Neuer ukrainischer Atomkonzern gegründet


Gestern entschied sich die Regierung den Konzern “Jadernoje Topliwo Ukrainy” zu gründen, dessen Hauptaufgabe in der Begründung einer eigenen Herstellung von Kernbrennstoffkassette – Brennstoff für Kernkraftwerke – liegt. Experten merken an, dass bei Investitionen von 15 – 17 Mrd. $ in zehn Jahren bis zu 70% der Herstellung der von der Ukraine benötigten Kernbrennstoffkassetten selbst bewerkstelligt werden kann.

Der dem Energieministerium vorstehende Jurij Prodan erklärte, dass das Kabinett die Anordnung zur Gründung des Konzerns “Jadernoje Topliwo Ukrainy” bestätigt hat. In dessen Bestand gehen das Staatsunternehmen “Wostotschnyj GOK” (Östliches Erzanreicherungskombinat), “die Direktion des Unternehmens, welches auf der Basis der Nowokonstantinowsker Uranerzlagerstätte zu bilden ist”, “Smoly”, das “Dnepropetrowskij Sawod Prezisionych Trub/Dnepropetrowsker Präzisionsröhrenwerk”, das Ukrainische Projektentwicklungs- und Wissenschaftsinstitut für Industrietechnologie. In den Bestand des Konzerns soll ebenfalls die Staatsunternehmen “Zirkonij”, nach dessen Sanierung, eingehen. Das Energieministerium untersucht ebenfalls die Möglichkeit der Übertragung der ukrainischen Anteil des “Ukraino-Kasachstano-Russischen Joint-Ventures zur Herstellung von Atombrennstoffen”. Früher gehörten alle diese Unternehmen, einschließlich der Staatlichen Atomenergieerzeugungsgesellschaft “Energoatom” und der Offenen Aktiengesellschaft “Turboatom”, zum Bestand des Staatskonzern “UkrAtomProm”, der gestern von der Regierung liquidiert wurde.

Der Pressedienst des Energieministeriums verzichtete darauf zu erklären, warum aus dem Konzern “Energoatom” und “Turboatom” ausgeschlossen wurden. Doch ein Informant in der Elektroenergieabteilung erzählte, dass die Behörde davon ausgeht, dass die aktuelle Struktur mehr der weltweiten Praxis entspricht. “‘UkrAtomProm’ präsentierte sich wie eine Kolchose, wohin alle das warfen, was sie sahen. Das neue Unternehmen ist für die konkrete Aufgabe gebildet worden, die Produktion eigenen Atombrennstoffs maximal zu entwickeln.”, erzählte ein Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“.

Der Generaldirektor des Forschungszentrums “UkrAtomstrojconsulting”, Wladimir Kasaschin, bestätigt, dass “Turboatom” nicht in das neue Unternehmen aufgenommen wurde, da die Regierung dessen Privatisierung plant. Und die Vereinigung des Energieherstellers – “Energoatom” – und des Brennstoffherstellers, war von Anfang an nicht zweckgerichtet. “Auf der ganzen Welt arbeiten die Konzerne, welche Brennstoffe herstellen und die Kraftwerke nutzen, getrennt, sogar wenn sie einen einzigen Eigentümer haben. Dies erlaubt es sie effektiver zu leiten.”, erzählte Kasaschin.

Bei “Energoatom” wurde die Gründung des neuen Konzerns positiv bewertet. Wie dem “Kommersant-Ukraine“ die Pressesekretärin des Unternehmens Ilona Sajaz erzählte, wird der neue Konzern perspektivisch bis zu 70% der Produktion von Kernbrennstoffkassette ausführen. “Am Ende werden wir alle Arbeiten durchführen, mit Ausnahme der Urananreicherung, welche 30% des Preises von Kernbrennstoffkassette ausmacht.”, erläuterte Sajaz. Den Daten von “UkrAtomstrojconsulting”, werden momentan nur 15% der Arbeiten bei der Herstellung von Kernbrennstoffkassetten (Uranförderung, Herstellung einzelner Tele der Kassetten) in der Ukraine durchgeführt. Auf der Welt gibt es nur fünf Staaten – USA, Russland, Japan, Frankreich und Spanien – die Kapazitäten für die Anreicherung von Uran besitzen. Dabei haben 21 Länder eigene Atomkraftwerke.

Den Einschätzungen der Analystin der Investmentfirma “Renaissance Capital”, Jekaterina Malofejewa, nach, sind, um die dem Konzern “Jadernoje Topliwo Ukrainy” gesetzten Ziele zu erreichen, ein Minimum von 15-17 Mrd. $ und zehn Jahre Arbeit nötig. Früher wurde vermutet, dass in “Energoatom” investiert wird, welche in einem Konzern mit den Herstellern von Kernbrennstoffkassetten war. Auf welche Weise Investitionsmittel aufgetrieben werden sollen, präzisiert das Energieministerium nicht. Übrigens, der Meinung des Analysten der Investmentfirma “Uralsib”, Kirill Tschuiko, nach, wird sogar in dem Fall, wenn die Investitionsmittel aufgetrieben werden (beispielsweise in Form von Krediten), ist der Erfolg des Projektes nicht garantiert. “Viele der Prozesse in der Ukraine müssen von Null aufgebaut werden, was Technologieimporte erfordert, welche andere Kernbrennstoffkassettenherstellerländer überhaupt nicht teilen wollen.”, merkt Tschujko an.

Übrigens, der Idee steht man bei der russischen “Rosatom” positiv gegenüber. Offiziell wollte man die Regierungsentscheidung beim Unternehmen nicht kommentieren. Doch ein Informant, welcher dem Unternehmen nahe steht, teilte dem “Kommersant-Ukraine“, dass TWEL sogar dazu bereit ist, die Herstellung von Kernbrennstoffkassetten gemeinsam mit der Ukraine zu entwickeln, worüber bereits früher ein Abkommen zwischen beiden Staaten erreicht wurde.

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 677

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