Im Januar-Februar 2009 hat das Defizit der Zahlungsbilanz¹ der Ukraine 4 Mrd. $ erreicht, was zum Hauptgrund der Verringerung der Reserven der Zentralbank um 5 Mrd. $ wurde, teilte gestern die Zentralbank mit. Der Hauptanteil des Devisendefizits im Bankensystem – mehr als 3 Mrd. $ – wurde von der aktiven Nachfrage der Bevölkerung nach Fremdwährung und dem Einlagenabzug verursacht. Eine Beibehaltung dieser Tendenz würde eine große Verringerung der Liquidität des Bankensystems verursachen, denken Experten. Ihrer Meinung nach, kann die hektische Nachfrage nach ausländischer Währung nur von einer konzertierten Aktion der Machthaber zur Stärkung der Hrywnja gesenkt werden.
Nach vorläufigen Angaben der Zentralbank, die gestern veröffentlicht wurden, betrug das Zahlungsbilanzdefizit in den ersten zwei Monaten des Jahres 2009 3,938 Mrd. $, was fast acht mal mehr als der Wert in der analogen Periode des Jahres 2008 (503$) ist. Im letzten Jahr waren die Leistungsbilanz (Handels- und Dienstleistungsbilanz + Übertragungsbilanz) negativ – 1,978 Mrd. $ und die Kapitalbilanz positiv – 1,475 Mrd. $. Derzeit lässt sich eine gegenläufige Tendenz beobachten: das Profizit der Leistungsbilanz betrug 562 Mrd.$ und das Defizit der Kapitalbilanz 4,5 Mrd. $.
Das Defizit der Zahlungsbilanz von 4 Mrd. $ wurde von der Zentralbank gedeckt – deren Reserven sanken in dieser Zeit um 5,084 Mrd. $, darunter über den Verkauf von Währungen um 3,341 Mrd. $. Aus den Angaben der NBU folgt, dass 75% des Defizits der Zahlungsbilanz durch die Bevölkerung verursacht wurde, die 1,435 Mrd. an Einlagen abzog und 1,999 Mrd. $ mehr an ausländischer Währung kaufte, als verkaufte. In der Summe stieg die Devisenmenge, die sich bei physischen Personen befindet, um 3,434 Mrd. $, obgleich aus dem Bankensystem etwas weniger heraus ging – 3,050 Mrd. $.
Der Zentralbankrat in Bezug auf die weitere Entwicklung der Ereignisse auf dem Währungsmarkt pessimistisch gestimmt. “Der Bevölkerung muss etwas hoffnungsvolles gegeben werden, damit sie aufhört Dollar zu kaufen. Falls es weiter endlose Konflikte an den Machtstellen gibt, Entlassungen, Inflation von mehr als 20%, werden die Leute die Banken auseinander nehmen und werden aus ihrer Sicht Recht haben”, denkt das Zentralbankratsmitglied, Walerij Gejez. Der weitere Geldabzug aus dem Bankensystem bedroht dieses mit dem endgültigen Liquiditätsverlust. “Falls die Situation sich verschlimmert, erwartet die Banken ein großes Liquiditätsproblem und aufgrund des Fehlens von Krediten wird die Produktion stillstehen”, sagt Irina Piontkowskaja, Ökonomin der Investmentfirma “Troika Dialog Ukraina”. “Derzeit hält die Bevölkerung ihr Geld zusammen, doch nach einiger Zeit wird sie verstehen, dass die Bargeldhaltung ihren Wert verliert und beginnt dieses auf dem Waren- und Dienstleistungsmarkt auszugeben. Das ist ein langsamerer Weg, doch ein Teil des Geldes wird in die Wirtschaft zurückkehren”.
Die nervöse Nachfrage nach ausländischer Währung kann man nur über komplexe Maßnahmen senken, sind sich Banker sicher. “Man kann die Aufregung auf dem Bargeld-Devisenmarkt beeinflußen, indem man lediglich den Verkauf von Dollar verbietet. Doch dann wird es einen Schwarzmarkt geben und dies ist noch schlechter. Eine bessere Methode ist es, die Nachfrage zu senken – über positive Signale zur Stabilisierung der Situation über einen längeren Zeitraum. Dies kann alles mögliche sein: die Tranche des IWF, Maßnahmen der Regierung zur Überwindung der Krise, Investitionen in das Gastransportsystem, Hilfe für Hypothekenschuldner, Hilfe für Staatsunternehmen”, ist sich der Erste Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden der WTB Bank, Witalij Fischer, sicher. “Die Leute werden ebenfalls aufhören Dollar zu kaufen, wenn ihre freien Hrywnjabestände enden oder falls eine Schwächung des Dollars selbst eintritt. Wenn der Dollar sinkt, werden sie Euro und Immobilien kaufen”.
Derzeit ist es unumgänglich die Bankenprobleme zu lösen. “Man muss endgültig festlegen, welche Banken eine staatliche Unterstützung bekommen und zuverlässig bleiben, da die Bevölkerung kein Gefühl der Sicherheit der Spareinlagen hat”, betont Irina Piontkowskaja. “Ständig werden Zwangsverwaltungen eingeführt und es ist sehr schwer die Einlagen zu bekommen. Falls der Dollar einige Monate stabil bleibt, sollten die Leute aufhören ihn in diesen Mengen zu kaufen”.
Jelena Gubar
Die Struktur der Zahlungsbilanz der Ukraine, in Mio. $
- | Januar-Februar 2008 | Januar-Februar 2009 |
---|---|---|
Leistungsbilanz | -1.978 | 562 |
Export von Waren und Dienstleistungen | 10.686 | 7.187 |
Import von Waren und Diensteistungen | -13.230 | -6.655 |
Einnahmen (Dividenden aus Direktinvestitionen) | 96 | -391 |
Laufende Transfers (Geldübertragungen) | 470 | 421 |
Kapitalbilanz | 1.475 | -4.500 |
Direktinvestitionen | 1.337 | 436 |
Portfolioinvestitionen | 136 | 3 |
Mittlere und langfristige Kredite, Anleihen | 2.282 | -362 |
Kapitaltransfers | 2 | 3 |
Anderes Kapital | -2.282 | >. -4.580 |
Darunter Devisenbargeld außerhalb von Banken | -1.725 | -3.050 |
Gesamtbilanz | -503 | -3.938 |
Quelle: Kommersant-Ukraine
¹Unter Zahlungsbilanz wird hier Leistungsbilanz + Kapitalbilanz verstanden, die Devisenbilanz und die Restposten fehlen hier. Es wird dabei, wie aus dem Text ersichtlich, unterstellt, dass das “Zahlungsbilanzdefizit” aus den Devisenreserven gedeckt wird. Den allgemeinen Definitionen nach kann es kein Zahlungsbilanzdefizit geben!
Forumsdiskussionen
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„@tombi, das Land hat andere Probleme als Dir Deine Wahlunterlagen hinterher zu tragen. Soll auch so bleiben, kostet nur unnötig Steuergelder! Soweit alles Verstanden? Aha, wieder so ein Widerling der...“
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