Die Wiener Firmen der Schwiegertochter von Mykola Asarow
Ministerpräsident Mykola Asarows Lügen über gleichgeschlechtliche Ehen führten dazu, dass wir uns näher für seine Familie zu interessieren begannen, die sich vom europäischen Sodom nicht abschrecken ließ und ins verhasste Europa zog.
Im Dezember letzten Jahres enttarnte Asarow bei einem Auftritt vor einer Menschenmenge, die zum sogenannten „Antimaidan” versammelt worden war, die Vorteile einer europäischen Integration. Der Leiter der Exekutivmacht erklärte dort , dass eine der Bedingungen für die Einführung der Visafreiheit die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Ukraine sei:
„Diese sogenannten Führer (die Opposition) treten auf und erzählen uns Märchen – sei das Abkommen erst unterschrieben, könnten wir morgen schon ohne Visum nach Europa fahren. Nichts dergleichen! Wir müssen noch eine ganze Reihe Bedingungen erfüllen. Und wissen Sie, was das für Bedingungen sind? Wir sollen die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren! Ist unsere Gesellschaft zu so etwas bereit?”
In Wirklichkeit wird die gleichgeschlechtliche Ehe im Forderungskatalog der Europäischen Union nicht einmal erwähnt. Mit dieser Märchenstunde für seine Wähler (dieser Auftritt von Asarow wurde im Ersten Staatlichen Fernsehen übertragen) erreichte er die Grenzen des Zynismus.
Seine Lügen über gleichgeschlechtliche Ehen wurden damit unterstrichen, dass sich ausgerechnet Asarows Familie ohne jegliche Vorsichtsmaßnahmen in Österreich niederließ, wo kürzlich die „eingetragene Partnerschaft” auf gesetzlicher Ebene verankert wurde. Während er seine Wähler mit dieser Informationsmischung füttert, vermeidet Asarow jegliche Erwähnung über die andere Seite seines Familienlebens – jene in den ruhigen Straßen Wiens. Vor kurzem schrieb der Autor dieser Zeilen über die Immobilien von Asarows Sohn in der österreichischen Hauptstadt und über die Unterstützung der österreichischen Firmen von Asarow Junior durch das ukrainische Staatsbudget.
Alle diese Beispiele von Doppelmoral blieben sowohl von Asarow als auch von seinem Sohn, einem Abgeordneten, unkommentiert. Fragen zu den Wurzeln, die sie in Wien schlugen, ignorierte der Ministerpräsident (am 28. Januar reichte Asarow seinen Rücktritt ein, A.d.R.) gleichsam auf Pressekonferenzen und auf Facebook. Mit Blick auf die Verschärfung der Situation in der Ukraine, gibt die „Ukrajinska Prawda” bekannt, dass die Familie des derzeitigen Ministerpräsidenten der Ukraine einen Ort hat, an den sie flüchten kann: und zwar nicht ins gottverlassene depressive Slowjansk, das der jüngere Asarow im Parlament vertritt, sondern ins satte und gesegnete Wien, wo sie neben Immobilien auch ein weitverzweigtes Business besitzen.
Der Leiter der ukrainischen Regierung und „Anführer” der Partei der Regionen hat einen einzigen Sohn, Oleksij Asarow, dessen Frau Lilija heißt, Mädchenname Fatchulina und jetzt ebenfalls Asarowa [alternativ: Liliya Azarova; A.d.Ü.]. Lilija Asarowa ist folglich die einzige Schwiegertochter von Mykola Asarow. Über diese Dame gibt es keine offiziellen Informationen. Die „Ukrajinska Prawda“ gelangte an den Lebenslauf von Oleksij Asarow, den er 2012 bei der zentralen Wahlkommission einreichte. Laut diesem offiziellen Dokument, übt Lilija Asarowa den unter ukrainischen Politikerfrauen populärsten Beruf aus – sie ist „Hausfrau“. In der Erklärung für 2011, die der junge Asarow auf der Seite der zentralen Wahlkommission veröffentlichen musste, heißt es, dass seine Ehefrau im Laufe der letzten 365 Tage keinen Cent an Einkommen hatte – weder in der Ukraine noch im Ausland.
Das ist die offizielle Legende für die Wähler der Partei der Regionen. Und nun zur anderen Seite der Geschichte.
Laut einem nicht weniger offiziellen gesetzlichen Melderegister in Österreich, ist die Ehefrau von Oleksij Asarow Eigentümerin und Leiterin einer ganzen Reihe von Unternehmen in westeuropäischen Staaten.
Da ist zuerst einmal die Firma Publishing Deluxe Holding GmbH, deren Tätigkeit im Herausgeben von Zeitungen und Magazinen liegt. Die „Ukrajinska Prawda” hat einen Firmenbuchauszug der Gesellschaft und den letzten Bilanzbericht erworben. Demnach ist die Schwiegertochter des Premierministers Geschäftsführerin und zu 50 Prozent Eigentümerin dieses österreichischen Unternehmens. Die Firma wurde im August 2011 von einem befreundeten Paar, Alexandera und Stefan Burgesmeir, gegründet und ihre Nachbarin aus dem 18. Wiener Bezirk, Lilja Asarowa, trat im März 2012 in die Gesellschaft ein. Sie wurde nicht nur eine der Geschäftsführer, sondern steuerte über eine halbe Million Hrywnja (ca. 50.000 Euro) zum Stammkapital bei, wobei sie mit Stand 31. Dezember 2011 keinen Cent besaß, wie aus der Erklärung von Oleksij Asarow hervorgeht.
Lilija Asarowa wurde praktisch zur Retterin der Firma Publishing Deluxe Holding GmbH. Ende 2011 hatte sie einen Verlust von 49.000 Euro. Die Einlage von 50.000 Euro durch Asarowa korrigierte diese Position. In der Firmenbilanz ist die Position „Fremdkapital” interessant. Ende 2011 betrug es 1.206.000 Euro und Ende 2012 2.114.000 Euro. Dieses Geld wurde jedoch nicht investiert und ist auf der Aktivseite der Bilanz fast zur Gänze als Umlaufvermögen in Form von Vorräten und liquiden Mitteln erfasst.
Die Firma der Asarows gibt in Österreich ein Magazing mit dem expressiven Namen „Vienna Deluxe Magazine” heraus. Interessant ist, wie sich das Magazin selbst definiert: „Vienna Deluxe Magazine” ist ein Wiener Luxus-Hochglanzmagazin, das sich „ausschließlich mit Luxus und gehobenem Lifestyle befasst”. Unser Ziel ist es, mit einer „überaus exklusiven Zielgruppe (UHNWIs – Ultra High Net Worth Individuals) zu kommunizieren”.
Für die Herausgabe dieses „Über-drüber-Luxus”-Magazins gründete die Firma Publishing Deluxe Holding GmbH die Tochtergesellschaft Vienna Deluxe Magazine GmbH. Das passierte gleichzeitig mit der Einlage von Lilija Asarowa auf das Stammkapital des Muttergesellschaft. Da das Unternehmen Vienna Deluxe Magazine GmbH zu 100 Prozent der Muttergesellschaft angehört, kontrolliert die Familie des ukrainischen Premierministers folglich auch dort 50 Prozent.
Wie aus den Informationen auf der Seite des Vienna Deluxe Magazine hervorgeht, gibt die Holding ein analoges Magazin für „Superreiche” an der Côte d’Azur und Courchevel in Frankreich, in Dubai, in Sankt Moritz, in Genf, Zürich, Paris, München und Südafrika heraus. Einen Teil davon bringt ein weiteres Unternehmen der Asarows heraus – die Media Deluxe GmbH, die zu 100 Prozent der Muttergesellschaft Vienna Deluxe Magazine GmbH gehört. Die Firma Publishing Deluxe Holding GmbH und die mit ihr verbundenen Vienna Deluxe Magazine GmbH und Media Deluxe GmbH befinden sich in Wien an der Adresse Singerstraße 16/4. Das ist das pompöse Palais Breuner.
In diesen Räumlichkeiten ist auch die Firma Garda Handels und Beteiligungs GmbH registriert, die im Interesse der Familie Asarow die Fabrik „Metalist” in Donezk besitzt. Die Schwiegertochter des Ministerpräsidenten arbeitete dort bis Anfang 2012 als Geschäftsführerin und die Fabrik erhielt materielle Hilfe aus ukrainischen Budgetmitteln.
Aber die Herausgabe von Magazinen für Superreiche und das Managen von Firmen, die ukrainische Fabriken besitzen, sind nicht die einzigen Sphären, in denen sich die Frau von Oleksij Asarow in Wien betätigt. Sie ist außerdem alleinige Eigentümerin der P 12 Galerie und Kunsthandel GmbH, die zur Kunstgalerie P-12 in Wien unter der Adresse Parkring 12/12/8 gehört. Früherer Eigentümer der Galerie war der österreichische Jurist Friedrich Bubla, der im Aufsichtsrat folgender österreichischer Firma sitzt: der SLAV Handel, Vertretung und Beteiligung AG der Brüder Kljujew. In zwei Jahren fiel Bublas Anteil von 100 auf 0 Prozent, er bleibt aber in der Auflistung der Galerieleitung.
Und jetzt das interessanteste: Aus „Zufall” befindet sich in einem Gebäude dieser Galerie der Wiener Sitz des Liechtensteiner Unternehmens P&A Corporate Trust, geleitet von Reinhard Proksch. Das ist dieselbe Person und dieselbe Firma, die bis vor kurzem der eigentliche Eigentümer der Präsidentenresidenz „Meschyhirja” war und bis heute der Hauptaktionär des Solarunternehmens der Brüder Kljujew bleibt.
All diese Firmen gerieten in den letzten Wochen ins Blickfeld ukrainischer Aktivisten, die vor den Wiener Firmen der Asarows und Kljujews protestierten und iniziierten, dass Proksch seine Anwaltslizenz in den USA entzogen wurde. Außerdem brachte der Wechsel im österreichischen Außenministerium ein merkbares Interesse an Informationen über Gelder von Mitgliedern der Partei der Regionen mit sich. Gelder, die es ihnen erlauben, sich im Westen niederzulassen und parallel dazu den eigenen Wählern einen Floh ins Ohr zu setzen.
P.S. Im Laufe eines Monats antwortete der Abgeordnete Oleksij Asarow auf eine an ihn übermittelte Frage nach dem österreichischen Familienbusiness nicht. Ebenso weigerte sich der Apparat der Werchowna Rada, die letzte Einkommenserklärung des jungen Asarow herauszugeben und verwies auf eine fehlende Erlaubnis von ihm, diese Informationen zu veröffentlichen.
28. Januar 2014 // Serhij Leschtschenko
Quelle: Ukrajinska Prawda