Ukraine kann mit einer wirtschaftlichen Erholung erst nach den Präsidentschaftwahlen rechnen
Die Weltbank hat gestern die Prognosen für den Rückgang der Weltwirtschaft in 2009 auf 2,9% verschlechtert, dabei mitteilend, dass die Entwicklungsländer mehr als andere unter der Krise leiden werden, insbesondere aufgrund des wiederholten Rückgangs des Zuflusses an ausländischen Investitionen. Das bedeutet, dass die Ukraine beim Ausweg aus der Krise nicht auf die Hilfe ausländischer Investoren zählen braucht, da die Nichtresidenten die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen abwarten werden, sind sich Experten sicher.
Die Perspektiven der Weltwirtschaft sind sehr ungewiss, ungeachtet einzelner Anzeichen einer Verbesserung in einer Reihe von Ländern, heißt es in dem gestern veröffentlichten Bericht der Weltbank Global Development Finance 2009: Charting a Global Recovery. Die Experten der Bank kamen zu dem Schluss, dass die abgestimmte ökonomische Politik der führenden Länder eine Systemkrise vermeiden half, jedoch die Situation in den sich entwickelnden Ökonomien weiter kritisch bleibt. Daher hat die Weltbank die Prognose des Rückgangs der Weltwirtschaft – von 1,7% auf 2,9% – und der Mehrzahl der Länder verschlechtert. Der Rückgang des BIP der USA wurden auf 3% verschlechtert (vorher 2,4%), Japan auf 6,8% (5,3%), der Eurozone auf 4,5% (2,7%), Russlands auf 7,5% (4,5%). Verbessert wurde die Wachstumsprognose für die Wirtschaft Chinas von 6,5% auf 7,2%.
Die Wiederherstellung der Weltwirtschaft verbinden die Experten der Weltbank mit der Überwindung der Krise in den sich entwickelnden Ländern. Im Jahr 2009 fällt die Wirtschaft der sich entwickelnden Länder (ohne Berücksichtigung von China und Indien) um 1,6%, was die Arbeitsplätze verringert und das Armutsniveau erhöht. “Für eine Verhütung einer zweiten Welle der Instabilität müssen sich die Maßnahmen der Wirtschaftspolitik auf eine unverzügliche Reform der Finanzsysteme und eine Unterstützung der ärmsten Länder konzentrieren”, betont der Direktor der Prognostikgruppe der Weltbank Hans Timmer.
Den stärksten Rückgang – um 4,7% – erwartete man im laufenden Jahr in den sich entwickelnden Länder Europas und Zentralasiens. Aufgrund der großen Leistungsbilanzdefizite und der Überhitzung der Binnenökonomie wird die Wiederbelebung der Region langsam sein – im Jahr 2010 könnte sich das BIP um lediglich 1,6% erhöhen. Eine neue Prognose zum Rückgang der ukrainischen Wirtschaft bereitet die Weltbank für den Juli vor (derzeit 9%) und der IWF plant die Prognose des Rückgangs des BIP von 8% auf 12%. Ein Schrumpfen der Wirtschaft wird ebenfalls in den sich entwickelnden Ländern Lateinamerikas und der Karibik erwartet. In den übrigen Regionen wird eine Bremsung der Wachstumstempi des BIP erwartet.
Der Ausweg der Länder aus der Krisis wird vom scharfen Rückgang des Investitionszuflusses von 707 Mrd. $ im vergangenen Jahr auf 363 Mrd. $ in diesem Jahr erschwert (im Jahr 2007 1,2 Bio. $). “Die sich entwickelnden Länder könnten zur Hauptbewegungskraft bei der ökonomischen Wiederbelebung unter der Bedingung der Aktivierung ihrer Binneninvestitionen und des Vorhandenseins internationaler Unterstützung, darunter der Wiederbelebung der Zuflüsse ausländischer Kredite, werden”, ist sich der Senior Vicepresident für Fragen der ökonomischen Entwicklung der Weltbank, Justin Li, sicher.
Experten betonen, dass im Jahr 2009 der Zufluss direkter ausländischer Investitionen in die Ukraine sich mehr als halbiert. “Im Jahr 2009 erwarten wir FDI (Foreign Direct Investitions) auf einem Niveau von 4-5 Mrd. $. Hauptsächlich wird dies die Erhöhung des Stammkapitals von Banken betreffen. Im Industriesektor kann man lediglich das Nachführen der ‘Schwänze’ erwarten – den Abschluss von vorher begonnen Investitionsprojekten”, denkt der Analyst der Investmentgesellschaft “Sokrat”, Michail Salnikow. Den Angaben des Staatlichen Komitees für Statistik nach, betrug das Volumen an FDI im I. Quartal des Jahres 2009 1,18 Mrd. $ (im Gesamtjahr 2008 – 10,06$ Mrd.) von denen 78,3 Mio. $ in die Industrie gingen.
Auf große Investitionen kann man erst in der zweiten Jahreshälfte 2010 rechnen, sind sich Experten sicher. “Investoren warten das Ende der Präsidentschaftswahlen ab – sie benötigen Zet um sich mit der Wirtschaftspolitik des neuen Präsidenten vertraut zu machen”, sagt der Direktor des Internationalen Institutes für Privatisierungen, Eigentum und Investitionen, Alexander Rjabtschenko. “Bis dahin ist der Verkauf einzelner Aktiva möglich, was sich nicht bedeutend auf den allgemeinen Investitionszufluss auswirken kann”. “Sogar im optimistischen Szenario, welches mit einer Gesundung der Weltwirtschaft rechnet, wird das Volumen an FDI in die Ukraine im Jahr 2007 die 7 Mrd. $ nicht übersteigen. Anfang des Jahres werden die Indikatoren auf dem Niveau der ersten Jahreshälfte des Jahres 2009 liegen und eine Beschleunigung ist in der zweiten Jahreshälfte nötig”, fügt Salnikow hinzu.
Jurij Pantschenko
Quelle: Kommersant-Ukraine