Tabatschnik ändert Regeln für den Hochschulzugang
Der Minister für Bildung und Wissenschaft, Dmitrij Tabatschnik, veröffentlichte gestern auf der Sitzung der Vereinigung der Rektoren der höheren Lehranstalten die Änderungen der Regelungen der Aufnahme in Hochschulen. Insbesondere ist bereits für 2010 geplant die Tests, die für die externe unabhängige Bewertung verwendet werden, in die Sprachen der nationalen Minderheiten zu übersetzen. Die Rektoren der Mehrzahl der Hochschulen haben die Initiativen Tabatschniks unterstützt und dabei die Reformen des vorhergehenden Bildungsministers Iwan Wakartschuk kritisiert.
Gestern fand in der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew eine Versammlung der Vereinigung der Rektoren der höheren Lehranstalten statt, auf der Änderungen in den Regeln zur Aufnahme an ukrainischen Hochschulen im Jahr 2010 diskutiert wurden. An der Veranstaltung nahmen die Vertreter des Ministerkabinetts – der Vizepremier für humanitäre Fragen, Wladimir Seminoshenko, und der Minister für Bildung und Wissenschaft, Dmitrij Tabatschnik, teil. Tabatschnik informierte dabei über die geplanten Änderungen im Bildungsbereich.
Im Einzelnen wird, den Worten des Ministers nach, das Wissen der Abiturienten über drei Komponenten eingeschätzt: Ergebnisse der „Externen Unabhängigen Bewertung“ (EUB), Durchschnittsnote des Schulzeugnisses – zusammengezählt auf einer zweihundert Punkte Skala und der Bewertung der Hochschule, die sich den Ergebnissen eines Gesprächs mit oder eines Tests des Abiturienten zur professionellen Eignung nach, ergibt. Im letzten Jahr wurde das Wissen der Abiturienten nur nach den Resultaten der „Externen Unabhängigen Bewertung“ bewertet.
Dabei gab Dmitrij Tabatschnik zu, dass alle angezeigten Neuerungen aufgrund des Zeitmangels unmöglich im laufenden Lehrjahr realisiert werden können und schlug den Rektoren vor sich bei den anstehenden Aufnahmeprozeduren auf „einige wenige Modernisierungen“ zu beschränken. „2010 wird die Durchschnittsnote des Zeugnisses des Abiturienten berücksichtigt, die Zahl der Hochschulen und Studienrichtungen, wo sich gleichzeitig beworben werden kann, beschränkt: nicht mehr als fünf Hochschulen und nicht mehr als drei Studienfächer (die existierenden Regeln haben in diesem Bereich keine Beschränkungen auferlegt). Außerdem werden die Tests in die Sprachen der nationalen Minderheiten übersetzt: Krimtatarisch, Moldauisch, Polnisch, Ungarisch, Russisch und Rumänisch“, erklärte Tabatschnik. Gemäß dem Erlass des Bildungsministeriums vom 26. Juni 2009 sollten die Abiturienten die EUB ausschließlich auf Ukrainisch durchlaufen.
Danach unterzog der neue Leiter des Bildungsministeriums die Reformen seines Vorgängers Iwan Wakartschuk einer scharfen Kritik. „Von der vorherigen Leitung des Ministeriums wurden 1.600 Anträge von Hochschulen auf den Erhalt von Lizenzen und Staatlichen Akkreditierungen nicht geprüft, jeweils zehn Monate liegen die Verträge mit den Rektoren ununterschrieben herum. Die Verabsolutierung der EUB, als Methode zur Bewertung des Wissensstandes – ist eine Entwürdigung von Reformen“, resümierte Dmitrij Tabatschnik, was stürmischen Applaus hervorrief.
Die im Saal anwesenden Rektoren unterstützten die Position von Tabatschnik und kritisierten die Reformen von Iwan Wakartschuk. „Zweifel rief die Anordnung der vorherigen Ministeriumsleitung zur Vorbereitung des Bachelors und des Masters im Verlaufe von drei bis vier Jahren hervor. Welche Positionen können die Absolventen nach einer dreijährigen theoretischen Vorbereitung besetzen? Und wozu braucht man die freie Wahl? Das könnte ein zusätzlicher Dienst sein, aber keine verpflichtende Wahl eines jeden Studenten. Welche Fächer können Erstsemester auswählen?“, entrüstete sich der Rektor der Staatlichen Polytechnischen Universität, Walerj Malachow.
Derweil unterstützt man in der Nationalen Universität „Kiew-Mohyla Akademie“ die Reformen von Iwan Wakartschuk. Wie dem “Kommersant-Ukraine” gestern der Präsident der Akademie, Sergej Kwit, mitteilte, verschlechtert der Verzicht auf die Prinzipien des Bologna-Systems die Qualität der ukrainischen Bildung. „Auf die Mobilität der Studenten, die freie Fächerwahl, die Autonomität der Hochschulen zu verzichten, heißt auf die Integration in den europäischen Bildungsraum zu verzichten. In diesem Fall wird es bei uns keine Bildung, sondern nur einen Verkauf von Diplomen geben“, erklärte er.
Julia Rjabtschun
Quelle: Kommersant-Ukraine