Zentralbank verschärft Regeln für den Geldwechsel


Von nächstem Freitag (23. September 2011) an wird der Kauf oder Verkauf von Fremdwährung schwieriger: selbst beim Tausch von einem Dollar, muss ein die Identität bestätigendes Dokument vorgelegt werden (Pass, Führerschein). Bei der Zentralbank begründet man das mit der Notwendigkeit die Kontrolle über die Legalisierung (Waschung) von Einnahmen zu verschärfen, die auf kriminellem Wege erhalten wurden. Bei Operationen bis zu einer Summe von 50.000 Hrywnja, gibt der Kassierer in der Order und auf der Quittung nur den Familiennamen an (beispielsweise Iwanow, kaufte 100$), doch gibt er keine Passdaten ein. Beim Kauf oder Verkauf von 50-150.000 Hrywnja am Tag (heute 50-80.000 Hrywnja) werden alle Daten des Kunden festgehalten (Familienname, Vatersname, Vorname, Registrierung, Ausgabebehörde des Dokuments), die danach an die Zentralbank übermittelt werden.

Banker kommentieren die Neuerung nur ungern, dabei bekräftigen sie, dass diese nur wenig Einfluss auf die Schattenwirtschaftler haben wird (diese werden Devisen für nicht mehr als 49.999 Hrywnja kaufen) und bringt den normalen Bürgern Unannehmlichkeiten: sie müssen zur Wechselstelle mit dem Pass gehen und in der Schlange stehen. „Das fügt uns zusätzliche Arbeit und Ausgaben für Papier und Kopien hinzu, dann müssen wir täglich die Übersichten von den regionalen Filialen über die großen Devisenkäufer (mehr als 6.250$ am Tag) sammeln, zusammenfassen und an die Zentralbank (NBU) übermitteln und die Kassierer müssen deren Pässe kopieren“, sagt ein Top-Manager aus einer der großen ukrainischen Banken. Der Meinung des Analysten des Internationalen Zentrums für Zukunftsforschung, Alexander Sholud, möchte die Steuerbehörde auf diese Weise diejenigen aufdecken, die ihr Gehalt im Umschlag (darunter in Devisen) beziehen und die Unternehmer, die gegen Cash „Grauimporte“ kaufen, für die keine Steuern bezahlt werden. „Aber ich denke, dass dies den einfachen Bürger nur wenig betrifft, wenn man berücksichtigt, dass die Passdaten von denen, die Kleinigkeiten kaufen, 100-200 Dollar, nicht auf die Quittung eingetragen werden. Und überprüfen, ob es wirklich Iwanow war, ist unrealistisch, damit wird sich niemand beschäftigen. Mit der Zeit werden die Kassierer kleinerer Wechselstellen keinerlei Dokumente fordern. Sie werden die Person einfach nur auffordern den Familiennamen zu nennen“, meint Sholud.

„Das ist ein Versuch zur totalen Kontrolle über die Devisenströme, sowohl der großen, als auch der kleinen, der die Tätigkeit der bereits vergessenen Geldwechsler wiederbelebt“, meint die oppositionelle Parlamentsabgeordnete, Xenia Ljapina. „Zum Beispiel: eine Person, die als arbeitslos zählt und selbst illegal im Ausland arbeitet, wird sich fürchten Devisen in Hrywnja in der Bank zu wechseln, um nicht aufzufallen, denn die NBU muss auf Anforderung der Steuerbehörde Informationen über jeden bereitstellen.“

Die einfachen Bürger nahmen die Neuigkeit unterschiedlich auf. „Ich tausche nur sehr selten Devisen, daher fürchte ich keine Sanktionen. Wenn es nötig ist, dann lege ich meinen Pass vor“, sagt die Kiewerin Jekaterin Burljuk. Und der Geschäftsmann Maxim Kolkow, der Haushaltstechnik verkauft, sagt, dass man nun darüber nachdenken muss, wie man den Staat betrügt: „Klimaanlagen und Kühlschränke, mit denen ich handle, kaufen wir hauptsächlich gegen Bargeld, so ist es billiger. Möglicherweise werde ich mich an Geldwechsler wenden oder Verwandte und Bekannte bitten in der ‘Eckwechselstube’ Hrywnja gegen Dollar zu tauschen“.

Alexander Pantschenko

Quelle: Segodnja

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 511

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und per täglicher oder wöchentlicher E-Mail.