Timoschenko schlägt Putin neues Konsortium vor
Heute diskutiert Premierministerin Julia Timoschenko mit dem russischen Regierungschef, Wladimir Putin, ein neues Abkommen zwischen den Regierungen, welches eine Erweiterung der Kapazitäten des ukrainischen Gastransportsystems (GTS) vorsieht. Den Angaben der Branchenministerien der Ukraine und Russlands nach, geht die Rede über den gemeinsamen Bau neuer Gasleitungen. Allerdings ist man bei den Gasmonopolisten beider Länder davon überzeugt, dass die Modernisierung des gesamten GTS mehr Sinn macht.
Gestern flog Premierministerin Julia Timoschenko nach Moskau. Am Vortag drückte sie ihre Überzeugung darüber aus, dass sie sich über eine Verringerung der von Russland abzunehmenden Gasmenge von 40 Mrd. auf 20-33 Mrd. Kubikmeter und eine Nichtanwendung von Strafsanktionen gegenüber der NAK (Nationalen Aktiengesellschaft) “Naftogas Ukrainy” für die Nichtabnahme von Gas einigen können wird. Wodurch diese optimistische Einstellung hervorgerufen wurde, erklärte Timoschenko nicht. Erinnern wir daran, dass der russische Regierungschef, Wladimir Putin, vorher mehrfach die am 23. März in Brüssel unterzeichnete Deklaration zur Modernisierung des ukrainischen GTS zwischen der Regierung der Ukraine und der Europäischen Kommission kritisiert hatte und erklärte, dass falls die Interessen Russland ignoriert werden, dann wird Russland die Gasverträge in Richtung einer Verschärfung der Bedingungen revidieren.
Am vergangenen Sonnabend hatte der Stellvertreter des russischen Energieministers, Anatolij Janowskij, in Kiew mit dem Energieminister, Jurij Prodan, den Text der neuen Regierungsvereinbarung zum Gas abgestimmt. Was in dieser geschrieben sein wird, konnte gestern Abend niemand genau sagen. Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ vermuteten zwei unterschiedliche Varianten: den gemeinsamen Bau einer Gasleitung oder die gemeinsame Modernisierung des GTS der Ukraine. Beide sehen sie die Gründung eines internationalen Gastransportkonsortiums vor, auf das sich Julia Timoschenko und Wladimir Putin am 19. Januar geeinigt hatten – genauso wie über die Beendigung des Gaskrieges.
Gleich zwei Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ erzählten, dass im neuen Abkommen der Anstieg der Transitpreise beschrieben sein wird. “Einen Investitionsbestandteil bei den Transitgebühren kann man nicht nur beim Bau neuer Gasleitungen einschließen, sondern auch im Fall einer Rekonstruktion der bereits existierenden, welche die Ukraine für das nächste Jahr plant”, erläuterte Alexander Gudyma, Mitglied des Energieausschusses der Werchowna Rada und Berater der Premierministerin. Falls die Modernisierung mit den Kräften ukrainischer Maschinenbauer bewerkstelligt wird, liegt das Investitionsvolumen, seinen Worten nach, bei etwa 3 Mrd. $ und der Tarif für den Gastransit wächst für Russland von 1,6$ auf 2-2,5$ pro tausend Kubikmeter auf 100km. Falls hingegen bei der Modernisierung westliche Unternehmen teilnehmen werden, wird sie 4,5-5 Mrd. $ kosten und die Transitgebühr für tausend Kubikmeter auf 100km wird dann bei 2,5-3$ liegen. Das verschlechtert Walerij Nesterow, Analyst der Investmentfirma “Troika Dialog”, nach, die Verhandlungsposition der Ukraine bedeutend. Erinnern wir daran, dass vorher die großen Hersteller für Erdöl- und Erdgasausrüstungen, das Energieministerium und “UkrTransgas” ein Protokoll unterzeichneten, in dem “UkrTransgas” die Absicht verkündete eben ukrainische Ausrüstungen zu kaufen (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine vom 1. April).
Gudyma erzählte, dass die ukrainische Seite heute beabsichtigt der russischen ein gemeinsames Projekt zur Erweiterung der Kapazitäten des Gastransits vorzulegen. Auf Rechnung einer Rekonstruktion der Gasleitungen Iwanzewitsch-Dolina und Torshok-Dolina und ebenfalls des Baus der Gasleitung Bogorodtschany-Ushgorod kann man bei minimalen Investitionen in Höhe von 350 Mio. $ zusätzliche Transportkapazitäten von 30 Mrd. Kubikmeter erhalten. Die neue Infrastruktur werden, seinen Worten nach, “Gasprom” und “Naftogas Ukrainy” – Investoren des Projektes – paritätisch besitzen. “Das kann zum ersten Schritt zur Entwicklung gemeinsamer Projekte im Transitbereich werden”, kommentierte dies der Berater der Premierin.
Der Pressesprecher von “Naftogas”, Walentin Semljanskij, erklärte gestern dem “Kommersant-Ukraine“: “Wir begrüßen die Beteiligung Russlands an der Modernisierung des GTS der Ukraine, doch die Form dieser Beteiligung müssen die Premierminister beider Länder festlegen”. Ein hochgestellter Mitarbeiter der NAK informierte, dass am letzten Freitag die Perspektiven der Beteiligung Russlands am gesamten ukrainischen GTS diskutiert wurden. Bei “Gasprom” würde man einer solchen Entscheidung der ukrainischen Regierung zustimmen. Die Vorteile hebt auch der Direktor der East European Gas Analysis, Michail Kortschenkin, hervor. “Seit Anfang des Jahres ist der Verbrauch russischen Gases in den Ländern der Europäischen Union fast um 60% zurückgegangen und es macht keinen Sinn neue Gasleitungen zu bauen. Weitaus realer wäre es ‘Gasprom’ zu Investitionen in die Modernisierung des ukrainischen GTS einzuladen, dabei den niedrigen Transittarif beibehaltend”, sagt er.
Natalja Grib, Oleg Gawrisch
Quelle: Kommersant-Ukraine