Innenminister stellte Bericht zum Menschenhandel in der Ukraine vor
Innenminister Jurij Luzenko stellte gestern den Bericht zu den Ergebnissen der Bekämpfung des Menschenhandels durch die Organe des Innenministeriums vor. Im Dokument heißt es, dass in den letzten sechs Monaten 197 Verbrechen in diesem Bereich festgestellt wurden und gegen 70 Personen ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Derweil bekräftigen Menschenrechtler, dass die Statistik des Innenministerium nicht die Größenordnung des Problems widerspiegelt.
In dem vom Leiter des Innenministeriums, Jurij Luzenko, im Verlaufe einer Pressekonferenz veröffentlichten Bericht zu den Ergebnissen der Arbeit der Organe des Innenministeriums bei der Bekämpfung des Menschenhandels wird hervorgehoben, dass in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 197 Verbrechen aufgedeckt wurden, die vom §149 des Strafgesetzbuches (“Menschenhandel”) abgedeckt werden, zur strafrechtlichen Verantwortung wurden 70 Personen gezogen, 229 Opfer kehrten in die Ukraine zurück, acht Organisationen wurden liquidiert. Den Worten des Ministers nach, wurde eine weitere Organisation, die mit Menschen handelte, am 29. Juli beseitigt. “Vier Staatsbürger aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, zwei aus dem Irak und ein Russe sollten angeblich ein Modellcasting durchführen”, erzählte Luzenko, unterstreichend, dass allein durch diese Leute im letzten Jahr mehr als 200 Frauen ins Ausland verkauft wurden. “Die Hemmschwelle unserer Bürger hat sich leider so sehr gesenkt, dass junge Frauen, begreifend, dass sie im Ausland in die Prostitution kommen, den Auftraggebern entgegen kommen”, unterstrich Jurij Luzenko.
Die Leiterin der juristischen Abteilung des internationalen Frauenschutzzentrum La Strada-Ukraine, Marjana Jewtjukowa, bezeichnet die Statistik des Innenministeriums als “Spitze des Eisberges”. Es ist unmöglich genau zu sagen, wie viele Menschen Opfer des Handels werden. Man kann nur feststellen, dass es weitaus mehr sind, als in der Statistik der Miliz”, sagt sie. Der Meinung von Jewtjukowa nach, sind daran die Opfer selbst schuld, da sie sich in der Regel nicht an die Rechtsschutzorgane wenden. Zusätzlich fehlt in der Ukraine ein Mechanismus der Erfassung von Opfern von Menschenhandel. ??“Opfer werden sie erst, wenn sie selbst oder Verwandte sich an die Miliz wenden. Doch niemand sagt, wie viele Opfer unter denen sind, die in die Heimat zurückkehren – es werden nicht einmal entsprechende Befragungen durchgeführt”, erklärt Marjana Jewtjukowa.
Damit, dass die Größenordnungen des Menschenhandels bedeutend größer sind, als im Bericht gezeigt, ist auch die Stellvertreterin des Vorsitzenden des Lwower Zentrums “Fraueninitiativen”, Marta Tschumola, einverstanden. “Die Zahlen der Miliz spiegeln nur ihre Anstrengung bei der Bekämpfung der Erscheinung wider, doch geben sie keine Vorstellung vom Problem an sich”, meint Tschumola. Ihrer Meinung nach, kann man die ungefähre Zahl der Verbrechensopfer festlegen, indem man sich an der Statistik der Arbeitsmigration orientiert. “20% der Bevölkerung des Westens der Ukraine und etwa 15% des Ostens fahren ins Ausland um Geld zu verdienen. Den Angaben des Sicherheitsdienstes der Ukraine nach, werden etwa 3-5% der Gesamtzahl der Arbeitsmigranten so oder anders mit dem Problem des Menschenhandels konfrontiert”, sagt sie. Die Preise schwanken auf dem Sklavenmarkt von 1.000$ bis 10.000$ in Abhängigkeit von der “Qualität der Ware” und der Art der Nutzung, teilt Marta Tschumola mit.
Eine Lösung der Probleme mit dem Menschenhandel ist, der Meinung von Experten nach, unmittelbar mit der Verbesserung der Lebensqualität im Lande und einer fachmännischen Sozialpolitik verbunden. “Es wäre wünschenswert, wenn bei uns ein System dreier Prinzipien funktionieren würde: die Verhütung von Verbrechen, die Verfolgung von Verbrechern und Hilfe für die Opfer. Fraglos, werden wir dieses Übel nicht vollständig beseitigen können, doch spürbar die Situation verbessern2, vermutet Jewtjukowa. Außerdem bezeichnen die Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ die Verschärfung der Strafen für eine Reihe von Verbrechen als einen der wichtigsten Schritte bei der Bekämpfung des Menschenhandels, beispielsweise für die Erzeugung und Verbreitung von Kinderpornographie, die teilweise in Verbindung mit dem Kinderhandel steht. Tschumola nennt als Hauptmittel im Kampf die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Ukraine. “Opfer werden Menschen, die ins Ausland gelangen möchten. Falls sie Möglichkeiten finden gut in der Heimat zu verdienen, wird es weitaus weniger Glückssuchende im Ausland geben”, ist sie überzeugt.
Wadim Downar
Quelle: Kommersant-Ukraine