Aktionärsrochade bei "Saporoshstal"
Die Teilhaber der Midland Group, Eduard Schifrin und Alex Schneider, steigen aus dem Metallgeschäft aus. Gestern wurde bekannt, dass die Unternehmer etwa 50% der Aktien des Metallkombinates “Saporoshstal” an ihre Geschäftspartner, Igor Dworjezkij und Witalij Sazkij, verkauft haben, deren Anteil sich im Ergebnis auf 96,6% erhöht. Vom Wert ähnlicher Aktiva ausgehend, schätzen Branchenanalysten den Verkaufswert auf maximal 600 Mio. $. Jedoch ist der Aktionärswechsel bei “Saporoshstal”, ihrer Meinung nach, kein endgültiger.
Die Schweizer Airol Beteiligungen AG erhielt gestern die Erlaubnis des Antimonopolkomitees/Kartellamts zum Kauf von mehr als 50% der OOO (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) “Ros” und der OOO “Saporoshstal-PC” (letztere besitzt 16,85% der “Saporoshstal”). Diesen Teil des Geschäfts zum Verkauf von etwa 50% der Aktien von “Saporoshstal” berichteten dem “Kommersant-Ukraine“ sofort einige Informanten. Ihren Worten nach, tritt die Industrialbank als Berater beim Geschäft auf, deren Teilhaber Igor Dworjezkij und Witalij Sazkij sind. Bei der Bank bestätigte man diese Information, doch auf detailliertere Kommentare verzichtete man. Das Geschäft wurde auch von “Saporoshstal” nicht kommentiert.
Die Hälfte von “Saporoshstal” zu verkaufen, haben sich die Teilhaber der Midland Group Eduard Schifrin und Alex Scheider entschieden, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ ein hochgestellter Informant mit, der vertraut mit den Plänen der Aktionäre ist. Seinen Worten nach, treten Igor Dworjezkij und Witalij Sazkij als Käufer auf, die zusammen mehr als 40% des Metallkombinates besitzen. Ihr Anteil erhöht sich im Ergebnis auf 96,6%. “In der Krise möchte der eine etwas riskieren, der andere Geld erhalten und sich sicherer fühlen”, erläuterte der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ die Entscheidung der Aktionäre. Bei der Midland Group verzichtete man auf Kommentare.
Die OAO (Offene Aktiengesellschaft) “Saporoshstal” hat sich die Produktion von heiß- und kaltgewalzten Blechen aus kohlenstoffhaltigen, niedriglegierten, legierten und korrosionsbeständigen Stahlen spezialisiert. Im Jahr 2008 stellte das Kombinat 3,9 Mio. t Stahl und 3,2 Mio. Walzwerk her. Der Erlös betrug 13,64 Mrd. Hrywnja (derzeit ca. 1,24 Mrd. €) und der Reingewinn lag bei 47,65 Mio. Hrywnja (ca. 4,3 Mio. €; zum Vergleich ein Jahr vorher bei 553,78 Mio. Hrywnja; damals ca. 73,8 Mio. €).
Ausgehend von der Aktiennotierung von “Saporoshstal” an der PFTS, kosten 50% des Unternehmens 1,45 Mrd. Hrywnja (ca. 132 Mio. €), berechnete Alexej Orlow, Analyst des Investmentunternehmens Foyil Securities. “Doch ‘Saporoshstal’ ist eines der ineffizientesten Stahlunternehmen des Ukraine – 100% der Produktion werden nach dem veralteten Siemens-Martin-Verfahren hergestellt”, betont er. Daher denke ich nicht, dabei die schwierige Situation berücksichtigend, in der sich das Unternehmen befindet, dass die Aktien mit einem Aufschlag für den Kontrollanteil verkauft wurden”. Der Meinung von Oleg Jusefowitsch vom Investmentunternehmen Alfa Capital nach, ist es korrekt das Unternehmen mit dem Magnitorsker Metallkombinat (MMK) zu vergleichen, welches, wie auch “Saporoshstal” Flachwalzerzeugnisse herstellt und keine eigenen Rohstoffaktiva hat: “Heute wird das MMK an der Londoner Stock Exchange mit einem Multiplikator von 520$/t gehandelt. Ausgehend von diesem Koeffizienten, kann man 50% von ‘Saporoshstal’ mit maximal 600 Mio. $ bewerten”. Analysten betonen, dass derzeit nicht die beste Zeit für den Verkauf von Metallaktiva ist – der Preis für Metalle bleibt niedrig. ??“Wenn die Aktionäre sich entschieden ihren Anteil an “Saporoshstal” in diesem schlechten Markt zu verkaufen, bedeutet das, dass sie sehr dringend Geld benötigen”, denkt Jusefowitsch. Davon zeugt auch die Tatsache, dass Schufrin und Schneider im Jahr 2008 ihr Einzelhandelsgeschäft zum Verkauf gestellt haben – das Netz der Lebensmittelhypermärkte “Amstor”, die “Magasiny u doma” und “MD Retail”. Bislang gelang es ihnen lediglich “MD Retail” zu verkaufen (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 25. Dezember 2008). Midland fror ebenfalls die Developerprojekte in Russland ein: Am Ende des Jahres 2008 etwa 1 Mio. qm an Gewerbeimmobilien und 600 Tsd. qm an Wohn- und Hotelimmobilien.
Der Partner beim Unternehmen Deloitte, Justin Bancroft, hebt hervor, dass es derzeit Investitionsrisiken bei ukrainischen Stahlunternehmen gibt. Unter diesen ist das fast vollständige Fehlen der Möglichkeit Mittel aus Binnenquellen anzuwerben, einschließlich von Bankenfinanzierungen. “Möglich ist, dass sich in den nächsten zwei Jahren das Sinken der Preise fortsetzt oder die Volatilität bestehen bleibt”, sagt er. Aus finanzieller und produktionstechnischer Sicht wird es durch das Geschäft für das Metallkombinat nicht besser, denkt Jewgenij Tscherwjatschenko, Analyst bei Galt & Taggart Securities: “Von der Sache her ist das ein Mittelabfluss, dass heißt es kommt kein Geld ins Unternehmen”. Alexej Orlow von Foyil Securities unterstreicht, dass das Verhältnis des EBIT zu den langfristigen Verbindlichkeiten von “Saporoshstal” für das Jahr 2008 4% beträgt. “Die Situation auf den Warenmärkten und den Produktionsrückgang berücksichtigend, kann man ein weiteres Absinken dieses Indikators für das Kombinat prognostizieren”, sagt er. “Wir denken, dass der Wechsel der Aktionäre bei ‘Saporoshstal’ ein taktischer Zug ist und in nächster Zeit kann man einen weiteren Eigentümerwechsel beobachten”. Orlow erläutert, dass die neuen Aktionäre nicht genügend Mittel zur Schuldentilgung des Kombinates gegenüber den Kreditgebern haben. Und der beste Ausweg für das Unternehmen wäre der Verkauf an einen Investor, der Rohstoffaktiva besitzt.
Alexander Tschernowalow, Jelena Gubar, Jakow Noskow
Quelle: Kommersant-Ukraine