"Gasprom" stellte 2011 drei Viertel des ukrainischen Gasbedarfs


2011 hat die Ukraine 45 Mrd. Kubikmeter Gas erworben, von denen 40 Mrd. Kubikmeter durch die NAK „Naftogas Ukrainy“ bei „Gasprom“ gekauft wurden und weitere 5 Mrd. Kubikmeter durch die Ostchem Holding Dmitrij Firtaschs. In diesem Jahr verspricht Kiew die Käufe stark zu reduzieren, doch bei „Gasprom“ bezweifelt man, dass dies stattfinden wird.

Die Gesamtmenge importierten Gases betrug 2011 45 Mrd. Kubikmeter, teilte man gestern beim Energieministerium mit. Von diesen lieferte „Gasprom“ 40 Mrd. Kubikmeter den Verträgen nach an die NAK „Naftogas Ukrainy“ und weitere 5 Mrd. Kubikmeter importierte die Ostchem Holding von Dmitrij Firtasch. Formal kaufte die Gruppe mittelasiatisches Gas. Den Angaben von Informanten des “Kommersant-Ukraine” nach wurde dieses ebenfalls von einer „Gasprom“-Struktur geliefert – das unter der Kontrolle „Gasprom“ stehende Unternehmen „Gazprom Germania“ (dieses Unternehmen liefert mittelasiatisches Gas nach Europa, offiziell kommentiert „Gasprom“ die Beteiligung am Schema nicht). Derart gewährleistete „Gasprom“ 2011 76% des Gasbedarfs der Ukraine (der Rest wird im Land gefördert).

Auf diese Art hat „Naftogas“ 2011 mehr als das nach den take-or-pay Bedingungen geforderte Minimalniveau abgenommen. Der Vertrag zwischen „Gasprom“ und „Naftogas“ ist bis 2019 abgeschlossen worden und sieht die Lieferung von 52 Mrd. Kubikmeter Gas jährlich vor. Jedoch kann das Jahresvertragsvolumen um 20% reduziert werden, wenn „Naftogas“ dies mit „Gasprom“ ein halbes Jahr vorher abstimmt. Das take-or-pay Niveau liegt dem Vertrag nach bei 80%, das heißt in Abhängigkeit vom Jahresvolumen kann es 33-41,6 Mrd. Kubikmeter im Jahr erreichen. Dabei haben beide Seiten unterschiedliche Meinungen dazu, wie viel die Ukraine in diesem Jahr kaufen soll. Bei „Gasprom“ besteht man darauf, dass die ukrainische Seite nicht vor der Reduzierung der Einkaufsmenge gewarnt hatte und nicht weniger als 41,6 Mrd. Kubikmeter kaufen soll. Kiew hält dagegen, dass „Gasprom“ darüber informiert wurde, dass die NAK nicht mehr als 33 Mrd. Kubikmeter aufkaufen wird.

Derweil hat die Ukraine seit Anfang des Jahres die Entnahme importierten Gases heftig – fast um ein Drittel – reduziert. Beim Ministerium für Energiewirtschaft und Kohleindustrie erklärte man, dass die Verhandlungen mit „Gasprom“ in eine Sackgasse geraten sind und das Land sich auf eine Reduzierung der Gaslieferungen aus Russland um 25 Mrd. Kubikmeter im Jahr aufgrund des Preisanstieges einstellt. „Zukünftig sollten wir dahin kommen, dass wir in Russland nur 8 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr kaufen. In diesem Jahr möchten wir lediglich 27 Mrd. Kubikmeter kaufen“, teilte ein Informant des “Kommersant-Ukraine” im Ministerium mit (siehe “Kommersant-Ukraine” vom 16. Januar). Bei „Gasprom“ erklärte man, dass per Vertrag in diesem Jahr die Lieferung von 52 Mrd. Kubikmeter vorgesehen ist. Doch im Gegenzug erhöhte „Naftogas“ die Entnahme aus den eigenen Gaslagern.

Zurzeit versucht die Ukraine eine Halbierung des Gaspreises zu erreichen (auf 210-220$ für tausend Kubikmeter) und verspricht den Einkauf radikal zu reduzieren, auf 25-27 Mrd. Kubikmeter. Diese Absicht hat „Gasprom“ verärgert, gestand der Gasprom-Chef Alexej Miller ein. Bei Preisstreitigkeiten ist der Monopolist es gewohnt das Ventil für die Ukraine zu schließen, doch nicht dafür, dass sie freiwillig auf die Lieferungen „Gasproms“ verzichtet. Übrigens sagen Informanten des “Kommersant-Ukraine”, dass es eher wohl keine radikale Verringerung der Käufe geben wird. Ihren Prognosen nach wird „Naftogas“ bei „Gasprom“ 33 Mrd. Kubikmeter Gas kaufen, von denen sie 8 Mrd. Kubikmeter an die Ostchem Holding verkaufen wird. Vor kurzem hatte Dmitrij Firtasch erklärt, dass seine Chemieunternehmen eben dieses Volumen benötigen. Den Worten von Quellen des “Kommersant-Ukraine” nach war man bei der Struktur von Firtasch dazu gezwungen auf mittelasiatisches Gas, das von „Gazprom Germania“ geliefert wird, zu verzichten, da es „jetzt zu teuer geworden ist“: wenn die Preise früher etwa ein Drittel unter denen von „Naftogas“ lagen, so zahlt die Ostchem Holding im I. Quartal dieses Jahres bereits 430-435$ pro tausend Kubikmeter, wobei die NAK 415$ zahlt.

Warum „Gazprom Germania“ die Preise für die Ostchem Holding erhöhte, wurde nicht erklärt. Entweder lief der Vertrag der „Gazprom Germania“ mit der Gruppe aus oder das mittelasiatische Gas verteuerte sich, sagt Witalij Krjukow von der „IFD-Capital“. Mit der letzten Version ist Walerij Nesterow von „Troika Dialog“ einverstanden, der den langen Wunsch Turkmeniens hervorhebt, Gas zu „Marktpreisen“ zu verkaufen. Bei „Gasprom“ weigert man sich, diese Frage zu kommentieren.

Derweil erklärte der offizielle Vertreter „Gasproms“, Sergej Kuprijanow, gestern, dass „Naftogas“, den Prognosen der russischen Seite nach, 2012 die im Vertrag vorgesehenen 41,6 Mrd. Kubikmeter abnimmt. Davon zeugt die merkbar steigende tägliche Gasentnahme.

Dmitrij Belikow, Oleg Gawrisch

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 738

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