Die Regierung verspricht baldige Reformen und einen Wirtschaftseinbruch


Das Ministerkabinett der Ukraine hat die Anordnung Nummer 76 beschlossen, in der sie Prognosewerte für die Jahre 2015-2017 veröffentlichte. Man muss dazu sagen, dass die Regierung Arsenij Jazenjuk sehr klug vorging, da sie die Prognosen für jedes Jahr in drei Szenarien präsentierte: einem pessimistischen, einem optimistischen und einem mittleren. Das ist richtig, denn gerade jetzt ist es schwer sogar für einen Monat, und mehr noch für längere Fristen, klare Vorhersagen zu machen. Die Prognosen sind sehr aufschlussreich geworden und zeigen offen, dass die Regierung Jazenjuk schlussendlich begriffen hat, dass es in der Ukraine sobald kein Wirtschaftswunder geben wird. Denn selbst die optimistischen Prognosen sehen nicht sehr freudig aus. Hier gibt es bereits keine Prahlerei und Losungen mehr, wie sie so populär auf dem Maidan waren, als versprochen wurde, dass sobald sie die Macht erhalten, die Ukrainer ein ökonomisches Wunder erwartet. Jetzt ist die Hauptsache, wie man schneller diese Krise überleben kann, die durch den Maidan hervorgerufen wurde und wonach man reell über die Zukunft der Wirtschaft der Ukraine und der Ukrainer selbst nachdenken kann.

Für 2015 hat die Regierung Arsenij Jazenjuk einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 5,5 Prozent (Optimismus) und 11,9 Prozent (Pessimismus) eingeplant. 2016 werden ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent (Optimismus) und ein Absturz um sieben Prozent (Pessimismus) erwartet. 2017 verspricht die optimistische Prognose ein BIP-Wachstum von 3,5 Prozent und die pessimistische einen Rückgang um drei Prozent. Obgleich man der Gerechtigkeit halber sagen muss, dass sogar wenn 2017 ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent erreicht wird, dann ist das kein Wachstum. Nach einem Fall des BIP um sieben Prozent 2014 und um weitere fünf bis zwölf Prozent 2015 ist ein Wachstum um 3,5 Prozent nicht ernstzunehmen. Faktisch ergibt es sich, dass mit diesem Anstieg das BIP des Jahres 2013 erst im Jahr 2023 und nicht früher erreicht wird. Etwas drolliges ergibt sich. Jetzt werden mindestens acht Jahre nötig sein, damit die Wirtschaft der Ukraine zum Niveau des Jahres 2013 zurückkehrt, das kaum als erfolgreichstes Jahr für die Wirtschaft der Ukraine bezeichnet werden kann. Doch ein anderes Jahr haben wir nicht. Jetzt ist das Jahr 2013 der Rubikon, von dem jeder Ukrainer sagen wird «bis 2013 war es so …»

Doch das Bruttoinlandsprodukt zeigt den Ukrainern wenig. Dieser Wert ist für langweilige Experten und abstruse Politiker. Weitaus interessanter sind andere Indikatoren für die Ukrainer und von denen hat das Kabinett einige angeboten und dabei sehr interessante.

Doch zuerst erinnern wir uns an das Jahr 2013. Damals lag die Inflation (Dezember 2013 zum Dezember 2012) bei 0,5 Prozent. Dabei stiegen die Nominallöhne um 7,9 Prozent und das Niveau der Arbeitslosigkeit lag der Methodik der Internationalen Arbeitsorganisation nach bei 7,2 Prozent. Doch warum die Ukrainer meinen, dass das schlecht war, ist schwer zu verstehen. Denn bereits den Ergebnissen des Jahres 2014 nach betrug die Inflation 24,9 Prozent, dabei stiegen die Nominallöhne nur um 6,6 Prozent und die Arbeitslosigkeit nach ILO-Methodik betrug 8,9 Prozent. Schwer ist die Logik der Ukrainer zu verstehen. Sie meinten bis zum Maidan, dass sie schlecht leben, doch nach dem Maidan, nachdem Preise und Arbeitslosigkeit stiegen und die Löhne umgekehrt praktisch nicht stiegen, meinen sie, dass es so gut sei. Vielleicht leben sie in einer anderen Dimension und für sie ist der Einkommensrückgang auch das Ziel des Maidans? Die Logik der Ukrainer ist tatsächlich sehr seltsam oder vielleicht ist die Wirtschaft der Ukraine noch seltsamer als die Ukrainer selbst. In jedem Fall prognostiziert die Regierung Arsenij Jazenjuk, dass die Ukrainer zukünftig mehr darüber nachdenken werden, wie sie überleben werden, als darüber, wozu sie das getan haben.

10. März 2015 // Alexander Ochrimenko

Quelle: Westi

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 608

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