"Gasprom" verringert Gaslieferung noch weiter
Gestern hat “Gasprom” die Gaslieferung an die Ukraine um weitere 25% gekürzt. Auf diese Weise reagierte der russische Monopolist auf die Weigerung der ukrainischen Regierung die Schulden für bereits geliefertes Gas zu bezahlen und zukünftige Verträge abzuschließen. Der erneute Gaskonflikt, welcher bereits von den Staatsoberhäuptern gelöst schien, kann zu einer Unterbrechung der Gaslieferungen nach Europa führen.
Gestern setzte “Gasprom” die Einschränkung der Lieferung von Gas in die Ukraine fort, welche seit dem 3. März um 25% verringert sind. Wie der offizielle Vertreter des Unternehmens, Sergej Kuprijanow, erklärte, ist der Grund die Abwesenheit eines Fortschritts in den Verhandlungen und die Weigerung “Naftogas Ukrainys” zur Unterschrift unter Verträge zum Gaskauf, dabei auch zu bereits in Januar-Februar gelieferten Mengen. Seinen Worten nach, “wurde die Entscheidung der Kürzung der Gaslieferung an die ukrainischen Verbraucher um weitere 25% am 4. März um 20:00 Uhr Moskauer Zeit gefällt.” Im Endeffekt erhält die Ukraine 69,3 Mio. m³ Gas am Tag, wobei der normale Verbrauch bei 156 Mio. m³ liegt.
Kuprijanow präzisierte, dass keine Entnahme aus der Gasleitung von ukrainischer Seite festgestellt wurde. Im Übrigen ließ die Ukraine die Vertreter des Unternehmens SGS nicht an die Gasmessstationen Orlowka und Ushgorodm welche “Gasprom” für die Überwachung des Gastransits herangezogen hat. Kuprijanow unterstrich gleichfalls, dass die Exportverpflichtungen “Gasproms” im vollem Umfang eingehalten werden. Bei “Naftogas” hält man an einer anderen Meinung fest. Das Unternehmen verbreitete eine Presseerklärung, in der mitgeteilt wird, dass die Einschränkung der Gaslieferungen an die Ukraine dem Hauptprinzip der technischen Bedingungen für die gegenseitigen Beziehungen von “Naftogas” und “Gasprom” widerspricht, dabei insbesondere der Sicherstellung des unterbrechungsfreien und havariefreien Transits russischen Gases für die europäischen Verbraucher unter der Bedingung der Sicherung der Gasbalance der Ukraine. “Wenn ‘Gasprom’ die grobe Verletzung der technischen Vereinbarungen der beiden Unternehmen fortsetzt, indem es die Mengen an gelieferten mittelasiatischem Gas in die Ukraine verringert, dann behält sich ‘Naftogas’ die Ergreifung von ‘adäquaten und asymmetrischen’ Handlungen zur Verteidigung der Interessen der eigenen Verbraucher vor.”, unterstrich man beim Unternehmen.
Bei “Naftogas Ukrainy” teilte man mit, dass die Ukraine gezwungen sein wird russisches Gas, welches nach Europa geliefert wird, zu entnehmen. “Die weitere Blockierung des Verhandlungsprozesses von Seiten RosUkrEnergos und ‘UkrGas-Energos’ macht es unmöglich die Mengen an russischem Transitgas für die europäischen Verbraucher zu erhöhen und kann zu einer Gefährdung der Stabilität der Lieferungen in die Länder Europas führen.”, erklärte man bei “Naftogas”. Als Antwort darauf erinnerte man bei “Gasprom” daran, dass “es einen Vertrag für den Transport von Gas über das Territorium der Ukraine gibt, welcher ungeachtet der Existenz von Verträgen zwischen RosUkrEnergo und ‘Naftogas-Ukrainy’ erfüllt werden muss. Dies sind zwei unterschiedliche Fragen, die in keinem Fall vermischt werden dürfen.”
Ein Informant, “Gasprom” nahestehend, erläuterte dem “Kommersant-Ukraine“, dass im Weiteren die Ukraine damit beginnen kann das eigene Gasdefizit mittels des europäischen Gases zu decken. Den Worten des Gesprächspartners des “Kommersant-Ukraine“ nach, nutzt “Naftogas” momentan Gas, welches sich in den unterirdischen Lagerstätten befindet, welche “UkrTransgas” und RosUkrEnergo gehören. “Wenn dieses nicht mehr ausreicht, dann beginnt das Unternehmen Gas aus den Gaspipelines zu entnehmen, welches für die europäischen Verbraucher bestimmt ist. Dann muss ‘Gasprom’ entweder diese Mengen kompensieren oder auf eine Reaktion der EU warten.”, merkte der Gesprächspartner der “Kommersant-Ukraine“ an. Den Worten eines anderen Informanten des “Kommersant-Ukraine“ nach, besitzt “Gasprom” einige Vorräte an Gas in unterirdischen Lagern in Deutschland, mit denen es in kritischen Situationen die unzureichende Menge kompensieren kann. Kuprijanow merkte an, dass “Gasprom” die europäischen Partner über die sich verschärfende Situation gewarnt hat und teilte mit, dass die Gasmengen in Richtung EU vollständig den Vertragsverpflichtungen entsprechen.
Die Europäische Union drückte gestern ihre Besorgtheit in Bezug auf den Gaskonflikt aus. “Wir rufen beiden Seiten dazu auf eine schnelle Lösung dieses Handelsstreits zu finden.” erklärte der offizielle Vertreter der Eurokommission Michele Cercone. Der Meinung des Analysten der Investmentfirma “Troika Dialog”, Walerij Nesterow, nach, kann gerade die Europäische Union, kein russisches Gas mehr erhaltend, einen Endpunkt in dem sich hinziehenden Konflikt setzen. “Die Meinung der europäischen Gasverbraucher kann, wie im Januar 2005, die entscheidende werden. Ich denke, dass Europa, in der Unterstützung einer Seite, einen Endpunkt setzen kann.”, ist sich der Experte sicher.
Quelle: Kommersant-Ukraine