Krankenhäuser, die wir niemals sehen werden
Lassen Sie uns gemeinsam den Fond „Ukraine 3000“ um das Geld bitten, das für den Bau des Kinderkrankenhauses der Zukunft für Knochenmarktransplantation für ukrainische Kinder im Ausland überwiesen wurde.
Wir erinnern uns: 2006 wurden für das Krankenhaus 242 Mio. Hrywnja gesammelt (zu damaliger Zeit etwa 48 Mio. $). Allein mittels Anrufen und SMS spendeten Bürger für den Bau 2,4 Mio. Hrywnja. Mit dem Sammeln der Gelder befasste sich der Fond „Ukraine 3000“, der von der Ehefrau des Präsidenten, Katerina Juschtschenko, geleitet wurde, die versprach, dass das Krankenhaus ab 2009 Patienten aufnehmen wird. 2009 begannen sich Journalisten bei der Leitung des Fonds dafür zu interessieren, wo denn das Krankenhaus ist. Andrej Miroschnitschenko, der zu der Zeit an der Spitze des Aufsichtsrats stand, erklärte, dass die Prognose für den Bau übertrieben optimistisch war, dass die Besonderheiten der architektonischen Lösungen und des ausgewählten Grundstücks einen planmäßigen Ablauf nicht zuließen. Dazu musste der Standort noch zweimal verlagert werden – man sagt, die Bürokratie schont selbst solche Projekte nicht, Katerina Juschtschenko konnte ihre gesellschaftliche und politische Stellung nicht nutzen, um administrative Hürden zu überwinden.
Bis heute ist man mit Daten zum Fond „Ukraine 3000“ vorsichtig. Zweieinhalb Jahre sind vergangen. Die Baustelle steht. Journalisten wandten sich wieder an Katerina Juschtschenko mit der Frage, wo das Kinderkrankenhaus der Zukunft ist. Auf der offiziellen Seite des Krankenhauses können Sie das Interview vom Juli finden, in dem Frau Juschtschenko erklärt, dass Fragen zum Krankenhaus nicht an sie gerichtet werden dürfen, da das Projekt ein staatliches ist. Und schuld daran, dass es bis jetzt kein Krankenhaus gibt, ist ausschließlich der Staat, der gar kein Krankenhaus bauen will. Auf solch elegante Weise entzieht sich die Leitung des Fonds „Ukraine 3000“ vollständig der Verantwortung für den Bau und erklärt letztendlich, dass sie nicht in der Lage ist, ihr Versprechen zu erfüllen und das Krankenhaus zu bauen.
Die Gattin des Ex-Präsidenten klagt darüber, dass der Staat Geld für die Durchführung der Euro-2012 hat, aber keins für den Bau des Kinderkrankenhauses. Aber wo sind denn nun die eingesammelten Gelder? Von den Vorbereitungen und den bisherigen Bautätigkeiten sind angeblich noch 72 Mio. Hrywnja übrig, die bei der Ukreximbank liegen.
Früher diskutierte man in den Massenmedien aktiv die Frage, ob es denn das Geld gibt, das 2006 eingesammelt wurde. Quellen von Lewyi Bereg beim SBU (Ukrainischer Geheimdienst, Anm. d. Ü.) und dem Gesundheitsministerium versichern, dass diese Gelder praktisch sofort ausgegeben wurden und zwar nicht für den Bau. Heute hat Katerina Juschtschenko eine ausgezeichnete Möglichkeit, alle Lästerer zum Schweigen zu bringen, indem sie die übrigen 72 Mio. Hrywnja für etwas nützliches herausgibt. Vielleicht verzeiht ihr die Gesellschaft in diesem Falle die Vergeudung von 170 Millionen. Dies ist umso gerechtfertigter nach der Erklärung, dass der Bau des Krankenhauses ohne staatliche Hilfe unmöglich ist. Der Staat ist derzeit mit anderen Großprojekten beschäftigt, über die wir im Weiteren berichten. Auf das Geld der Spender zu warten muss man nicht, niemand gibt Geld für ein Projekt, für das längst alle Fristen abgelaufen sind und das seit 5 Jahren praktisch nicht vorangekommen ist. 2006 ging man davon aus, dass der Bau 600 Mio. kosten würde. In den 5 Jahren ist diese Summe offensichtlich größer geworden. Es wird kein Kinderkrankenhaus der Zukunft geben, so traurig es auch ist.
Und nun dazu, wie man die Gelder einsetzen könnte. Varianten gibt es viele und wenn Frau Juschtschenko damit einverstanden ist, dass das Geld nicht weiter in diese Baugrube fließt, wird sie eine gesellschaftliche Diskussion dieses Themas organisieren. Dies ist logisch, wenn die Gelder schwerkranken Kinder zugutekommen, wie es ursprünglich geplant war. Dem bestehenden Kinderkrankenhaus „Ochmatdet“, wo Knochenmarktransplantationen, zu denen sich verwandte Spender bereit erklärt haben, durchgeführt werden, reichen die Mittel nicht einmal für die technische Ausrüstung.
Es werden Röntgen- und MRT-Geräte sowie Laboratorien zur histologischen Analyse von Gewebeproben und des Knochenmarks benötigt. Man kann die Kranken mit langlebigen Kathetern versorgen zum Beispiel, oder mit Endoprothesen (diese sind billiger als eine Knochenmarktransplantation, aber die Kinder müssen sie mit dem Wachstum auswechseln). Es gibt eine aktuelle Liste dessen, was dem Transplantationszentrum fehlt. Auch könnten die abgetrennten Spielzimmer mit hypoallergenen Materialien und Desinfektionstechnik ausgestattet werden.
Und vielleicht lohnt es sich, den Eltern der Kinder Geld zukommen zu lassen, die nach nichtverwandten Knochenmarkspendern suchen. Solche Operationen werden nur im Ausland durchgeführt und sind natürlich sehr teuer. Ebenso wie die postoperative Genesung. Für 72 Mio. könnte man hunderte Kinderleben retten. Was das „Ochmatdet“ betrifft, so ist es höchste Zeit, das Geld für die Laborausrüstung einzufordern, man hat auch hier eine große Baustelle vor sich.
Wie Lb.ua bereits schrieb, reißt man beim „Ochmatdet“ im September 4 Gebäudeeinheiten ab. An ihrer Stelle beginnt man mit der Errichtung eines achtgeschossigen Hauser, in denen unter anderem das Zentrum für Kinder-Onkohämatologie und Knochenmarktransplantation untergebracht werden müssen. Wie der stellvertretende Direktor der Hauptverwaltung „Infrastrukturprojekte“ Ruslan Kowal mitteilte, sind für den Bau bereits 230 Mio. Hrywnja aus dem Staatsbudget einkalkuliert, die eigentlich für die Euro-2012 vorgesehen waren. Es ist geplant, dass im nächsten Jahr noch einmal 405 Mio. Hrywnja für den Bau verwendet werden. Es ist logisch, dass beim Bau neuer Räume für das Onkohämatologie- und Knochenmarktransplantationszentrum sofort auch alle notwendigen Laboratorien errichtet und ausgestattet werden.
Theoretisch möglich wäre es, die vom Fonds „Ukraine 3000“ eingesammelten Mittel in den Bau eines neuen Gebäudes für „Ochmatdet“ zu investieren. Allerdings gibt es mehrere „aber“. Das Bauprojekt ist noch nicht bestätigt worden, die 4 Gebäude von „Ochmatdet“ werden aber bereits abgerissen. Das Projekt wird von „Ukrbudprojekt“ bearbeitet, deren bekanntestes Werk – ein 18-etagiger Wolkenkratzer für die Nationalbank auf der Institutskaja-Straße – vom städtischen Architektur- und Baurat abgelehnt wurde. 2009 gewann „Ukrbudprojekt“ die Ausschreibung für „die Projektierung einer Aufnahmestation eines multidisziplinären Krankenhauses und seiner Einführung für die entsprechenden Krankenhäuser in denjenigen Städten, in denen die Spiele für die Fussball-EM 2012 durchgeführt werden“. Allgemein ist die Verbindung der Bauprojekte für „Ochmatdet“ mit der Euro-2012 immer übersehen worden. Sowohl fließen Gelder von der Euro-2012 in das Krankenhaus als auch hat der Projektant eine Beziehung zur Euro-2012. In Kiew gibt es Gerüchte, dass anstelle der Gebäude für „Ochmatdet“ ein Hotel für die Euro-2012 gebaut wird.
Dem Projekt wurde ein noch merkwürdigerer Generalunternehmer zuteil. Bauen und vollständig ausrüsten wird den neuen Komplex für „Ochmatdet“ die OOO „Ukrprofmed“, die sich mit Arzneimittelhandel befasst. „Ukrprofmed“ wurde seinerzeit von der bekannten Pharmaunternehmerin Jelena Bech geleitet, der Tochter des Generaloberst der Miliz Valentin Nedrigailo. Jetzt ist die Chefin des Unternehmens ihre Konkurrentin Irina Kowal. Beide Damen sind denjenigen gut bekannt, die sich für staatliche Medikamenteneinkäufe interessieren. Mit dem Bau medizinischer Einrichtungen hatten sie allerdings bisher nichts zu tun. Übrigens gewann die ursprüngliche Ausschreibung ein anderes Unternehmen, aber die Ergebnisse des Wettbewerbs wurden annulliert.
Man möchte sich irren, aber bei Lichte betrachtet hat die oben beschriebenen Baustelle auf dem Gebiet von „Ochmatdet“ alle Chancen, ein zweites Kinderkrankenhaus der Zukunft zu werden. Übrigens machte der Leiter des Projektes das Versprechen, das Kinderkrankenhauses der Zukunft zu bauen…
Allgemein ist die Fähigkeit der heutigen Behörden, medizinische Seifenblasen hervorzubringen, vollkommen vergleichbar mit den Erfolgen der vorangegangenen Behörden auf diesem Gebiet. So eröffnete zum Beispiel Premierminister Nikolai Asarow im Oktober vergangenen Jahres mit viel Pomp das Zentrum für Nuklearmedizin. Bis dahin „arbeitete“ das „junge Team“ unter Leonid Tschernowetskiy daran. Noch 2007 kauften sie die sehr kostspielige und für die Ukraine außerordentlich notwendige Ausrüstung, aber statt das Zentrum zu bauen, ließ man diese Ausrüstung unter einem Vordach auf dem Gelände des Kiewer Onkologischen Krankenhauses stehen. Dazu gehörte auch der in der Ukraine einzige PET-Scanner (Positronen-Emissions-Tomograph), der es ermöglicht, Krebserkrankungen im Frühstadium zu erkennen. Das Zentrum wurde von den neuen Behörden fertig gebaut, nur sind die Garantiefristen der technischen Ausrüstungen bereits abgelaufen und Geld für Aufstellung, Einrichtung und Betrieb ist nicht mehr vorhanden. Das störte Nikolai Janowitsch Asarow nicht, feierlich zu erklären, dass alle Geräte, darunter auch der PET-Scanner, arbeiten. Im Zentrum arbeitete zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts, das stellten sehr schnell die Patienten fest, für die die Behandlung im Zentrum für Nuklearmedizin lebensnotwendig war. Das letzte Mal rief LB.ua an diesem Montag (5.9.11) in der Klinik an, der PET-Scanner arbeitete immer noch nicht. Spezialisten sagen, dass er niemals arbeiten wird. Und dass Asarow das von Beginn an wusste.
8. September 2011 // Viktorija Gerasimtschuk
Quelle: LB.ua