Inflation auf Siebenjahreshoch
Die Regierung Wiktor Janukowitschs vermochte es nicht den Anstieg der Preise aufzuhalten. Die letzten Daten des Staatlichen Statistikamtes zeigten, dass im September die Preise um für die letzten sieben Jahre rekordhafte 2,2% stiegen. Experten prognostizieren, dass das Wachstum der Preise sich fort setzt. Bis zum Ende des Jahres können einzelne Produkte der Ernährung sich um bis zu 20% verteuern, bei einer Jahresinflation von 13- 14 %. Das übersteigt die Regierungserwartungen um mehr als das Anderthalbfache und beweise die Nichteffektivität der benutzten Strategie der administrativen Kontrolle der Preise.
Am Sonnabend teilte das nationale Statistikamt mit, dass im September die Verbraucheropreisinflation in der Ukraine 2,7% betrug und damit fast um das Vierfache die Prognose des Wirtschaftsministeriums überstieg, welches erwartete, dass dieser Indikator “… mit unbedeutenden Abweichungen in Bezug auf den August … “ 0,6% beträgt. Anfang September erklärte Premierminister Wiktor Janukowitsch, dass er keine Ursachen für eine Ausweitung der Inflation sieht und eine Überarbeitung der Prognose nicht aktuell ist. Doch die Regierung vermochte es so nicht die Inflation in den Grenzen der Jahresprognose von 7,5% zu halten. Neben den Bemühungen des Kabinetts die Teuerung der Brot-, Milch-, Fleischprodukte und Sonnenblumenöls, mit Hilfe der Unterzeichnung eines Memorandums und der Vergabe des Rechts an die regionalen Organe Handelsaufschläge zu unterbinden, aufzuhalten, erreichte der Preisauftrieb in den ersten neun Monaten 8,6% und das höchste Niveau seit 2000.
Die Septemberinflation auf dem Niveau von 2,2% ist gleichzeitig der höchste Preissprung Anfang Herbst seit dem Jahr 2000 (damals 2,6%), sogar im September letzten Jahres bei der scharfen Erhöhung der Preise für kommunale Dienstleistungen erhöhten sich die Inflationsrate lediglich um 2%.
Im September war der Hauptfaktor für die Inflation der Anstieg der Preise für Lebensmittel um 3% (die ersten 9 Monate um 12,4%). Angeführt von Sonnenblumenöl, welches sich um 17,3% verteuerte (seit Anfang des Jahres um 49,5%) verteuerten sich Milch um 8,9% (20,4%), Butter um 8,2% (20,4%) und Eier um 7,4% (18,9%). Ungeachtet der staatliche Kontrolle, erhöhten sich die Preise etwas – um 1-3% – bei Brot, Nudeln, Fisch und gleichzeitig Fleisch- und Fleischprodukten. Billiger sind im September lediglich Gemüse und Zucker. Das Wachstum der Preise bei Dienstleistungen um 2,2% ist der traditionellen Überprüfung der Preise der Ausbildung am Anfang des Schuljahres geschuldet. Waren aus anderen Bereichen haben ihre Preise praktisch nicht geändert (Wachstum um 0,4%).
Der Präsident der Vereinigung der ukrainischen Agrarwirtschaft Alexej Lisiza ist sich sicher, dass die Teuerung unvermeidlich sei, da sie hervorgerufen wird durch die Welttendenz der Bebauung für die Gewinnung von Biokraftstoffen (Mais, Raps), klimatischen Änderungen, das Fehlen eines Versicherungssystems gegenüber Agrarrisiken in der Ukraine und den allgemeinen Anstieg der Kosten bei der Agrarproduktion. Daher ist, seiner Meinung nach, die staatliche Einmischung in die Preisbildung wirkungslos geblieben und der Anstieg der Preise wird sich fortsetzen. Die Hauptteuerung, um 20 – 25%, erwartet er bis zum Ende des Jahres bei der Milchproduktion. “Der Gebrauch von Milch auf der ganzen Welt weitet sich aus, doch der Viehbestand in der Ukraine verringerte sich um 7 – 8% in einem Jahr.”, erklärte Lisiza. “Dazu kommt noch, dass Russland seinen Markt für Milchprodukte schrittweise öffnet. Dort sind die Preise höher und für unsere Produzenten ist es weitaus lukrativer ihre Produktion dorthin zu liefern.” Auf das Preiswachstum der Milchprodukte, wie der Eier (erwartete Teuerung weitere 20%) und Rindfleisch (um 10 – 15%), den Worten des Generaldirektors der Consultingfirma “D’Arthur Transconsult” Jurij Alatorzew nach, wird der Preis für Futtergetreide wirken, welcher im Vergleich zu 2006 sich verdoppelt hat, auf 200$ für die Tonne. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Agrarprodukte im Zuge des WTO Beitritts der Ukraine wird das Wachstum der Preise Anfang 2008 weiter antreiben.
Es wird sich der Anstieg der Preise für Sonnenblumenöl um weitere 17% fortsetzen. Eine Stabilisierung der Preise erwarten Analysten lediglich bei Brot, Schweine- und Geflügelfleisch. “Bei Brot hält die Regierung die Preise künstlich durch die Ausfuhrquote von Korn niedrig, daher wird es bis zum Ende des Jahres keinen starken Anstieg geben. Nur steigen die Weltpreise, darum wird es auch bei uns einen kleinen Anstieg um 5-10% geben.”, so Alatorzew. “Bei Schweinefleisch und Geflügel werden die Preise um 3 – 5% schwanken.”, denkt Alexej Lisiza, es mit dem stabilen Wachstum der Schweine- und Geflügelproduktion erklärend.
Die negativen Prognosen der Agraranalysten gaben den Ökonomen einen Grund um eine spürbare Beschleunigung des Preisauftriebs zu erwarten, da Nahrungsmittel im Warenkorb zur Bemessung der Inflation etwa 60% ausmachen. Der Meinung des Experten des Internationalen Zentrums für Zukunftsforschung Alexander Sholud nach, war der Hauptanstieg der Teuerung bereits im Sommer und nicht wie üblich im Herbst, daher wird der Auftrieb der Preise im Oktober/November bei 1% liegen, jedoch im Dezember vor den Feiertagen sich auf 1,2% beschleunigen. Der Direktor der Ökonomieabteilung des Zentrums namens Rasumkow Wassilij Jurtschin dagegen, geht davon aus, dass die Spitze des Preisanstiegs im Oktober kommt (Wachstum der Preise um 2,5%) da hier die Heizsaison beginnt und daher eine kleine Steigerung bei den kommunalen Dienstleistungen eintreten kann und danach im November/Dezember verringert sie sich auf 1,5%. Wenn diese Prognosen eintreten, dann erreicht die Inflation in 2007 ein Niveau von 13 – 14%, was einem absoluten Rekord innerhalb der letzten sieben Jahre gleichkommt und das Wachstum der realen Einkommen von im letzten Jahr 12,2% absenkt.
Die Erhöhung der Inflationsprognosen wird, der Meinung von Analysten nach, zu einer Neubetrachtung der Zinsen für Staatsanleihen (Staatsanleihen der inneren Verschuldung in Hrywnja) führen, da diese bereits jetzt einen negativen Gewinn aufweisen, die dreijährigen Staatsanleihen werden mit einem Zinssatz von 6,6% angeboten. Den Bewertungen des Analysten der Alfa-Bank Alexander Petscherizyn nach, wird wenn die Regierung weiteren Kredit benötigt, so können Investoren nur mit einem höheren Zinssatz von z. B. 6,8 – 7,2% interessiert werden. “Gemäß des Budgetplanes bei der inneren Kreditaufnahme, müssen noch 30 – 40% attraktiert werden, doch dies wird wird reguliert durch die vorhandenen freien Ressourcen bei Banken und Investoren.”, sagt er.
Banker gehen davon aus, dass die Inflationsprozesse keinen Grund darstellen, um die Einlagenzinsen zu erhöhen, da ihre Größe von Angebot und Nachfrage nach Hrywnja auf dem Markt reguliert werden. “Momentan haben die Banken überschüssige Liquidität, daher wird es keine Erhöhung geben.”, prognostiziert der Leiter der Investmentabteilung der Ukrsozbank Erik Najman.
Dynamik der Inflation in der Ukraine, in %.
- | 2005 | 2006 | 2007 |
---|---|---|---|
Januar | 1,7 | 1,2 | 0,5 |
Februar | 2,7 | 3,0 | 1,1 |
März | 4,4 | 2,7 | 1,3 |
April | 5,1 | 2,3 | 1,3 |
Mai | 5,7 | 2,8 | 1,9 |
Juni | 6,4 | 2,9 | 4,2 |
Juli | 6,7 | 3,8 | 5,6 |
August | 6,7 | 3,8 | 6,2 |
September | 7,1 | 5,9 | 8,6 |
Oktober | 8,1 | 8,7 | 11,3* |
November | 9,4 | 10,6 | 13* |
Dezember | 10,3 | 11,6 | 14,7* |
*Prognosen
Quelle: Kommersant-Ukraine