Wie man die Union „liquidierte“
Vor 70 Jahren veranstalteten und führten vom 8. bis 10. März 1946 Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche ein „Sobor“ der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche durch. [Die Anführungszeichen verweisen darauf, dass die Kirchen-Versammlung in verschiedener Hinsicht als kirchenrechtlich ungültig anzusehen ist. Anm. d. Ü.]
Uns bewegt der Gedanke an die Kirche, denn gäbe es nicht sie, dann hätte man niemanden zu befreien gehabt – erklärte im September 1939 im Namen der Galizier der kommunistischen Macht Kost Lewyzkyj.
Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee in Galizien ein, das formell zum polnischen Staat gehörte. Die „Befreier“ begrüßte man häufig mit Blumen und in den Dörfern hing man rote und blau-gelbe Fahnen heraus. Gleichwohl verstanden die Gesellschaft und die Gemeindeleitung, was von der neuen Macht zu erwarten sei und die Erklärung Kost Lewyzkyjs wies bereits damals darauf hin, dass die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) einen der Hauptschläge der Bolschewiken auf sich zu nehmen habe.
„Die ersten Sowjets“ – so nannte man die Periode der sowjetischen Besatzungszeit vom September 1939 bis zum Juni 1941 – verstaatlichten sogleich die Druckereien, schlossen die kirchlichen Lehranstalten, Krankenhäuser und Kinderheime, lösten die Klöster auf. Unter dem Eindruck der Erfahrungen mit dem neuen Regime sendet Metropolit Scheptyzkyj seinen Gesandten zum Vatikan mit der Bitte um Erlaubnis, den Rektor der Theologischen Akademie Vater Joseph Slipyj zum Bischof und Nachfolger ordinieren zu dürfen. Nach der erfolgten Zustimmung geschieht heimlich die Bischofsweihe.
„Es war vollkommen deutlich erkennbar, dass wir uns alle unter den Bolschewiken als zum Tode verurteilt fühlten, sie verbargen nicht ihren Ehrgeiz, das Christentum zu vernichten und zu ersticken, seine kleinsten Spuren zu verwischen… Im Allgemeinen fühlten sie sich hier nicht zu Hause, vielleicht war dies einer der Gründe dafür, weshalb sie sich uns gegenüber vorsichtiger verhielten, als wir es erwartet hatten“, schrieb Metropolit Scheptyzkyj an den päpstlichen Nuntius Rotta Anfang August 1941.
Gegen die Griechisch-Katholiken anzugehen war keine leichte Aufgabe für die Sowjets. Zum Zeitpunkt der antireligiösen Kampagnen und Unterdrückungen zu Beginn des Jahres 1939 gab es auf dem Gebiet der gesamten Sowjetunion etwa 100 orthodoxe Kirchen und die Kirche leiteten nur drei Bischöfe. Umgekehrt gab es bei den Griechisch-Katholiken 2.387 Pfarreien, 7 Bischöfe, fast 2.500 Priester und mehr als 1.000 Mönche.
So wurde die endgültige „Lösung“ des Problems der Union auf das zweite Einrücken der Sowjets verschoben , das 1944 stattfand. Bezeichnend war, dass ungefähr 300 Priester gen Westen flohen, um die Begegnung mit den Bolschewiki zu vermeiden. Letztere hingegen überraschten durch ihr Verhalten.
„In den ersten Monaten der Anwesenheit der Moskauer Bolschewiken in Galizien, genauer in der zweiten Hälfte des Jahres 1944, war ihr Verhalten gegenüber der Kirche loyal und sogar wohlwollend. Die bis dahin in der UdSSR verfolgte Kirche erhielt nun gewisse Vergünstigungen, gegen die offenbar niemand aufstand“, schrieb man in dem Organ der auswärtigen Einheiten der OUN „SURMA“ am 10. April 1949. Am meisten imponierte den Zeitgenossen, dass nicht nur die „Diener des religöses Kultes“, sondern sogar Seminaristen von Armeedienst und Zwangsarbeiten befreit wurden.
Metropolit Scheptyzkyj, der im September 1944 ein Erzbischofs-Sobor abhielt, räumte ein, dass „Atheismus aufgehört habe, das Fahnenbanner der Sowjets zu sein“. Mehr noch, die Sowjetmacht lud die Vertreter der UGKK zu einem Treffen nach Moskau ein.
Der Tod Scheptyzkyjs brachte eine wesentliche Korrektur dieser Prozesse mit sich. In der Nacht auf den 1. November 1944 wachte bei Scheptyzkyj Pater Josyf Kladotschnyj. Er notierte die letzten Worte des Metropoliten: „Unsere Kirche wird von den Bolschewiki vernichtet und zerdrückt werden. Bleibt aber standhaft, fallt nicht ab vom Glauben, von der Heiligen Katholischen Kirche. Die schwere Prüfung, die auf unsere Kirche fällt, ist vorübergehend. Ich sehe eine Wiedergeburt unserer Kirche. Sie wird schöner und herrlicher als die alte und wird unser gesamtes Volk umfassen.“
Während der Beerdigung erlaubten die Machthaber einen großen Trauerzug durch die Straßen Lwiws. Josyf Slipyj ging hinter dem Sarg in einem Polystaurion [Ornat mit vielen Kreuzen]. Kanzler Pater Mykola Galjant berichtete ihm später, dass ein Sowjetgeneral, der dies sah, bemerkte: „Sie haben diesen jungen Metropoliten mit vielen Kreuzen beworfen, wie wird er sie tragen?!“
Nicht nur der General fragte sich, ob Slipyj sein „Kreuz tragen werde“, sondern auch im Briefzeugnis des ersten Sekretärs der Kommunistischen Partei der Ukraine Mykyta Chruschtschow an Josyf Slipyj vom 11. November ging es darum: „Metropolit Slipjyj geniest noch nicht hinreichend Autorität unter den Bischöfen und der Geistlichkeit der Griechisch-Katholischen Kirche. Ein Teil des Klerus ist unzufrieden mit seiner Ernennung, denn sie halten ihn für einen kraftlosen Mann, der nicht in der Lage sein wird, Leiter dieser Kirche zu sein.“
Scheptyzkyj hatte fast 40 Jahre die Kirche geleitet und war unbestrittene Autorität für die gesamte Gesellschaft. Gleichwohl war es auch selbst ihm nicht gelungen, mit den Bischöfen von Stanislaw (das heutige Iwano-Frankiwsk, A.d.R.) und Peremyschl (das heutige polnische Przemyśl A.d.R.) zurechtzukommen. Erwähnt sei, dass der Bischof von Stanislaw Hryhoroj Chomyschyn in seiner Eparchie aus eigener Vollmacht den Zölibat und den Wechsel auf den gregorianischen Kalender eingeführt hatte.
Der 54-jährige Josyf Slipyj trat seinen Weg als Metropolit an, dessen Wesen als Leitsatz auf seinem Wappen stand: Per aspera ad astra (Durch Mühsal zu den Sternen).
Ein großes Hindernis bei der Frage der Liquidierung der UGKK war die Aktivität des nationalistischen Untergrundes, der im Verlauf von 1944 und bei den Tagen der Offensive der Roten Armee den Bolschewiki ihre Arbeit sehr erschwerte. Zumindest wird diese Tatsache dadurch belegt, dass man die Delegation, die man bereits Ende 1944 nach Moskau eingeladen hatte, unerwartet zur Befragung vor das Oberkommandos zitierte.
- Wir wissen, dass Ihre Kirche einen großen Einfluss auf die Menschen hat, könnte nicht Ihr Metropolit darauf einwirken, dass Schuchewytsch [der Leiter der Ukrainischen Aufständischen Armee UPA, Anm. d. Ü.] die Kriegshandlungen der UPA einstellt. Wir werden sie besiegen, aber es ist nicht unsere Sache, um die Westukraine zu kämpfen.
- Das ist eine sehr gefährliche Sache, weil der NKWD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten, sowjetischer Geheimdienst, A.d.R.) unsere Kirche der Beziehungen zur UPA bezichtigen und sie dafür verfolgen kann.
- Wie können Sie solche Verdächtigungen haben? Sie sprechen mit einem General der Roten Armee! Wer kann Angst haben?
- Wer hat in der Sowjetunion keine Angst? – Die letzten Worte riefen Augenzeugen zufolge bei allen Anwesenden ein Lachen hervor.
In Moskau empfing die kirchliche Delegation, der vier Priester angeführt von Klymentij Scheptyzkyj, dem Bruder Andrej Scheptyzkyjs, angehörten, der Patriarch der Russischen Orthodoxen Kirche. Auf seine Einladung, am Gottesdienst teilzunehmen, antwortete K. Scheptyzkyj mit Ablehnung, ein anderer Delegierter aber, Havryjil Kostelnyk, stimmte zu. „Pater Kostelynk war davon im Kopf vernebelt, dass sie ihn damals beweihräucherten“, schrieb in seinen Erinnerungen Josyf Slipyj.
Ein weiteres Problem, das die endgültige „Lösung für das Problem“ Union hinauszögerte, war die internationale Lage und die Unsicherheit, ob die westliche Welt den neuen Grenzen zustimmen würde, insbesondere zur Rückeroberung der Westukraine durch die Bolschewiki. Die Konferenz von Jalta im Februar 1945 löste diese Frage und machte den Weg für eine direkte Liquidierung der UGKK frei.
Am 11. April 1945 fanden Verhaftungen der Bischöfe und führende Geistlichkeit angeführt von Metropolit Josyf Slipyj statt. Es ist bezeichnend, dass man außer der Geistlichkeit auch 159 Studenten der geistlichen Schulen verhaftete und zum Militärdienst abordnete.
Die jüngste Repression traf die Diözese Peremyschl, deren Gebiet zum Großteil an Polen gefallen war. Nach einigen Verhaftungen und Freilassungen verhaftete man im Sommer 1946 den 70jährigen Bischof Josafat Kozylowskyj von Peremyschl. „Den zusammengeschlagenen Altbischof trugen die Banditen zusammen mit seinem Stuhl auf die Straße, an dem er sich stark festklammerte, um damit seinen Widerstand zu verdeutlichen. Zusammen mit dem Stuhl warf man ihn auf den Wagen, dabei schlug sich der Bischof den Kopf auf und fiel mit Krachen auf die Ladefläche des Fahrzeugs“, so wurden diese Vorgänge in der Zeitung „Na Tschatach“ (nationalistische Untergrundzeitschrift nach dem Zweiten Weltkrieg, A.d.R.) im November 1946 beschrieben.
Die wichtigsten Ereignisse der Liquidierung freilich geschahen vom April 1945 bis zum März 1946. Weniger als einen Monat nach der Verhaftung des Episkopats bildete sich eine „Initiativgruppe“, zu der Priester aller drei Eparchien der UGKK stießen. Hawryjil Kostelnyk aus der Lwiwer, Antonij Pelwezkyj aus der Stanislawer (Iwano-Frankiwsker), Mychajlo Melnyk aus der Peremyschler Eparchie. Sekretär der Initiativgruppe wurde ein Lehrer aus dem Cholmland, Serhij Chruzkyj, der als Diakon in der einzigen orthodoxen Kirche Lwiws diente.
Die Zahl der Priester, die sich der „Initiativgruppe“ anschließen „wollten“, wuchs, zu welchem Preis aber beschreibt Kostelnyk in einem Brief an den Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche Aleksej vom 3. Oktober 1945: „Gäbe es nicht diesen Druck seitens des Staates so würden unter den jetzigen Bedingungen sich nicht mal 50 solcher Priester finden, die die Griechisch-Katholische Kirche „ruinieren“ wollten, um sie in eine orthodoxe zu verwandeln. Die Mehrzahl unserer Priester glaubt nicht an eine bessere Zukunft für die Kirche in der Sowjetunion.“
Der nationalistische Untergrund, der nicht aktiv in die kirchlichen Vorgänge einbezogen war, wandte sich gleichwohl an Hawryjil Kostelnyk mit dem Vorschlag, die schädliche Aktivität zu beenden und seine Entführung zu inszenieren oder ins Ausland zu abzutauchen. Kostelnyk lehnte aber ab. Im vergangenen Jahrzehnt hatte er sich das Ansehen eines der bekanntesten „Westlers“ im griechisch-katholischen Klerus erworben, nach dem Krieg machte ihm aber die Falschinformation über seine umgekommenen Söhne zu schaffen, die als Freiwillige in der Division „Galizien“ gekämpft hatten.
„Ich war uniert und ich verlor die Würde eines Pfarrers. Ich war Nationalist und verlor die Würde eines Menschen. Das war aber nicht alles. Der Nationalismus machte auch mich und meine Frau kinderlos, er tötete drei unserer Söhne. Wir wurden unglückliche Eltern“, schrieb Kostelnyk in seiner Eingabe an die Machthabenden. Tatsächlich hatten die Bolschewiki seinen ältesten Sohn hingerichtet, die zwei jüngeren überlebten glücklich die Kriegsjahre und ließen sich mit anderen Divisionsmitgliedern in Großbritannien nieder.
Massenverhaftungen und Verfolgungen „hartnäckiger“ Priester brachten die Zeit der formellen Liquidierung der UGKK näher. Um die Einstellung der Bevölkerung zu einem solchen Schritt zu prüfen, wurde beschlossen, eine gemeinsame Wasserweihe von Griechisch-Katholiken und Orthodoxen auf dem Marktplatz Lwiws durchzuführen. Dieses ansonsten nicht besondere Ereignis beleuchtete man detailliert in der offiziellen Zeitschrift der Russischen Orthodoxen Kirche, dem „Journal des Moskauer Patriarchats“, wo in einem Artikel mit dem Titel „Der Ablehnung von Gewalt wird mit Liebe begegnet“ zusammenfasst: „Das Eis ist gebrochen. Die Vereinigung von Griechisch-Katholiken und Orthodoxen hat einen friedferitgen Weg gefunden“ (März-Ausgabe 1946).
Der letzte Schlag vor der Durchführung des „Sobors“ war der Übertritt der „Initiativgruppe“ und mehrerer Priester in die Orthodoxie. Dies geschah am 22. Februar 1946, und ein paar Tage darauf wurden in der Wladimir-Kathedrale in Kiew Antonij Pelwezkyj und Mychajlo Melnyk zu Bischöfen geweiht, Pater Kostelnyk zu einem Mitra tragenden Erzpriester erhöht. Anschließend vollführten alle genannten Personen alle ihre Aktionen bereits als Geistliche der Russischen Orthodoxen Kirche.
„Die Einberufung des Sobors, das man nicht gesamtgalizisch nennen sollte, muss man am sogenannten „orthodoxen Sonntag“, d. h. am 10. März durchführen“, schrieb im Telegramm vom 25. Januar der Volkskommissar für Staatssicherheit der UdSSR Wesewolod Merkulow dem Staatskommissar für Staatssicherheit der Ukrainischen SSR Serhij Sawtschenko. – „Für einen erfolgreichen Verlauf des Sobors schleust in die Zusammensetzung des Sobors von nicht weniger als 60-70 Prozent Agenten ein. Sorgt auch für einen hinreichenden Prozentsatz an Agenten bei den zum Sobor geladenen Laien aus der Intelligenz.“ Im Telegramm ging es auch um eine Gewährung von 400.000 Rubel. für die „Initiativgruppe für die Durchführung des „Sobors“ sowie 75.000 für operative Kosten.
Vom 8. bis 10. März 1946 fand in der Lwiwer St. Georgs-Kathedrale unter Einsatz von speziellen Sicherheitsmaßnahmen das „Sobor“ der UGKK statt. 216 Delegierte, von denen ein Teil nicht wusste, wohin man sie brachte, stimmten für die Liquidierung der Union und den Übertritt in die Orthodoxie, genauer in die Russische Orthodoxe Kirche. Anschließend stellte Kostelnyk in einem Brief an den nationalistischen Untergrund fest: „ So wie alles in der Sowjetunion freiwillig und mit 100 Prozent geschieht – Anleihen, Wahlen, Kontingent-Abgaben – so fand auch der Sobor freiwillig und mit 100 Prozent Erfolg statt.“
Das größte Problem des „Sobor“ war die Frage nach seiner Legitimität, weil nur Bischöfe es einberufen konnten, aber ohne ihre Teilnahme wäre es nur eine Versammlung von Priestern, die keine Rechtskraft hätte. Das verstanden auch die Organisatoren.
Die Leiter der „Initiativgruppe“, die im April 1946 nach Moskau kamen, gaben TASS-Korrespondenten ein Interview, in dem sie auf dieses Thema eigens eingingen. Sie mussten zugeben, dass diejenigen, die das „Sobor“ einberufen und abgehalten hatten, zu dem Zeitpunkt Bischöfe und Priester der Russisch-Orthodoxen Kirche waren:
Frage: Inwiefern war es rechtmäßig, der Sobor der Griechisch-Katholischen Kirche einzuberufen und eine Entscheidung über die Auflösung der Entscheidung des Sobors von Brest 1596 zu treffen?
Antwort: Auf dem Sobor waren unter den Delegierten: der Bischof von Drohobytsch Mychajlo (Melnyk), früherer Generalvikar der Eparchie von Peremyschl der Griechisch-Katholischen Kirche, und der Bischof von Stanislaw Antonij (Pelwezkyj), früherer Dekan des Dekanats Husjatyn der Eparchie Stanislaw der Griechisch-Katholischen Kirche, deren Chirotonie [Amtseinführung durch Handauflegung] in der Stadt Kiew am 20. und 24. Februar stattgefunden haben. Ebenfalls wurden damals 13 frühere unierte Priester in die Orthodoxie aufgenommen.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Ermittlungen zu den verhafteten griechisch-katholischen Bischöfen abgeschlossen und sie warteten auf ihren Prozess.
„Aber wir haben dem Papst etwas abgenommen!“, schrie voller Freude [der verhörende KGB-Offizier, Anm. d. Ü.] S. Je. Horjun zu Slipyj nach der Veranstaltung des „Sobors“. „Sieben Millionen sind eine kleine Menge, um die katholische Kirche zu erschüttern, Sie aber kompromittieren sich nur selbst mit Terror“, antwortete darauf ruhig der Metropolit. Ihn sollten 18 Jahre Kerker erwarten.
Als Metropolit Josyf Slipyj sich [in Sibirien, Anm. d. Ü.] frei bewegte, sterben bereits alle Mitglieder der „Initiativgruppe“ unter mysteriösen Umständen. 1948 erschießt man Hawryjil Kostelnyk, und etwas später auch seinen Mörder. 1955 vergiftet man in einem Zug nach Kiew Mychajlo Melnyk und seinen ihn begleitenden Sekretär. Antonij Pelwezkyj stirbt an einem plötzlichen Herzinfarkt in Jahre 1957. Der Sekretär der „Initiativgruppe“ Serhij Chruzkyj wird inhaftiert und stirbt 1954 in der Haftzeit.
Die sowjetische Regierung anerkennt und legalisiert die UGKK 1989 nach 43 Jahren Untergrund.
11. März 2016 // Swjatoslaw Lipowezkyj
Quelle: Dserkalo Tyschnja
Weiterführendes:
Die Geschichte der Auflösung der Griechisch-Katholischen Kirche ist verschiedentlich in den letzten zwanzig Jahren in Gesamtdarstellungen wissenschaftlich thematisiert worden:
- Bohdan Bociurkiw, The Ukrainian Greek-Catholic Church and the Soviet State (1939-1950). Edmonton u.a., CIUS, 1996 = ukr. (übers. von Natalia Kochan) L’viv 2005.
- Friedrich Heyer, Kirchengeschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert. Göttingen 2003 mit den Addenda et Corrigenda von C. Weise
- Katrin Boeckh, Stalinismus in der Ukraine – Rekonstruktion eines des sowjetischen Systems nach dem Zweiten Weltkrieg. Wiesbaden, Harrassowitz, 2007 (Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts München 71).
- Ernst Christoph Suttner, Die katholische Kirche in der Sowjetunion. Würzburg 1992.
Hinzu kommen Darstellungen von Josef Maria de Wolf, Katholisch sein ist ein Verbrechen. Köln, AKM 1985 sowie einige kleinere (exil-)ukrainische Darstellungen.
Es gibt verschiedene Quellensammlungen:
- Volodymyr Serhijčuk, Neskorena Cerkva. Podvyžnyctvo hreko-katolykiv Ukraïny v borotbi za viru i deržavu. Kyïv, Dnipro, 2001.
- Volodymyr Serhijčuk,, Likvidacija UHKC (1939-1946). Dokumenty radjans’kych orhaniv deržavoï bezpeky. 2 Bde [fast 2000 Seiten], Kyïv, P. P. Serhijčuk, 2006. [evtl. Nachdruck?]
- Žanna Kovba/Andrij Kravčuk, Mytropolyt Andrej Šeptyc’kyj. Dokumenty i materialy 1941-1944. Kyïv, Duch i litera 2003.
- Volodymyr Serhijčuk, Mytropolyt Andrej Šeptyc’kyj u dokumentach radjans’kyjc orhaniv deržavoï bezpeky (1939-1944 rr.). Kyïv 2005.
- Scheptytsky, dem „Helden“ der Griechisch-Katholischen Kirche, dessen Seligsprechung sich die Kirche seit langem wünscht, sind außer der ukrainischen Übersetzung von Kyrylo Korolevskyjs alter Monographie in der Ukraine (L’viv, Svichado, 2014) und der bereits vor einiger Zeit erschienen Monographie Augustyn Babiak, Le Metropolite Andre Cheptytskyi et les synodes de 1940 à 1944. Lyon-L’viv, Misioner, 1999, neuere Bücher erschienen: Professor Serhijcuk hat 2015 einen neuen Band mit Geheimdienst-Dokumenten herausgebracht: Volodymyr Serhijčuk, Ukraïns’ki deržavnyky: Andrej Šeptyc’kyj. Vyšhorod, P. P. V, 2015. Außerdem hat Liliana Hentoš, Mytropolyt Šeptyc’kyj – 1923-1939. Vyprobuvannja idealiv. L’viv, VNTL-Klasyka, 2015 eine wichtige Monographie zur Wirkungszeit des Metropoliten in der wiederrichteten Polnischen Republik vorgelegt.
- Josyf Slipyj schließlich hat Pfarrer Mykhajleyko eine Monographie – seine Dissertation – gewidmet, in der sich die meiste neuere relevante Literatur findet: Andriy Mykhajleyko, Per aspera ad astra. Der Einheitsgedanke im theologischen und pastoralen Werk von Josyf Slipjy (81882-1994); eine historische Untersuchung. Würzburg, Augustinus-Echter, 2007 (ÖC NF 57).
Am 17. März fand in Kiew in der Schewtschenko-Universität mit Teilnahme aller seit langem einschlägig bekannter Fachleute eine Internationale Konferenz zum Gedenktag der Liquidierung der UGKK statt, Die Vorträge werden vermutlich in Band VIII von Kovčeh, der Zeitschrift des Instituts für Kirchengeschichte der UKU publiziert werden. Anschließend wurde am 20. März eine erzbischöfliche Liturgie in der Patriarchal-Kathedrale Kiew gefeiert. Dokumentiert finden sich diese Veranstaltungen auf Youtube.