Neue Probleme bei der Atomkooperation zwischen Russland und der Ukraine


Die Ukraine und Russland sind auf neue Hindernisse im Energiebereich gestoßen – diesmal in der Atomenergie. Gestern wurde verkündet, dass beide Seiten Schwierigkeiten bei der Frage der Vorbereitung der wirtschaftlich-technischen Fundierung für den Bau des neuen Werks zur Herstellung von Brennstoffelementen für die ukrainischen Atomkraftwerke haben. Wie dem “Kommersant-Ukraine” bekannt wurde, beeilt sich die russische Seite entgegen den Vereinbarungen nicht, der Ukraine die Technologie zu übergeben, obgleich eben deren Erhalt zum entscheidenden Faktor bei der Wahl der russischen Gesellschaft TWEL als Partner beim Bau des Werks wurde.

Gestern verbreitete der russische Konzern „Jadernoje Topliwo/Atombrennstoff“ eine Pressemitteilung, in der von Schwierigkeiten die Rede ist, die bei der Frage des Baus der Fabrik zur Herstellung von Brennstäben in der Ukraine auftraten. „Ernstere Schwierigkeiten stellten sich für beide Seiten mit dem Beginn der Ausarbeitung der wirtschaftlich-technischen Fundierung ein, da es Probleme bei der Übergabe der initialen Betriebsdaten an die Ukraine gab“, heißt es in der Pressemitteilung. „Die Erschwernisse sind durch die vorhandenen Unterschiede in den gesetzlichen Grundlagen der beiden Länder bedingt“. Die Frage wurde vermittels der Wahl des russischen Instituts OAO (Offene Aktiengesellschaft) „Staatliches spezialisierte Projektierungsinstitut“?? als Subauftragnehmer für die Ausarbeitung der wirtschaftlich-technischen Fundierung gelöst. Zuerst war vorgesehen, dass das ukrainische Institut ??“UkrNIPIpromtechnologie“, welche von TWEL mit allen Informationen versorgt werden sollte, alle Arbeiten durchführt, die für die Vorbereitung der wirtschaftlich-technischen Fundierung notwendig sind.

Der Hauptlieferant von Atombrennstoff für die ukrainischen Atomkraftwerke – das Unternehmen TWEL – verkaufte dem Staatsunternehmen „NAEK (Nationale Atomenergie erzeugendes Unternehmen) ‘Energoatom‘“ Atombrennstoff für 608,1 Mio. $. Gemäß den TWEL Angaben lag der Anteil der Ukraine am Absatz von Atombrennstoff beim Gesamtexportvolumen des Unternehmens bei 54,9 Prozent. Im letzten Jahr unterzeichneten der ukrainische Konzern „Jadernoje Topliwo“ und TWEL ein Rahmenabkommen über die Gründung eines Joint Ventures für die Realisierung des Bauprojekts einer Fabrik zur Produktion von Atombrennstoff in der Ukraine. Der Anteil der Ukraine an dieser beträgt 50 Prozent + 1 Aktie, Russlands 50 Prozent – 1 Aktie. Eine analoge Fabrik bot die amerikanische Westinghouse zu bauen an, jedoch wurde TWEL ausgewählt, da diese sich, im Unterschied zum Konkurrenten, beim Ausschreibungsantrag dazu verpflichtet hatte der Ukraine alle notwendigen Technologien zur Verfügung zu stellen.

Der ausführende Direktor in der Direktion für Öffentlichkeitsarbeit bei TWEL, Iwan Dybow, erklärte gestern, dass die Technologie zur Fabrikherstellung von Atombrennstoff der Ukraine übergeben wurde, doch präzisierte er übrigens nicht, wann genau: „Es müssen einfach bestimmte Prozeduren eingehalten werden. Das neue Werk in der Ukraine wird Brennstoff gemäß dem eingereichten Ausschreibungsantrag produzieren“, erklärte Dybow.

Der Optimismus von TWEL wird übrigens beim Energieministerium nicht geteilt. Offiziell kommentierte man im Ministerium die Erklärung des russischen Unternehmens nicht. Doch ein hochgestellter Informant beim Energieministerium erklärte dem “Kommersant-Ukraine”, dass der Versuch die gesamte Informationspalette zu behalten offensichtlich ist. „Anfänglich hatte TWEL erklärt, dass unser Konzern bei ihnen die notwendigen Daten kaufen soll, die uns frei zugänglich gemacht werden sollten und am 4. April kündigten wir sogar eine Ausschreibung zum Kauf der gesamten notwendigen Informationen für die Niederschrift der wirtschaftlich-technischen Fundierung an. Doch danach machten wir die Ausschreibung auf Drängen von TWEL wieder rückgängig“, erzählte der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine”. Seinen Worten nach erklärten die Vertreter von TWEL im Juli, dass alle Skizzen bei ihnen bleiben und die Fabrik ein russisches Institut projektieren wird. „Sie wollen uns von der Sache her von der Technologie fernhalten, anders ist es nicht zu erklären“, betonte der Informant des “Kommersant-Ukraine” Darüber, dass TWEL nicht die gesamte Palette an Informationen übergeben kann, wozu sie sich seinerzeit verpflichtet hatten, sprechen auch Experten. „Derzeit wird nicht einmal ein Entwurf vorbereitet, sondern lediglich die wirtschaftlich-technische Fundierung und sie verbergen bereits Informationen. Stellen Sie sich vor, was wird, wenn die Sache zur Projektdokumentation kommt“, sagt die Expertin des Instituts für strategische Forschungen, Olga Koscharnaja. Ihrer Meinung nach verliert die Wahl von TWEL statt Westinghouse ohne Übergabe aller notwendigen Informationen jeden Sinn.

Das Mitglied des Energieausschusses der Werchowna Rada, Alexander Gudyma, erklärte, dass die Handlungen der russischen Gesellschaft die Ukraine dazu zwingen, aktiver die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Westinghouse zu suchen. „TWEL hat nicht die beste Zeit dafür gewählt, um zu versuchen den Vertrag zu überspielen. Derzeit sind die Beziehungen zu Russland bereits ohnehin aufgrund der Gasdifferenzen am Boden und die Ukraine versucht die Abhängigkeit von russischen Energieträgern maximal zu verringern“, sagt Gudyma. Er erinnerte daran, dass die Ukraine vorher die Absicht verkündet hatte den Verbrauch russischen Gases innerhalb von fünf Jahren, von 2012 bis 2017, von 41 auf 12 Mrd. Kubikmeter zu reduzieren. „Außer Westinghouse gibt es auch andere potentielle Investoren. Pläne ihre Technologie zur Produktion von Atombrennstoff an die Ukraine zu verkaufen, hatten vorher auch Kanada und Südkorea verkündet“, betont der Leiter der Analyseabteilung des Investmentunternehmens „BrokerCreditService“, Maxim Schein.

Alexander Tschernowalow

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 792

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