Wladimir Selenskijs Vater: „Mutter und ich wollten nicht, dass unser Sohn als Präsident kandidiert“
Der Vater des Kandidaten Se sprach mit Strana darüber, was er seinem Sohn sagen wird, wenn er Präsident wird, und welches Gehalt er beziehen sollte.
Unser Treffen war nicht geplant. Ich kam in die Heimatstadt Wladimir Selenskijs [Wolodymyr Selenskyj], Kriwoj Rog [Krywyj Rih], um eine Reportage über seine Kindheit und Jugend zu machen. Ich hatte Gespräche mit seinen Lehrern geplant, Nachbarn, einfach mit Landsleuten, die ihn noch kannten, bevor er als Schauspieler, Showman und dann als Präsidentschaftskandidat der Ukraine bekannt wurde.
Aber da ich schon mal da bin, beschließe ich mein Glück zu versuchen und im Institut vorbeizuschauen, in dem Selenskijs Vater lehrt.
Ich erwische Alexander Semjonowitsch an seinem Arbeitsplatz. Er ist Dekan der Fakultät für Informatik und Informationstechnologie im Kriwoj Roger Wirtschaftsinstitut (eine Filiale der Kiewer Nationalen Wirtschaftsuniversität namens Wadim Getman).
Die Studenten beschreiben ihn kurz und prägnant als „klaren Mann“. Eine ehrenvolle Charakteristik, wenn man bedenkt, dass Alexander Semjonowitsch 70 Jahre alt ist, aber über seine Pensionierung nicht nachdenkt.
Wenn man nicht wüsste, dass sein Familienname Selenskij ist, würde man optisch nicht erkennen, dass der Sohn Alexander Semjonowitschs Millionär ist. Er ist in einen einfachen grauen Strickpullover gekleidet. In seinem Arbeitszimmer sind keinerlei Überfluss oder Luxusartikel.
Nur ein Computer, eine Tischlampe und ein halbvolles Glas löslicher Kaffee befinden sich auf seinem Schreibtisch. Er gibt sich bescheiden, bittet darum im Interview alle diese „Professors“ und „Doktors“ zu vermeiden; einfach Dozent.
Ich trete in sein Arbeitszimmer und warte, bis er zwei Studenten ihre Scheine unterschrieben hat.
Zuerst hält er mich anscheinend auch für eine Studentin, die Hand greift gewohnheitsmäßig nach dem Stift, um eine Prüfungsleistung zu unterschreiben, aber dann bemerkt er mein Diktiergerät. Als er begreift, dass ich Journalistin bin, macht Alexander Semjonowitsch Umstände und lehnt zunächst ein Interview entschieden ab.
Aber ein Wort gibt das andere, ein Witz den anderen – mit den Selenskijs geht es nicht anders – und im Ergebnis haben wir fast eine Stunde gesprochen.
Die ganze Zeit über erwische ich mich bei dem Gefühl, dass mit gegenüber nicht der Vater, sondern der Sohn sitzt. Sie sind sich sehr ähnlich, besonders wenn Alexander Semjonowitsch lacht. Dieses laute, ansteckende Lachen aus vollem Hals, Punkt für Punkt wie Wladimir. Ich sage das. Der Vergleich mit dem Sohn schmeichelt ihm offensichtlich.
Wie jeder andere Vater ist er stolz auf die Errungenschaften Wladimirs. Obwohl er bekennt: ich war dagegen, dass mein Sohn in die große Politik geht.
Was halten Sie davon, dass ihr Sohn Präsident der Ukraine werden könnte?
Für mich kam das überraschend. Mutter und ich waren nicht gerade dafür. Aber jetzt hoffen wir natürlich für ihn. Man muss das System ändern. Es ist ein schmutziges System, das ist fakt. Und wer es unterstützt, denkt nicht an die Ukraine, er denkt an seine eigenen Interessen. Das ist allen klar. Aber wenn, stellen Sie sich das eine Minute vor, wenn mit dem Blut der Kinder Geld verdient wird… Wie kann man einen solchen Menschen unterstützen? Dieses „bla bla“ braucht niemand. Ich bete zu Gott, dass sich die Ukraine verändert. Das möchte ich sehr.
Hat sich Wladimir mit Ihnen bezüglich der Präsidentschaft beraten?
Nein, er hat sich nicht beraten.
Haben Sie es aus den Nachrichten erfahren, oder was?
Nein, aber ich habe es irgendwie zufällig erfahren. Sonst bespricht er sich oft mit uns, teilt uns Dinge mit, er steht uns sehr nahe. Vielleicht hat er es uns nicht gesagt, um uns nicht aufzuregen. Er wusste, dass wir dagegen sein würden. Sonst ist es häufig so, wenn ihm etwas schwer auf der Seele liegt, dass er mich anruft und fragt: „Papa, was denkst du…?“
Ruft er oft an?
Seine Mutter oft, mich nicht. Mutter ist einfach frei, ich arbeite (Rimma Selenskaja ist in Rente – Strana). Wladimir sorgt sich um sie.
Was haben Sie für ein Verhältnis zu ihrem Sohn?
Wir haben ein normales Verhältnis. Wir haben keine schwierige Beziehung. Wladimir tut wahrscheinlich alles, um uns nicht zu verärgern. Ich lebe einfacher und er will uns die ganze Zeit unbedingt unterstützen. Aber ich brauche das nicht, ich habe auch so genug. Gut, er hat mich natürlich dazu gebracht, mir neue Zähne machen zu lassen (lacht und zeigt eben diese Zähne). Ich bin ein spezieller Mensch, stolz. Aber mein Sohn und ich haben ein wundervolles Verhältnis. Ich liebe meinen Sohn sehr. Ich weiß, dass es sehr schwer für ihn werden wird, sehr schwer. Aber ich glaube, dass er ein ehrlicher Mensch ist. Das kann ich Ihnen sagen. Und diese Drogen-Geschichte… Das ist unangenehm. Welche Drogen? Ich war fünf Tage bei ihm. Ich habe nichts Derartiges gesehen. Ich weiß nur eins: Wenn er Drogen nehmen würde, dann würden seine Frau, seine Schwiegermutter sehr beunruhigt sein und es mir mitteilen. Er ist ein guter Kerl. So etwas ist niemals vorgekommen. Und ich glaube nicht, dass er besonders gern Präsident sein will, er möchte nur einfach nicht in einem solchen Land leben. Er will es verändern. Alle gehen zum Lernen oder Arbeiten ins Ausland. Ich kann so viele Beispiele anführen. Was soll man machen? Aber das wissen Sie besser als ich.
Das heißt, er wird nicht wegen des Amtes Präsident?
Nein. Da bin ich sicher. Er ist ein besorgter Mensch. Er unterstützt uns, unglaublich. Wenn wir in den Urlaub fahren, bezahlt er für seine Mutter, ich will nicht. Das sind meine Allüren (Schrullen – Strana). Er will uns unbedingt helfen, will, dass ich in Kiew lebe. Aber ich habe mich an das hier gewöhnt. Es gefällt mir hier besser. Das Institut ist hier. Vielleicht stimmt er mich ja noch um, aber im Moment nicht. Ich bin mit meinen Angelegenheiten beschäftigt, er mit seinen. Ich habe mich mein ganzes Leben mit der Wissenschaft befasst, mit Neuerungen. Aber das, was zurzeit geschieht…
Wo?
Na im ganzen Land. Institute werden geschlossen, es gibt keine Zukunft. Das ist das Schreckliche. Darüber spricht niemand. Alle normalen Menschen sehen das. Ich bin doch kein Politik-Schwätzer, oder wie sie dort heißen – Politolog. Es gibt gute Politologen, und es gibt gekaufte.
Und Selenskij, Ihr Sohn, hat er gute Politologen oder gekaufte?
Er ist mein Sohn. Deshalb kann ich nicht objektiv, nur subjektiv auf diese Frage antworten. Mir gefällt es, wenn man ihn verteidigt, er ist mein Sohn. Mir scheint es, dass er vollständig richtig liegt. Das ist einfach so, fragen Sie jeden beliebigen Vater. Wenn die Familienverhältnisse gut sind, dann ist das ein Instinkt, das ist von der Natur vorgegeben.
Wie war Wladimir in der Kindheit?
Ein guter Junge, brav. Ein guter Schüler. Ich habe ihn praktisch nicht gesehen, ich fuhr zu verschiedenen Objekten. Die Mama hat ihn hauptsächlich erzogen. Ich habe außer der Lehre die Programmierung in verschiedenen Objekten eingeführt. Er hat mir immer Freude gemacht, nur ein Mal hinkte er in Mathematik hinterher, konnte irgendeine Aufgabe nicht lösen. Da habe ich mit ihm geschimpft. Aber nach ein paar Tagen konnte er es. Sein Kopf funktioniert gut. Und alles Andere war in Ordnung.
Mathematik lag ihm nicht besonders…
Ja, sie lag ihm nicht besonders, aber er ist nicht dumm. Das kann ich Ihnen sicher sagen. Es lag ihm anderes. Er erhielt eine kolossale Praxis in KWN [gemeint ist die seit 1961 in der Sowjetunion und den Nachfolgestaaten laufende Fernsehshow Klub der Lustigen und Findigen – A. d. Ü.], er war ein Fan.
Ist es wahr, dass Sie dagegen waren, dass Wladimir im KWN teilnahm?
Ja, zuerst war ich dagegen, aber dann… Nun, es gefällt einem Menschen und er lernt gut. Was soll man sich da einmischen? Ja, ich wollte, dass er IT-ler wird, Programmierer, aber das ist unwichtig, er hat einen anderen Platz für sich gefunden. Und sehr gut. Ein Land im Land, können Sie sich das vorstellen?
Wovon sprechen Sie?
Über das Team, das er aufgebaut hat. Wenn ich in sein Büro nach Kiew komme – wie mich die Leute dort empfangen! Wie zufrieden sie sind. Das scheint mir so.
Wenn Selenskij Präsident wird, wie glauben Sie, wird sich Ihr Leben verändern? Bekommen Sie vielleicht irgendein Amt?
Nein, nein, welches Amt? Ich bin Dekan, Doktor der Wissenschaft, das ist besser als Minister, denke ich (er lacht). Wofür sollte ich das brauchen? Das ist doch alles Unsinn. Wissen Sie, wovon ich träume? Dass meine Augen gut funktionieren und dass ich gesund bin und dass ich noch ein bisschen arbeiten kann. Das ist alles.
Ungeachtet des Alters ist Selenskij der Ältere rüstig. Die Nachbarn sagen, im Sommer spielt er abends auf dem Hof Schach und Domino. Und insgesamt sieht Alexander Semjonowitsch jung und energiegeladen aus. Er liebt das Lachen und die Scherze. Im Übrigen, dass jetzt ein Witz kommt, erkennt man eine Sekunde vorher an den gewitzt zusammengekniffenen Augen, die Alexander Semjonowitsch einem niesenden Kater ähnlich macht. Irgendwo habe ich diesen Gesichtsausdruck doch schon mal gesehen… Wer auch nur einmal den Auftritt von „Quartal 95“ gesehen hat, erkennt ihn sofort. Diese charakteristisch zusammengekniffenen Augen werden anscheinend in der Familie Selenskij vererbt.
Und jetzt schaut mich Selenskij der ältere so an: Fältchen umrahmen die Augen in weichen Wellen, wie an einem Ufer, und machen den Blick gut und entwaffnend. Aber im Augenwinkel verbirgt sich der Humor. Das liegt in der Familie.
Wie alt sind Sie, wenn das kein Geheimnis ist?
Alt, 70. Und ich will noch nicht in Rente gehen. Ich habe noch kraft. Nur die realen Objekte habe ich vor drei Jahren aufgegeben. Das war doppelte Arbeit. Diese Objekte, dort, wo eine Software eingeführt wird. Man muss sich schließlich mit dieser Sache auskennen. Man darf nicht einfach nur unterrichten und daherschwatzen, ohne Praxis in unserem Gebiet und unserer Profession, niemals. Jetzt habe ich Ihnen alles erzählt, und Sie hatten Angst.
Nicht ich hatte Angst – Sie wollten nicht.
Verstehen Sie, nachher reißt man es aus dem Zusammenhang. Sie sehen doch, wie man sich jetzt an jedem Wort aufhängt?
Nun, das ist eine politische Schlacht…
Das ist keine Politik, das ist Dreck.
Das ist auch Politik.
Ich verstehe das nicht. Man nimmt jemanden, übergießt ihn mit Dreck und sagt dann, dass es diese Arbeit ist. Ich bin ein einfacher Mensch. Wenn ich was zu sagen hätte, hätte ich sie dort alle schon mit Kraftausdrücken belegt! So.
Ihr Sohn ist in die große Politik gegangen, man muss darauf gefasst sein, dass er mit Tonnen von Dreck und Lügen überhäuft wird…
Ich verstehe das, aber manchmal hält er das nicht aus. Ja, es wohl wäre möglich das auszuhalten und den Hörer nicht gleich hinzuwerfen …
Sprechen Sie über diese Talk-Show auf „1+1“, in die kürzlich Poroschenko kam?
Ja. Wladimir hat damals am Telefon grob geantwortet. Aber man kann die Reaktion Wladimirs auch mit anderen Faktoren erklären. Er hat sich immer zurückgehalten. Man gießt Dreck über ihn aus und er schweigt. Wie lange hat er geschwiegen? Bemerken Sie, er hat Poroschenko nie gequält, aber es gibt doch gewisse Grenzen. Er hat mit diesem Anruf „Auf Wiedersehen“ gesagt. Poroschenko ist es schließlich gewohnt, Herr zu sein, Zar, er war sogar verdutzt. Und er war doch extra ins Studio gekommen, weil er wusste, dass Wladimir nicht im Land ist. Sogar nach Wladimirs Sieg kann man von Poroschenko alles Mögliche erwarten. Er hängt an diesem Amt und versteht nicht, dass er seine Lage dadurch nur selbst verschlechtert. Es wäre besser, die Macht friedlich zu übergeben. Ich wundere mich sowieso, was das für eine Persönlichkeit ist. Und wie viel Hoffnung man in ihn gesetzt hatte! Da ist dieser Mensch, der so gut ukrainisch und englisch spricht, und es zeigt sich, in ihm muss noch irgendetwas sein.
Zu welchem Grad ist die Figur Goloborodko für den echten Wladimir Selenskij verantwortlich? [gemeint ist die Präsidentenfigur in der Fernsehserie Diener des Volkes, A.d.R.]
Das ist doch ein Film! Man darf ihn doch nicht mit so einem einfachen Lehrer vergleichen. Doch im dritten Teil der letzten Staffel gibt es eine Ähnlichkeit: Er will, wünscht Veränderung, verstellt sich nicht. Er verdient normal, ich wusste selbst nicht, welches Einkommen er hat. 500 Menschen arbeiten für ihn, sie verdienen alle gut. Er hat übrigens auch zum ersten Mal die Regie übernommen Ich habe diesen Film gesehen: „Ich, du, er, sie“. Ein talentierter Mensch.
Wenn man auf den Jungen Wladimir schaut, konnten Sie sich in seiner Kindheit vorstellen, dass er bald Präsident werden würde?
Wollen Sie die Wahrheit hören? Ich liebe große Menschen. Aber keine Präsidenten. Das Amt macht nicht das Wesen eines Menschen aus.
Was macht es dann aus?
Für mich sind große Menschen zum Beispiel die Empfänger des Nobelpreises. Das sind große Leute, sehr große für mich. Ein großer Maler, großer Schauspieler… So ein Verhältnis habe ich dazu. Er ist ein guter Geschäftsmann, er denkt nicht nur an sich selbst. Seine Freunde und Kollegen kommen hierher. Und sie sprechen nur gut von ihm. Seine Sendungen sieht das halbe Land, das halbe Land kennt ihn; wohl eher das ganze Land – er ist schon groß.
Haben sie keine Angst, dass wenn ihr Sohn Präsident wird, aus dem allgemeinen Idol ein Feind wird? Unsere Gesellschaft neigt dazu, von Helden erst begeistert und später enttäuscht zu sein.
Die Atmosphäre ist schwierig. Aber wissen Sie was? Das ist mir egal. Mir ist es wichtig, was im Grunde seiner Seele ist. Er ist ein sehr anständiger Mensch. Ich weiß, dass er will, dass es der Ukraine besser geht. Dieses Pack kann ihn umdrehen, wie sie wollen, das berührt mich nicht. Aber wenn er sich verrät, wenn er diesem Postulat nicht mehr entspricht, dann werde ich ihn auch nicht mehr achten. Es müssen alle rausgeworfen werden, säubern muss man alles …
Reicht denn sein Mut aus? Das ist ja nicht so einfach wie im Film.
Ob er ein Feigling ist oder nicht? Es gibt Beispiele. Erinnern Sie sich an [die Fernsehsendung] „Tänze mit Stars“? Wissen Sie, wie er das ausgehalten hat? Stellen Sie sich vor, wie das ist. Wissen Sie, man hat ihm Spritzen in den Rücken gegeben und er hat gewonnen. (beim Projekt „Tänze mit Stars“ hat Wladimir Selenskij sich die Muskeln gezerrt – Strana). Die ganze Ukraine hat das gesehen! Der Junge hat es ausgehalten. Und die ganze Zeit auf die Bühne zu gehen, dazu braucht man auch Durchhaltevermögen und Mut.
An welche lichten Momente in der Kindheit Wladimirs erinnern Sie sich?
Nun, ich erinnere mich, wie er im Kindergarten im Sandkasten spielte und um ihn herum kreisten immer drei bis vier Jungen. Er konnte damals schon die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, Zuschauer sammeln. Das beeindruckte mich. Er schrieb wunderschön. Dass manche von ihm verächtlich sagen, er sei halt „Schauspieler“ ist einfach nicht wahr. Er ist Autor. Als er nach dem Studium gemeinsam mit den Schefirs nach Moskau ging (die Brüder Schefir sind die Autoren des Sketche vom „Quartal 95“ – Strana), haben sie einige Jahre daran verdient, dass sie Witze für andere Mannschaften des KWN geschrieben haben. Und dann sind die Brüder Schefir einmal im Fernsehen aufgetreten und sagten, dass Wladimir bessere Witze schreibt als sie. Er ist nicht so ein einfacher Fußsoldat, wie es manchen scheint.
Haben Sie vorausgesehen, dass er bekannt wird?
Ja. Nicht als Präsident natürlich, aber als in irgendwas groß. Obwohl ein großer Präsident auch Spuren hinterlässt. Aber warten wir erst einmal die Ergebnisse der Wahl ab.
Sie sind nicht 100-prozentig sicher, dass Wladimir gewinnt?
Wir sind auf alles gefasst, machen uns große Sorgen. 100-prozentige Sicherheit haben wir nicht. Aber ich denke, 80 Prozent, das ist auch nicht schlecht. Nicht, weil die Leute nicht so abstimmen. Aber man könnte eine Technologie verwenden, die ihn stört.
Sagen Sie, was für einen Konflikt hatte Wladimir mit Denis Manschossow? Warum hat er das „Quartal“ verlassen?
Ich mochte ihn nicht besonders, diesen Denis, wenn ich ehrlich bin. Er hat in unserem Hof gewohnt. Ich möchte nicht ins Detail gehen. Irgendwann waren sie Freunde, indirekt. Sie besuchten die gleiche Schule, die 95. Ich rechtfertige hier Wladimir vollständig. Und nicht Wladimir hat ihn aus „Quartal“ rausgeschmissen, sondern das Team. Das kann ich Ihnen sagen. Es hat einfach gereicht.
Gab es bei Wladimir einer erste Liebe, bevor er seine spätere Frau Jelena Knjaschko getroffen hat?
Gab es. Aber nichts Ernstes … Er war die ganze Zeit beschäftigt. Er liebte irgendein Mädchen, hat sich aber nicht einmal mit ihr getroffen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sie hieß. Und dann, erinnere ich mich, erschien Lena. Sie waren in der Schule in Parallelklassen. Ich glaube, sie kannten sich schon aus der Schule. Und als er begann sich mit Lena zu treffen, begannen Mädchen bei ihm anzurufen. Oh Mama hat das geregelt! Sie sagte: Schluss, er trifft sich mit einem Mädchen, verwirrt ihm nicht den Kopf! Mit Lena ist er schon lange zusammen. Ja, unser Enkel wird schon bald 15. Ich sage so: es gibt nichts, um ihn als irgendeinen Idioten darzustellen. Er ist ein einfacher, normaler Mensch, ehrlich.
Man sagt, selbst die Ehrlichsten, wenn sie in die Politik geraten…
Das ist nicht wahr. Wladimir weiß, dass sein Vater ihn anruft und sagt: „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“ So ist das in unserer Familie. Es verderben die Menschen, die wegen des Geldes dorthin gehen. Das Einzige, was ich wünschte… Das Gehalt des Präsidenten der Ukraine beträgt offiziell 27.000 Hrwynja [etwa 920 Euro]. Aber für jede Unterschrift – eine Million Dollar! Ich wünschte, dass das Gehalt normal wäre. Dann wird auch der Präsident ehrlich sein.
Ein normales Gehalt, wie viel ist das?
Naja, vielleicht 100.000 [circa 3.400 Euro]. Er muss ja von was leben. Aber von 27.000 leben – das ist ja lächerlich. Und diese Millionen, die man pro Unterschrift bekommt, das Ganze muss man beenden.
Leicht gesagt, aber getan?
Ich verstehe, der Widerstand wird kolossal sein. Er braucht Menschen, die ihm vertrauen. Er ist doch nicht wegen des Geldes angetreten, aber wenn er schon angetreten ist, braucht er Unterstützung. Wenn man ihn jetzt verlässt, endet es wieder im Dreck. Und das wird kein Ende nehmen.
Hat er denn Menschen, die an ihn glauben?
Nun, ein Team hat er. Alexander Daniljuk (Kandidat der Mannschaft Se für den Posten des Außenministers – Strana), Ruslan Rjaboschapka (Berater Wladimir Selenskijs – Strana). Das sind ehrliche Leute, Spezialisten.
Wie viel Einfluss hat Igor Kolomojskij tatsächlich auf Wladimir?
Oh, über diesen Kolomojskij beginnt dieser [Poroschenko] zu sprechen. Kolomojskij ist zehnmal ärmer als du. Man macht sich Sorgen, das da Einfluss auf Wladimir ausgeübt wird, aber er hilft kein bisschen! Kein Geld für Beobachter, keine Büros. Deshalb sollte Pjotr Poroschenko ruhig ein schlechtes Gewissen haben, so etwas herumzuschwatzen. Der Mensch (Kolomojskij – Strana) hat das Dnjepropetrowsker Gebiet gerettet. Soll er ruhig zurückkehren.
Wer? Kolomojskij?
Ja, als Gouverneur. Von diesen ganzen Oligarchen ist er der Ehrlichste, scheint mir. Ich glaube, dass er Wladimir nicht unterstützt, ich sehe das doch alles. Es gibt ja wenige Werbetafeln. Schauen Sie selbst durch die Stadt. Wir haben drei Werbetafeln und dieser [Poroschenko] jede zweite. Warum dieses Wehklagen?
Worin besteht ihrer Meinung nach das größte Problem der Ukraine?
Ich habe den Eindruck, dass sich so ein Korruptionsmodell aufgebaut und die Ukraine zerfressen hat. Dann hat sich das Modell auf niedrigere Ebenen verlagert, auf die Gebiete und Städte. Das ist schrecklich. Aber wie man das zerstören soll? Ich weiß es nicht. Man braucht verlässliche Leute. Das ist natürlich nicht einfach. Selbst wenn jetzt, sagen wir, Wladimir gewinnt, bleibt die Werchowna Rada doch die alte. Er wird nichts unterzeichnen [Gesetze], sie werden nichts beschließen. Davon hat das Volk überhaupt nichts. Aber andererseits muss man doch beginnen. Das hätte schon vor fünf Jahren passieren sollen. Die Menschen haben sich erhoben. Statt neuer ehrlicher Menschen an der Macht, kam irgend so ein ekelhaftes Zeug.
Ist Wladimir bereit für die öffentliche Politik? Kann er Rückschläge aushalten?
Natürlich, Wladimir sollte sich zurückhalten. Er ist in dieser Sendung explodiert. Es war zu erkennen, dass es ihm sehr schwer fiel, er ist so etwas nicht gewohnt. Er ist ein stolzer Mensch, er kann nicht so lange ertragen, dass man ihn mit Dreck bewirft. Poroschenko hat ja einen Spezialisten für Negative Campaigning aus Israel geholt, der denkt sich das alles aus, die Drogen und das alles. Es ist widerlich, das zu hören. Wir verfolgen das, lesen in den sozialen Medien, abends nach der Arbeit, sie verstehen, Facebook, YouTube – das liegt mir schon im Magen. Ich habe schon keine Kraft mehr. Aber jetzt bin ich schon ein geübter Krieger, es ist schon leichte das auszuhalten.
Es gibt diese Internet-Regel: nicht die Kommentare lesen. Um die Ruhe zu bewahren.
Oh, Kommentare sind schrecklich. Er [Poroschenko] hat da so viele Menschen. So viel Geld fließt in dieses Negative. Kann dieser Mensch etwa ein Land regieren? Es müssen neue Leute ran.
Was fühlen sie als Vater, wissend, dass Ihr Sohn Präsident werden kann?
Stolz. Er ist ein Prachtkerl. Ich hoffe, es gelingt ihm. Wir wollen nicht so sehr seine Präsidentschaft, wir sorgen uns mehr, dass ihm nichts geschieht. Wenn ein guter Mensch gegen ihn antreten würde, dann würden wir sogar wollen, dass er verliert. Aber dieses Scheusal [Poroschenko] kann man schon nicht mehr ertragen.
16. April 2019 // Anastassija Towt
Quelle: Strana