Ukraine muss wohl auf direkte Gaslieferungen aus Turkmenistan verzichten
Die Pläne zur Wiederaufnahme der Lieferungen turkmenischen Gases in die Ukraine könnten erneut von Russland durchkreuzt werden. Gestern teilte der Präsident Turkmenistans, Gurbanguly Berdimuhamedow, mit, dass Aschchabad bereit ist Verhandlungen mit “Gasprom” zur Wiederaufnahme des Aufkaufs zu beginnen. Experten sind überzeugt davon, dass Moskau einverstanden ist turkmenisches Gas sogar zu unvorteilhaften Bedingungen zu kaufen, nur um den Anschluss Aschchabads an das Nabuccoprojekt zu verhindern.
Gestern hat der Präsident Turkmenistans, Gurbanguly Berdimuhamedow, erklärt, dass in nächster Zeit der Staatskonzern “Turkmengas” die Verhandlungen mit “Gasprom” zur Wiederaufnahme der Gaslieferungen fortsetzen wird, die nach der Havarie in der Gasleitung Mittelasien-Zentrum (SAZ-4) am 9. April unterbrochen wurden. “Russland ist für uns seit langem ein strategischer Partner. Wir werden auch im weiteren unsere Zusammenarbeit stärken und entwickeln”, erklärte der Präsident Turkmenistans. Bei “Gasprom” bestätigte man gestern dem “Kommersant-Ukraine“, dass die Kontakte auf Expertenebene fortgeführt werden. Die offizielle Erklärung der Führung Turkmenistans bedeutet die Beseitigung aller technischer Hindernisse für die Wiederaufnahme der Käufe turkmenischen Gases durch Russland, die nach der Explosion an SAZ-4 unterbrochen wurden. Der Präsident der East European Gas Analysis, Michail Kortschenkin, betont, dass die Leitung bereits im April wiederhergestellt wurde – drei Tage nach der Explosion. Die Unterbrechung der Durchleitung des Gases erklärt sich, den Worten des Experten nach, damit, dass es für “Gasprom” unvorteilhaft war dieses zu den alten Bedingungen zu erwerben.
Die gestrige Erklärung Gurbanguly Berdimuhamedows bedeutet, dass im Gaskonflikt zwischen Russland und Turkmenien bald ein Schlusspunkt gesetzt wird. Gestern konnten der Pressesprecher des russischen Ministerpräsidenten, Dmitrij Peskow, und der offizielle Vertreter “Gasproms”, Sergej Kuprijanow, kein Datum für die Wiederaufnahme des Kaufes turkmenischen Gases nennen. Ein Informant des “Kommersant-Ukraine“ bei “Gasprom” erklärte, dass es keine einheitliche Position zu diesen Fragen gibt, da der Termin des Treffens des Unternehmensleiters Alexej Miller in Aschchabad noch nicht festgelegt ist. Doch der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ ist überzeugt davon, dass die Reise in nächster Zeit stattfindet. Den Informationen des “Kommersant-Ukraine“ nach, wurde die prinzipielle Entscheidung zur Wiederaufnahme der Gaskäufe auf dem kürzlichen Treffen der Präsidenten Turkmenistans, Gurbanguly Berdimuhamedow, und Russlands, Dmitrij Medwedjew, in Turkmenbaschi gefällt. Nach dem Treffen hatten sich die Führer nicht konkret zu der vorliegenden Frage geäußert. Jedoch, wie dem “Kommersant-Ukraine“ ein Informant mitteilte, der an den Verhandlungen beteiligt ist, “wurde das Gasthema diskutiert und dabei ernsthaft diskutiert”: eben damals teilte Präsident Medwedjew seinem Kollegen mit, dass Moskau beabsichtigt die Käufe wieder aufzunehmen. “Die aktiven Bewegungen Turmenistans und die Versuche die Marschrichtungen des Gasexports zu diversifizieren, darunter in europäische Richtung, blieben nicht unbemerkt”, erläuterte die Gründe dieser Entscheidung der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ beim Außenministerium der Russischen Föderation.
Tatsächlich hat Aschchabad in letzter Zeit aktiv demonstriert, dass es Käufer für sein Gas auch ohne Russland findet. Mehr als anderes beunruhigen Moskau die Versuche Aschchabads auf den westlichen Gasmärkten aufzutreten, wo Turkmenistan direkt mit Russland konkurrieren wird. Im August hatte Gurbanguly Berdimuhamedow Bulgarien und die Türkei besucht und hatte mit der Führung dieser Länder den Anschluss Turkmeniens an das europäische Nabuccoprojekt beim Bau der Gasleitung aus der Kaspischen Region in die EU in Umgehung Russlands. Und genau vor einer Woche war der Präsident der Ukraine, Wiktor Juschtschenko, in Aschchabad, der die Möglichkeit direkter Käufe turkmenischen Gases diskutierte. Wie dem “Kommersant-Ukraine“ ein Informant bei “Turkmengas” mitteilte, traf eben nach diesem Besuch aus Moskau der Vorschlag zur Wiederaufnahme der Lieferungen ein. Sergej Tulub, Mitglied des Energieausschusses der Werchowna Rada, sagt: “Es sieht so aus, als ob Wiktor Juschtschenko Russland und Turkmenistan dabei half sich zu einigen. Das bedeutet, dass Turkmenistan uns nicht als ernsthaften Partner ansieht”.
Wie Experten anmerken, werden sich die Käufe turkmenischen Gases unter den derzeitigen Bedingungen kaum für “Gasprom” ökonomisch rechnen. Den Berechnungen von Michail Kortschemkin nach, wird in diesem Fall “Gasprom” bei jeder Milliarde Kubikmeter turkmenischen Gases 70 Mio. $ Gewinn verlieren wird. Sogar wenn es dem Unternehmen gelingt einen soliden Nachlass zum letztjährigen Vertrag mit dem Preis von 300$ pro tausend Kubikmeter zu erhalten, gestattet der Export turkmenischen Gases nach Europa “Gasprom” nicht die eigene Förderung in Russland auf Vorkrisenniveau zu bringen. Übrigens, aufgrund des Wunsches die Position Russlands als Haupttransiteur turkmenischen Gases nach Europa beizubehalten, ist Moskau bereit auf ökonomische Zweckmäßigkeit zu verzichten.
Natalja Grib, Alexander Gabujew, Oleg Gawrisch
Quelle: Kommersant-Ukraine