Warum es in diesem Krieg kein Ende geben wird oder würden Sie eine Gelddruckmaschine anhalten?


Die Antiterroroperation dauert bereits drei Monate. Weder Jazenjuk, noch Turtschinow, noch Poroschenko konnten dem Gericht der Öffentlichkeit einen klaren Plan für einen «Sieg» in dieser Antiterroroperation vorlegen.

Übrigen, warum verhält man sich genauso wie den auf staatlicher Ebene so verhassten Russen und benennt «tolerant» das, was Krieg ist, als «Operation»? Eine «Operation» sieht kurze Fristen vor, in denen das Ziel komplett umrissen und die Handlungen der Kräfte, welche die «Operation durchführen», koordiniert sind. In diesen sollte es wenigstens einen Sinn geben.

Die ukrainische Antiterroroperation erinnert mehr und mehr an die russische, die man nach mehreren Jahren, auf die politische Korrektheit spuckend, als «Tschetschenienkrieg» bezeichnete.

Wozu führte der Tschetschenienkrieg in Russland? Bereits nach dem ersten Krieg, der sich durch monströse Brutalität sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite auszeichnete, kristallisierte sich im Umfeld der Militärführer und «Mentoren» der Kampfhandlungen klar eine Schicht von Leuten heraus, die Millionen Dollar an den Toden verdiente.

Einzelne Politiker, die infolge dessen ihre Namen änderten und sich in Großbritannien versteckten, spielten «sowohl ins eine als auch ins andere Tor», sich dabei überhaupt nicht durch die Folgen ihrer Handlungen in Verlegenheit bringen lassend.

Eine komplett analoge Situation beobachten wir in unserem Land. Der Kampf um die Ministersessel in den Sicherheitsorganen und der Posten in den Ministerien zeugt von einem: Der Krieg ist eben das Eisen, dass geschmiedet werden muss, «solange es heiß ist». Die aktive Lobbyierung der Fortsetzung der Kampfhandlungen, die keinerlei reale Früchte bringt, zeugt davon, dass die «Kriegspartei» außerordentlich an der Fortsetzung des Konflikts interessiert ist. Der Krieg ist einträglich. Der Krieg ist ein Mittel um zu Verdienen. Der Krieg ist eine Gelddruckmaschine.

Es wurde alles ausprobiert: die «ruhige Phase», die «aktive Phase», die «Verhandlungsphase». Ungeachtet der ständigen Erklärungen darüber, dass die Separatisten «in Panik auseinanderlaufen» und «sich in ganzen Gruppen ergeben», halten letztere, wie auch vor drei Monaten, Siedlungen besetzt. Ungeachtet der Erklärungen des Pressedienstes der Antiterroroperation, sind die Fakten von Toten unter der Zivilbevölkerung, infolge entweder von Unfähigkeit oder von schlechten Absichten seitens der Führung einzelner Militärabteilungen, zu offensichtlich, um sie per Dementi herunterzuspielen.

Der Beginn des Krieges, den man hätte vermeiden können, wenn die Führung der Ukraine genügend politische Weitsicht dafür gehabt hätte, um den Radikalen den «Mund zu stopfen» und nicht in offene Missachtung von Gesetzen überzugleiten, zeichnete sich durch Siegeserklärungen darüber aus, dass «wir bald den Osten befrieden». Eine «baldige» Befriedung gelang nicht, doch jetzt, wo Hunderttausende in den Krieg hineingezogen wurden, zeugt das Niveau des Hasses davon, dass eine große Zahl dieser Leute bis zum Ende kämpfen wird. Sogar wenn das «Ende» ihren Tod bedeutet.

Vor dem Hintergrund dieses beinahe selbstmörderischen Nichtwunsches der Separatisten sich zu beugen, vor dem Hintergrund der aktiven Hysterie sowohl in den ukrainischen als auch den russischen Medien, wird damit fortgesetzt, sich am Krieg zu bereichern. «Der Armee fehlen Schutzwesten!» Augenblicklich entstehen Firmen – Eintagsfliegen, die diese fehlenden Schutzwesten verkaufen. Unerwartet stellt sich heraus, dass in den Schutzmitteln die Titanstreifen durch eiserne ersetzt wurden, die von Kugeln durchschlagbar sind. Die Lieferanten wurden festgenommen, doch hat dieser Vorfall die Durchschnittsukrainer dazu gebracht über die Vorteile des Krieges für diejenigen nachzudenken, die ihn selbst fordern? Nein. Die Ukrainer wollen offen nicht darüber nachdenken «wem es nützt?» und schlucken mit Vergnügen die vorgekauten schamlosen Fakes, mit denen sie von den einheimischen Medien gefüttert werden.

Der Retter der Nation Kolomojskij unterstützt, wie die Medien berichten, «den Kampf mit dem Separatismus», jedoch aus unverständlichen (oder verständlichen) Gründen wird über die Höhe der «Unterstützung» nicht berichtet. Dagegen sehen wir die Bitten über die Hilfe für die von Kolomojskij geschaffenen Bataillone. Dabei sind die Summen der Ausschreibungen, die von seinen Firmen gewonnen werden, für niemanden ein Geheimnis und im Informationsblatt über die Staatseinkäufe einsehbar.

Innerhalb von drei Monaten fand die Führung des Landes nicht einmal Zeit für die Schließung der Grenze, dabei ertönen die Erklärungen über ihre Schließung mit rührender Regelmäßigkeit. Die offene Grenze, über die nicht nur Waffen, sondern auch Schmuggelware kommt, sind ebenfalls ein großer Posten im Budget derjenigen, welche die Lieferung von «Grauware» überwachen. Das heißt auch die Schmuggler verdienen am Krieg!

Kommen alle Waffen in die Aufstandsregionen aus dem Ausland? Nein, natürlich. Den Schätzungen des Chefs der Ukrainischen Assoziation der Waffenbesitzer Utschajkin nach kommen 50 Prozent der Lieferungen von einheimischen «Geschäftsmännern». «Geschäftsmännern» mit Schulterstücken natürlich.

Die Armee versteht es nicht zu kämpfen (von den «Bataillonen» spreche ich erst gar nicht), dabei lügen die Sprecher der Antiterroroperation unverschämt, täglich über Hunderte von toten Separatisten berichtend. Dabei führen sie als «Informationsquelle» fast immer unklare Einträge in unklaren Blogs an oder überhaupt «zuverlässige Quellen» ohne irgendwelche Verweise auf diese an.

Niemanden bringt es zum Nachdenken, warum der zerstörte Lastwagen mit dreißig Rebellen in Donezk mit massenhaften Foto- und Videobeweisen gezeigt wurde, wo zur gleichen Zeit «Hunderte» und sogar TAUSENDE tote Separatisten niemand irgendwie auf Foto oder Video festhalten kann?

Ja, weil 99 Prozent all dieser Nachrichten Lüge sind. Lüge, deren Ziel ist zu zeigen, dass der Krieg ein Ziel hat und die Ziele erreicht werden. Unklar ist, warum diese Gruppierung der Separatisten nicht mit dem gleichen Vernichtungstempo ausgelöscht wird, doch bleibt diese Frage ohne Antwort.

Für wen ist der Krieg von Vorteil? Für die Führung des Landes natürlich. Denn wenn der Krieg nicht wäre, müsste man ihn erfinden. Die Wirtschaft liegt am Boden, Straßen werden warum auch immer nicht repariert, die Löhne sind eingefroren und die Sozialtransfers gekürzt worden. Zumal die Wohnnebenkosten steigen. Doch für alles gibt es eine Rechtfertigung – «Krieg!»

Krieg ist ein Mittel um die Populisten unter den Politikern an der Macht zu halten, die von dem Moment ihrer Ankunft in der Regierung an NICHTS davon getan haben, was sie auf den nach brennenden Reifen riechenden Maidanen versprochen haben.

Am Ende haben wir einen «endlosen Krieg», in dem niemand einen Sieg braucht. Und Varianten für diesen «Sieg» gibt es einfach nicht. Der Krieg ist eine Gelddruckmaschine. Niemand wird sie stoppen …

4. Juli 2014 // Anatolij Scharij, Medienexperte und politischer Flüchtling

Quelle: Blogs bei Korrespondent.net

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 990

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