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Ukrainische Metallwirtschaft vor Umbrüchen

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Die ukrainischen Unternehmen der Metallwirtschaft kommen nicht aus dem Teufelskreis heraus. Die instabile Nachfrage nach den ukrainischen Produkten gibt ihnen nicht die Möglichkeit die für eine Modernisierung notwendigen Mittel zu akkumulieren und ohne diese kann die Metallwirtschaft keine flexiblere Absatzpolitik betreiben und von einem Markt auf den anderen wechseln. Die Situation ändern könnten nur bedeutende Investitionen in die Erneuerung der Produktion, was bei weitem nicht alle schaffen, betonen Experten.

Auf der Jagd nach Abnehmern

Den Worten des Stellvertreters des Vorstandsvorsitzenden des Iljitsch-Kombinates in Mariupol, Sergej Matwijenkow, nach, hat die Ukraine innerhalb der letzten fünf Jahr dreifach die Metalllieferungen von einem Absatzmarkt auf einen anderen umorientiert. Ende 2007 gingen die ukrainischen Unternehmen auf den chinesischen Stahlmarkt, der für sie bis zum 1. Halbjahr 2009 ein Schlüsselmarkt war, sagt Alexander Makarow, Analyst der Investmentfirma Phoenix Capital. Im Unterschied zu den ukrainischen, wahrten die chinesischen Unternehmen das hohe Auslastungsniveau ihrer Kapazitäten, daher lagen die Rohstoffkosten für sie aufgrund der existierenden Nachfrage im Markt anderthalb mal höher. Im Ergebnis lagen die Selbstkosten für die ukrainischen Produkte und die Preise dafür unter den chinesischen. Im Endeffekt wurden, den Worten von Sergej Gajdy, Analyst bei Dragon Capital, nach, im I. Halbjahr 2009 18% des Gesamtvolumens der ukrainischen Metallproduktion nach China geliefert, was den höchsten Exportwert in ein einzelnes Land in diesem Zeitraum darstellt.

Jedoch in der zweiten Hälfte des Jahres 2009 begann die Nachfrage nach Halbfabrikaten in China aufgrund der Verringerung der Bauarbeiten und des Sinkens der Rohstoffpreise (Kohle und Erze) für die chinesisch Metallwirtschaft zu sinken, sagt Andrej Gerus, Analyst bei der Investmentfirma Concorde Capital. „Und danach wurde China zu einem Stahlexporteur und die chinesischen Hersteller verwandelten sich zu unseren Konkurrenten auf den Märkten Südostasiens“, betont Matwijenkow.

Anstelle des chinesischen Absatzmarktes begann die ukrainische Metallwirtschaft die freigewordenen Produktionsmengen in den Nahen Osten zu liefern, vor allem in die Türkei. „Heute können unsere Metallurgen einen konkurrenzfähigeren Preis für den Nahen Osten liefern als irgendjemand anders und der Export in diese Länder stieg innerhalb eines halben Jahres fast um ein Drittel. Die hauptsächlichen Stahlgusskapazitäten in der Türkei und im Nahen Osten bestehen aus Elektrostahlwerken, die Altmetall verwenden“, sagt Alexander Makarow. Seinen Worten nach sind die türkischen Hersteller aufgrund der Verteuerung des Altmetalls zu den ukrainischen Halbfabrikaten übergegangen.

Makarow meint übrigens, dass die Türkei zukünftig sowohl auf Walzgut, als auch auf Halbfabrikate aus der Ukraine verzichten könnte. „Der Kostenanstieg für Altmetall ist eine zeitweilige Erscheinung, langfristig werden die Preise dafür erneut fallen. Wir haben in Form der chinesischen Gießer auch einen neuen Konkurrenten und sogar wenn der Altmetallpreis hoch bleibt, könnten die chinesischen Hersteller uns schrittweise aus dem türkischen Markt drängen“, betont Makarow.

Sergej Matwijenkow stimmt darin überein, dass die Ukraine langfristig die Märkte der Türkei und des Nahen Ostens verlieren könnte. Er sieht einen Ausweg für die Metallwirtschaft in den Märkten Lateinamerikas, welches in zwei oder drei Jahren zum Wachstumszentrum für Stahl in der Welt in Verbindung mit der geplanten Erhöhung des Bauvolumens werden könnte.

All dies zeugt davon, dass die Metallwirtschaft nicht mit einer stabilen Nachfrage rechnen kann. Die Ukraine handelt bereits seit einigen Jahren nach ein und demselben Schema: einen neuen Absatzmarkt finden, diesen mit Altmetall versorgen und wenn dort eigene Fabriken errichtet werden, gehen, sagt der Matwijenkow. „Falls diese Tendenz sich noch fünf oder sieben Jahre fortsetzt, könnte uns nur ein Scherbenhaufen bleiben, faktisch könnten wir einfach niemandem mehr Metall liefern und der Binnenmarkt wird niemals so sehr wachsen, um die Kapazitäten der ukrainischen Metallkombinate auszulasten“, ist er sich sicher.

Überlebensschule

Alexander Makarow ist überzeugt davon, dass man sich aus dem Teufelskreis nur über Modernisierung der Produktion und den Ausstoß von hochqualitativem Walzgut herausbringen kann, was es der ukrainischen Metallwirtschaft erlauben würde, neue Absatzmärkte zu finden. „Die Ukraine steht vor einer Reduzierung von Kapazitäten in der Metallwirtschaft. So viele Werke brauchen wir erstens nicht und zweitens sind sie überhaupt nicht überlebensfähig“, meint Alexander Makarow. Der Meinung des Analysten von Foyil Securities New Europe, Ismail Safaralijew nach, wird ein Teil der ukrainischen Unternehmen komplett schließen, wenn nicht ein scharfer Anstieg der Stahlnachfrage in der Welt einsetzt.

Wie Darja Tereschtschuk, Senior Analystin der Investmentfirma „Veles Capital“, meint, setzen die Unternehmen der „Metinvest“ Gruppe – „Asowstal“ und das Jenakijewoer Metallwerk – das Altschewsker Metallkombinat der Industrieunion Donbass und „ArcelorMittal Kriwoj Rog“ bereits Investitionsprojekte in Größenordnungen um, die auf einer Verbesserung der Qualität und der Produkte ausgerichtet sind. „Hauptanwärter auf eine Verringerung der Kapazitäten sind im nächsten Jahrzehnt des Dnepropetrowsker Petrowskij-Metallwerk, als das in technischer Hinsicht rückständigste, und ebenfalls das Iljitsch-Metallkombinat in Mariupol und ‘Saporoshstal’, die keine eigenen Rohstoffe haben“, sagt Tereschtschuk.

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Ismail Safaralijew nach, könnten die Hauptprobleme von „Saporoshstal“ und dem Mariupoler Iljitsch-Metallkombinat die Rohstoffbasis und die hohen Selbstkosten der Produkte gelöst werden, wenn die Unternehmen einem neuen Eigentümer verkauft werden. „Ich denke, dass beide Unternehmen eine Zukunft haben. Interesse an ihrem Kauf hatten sowohl Posco als auch US Steel, sowie „Sewerstal“ gezeigt, die auf den ukrainischen Markt gelangen wollen. Dann werden die Rohstoffprobleme und als Hauptsache das Problem der Investitionen in die Entwicklung gelöst“, sagt Alexander Makarow. Tereschtschuks Einschätzungen nach, liegt das Investitionsvolumen, welches für eine Hinführung der Produktion des Iljitsch-Metallkombinats zu modernen Standards notwendig ist, bei etwa 400 Mio. $. „Diese Mittel zu akkumulieren, ist sogar für ukrainische Gruppen der Metallwirtschaft möglich – „Metinvest“ und die Industrieunion Donbass. Daher, was das Mariupoler Werk betrifft, könnten wir Zeugen verschiedener unerwarteter Erwerbungen werden“, stimmt Andrej Gerus zu.

Gerus hält das Dnepropetrowsker Petrowskij-Metallwerk für den realistischsten Schließungskandidaten. Die ukrainischen Unternehmen der Evraz Group befinden sich unter den rückständigen und den stagnierenden, betont Darja Tereschtschuk. Expertenmeinungen nach liegt der Grund im Branchenrückgang, den hohen Verlusten des Metallkombinats und den hohen Kreditschulden. „Außer den Binnenproblemen gibt es auch externe – die Mutterstruktur hat keine Möglichkeiten für Investitionen“, ist Makarow überzeugt. So hat, ihm nach, die Evraz Group in den letzten Jahren eine sehr gewagte Kreditpolitik betrieben. Von dem Moment an, wo die Metallpreise beständig zu fallen begannen, stiegen die Verbindlichkeiten der Evraz Group gegenüber Banken fast auf das Doppelte und erreichten 3,8 Mrd. $. Außerdem ist der Schlüsselindikator des EBITDA der Gruppe bereits seit fünf Jahren negativ. Und Ende Februar dieses Jahres vergab die Ratingagentur Fitch Ratings für den Emittenten Evraz Group bei Euroanleihen eine negative Aussicht in Bezug auf einen Zahlungsausfall, dies mit den hohen Verbindlichkeiten und dem niedrigen Gewinn begründend.

Marktteilnehmer sind überzeugt, dass die Schließung der rückständigsten Unternehmen unvermeidlich ist. „Doch im Prinzip, wenn die Ukraine Modernisierungen in Größenordnungen durchführt und damit beginnt qualitative Produkte auszustoßen, könnten dies nur ein oder zwei Werke sein und nicht 70% der ukrainischen Metallwirtschaft, wie es internationale Analysten bereits im Jahr 2000 prognostizierten“, sagt Sergej Matwijenkow.

Oleg Gawrisch, Andrej Ledenew

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 1108

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„Tauchen hier eigentlich immer neue Idioten auf oder sind das die gleichen?“

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