Kurzfristige Entlastung für die ukrainische Leistungsbilanz im Juli


Im Juli wurde zum ersten Mal in der (ukrainischen) Geschichte in der Leistungsbilanz ein Wachstumstempo beim Warenexport von 79% festgestellt, was das Importwachstum bedeutend übertraf. Dank dessen blieb das Außenhandelsdefizit im Vergleich zum Juli letzten Jahres faktisch unverändert. Das sind gute Neuigkeiten für die Ukraine, sagen Experten, da sich der Währungszufluss ins Land erhöht. Doch, ihrer Meinung nach, werden die hohen Exportziffern nicht zur Tendenz, da im August sich die Preise für Metallprodukte zu verringern begannen. In Verbindung damit könnte das Leistungsbilanzdefizit für das laufende Jahr am Ende die 12 Mrd. $ übersteigen.

Am Freitag veröffentlichte die Zentralbank zum ersten Mal monatliche Daten für die Zahlungsbilanz der Ukraine für den Juli und von Januar bis Juli 2008 (bislang wurden lediglich Quartalsziffern veröffentlicht), in denen eine spürbare Übersteigung der Wachstumstempi des Warenexports über die des Imports festgestellt wurde. “Im Juli wurden zum ersten Mal in der (ukrainischen) Geschichte in der Zahlungsbilanz ein nominelles Exportwachstum von 79% festgestellt, die monatlichen Exporten erhöhten sich auf 7,7 Mrd. $.”, heißt es im Bericht der Zentralbank. “Die Wachstumsgeschwindigkeit beim Export überstiegen das Tempo des Importwachstums um 15 Prozentpunkte, der negative Saldo der Handelsbilanz blieb faktisch auf dem Niveau der entsprechenden Periode des vergangenen Jahres.”

Die Zentralbank erklärt dieses hohe Exportwachstum mit der Erhöhung der Preise für Metallprodukte um 53,8% auf den Exportmärkten (diese haben einen Anteil von 49,5% am Exportwachstum). Außerdem, erhöhten sich um 44,2% die Preise für Maschinenbauprodukte (15,1%), um 45,6% die Produkte des Komplexes der industriellen Landwirtschaft (11,8%) und um 34% die Produkte der chemischen Industrie (8,2%). Noch im Juni überstieg das Importwachstum das des Exports – 63% und 61,8% entsprechend (”Kommersant-Ukraine“ vom 29. Juli). Insgesamt überstieg das Importwachstum, den Ergebnissen der ersten sieben Monate nach, das des Exports um 11 Prozentpunkte.

Den Daten der Zentralbank nach, stieg in sieben Monaten der Warenexport um 46,6%, auf 40,6 Mrd. $, der Import um 57,4%, auf 50,6 Mrd. $. Das Defizit der Handelsbilanz erhöhte sich um das 2,2fache.

Ungeachtet des beschleunigten Exportwachstums, stieg das Defizit der Leistungsbilanz der Zahlungsbilanz der Ukraine in sieben Monaten um das 3,8 fache, auf 7,2% des BIP (7,7 Mrd. $). Doch der Zufluss an direkten Auslandsinvestitionen (12,6 Mrd. $) erlaubte einen positiven Saldo der Zahlungsbilanz in Höhe von 4,9 Mrd. $. “Die Erhöhung des Zuflusses von ausländischem Kapital im laufenden Jahr, sowohl von langfristigen Anlagen als auch in Form von direkten Auslandsinvestitionen, gibt, von der einen Seite her, die Möglichkeit das Defizit der Leistungsbilanz auszugleichen und die internationalen Reserven aufzustocken, von der anderen Seite her, übt es Druck auf den Währungsmarkt in Richtung einer Aufwertung der Hrywnja aus.”, betont die Zentralbank.

Experten bewerten die unerwartete Übersteigung des Warenimport- durch das Warenexporttempo positiv, dabei betonend, dass dies eine Verringerung des Defizits der Leistungsbilanz erlaubt. Doch zusammen damit sind sie sicher, dass diese Situation nicht zur Tendenz wird. “Man kann unmöglich über den Beginn eines langfristigen Trends reden, da dies der ausschließliche Einfluss des Preisfaktors ist.”, betont Andrej Parchomenko, Analyst für Makroökonomie bei der Investmentfirma “Concorde Capital”. Den Worten von Jelena Belan, Analystin bei der Investmentfirma “Dragon Capital”, nach, sind die Preise für den Hauptbestandteil des Exports – die Metallproduktion – bereits am Sinken. “Wahrscheinlich, werden sich die Preise für Metall stabilisieren, doch, es ist möglich, das sie nach unten gehen, maximal um 10%.”, sagt sie.

Parchomenko geht davon aus, dass dank des WTO Beitritts der Ukraine und der guten Getreideernte der Anteil der Agrarprodukte am Export sich ausweitet. Den Ergebnisse des Jahres nach, erlaubt dies das Defizit der Leistungsbilanz auf dem Niveau von 4,5% des BIP zu halten. “Im nächsten Jahr wird das Wachstum des Imports das des Exports übersteigen und das Defizit wird 5,3% des BIP betragen.”, prognostiziert er. Übrigens, bei “Dragon Capital” vermutet man, dass bis Ende des Jahres die Landwirte die Außenhandelsstruktur nicht verändern können. “Das Defizit der Leistungsbilanz wird sich erhöhen und erreicht, nach unseren Prognosen, 12,6 Mrd. $, was 6,4% des BIP erreichen.”, denkt Belan. “Im nächsten Jahr könnte das Defizit 20,6 Mrd. $ oder 8,3% des BIP erreichen.”

Quellen:

Anmerkung: Die Struktur der ukrainischen Zahlungsbilanz unterscheidet sich etwas von der der Bundesbank, siehe verlinktes Dokument.

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 757

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