Kasachstan möchte den Erdöltransit über die Ukraine wiederaufnehmen


Die Ukraine und Kasachstan haben sich auf den Transit von 6 Mio. t Erdöl jährlich und die Lieferung von weiteren 2 Mio. t für die ukrainischen Raffinerien geeinigt. Das gestattet es „UkrTransnafta“ bis zu 25-30 Mio. $ zusätzlichen Gewinn im Jahr zu erzielen. Jedoch, um mit dem Transit zu beginnen, bedarf es der Zustimmung Russlands. Kasachstan zählt darauf diese über die Unterstützung der Ukraine in den Verhandlungen zu bekommen, die sie gemeinsam mit Weißrussland mit dem russischen Energieministerium führen. Doch Experten sind überzeugt davon, dass Russland mit einer Ablehnung reagiert – Russlands Verluste aus der Konkurrenz aus dem kasachischen Erdöl übersteigen die Transiteinnahmen bei weitem.

Gestern einigten sich die Präsidenten der Ukraine und Kasachstans, Wiktor Janukowitsch und Nursultan Nasarbajew, auf den Transit von 6 Mio. t kasachischen Erdöls jährlich und die Belieferung von ukrainischen Raffinerien mit weiteren 2 Mio. t. Beide Seiten konkretisierten nicht, ob sie Vereinbarungen mit Russland über den Transit von kasachischem Öl über dessen Territorium haben.

Der Transit kasachischen Erdöls über die Ukraine wurde im Februar unterbrochen – das Unternehmen „KasTransOil“ weigerte sich den Rohstoff nach Osteuropa über den südlichen Abschnitt der Erdölpipeline „Drushba“ zu exportieren, dabei die Lieferungen nach Polen über Weißrussland umlenkend. Beim Unternehmen erklärte man es damit, dass der Grund für diese Maßnahme der Übergang des ukrainischen Pipelinebetreibers „UkrTransNafta“ bei den Transittarifen von Dollar auf Euro war, was die Kosten um 20-25 Prozent erhöhte. Im Ergebnis sank der Erdöltransit über das Territorium der Ukraine innerhalb der ersten sieben Monate um 23,9 Prozent auf 17,2 Mio. t. Später teilte man beim Energieministerium mit, dass man mit der Wiederaufnahme des Transits rechnet, da der Dollar stärker geworden ist und der Euro fiel und daher derzeit der Unterschied zu den Tarifen des Vorjahres insgesamt 4 Prozent beträgt. Jetzt ist die kasachische Seite mit den Tarifen einverstanden (siehe “Kommersant-Ukraine“ vom 1. September).

Bei „UkrTransNafta“ hofft man darauf, dass man dank der Wiederaufnahme des Transits jährlich 25-30 Mio. $ zusätzliche Einnahmen erhalten kann. Ein Informant des “Kommersant-Ukraine“ beim Energieministerium erzählte, dass die Ukraine Verhandlungen mit dem Energieministerium Russlands über den Transit kasachischen Erdöls über das Territorium der Russischen Föderation bereits in dieser Woche führt. Seinen Worten nach besteht das Haupthindernis darin, dass 2 Mio. t kasachischen Öls „UkrTatNafta“ geliefert werden sollen, wo 56 Prozent der Aktien gemäß Forderung der russischen Regierung an die Republik Tatarstan und das Unternehmen „Tatneft“ erstattet werden sollen. „Sie möchten nicht, dass das Erdöl in ein Werk gelangt, um das sich russische Unternehmen streiten“, präzisierte der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“.

Für die Weigerung Russlands für den Transit kasachischen Erdöls gibt es auch schwerwiegendere Gründe, bestätigt ein Informant des “Kommersant-Ukraine“ beim Energieministerium Russlands. „Kasachstan versucht gemeinsam mit Weißrussland bereits zwei Monate ein Abkommen über den gleichberechtigten Zugang zu den Pipelines der drei Länder abzuschließen. Das würde den zentralasiatischen Staaten gestatten Erdöl und Erdgas über das Territorium Russlands zu transportieren“, sagt er. Den Worten des Gesprächspartners nach ist ein solches Abkommen für Russland äußerst unvorteilhaft, daher hat Russland Kasachstan und Weißrussland bereits mit einer Absage geantwortet. Doch jetzt versucht Kasachstan die Unterzeichnung des Abkommens gemeinsam mit dem Verbündeten Ukraine zu erlangen, deren Führung „gut im Kurs bei Russland steht“, hebt man beim Energieministerium hervor.

Russland und Weißrussland stehen seit Anfang des Jahres im Konflikt im Energiebereich. Die Lieferung kasachischen Erdöls nach Weißrussland sollte der Absicht von Minsk nach die Abhängigkeit des Landes von der Russischen Föderation senken. Der Präsident Weißrusslands, Alexander Lukaschenko, erklärte, dass dieses Erdöl teilweise den russischen Rohstoff ersetzt, der sich nach der Einführung eines 100-prozentigen Zolls verteuerte. Im Juni senkte „Gasprom“ auf Anweisung des Präsidenten der Russischen Föderation, Dmitrij Medwedjew, die Gaslieferungen nach Weißrussland aufgrund von Schulden in Höhe von 250 Mio. Dollar um 15 Prozent.

Der Leiter der Analyseabteilung des Investmentunternehmens „BrokerCreditService“, Maxim Schein, vermutet, dass der Markteintritt kasachischen Erdöls auf dem ukrainischen und dem weißrussischen Märkten die russischen Erdölunternehmen 7-8 Mrd. $ Einnahmen im Jahr kostet. „Wenn wir das den 40 Mio. $ zusätzlichen Transiteinnahmen gegenüberstellen, ergibt sich, dass es für Russland 200 mal einträglicher ist niemanden in den Transit über sein Territorium zu lassen“, sagt er. Alexander Gudyma, Mitglied des Energieausschusses der Werchowna Rada, meint, dass Russland einer Durchleitung kasachischen Erdöls für die Ukraine zustimmen könnte, doch nicht dem Abkommen zum gleichberechtigten Zugang zu den Gaspipelines.

Oleg Gawrisch, Natalja Grib

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 725

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