Soziologen maßen den Grad der Fremdenfeindlichkeit in der Ukraine


Für 8% der ukrainischen Bevölkerung sind extremistische Erscheinungen in Bezug auf andere ethnische Gruppen und Nationalitäten charakteristisch, bei einem Prozent von ihnen ist ein sehr hoher Grad an solchen Einstellungen bemerkbar.

Diese angeführten Zahlen einer soziologischen Untersuchung gab der Generaldirektor des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie Wladimir Paniotto bei einer Pressekonferenz von „UNIAN“ bekannt.

„Den Forschungsresultaten zufolge haben 73% der ukrainischen Bevölkerung keine extremistische Orientierung, unter welcher wir die Akzeptanz von gewalttätigem Handeln gegenüber Zugehörigen anderer ethnischer Gruppen verstehen. Weitere 19% legen ein paar extremistische Grundzüge an den Tag. 8% allerdings werden den Extremisten zugeordnet, von denen 1% einen hohen Grad an extremistischer Orientierung aufweisen“, sagte W. Paniotto.

Seiner Meinung nach sollten die Resultate der soziologischen Untersuchung die Öffentlichkeit dazu bringen, die Ohren zu spitzen – 1% der Bevölkerung sind immerhin 400.000 Menschen. „Das sind Leute, die organisierte Gruppen unterstützen können. Obwohl das nicht bedeuten muss, dass sie auch irgendwelche extremistischen Handlungen vollbringen, da ja die Abhängigkeit zwischen realem Verhalten und der Orientierung ziemlich schwierig ist“, ergänzte der Soziologe.

Nach den Worten von W. Paniotto fassen 52,7% der Befragten die Bewilligung der Möglichkeit auf ein Leben in der Ukraine für Zugehörige ethnischer Gruppen, welche traditionell auf ihrem Gebiet leben, als positiv auf. Weiters zeigte er auch auf, dass 9% der Antwortenden der Meinung sind, dass die Ukraine Zugehörigen anderer Rassen und Nationalitäten keine Aufenthaltserlaubnis gewähren sollte, und 19,4% wollen vor allem keine Erlaubnis für Zugehörige armer außereuropäischer Länder.

„Fremdenfeindlichkeit wird zu einem Problem, wenn gleich sie sich nicht nur dann entwickelt, wenn Migration vorherrscht. Dieses Phänomen entwickelt sich, wenn bestehende nationale Konflikte und Übergriffe von Hooligans auf Zugehörige anderer ethnischer Gruppen einfach verschwiegen werden. Die wesentliche Aufgabe unseres Monitorings ist, die Gesellschaft darauf hinzuweisen, dass es dieses Problem bei uns gibt. Die Aufgabe der Gesellschaft ist nicht zu schweigen, die der Journalisten darüber zu berichten, die der Bürgerrechtler die empfindlichsten Themen zur Diskussion vorzubringen“, fügte der Parlamentsabgeordnete und Gründer des Instituts für Menschenrechte und Vorbeugung von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit Aleksandr Feldman hinzu.

Auskunft von „UNIAN“. Das Institut für Menschenrechte und Vorbeugung von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit führte gemeinsam mit dem Kiewer Internationalen Institut für Soziologie von 26. November bis 6. Dezember eine soziologische Untersuchung über das Verhältnis der Bevölkerung zu Verstößen der Menschenrechte in der Ukraine, zu Migranten und zum Vorkommen von Extremismus durch.

An der Umfrage nahmen 2042 Menschen, die in allen Gebieten der Ukraine, auf der Krim und in Kiew leben, teil. Die Standardabweichung der Resultate übersteigt nicht die 3%-Marke.

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Das Büro des Tschernigower öffentlichen Komitees für den Schutz von Menschenrechten attackierten unbekannte Personen, welche sich zur extremistischen und rassistischen Ideologie bekennen. Darüber berichtete der Geschäftsführer des Tschernigower öffentlichen Komitees für den Schutz von Menschenrechten Wiktor Tarassow dem Korrespondent von „UNIAN“. Seinen Worten zufolge führt das Komitee schon viele Jahre die Arbeit, welche im besonderen auf den Schutz der Rechte anfälliger Gruppen (gerade von Flüchtlingen und Migranten) vor rassistischen, intoleranten und fremdenfeindlichen Erscheinungen, weiters auf Unterstützung zur Errichtung eines Klimas von gegenseitigem Verständnis und Respekt gegenüber der ethnischen Vielfältigkeit im Land und auch auf ein „Einimpfen“ der Prinzipien einheitlicher Beziehungen zu Menschen unabhängig von ihrer Rassen- oder ethnischen Zugehörigkeit gerichtet ist, aus.

Nach W. Tarassow sind das Tschernigower öffentliche Komitee für den Schutz von Menschenrechten und sein Büro regelmäßigen Angriffen von Seiten der Vertreter extremistischer und neonazistischer Gruppen, die „wegen der Nachsicht der Regierung ihre Tätigkeit in der Region in den vergangenen Jahren verstärkten“, ausgesetzt. So wurde in einer Nacht des Aprils 2009 das Gebäude des Komitees attackiert, die Fassade wurde mit Losungen und Darstellungen antisemitischen und fremdenfeindlichen Inhalts bemalt. In diesem Jahr versuchten Unbekannte die Eingangstüren der Organisation anzuzünden. „Die Beschädigung und Entwendung des Komiteeschilds an der Fassade wurde für die Mitglieder der Organisation überhaupt zur routinemäßigen Erscheinung. In verschiedenen Internetressourcen des extremistischen und rechtsradikalen Milieus veröffentlichen Unbekannte ständig Aufrufe zur Rache an den Mitgliedern des Tschernigower öffentlichen Komitees für den Schutz von Menschenrechten und seiner Klienten“, gab W. Tarasow an.

Am 12. Dezember ertönte im Büro der Organisation in der Gorki-Straße ungefähr um 22 Uhr der Alarm. Mitarbeiter des staatlichen Wachdienstes und die Leitung des Tschernigower öffentlichen Komitees für den Schutz von Menschenrechten entdeckten in der Einrichtung zerschlagene Fenster, an der Fassade ein gezeichnetes faschistisches Hakenkreuz und warum auch immer Name und Vorname eines russischen Fans des Fußballklubs „Spartak“, der ein paar Tage zuvor in Moskau gestorben war.

„Dieses Ereignis zeugt wieder einmal davon, dass die Erklärungen des Komitees über die Fortsetzung der Tätigkeit extremistischer und rassistischer Gruppierungen in der Region mit der Wirklichkeit übereinstimmen. In Zeiten der vorigen Milizleitung führten Erklärungen und Appelle bei Rechtsschutzorganen aus diesem Anlass nicht zu positiven Resultaten“, sagte W. Tarassow.

Die Tschernigower Bürgerrechtler wenden sich an die Rechtsschutzorgane mit der Bitte, Schritte in Richtung Erfüllung des Auftrags von der Leitung des Innenministeriums der Ukraine und Vorbeugung der Tätigkeit von Gruppierungen, die eine zwischennationale und Rassenfeindschaft propagandieren, einzuleiten.

Quelle: Serkalo Nedeli

Übersetzer:   Armin Weber  — Wörter: 814

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