Staatlicher Statistikdienst – Vergleich zum Vorjahresmonat

Autor:   Andreas Stein  — Wörter: 1981

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