Auf eine gute Gesundheit


Die schon lange erwartete Ernennung Raissa Bogatyrjowas zur Gesundheitsministerin fand nun endlich statt – Wiktor Janukowitsch unterschrieb heute die notwendige Verordnung. Ihr Nachfolger im Verteidigungsministerium wird Andrej Klujew. Gleichzeitig wird Bogatyrjowa auch Vize-Premierministerin der Ukraine.

Im November letzten Jahres berichtete LB.ua noch davon, dass Bogatyrjowa demnächst das zusammengelegte Ministerium für Gesundheit und Sozialwesen übernehmen würde. Aber anscheinend hat sich das „Profiteam“ gegen die Zusammenlegung der Ministerien entschieden und damit für den Erhalt von lukrativen Positionen in der Regierung. Damit der Chefsessel des Gesundheitsministeriums aber einen einigermaßen interessanten Eindruck auf Raissa Bogatyrjowa macht, hat man ihm den des Vize-Premiers dazugestellt.

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass Bogatyrjowa schon ein Mal den Posten als Gesundheitsministerin innehatte. Und sie soll, Augenzeugenberichten zu Folge, gar nicht mal so eine schlechte Ministerin gewesen sein. Davor, d.h. noch zu Präsidialzeiten Krawtschuks, war sie stellvertretende Gesundheitsministerin.

In ihrer Erstausbildung ist Raissa Bogatyrjowa Ärztin, in ihrer zweiten Juristin. Sie ist studierte Geburtshelferin/Gynäkologin. Als Volksvertreterin bereitete sie eine Reihe von Gesetzesentwürfen vor, die die medizinische Sphäre regulierten. In den letzten fünf Jahren leitete sie das Verteidigungsministerium, war aber nebenher auch im Gesundheitsministerium tätig.

Das Verhältnis zwischen Wiktor Fjodorowitsch Janukowitsch und Raissa Wassiljewna Bogatyrjowa war nicht immer ein gutes: Es gab sogar Zeiten, da schloss man sie aus der Partei aus. Aber sie blieb immer aktiv, reichte regelmäßig Anträge zu dem einen oder anderen medizinischen Thema ein.

Wie LB.ua schon berichtete, war Raissa Bogatyrjowa ehrenamtliche Präsidentin und Aktionärin des in Charkow angesiedelten Unternehmens „Biolek“ – einer der größten Hersteller von immunbiologischen Präparaten im Land. Vor einem Jahr hieß es, dass 55 Prozent der Aktien vom russischen Pharmaunternehmen „Pharmstandard“ aufgekauft wurden.

Ungeachtet dessen, kann die „Inthronisierung“ Bogatyrjowas als Gesundheitsministerin ernste Folgen haben: hinsichtlich der staatlichen Impfstoffkäufe und sogar für den Impfkalender. Das ukrainische Gesundheitswesen erfasst die Norm-Impfstoffe normalerweise so, dass ausländische Präparate nicht ins Raster fallen, aber die eigenen, im Land hergestellten passen haargenau hinein – ungeachtet dessen, welche Qualität sie haben.

Für Julia Timoschenko, die derzeit im Gefängnis in Katschanowska unter der Aufsicht von Beamten des Gesundheitsministeriums schmachtet, bedeutet der Amtsantritt Bogatyrjowas nichts Gutes. Zwischen ihr und Bogatyrjowa ereignete sich 2008 ein ernster Konflikt im pharmazeutischen Bereich. Die damalige Premierministerin Julia Timoschenko forderte das Innenministerium – damals unter der Leitung von Juri Witaljewitsch Luzenko – dazu auf, die Namen der hohen Beamten zu nennen, die dem legalen Handel mit Tramadol in der Ukraine zustimmten. „Vielen Dank Herr Juri Witaljewitsch, dass sie sich mit aller Kraft für ein Verbot des Tramadol-Handels eingesetzt haben. Aber wer A sagt, der muss auch B sagen – d.h. in ihrem Fall: diejenigen Regierungsvertreter zu nennen, die für die Sache verantwortlich zu machen sind, ob das nun die Sekretärin des Rates für nationale Sicherheit ist oder andere hochrangige Beamte“, sagte Julia Timoschenko 2008.

Auf wundersame Weise mischen sich die Karten neu: Timoschenko ist in Haft, Juschtschenko im Ruhestand und Bogatyrjowa erneut Teil des Janukowitsch-Teams.

Natürlich wagen wir es nicht zu glauben, dass Bogatyrjowa an Timoschenko Rache nehmen will. Aber dass das neue Oberhaupt des Gesundheitsministeriums eine wohlwollende Haltung hinsichtlich der gesundheitlichen Probleme der Ex-Ministerin einnehmen wird, ist wohl ausgeschlossen.

Seit 2010 redet man davon, dass Bogatyrjowa ins Gesundheitsministerium zurückkehren wird. Damals war Sinowi Mytnyk Minister, ein „heißes Pflaster“ sozusagen. Gerüchten zufolge, lehnte Raissa Wasiljewna es ab, seinen Posten anzunehmen – vielleicht wegen der vielen medizinischen Skandale, die sie und das Ministerium geerbt hätten. Möglich ist aber auch, dass sie den Übergang vom Rat für nationale Sicherheit und Verteidigung ins Gesundheitsministerium als Erniedrigung gesehen hat. Von Aleksander Anischtschenko, der nicht so gierig und rücksichtslos war wie sein Vorgänger, übernimmt Bogatyrjowa ein relativ ruhiges Ministerium – das übrigens von Premierminister Nikolaj Asarow gelenkt wird.

Im Ausland ist Raissa Bogatyrjowa weniger als Ärztin oder Politikerin bekannt geworden, sondern als Plagiatorin. Im Jahr 2011 hieß es in den westlichen Medien, Bogatyrjowa habe in ihrer Rede vor Studenten der Kiewer Mohyla-Akademie eine Rede des ehemaligen Apple-Konzern-Chefs Steve Jobs verwendet.

14.02.2012 // Wiktoria Gerassimtschuk

Quelle: Lewyj Bereg

Übersetzerin:   Maria Ugoljew  — Wörter: 664

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