Statistiken zur Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 in der Ukraine - Stand 19. Juli 2020
In der Ukraine hat sich die Ausbreitungsdynamik beim Coronavirus Sars-CoV-2 etwas abgeschwächt, verharrt aber weiter auf relativ hohem Niveau. In der vergangenen Woche lagen die Neuinfektionen über den Werten von Anfang Juni und weit über denen vom Mai. Zum Stand 19. Juli 2020 sind im Land 58.842 Infektionen per Labortest nachgewiesen worden. 1.485 Menschen starben bisher in der Ukraine an der Lungenkrankheit Covid-19. 30.879 sind der offiziellen Statistik nach wieder genesen.
Am Sonntag gab es einen Anstieg der Neuinfektionen um 731 Fälle. Der Rekordwert wurde weiter am 26. Juni mit 1.109 verzeichnet. Im Schnitt waren vergangene Woche täglich 760 neue Infektionen verzeichnet worden. Die Woche zuvor waren es mit 717 etwas weniger. Durchschnittlich starben seit dem 1. Juli täglich etwa 17 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19. Im Schnitt täglich zwei Tote mehr als im Juni und drei mehr als im Mai. Am 17. Juni gab es den bisherigen Tageshöchstwert bei Verstorbenen mit 31 Toten.
Nach den vorliegenden Statistiken ist medizinisches Personal in der Ukraine aufgrund mangelhafter oder fehlender Schutzkleidung besonders betroffen. Zum Stand 19. Juli gab es unter Ärzten und Pflegekräften 7.958 nachgewiesene Coronavirus-Infektionen. Das entsprach einem Anteil von etwas weniger als 14 Prozent mit sinkender Tendenz.
Die ukrainische Statistik unterliegt wie alle anderen Statistiken im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 einer großen Unsicherheit. Zum einen aufgrund der geringen Zahl der Tests in der Ukraine. Täglich werden nur zwischen fünf- und fünfzehntausend Verdachtsfälle getestet. Vergangene Woche waren es im Schnitt 11.511 Tests, was in etwa dem Niveau der Vorwoche entspricht. Im Juni waren es nur rund 10.000 und im Mai etwa 7.900 Tests täglich. Vergangene Woche waren dabei knapp sieben Prozent der Tests positiv. Das entspricht etwa den Werten über den gesamten Juni und den gesamten Mai. Insgesamt wurden zum Stand 19. Juli 877.262 Labortests gemacht. Aktuell sind es etwa 2.100 Tests auf 100.000 Einwohner seit Anfang März. Daher und aufgrund der Unsicherheiten bei den Tests ist von einer großen Dunkelziffer bei der Verbreitung von Sars-CoV-2 auszugehen.
Wie hoch die Sterberate im Land liegt, ist aus diesem Grunde noch schwerer zu sagen. Der vorliegenden Statistik nach sterben rund 2,5 Prozent der Infizierten. Ende Mai und Anfang Juni lag dieser Wert noch bei 3,0 Prozent. Da mutmaßlich wesentlich mehr Menschen in der Ukraine sich bereits angesteckt haben, ist ebenso zu vermuten, dass die Sterberate um einiges niedriger als diese 2,5 Prozent liegt. Das auch trotz des Umstands, dass sicherlich nicht alle an Covid-19 Verstorbenen erfasst werden. Früheren Angaben des Gesundheitsministeriums nach sind 44,8 Prozent der Toten Frauen und 55,2 Prozent Männer. 85 Prozent der Verstorbenen sind über 50 Jahre alt gewesen und 71 Prozent hatten Vorerkrankungen.
Ausgehend von den veröffentlichten Sterbestatistiken für Januar bis einschließlich April dieses Jahres sind bisher keine Anomalien festzustellen. 2020 starben in den ersten vier Monaten im Regierungsgebiet 195.287 Ukrainer. Das sind, wenn man der offiziellen Statistik vertraut, 11.856 weniger als im Vorjahr, als 207.143 Ukrainer starben. Im Januar und Februar fielen 2.404 Ukrainer Erkrankungen der Atemorgane zum Opfer. Zum Vergleich starben 2018 im gesamten Jahr in den Regierungsgebieten etwa 13.000 Ukrainer an Atemwegserkrankungen.
Zur gleichen Zeit wurden im Donezker Separatistengebiet nach den Angaben der örtlichen Machthaber bei 1.527 Menschen Infektionen nachgewiesen. 700 sollen bereits genesen sein und 89 Menschen starben an der Krankheit. Im Luhansker Separatistengebiet gibt es nach örtlichen Angaben 600 bestätigte Infektionen. Mindestens 15 Kranke starben. Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim und in Sewastopol gibt es russischen Angaben nach insgesamt 1.235 Infizierte, 957 Genesene und 19 Tote.
Die zum 12. März verhängten Quarantäne-Maßnahmen sind zum großen Teil gelockert worden. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen wurde die allgemeine Quarantäne jedoch vorerst bis zum 31. Juli verlängert und eine Verlängerung im August ist zu erwarten. Aufgrund der unterschiedlichen epidemiologischen Situation in den einzelnen Regionen gibt es starke Unterschiede beispielsweise bei der Öffnung von Restaurants und Schwimmbädern. In einzelnen westukrainischen Regionen wurden Lockerungen teils wieder zurückgenommen. Anfang Juni wurden die inländischen Eisenbahnverbindungen wieder aufgenommen. Menschen über 60 dürfen ihre Wohnungen inzwischen wieder auch ohne triftigen Grund wieder verlassen. Der Besuch von Parks ist seit geraumer Zeit wieder erlaubt. Kindergärten, Bibliotheken, Museen, Friseure, Schönheitssalons, Geschäfte und Einkaufszentren wurden wieder geöffnet. In Kiew dürfen Restaurants und Cafés ihre Innenräume für Besucher öffnen. Überall gilt weiter ein Mindestabstand zwischen den Tischen von 1,5 Metern und nicht mehr als vier Personen an einem Tisch. Die Metros der drei Großstädte Kiew, Charkiw und Dnipro wurden genauso wie der übrige städtische Nahverkehr wieder in Betrieb genommen.
Nachdem die in Kiew verhängte Sperrstunde für Clubs, Bars und Restaurants nach 22 Uhr missachtet wurde, hat die Regierung nun für das ganze Land eine derartige Sperrstunde zwischen 23 Uhr abends und 7 Uhr morgens verhängt, die von der Polizei zumindest anfänglich auch durchgesetzt wurde.
Nach den Inlandsflügen wurden auch die internationalen Flugverbindungen wieder aufgenommen. Zugleich wurde die Grenze für Ausländer geöffnet. Einreisende müssen in Abhängigkeit vom Herkunftsland eine 14-tägige Observation absolvieren. Kriterium ist eine schlechtere Epidemiesituation in dem Abreiseland als in der Ukraine, die durch mehr als 40 aktive Krankheitsfälle auf 100.000 Einwohner definiert wird. In der Ukraine liegt der Wert allerdings aktuell bei etwa 63. Das Gesundheitsministerium stellt alle drei Tage eine Länderliste zusammen und teilt diese in rote – verpflichtende Observation – und grüne – ohne Observation – ein. Aufgrund der besseren Epidemiesituation in Deutschland, Österreich und der Schweiz brauchen Einreisende aus diesen Staaten jedoch nicht in eine Selbstisolation und können sich frei im Land bewegen. Des Weiteren gilt an „öffentlichen Orten“, im Nahverkehr und in Geschäften eine Maskenpflicht. Auf der Straße sind Dokumente immer bei sich zu führen. Zum 1. September sollen die Schulen wieder ihren normalen Betrieb aufnehmen.
Verteilung der Infizierten und Toten nach Regionen
Gebiet | Infektionen | Tote |
---|---|---|
¹ nur die von der Regierung kontrollierten Gebiete | ||
Winnyzja | 2.299 | 39 |
Wolhynien | 3.251 | 74 |
Dnipropetrowsk | 1.207 | 25 |
Donezk¹ | 792 | 10 |
Schytomyr | 1.593 | 34 |
Transkarpatien | 4.354 | 152 |
Saporischschja | 669 | 20 |
Iwano-Frankiwsk | 3.464 | 120 |
Kirowohrad | 681 | 33 |
Stadt Kiew | 6.884 | 128 |
Gebiet Kiew | 3.271 | 59 |
Lwiw | 8.000 | 208 |
Luhansk¹ | 106 | 1 |
Mykolajiw | 513 | 12 |
Odessa | 2.532 | 35 |
Poltawa | 351 | 13 |
Riwne | 5.082 | 87 |
Sumy | 370 | 6 |
Ternopil | 2.430 | 34 |
Charkiw | 3.014 | 117 |
Cherson | 213 | 3 |
Chmelnyzkyj | 980 | 22 |
Tscherniwzi | 5.311 | 205 |
Tscherkassy | 833 | 34 |
Tschernihiw | 642 | 14 |
Insgesamt | 58.842 | 1.485 |
Quellen:
Coronavirus_Info
Grenzschutzdienst
Statistikamt – Todesursachen Januar/Februar 2020
Statistikamt – Sterbefälle Januar-April 2020
Russische Statistiken