Legale Rücküberweisungen ukrainischer Arbeitsmigranten beliefen sich 2009 auf fast 3 Mrd. Dollar
Der Zeitung Delo liegen Daten zu den Ergebnissen der Arbeit des Geldüberweisungssystems für das Jahr 2009 vor. Ungeachtet der Finanzkrise erwies sich der in die Ukraine eingehende Geldstrom als historisch einmalig. So wurden im letzten Jahr mit Hilfe von Western Union, „Unistream“ und anderen Betreibern in die Ukraine 2,94 Mrd. $ überwiesen, was 16,25% mehr sind als ein Jahr vorher. Gleichzeitig wurden aus der Ukraine nur 0,51 Mrd. $ (plus 33,5% im Vergleich zu 2008) überwiesen.
Dieser Anstieg des Marktvolumens für Überweisungen in dem nichteinfachen Krisenjahr erklären Experten in erster Linie mit der Erhöhung der Zahl der Ukrainer, die für Arbeiten ins Ausland reisten. „In der Ukraine haben in den letzten anderthalb Jahren viele Menschen ihre Arbeit verloren und waren gezwungen für Arbeit ins Ausland zu fahren und auf Rechnung dieser erhöhte sich die Anzahl der Überweisungen“, bestätigt der Direktor der Abteilung für Zahlungssysteme der Zentralbank, Wiktor Krawez. Zumal ungeachtet der Erhöhung der Arbeitslosigkeit in faktisch allen Ländern, wo die Ukrainer arbeiten, diese von den Massenentlassungen praktisch nicht betroffen waren. „Migranten sind weniger von Entlassungen betroffen, als die lokale Bevölkerung, da sie für weniger Geld zu arbeiten bereit sind“, erklärte der NBU (Nationalbank der Ukraine) Experte Andrej Gajduzkij. Seinen Worten nach zog die Verschlechterung der ökonomischen Situation im Lande eine Verringerung des allgemeinen Lebensniveaus nach sich, was die Migranten dazu zwang die durchschnittliche Überweisungshöhe zu erhöhen.
Nach Expertenschätzungen, wurde im letzten Jahr vor allem Geld aus Russland in die Ukraine überwiesen. „Mehr als woanders her kommen Überweisungen aus Russland in die Ukraine, danach folgt das ‘goldene Dreieck’ – Spanien, Italien, Portugal und danach Tschechien und Polen, danach Kanada und die USA“, erläuterte der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden der Bank „Finansy ta Kredit“, Igor Lwow. Das erklärt sich damit, fast die Hälfte aller ukrainischen Arbeitsmigranten in Russland arbeitet. „Außerhalb der Grenzen des Landes arbeiteten Anfang 2009 4,93 Mio. ukrainische Bürger, die 2008 etwa 35 Mrd. $ erarbeiteten. In Russland arbeiten unseren Schätzungen nach etwa 2 Mio. Ukrainer“, sagt der NBU Experte Andre Gajduzkij.
Die Erfolge der Ausländer, die in der Ukraine arbeiten, sind um einiges bescheidener. Den Angaben der Weltbank und der OECD nach arbeiten etwa 6 Mio. ausländische Bürger in der Ukraine. Den offiziellen Angaben der NBU nach sandten sie insgesamt nur 510 Mio. $ in ihre Heimat.
Für Überweisungen gibt es kein schlechtes Wetter
Von den 16 Geldüberweisungssystemen, die auf diesem Markt aktiv sind, gehören elf Russen. Zu den Top-5 gehören zwei amerikanische Systeme – Western Union und Moneygram und ebenfalls drei russische „Unistream“, Migom und Contact. Den Ergebnissen des Jahres nach verlor der ständige Marktführer Western Union weiter Positionen. Wenn 2008 über ihn 43% aller Überweisungen aus der Ukraine gingen, dann betrug der Anteil 2009 35,6%.
Der Regulierer und die Geschäftsbanken erwarten einen weiteren Anstieg der Geldüberweisungsmengen. Dies steht in Verbindung mit dem Wachstum der Wirtschaften, wo die Ukrainer arbeiten, wie auch mit dem schrittweisen Verzicht der Migranten auf „graue“ und „schwarze“ Schemen der Geldüberweisung in die Ukraine. „In diesem Jahr gibt es ein Wachstum auf Rechnung der internationalen Geldüberweisungen, da sich die Arbeitslosigkeit in den EU-Ländern verringern wird, die Wirtschaft wächst und entsprechend die Einnahmen der Mitarbeiter“, prognostiziert Igor Lwow. „Die letzten Jahre lässt sich eine Erhöhung des Anteils der offiziellen Überweisungen beobachten, die Arbeitsmigranten begreifen, dass es sicherer und im Endeffekt einträglich ist, das Geld über eine Bank oder ein Zahlungssystem zu versenden, als es dem Schaffner oder dem Sammeltaxifahrer zu übergeben“, sagt Gajduzkij.
Übrigens, wie die Untersuchung zeigt, die von der Zentralbank vorgenommen wurde, gelangt über die Zahlungssysteme in die Ukraine bislang nur ein unbedeutender Teil der Gesamtsumme an Geld in die Ukraine. „Wir berechneten, wie viel Geld und materielle Werte 2008 insgesamt in die Ukraine gelangten (2009 wurde eine solche Analyse nicht durchgeführt). Es kam dabei heraus, dass ins Land 25,6 Mrd. $ gelangten“, konstatiert Gajduzkij. In dem Jahr gelangten über die Geldüberweisungssysteme etwas mehr als 2,5 Mrd. $ in die Ukraine, das heißt insgesamt 10% der allgemeinen Summe. „Unter den ukrainischen ‘Gastarbeitern’ (russ. Gastarbeiter) sind wie gehabt illegale Arten der Übermittlung von Bargeldmitteln verbreitet, ein großer Teil der Hilfe kommt in Warenform an. Jedoch davon zu reden, dass all dieses Geld in der Ukraine blieb ist unkorrekt, da ein Teil dieses Geldes aus dem Land für die Bezahlung von Grauimporten und anderen Sachen geht“, erläutert Alexander Sholud, Ökonom des Internationalen Zentrums für Zukunftsforschungen. Bei der NBU stimmt man damit überein, dass ein Teil der Mittel aus dem Land geht, doch konnte man die Höhe der Mittelabflüsse nicht konkretisieren, da die Untersuchung, die von der NBU durchgeführt wurde, diese Frage nicht berührte.
Wohin geht das Geld?
Den Schätzungen der Mehrzahl der Experten nach, geht 70-90% des in die Ukraine fließenden Geldes in den Konsum. „Traditionell geht ein großer Teil der Mittel aus den Geldüberweisungen in die Westukraine, wo auf deren Rechnung viele Familien leben. Eine genaue Statistik, welcher Teil dieser Gelder gespart wird, gibt es nicht, doch wahrscheinlich ist, dass dieser sehr klein ist“, sagt der Direktor des Zentrums für ökonomische Entwicklung, Alexander Paschawer. Den Berechnungen von Alexander Sholud nach gehen 85-90% allen in die Ukraine fließenden Geldes in den Konsum. Jedoch sogar die 10-15%, die zum Sparen übrig blieben, sind 2009 fast gar nicht im Bankensystem angekommen. „Fast all dieses Geld liegt unter Matrazen“, ist sich Andrej Gajduzkij sicher. Die Worte des Experten werden von der Statistik bestätigt. „Im Jahr 2009 hat sich das Volumen der Deviseneinlagen im Bankensystem um wenig mehr als 620 Mio. $ erhöht. In dieser Zeit hat die Bevölkerung bei den Banken Devisen für fast 8,4 Mrd. $ mehr gekauft, als ihnen verkauft wurden. Diese Summe würde mit einem Puffer für die Tilgung der Devisenkredite reichen – im letzten Jahr tilgten physische Personen Kredite, die in Devisen nominiert waren, für 3,3 Mrd. $“.
Wie viel Dollar die Ukrainer in Bargeld gespart haben, verlautbarte vor kurzem der geschäftsführende Direktor für ökonomische Fragen bei der Zentralbank, Igor Schumilo. Gemäß seinen Schätzungen stieg innerhalb der letzten fünfzehn Jahre die Menge an vorhandenem ausländischem Bargeld außerhalb des Banksystems in der Ukraine auf 58 Mrd. $. Das ist mehr als 6% des gesamten Volumens an Dollarbargeld in der Welt.
Die Top-10 der internationalen Geldüberweisungssystem im ukrainischen Markt
Unternehmen | Summe der Überweisungen in die Ukraine, in Mio. $ | Summe der Überweisungen aus der Ukraine, in Mio. $ |
---|---|---|
Western Union | 1047,3 | 127.1 |
Unistream | 305,9 | 34,3 |
MoneyGram | 257,9 | 19,9 |
Migom | 177,5 | 28,8 |
Contact | 97,6 | 13.9 |
Anelik | 78,5 | 20,7 |
Bystraja Potschta | 67,1 | 14,0 |
Coinstar | 40,1 | 0,8 |
Blitz | 36,3 | 9,1 |
Leader | 35,1 | 20,9 |
Quelle: Delo