Patriarch Filaret möchte Kyrill I. bei seinem Ukrainebesuch treffen


Gestern erhielt der “Kommersant-Ukraine” den Text der Botschaft des Patriarchen der Kiewer und der ganzen Rus-Ukraine Filaret. Das Haupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats ist überzeugt, dass der anstehende Besuch des Patriarchen der Moskauer und der ganzen Rus Kyrill in der Ukraine politischen Charakter trägt. Dennoch schlägt Patriarch Filaret dem Patriarchen Kyrill vor, sich zu treffen und “Wege zur Überwindung der existierenden Widersprüche” zu diskutieren. In der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats versprach man über diesen Vorschlag nachzudenken.

Heute wird die Botschaft des Patriarchen der Kiewer und der ganzen Rus-Ukraine, des Vorstehers der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats (UOK KP) Filarets, an das Volk veröffentlicht, die dem anstehenden Besuch des Patriarchen der Moskauer und der ganzen Rus, Kyrill, in der Ukraine gewidmet ist. Das Haupt der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) besucht die Ukraine vom 27. Juli bis zum 5. August.

Anmerkend, dass der Besuch pastoralen Charakter trägt, zeigen die Autoren der Botschaft zugleich seinen schweren politischen Bestandteil auf. “Er (der Patriarch Kyrill) fährt das politische Projekt der Integration der Ukraine zu propagieren, die Rückkehr zu der Einheit unter der Herrschaft des Kremls zu propagieren, derer sich die Ukraine durch Gottes Segen und den Willen des Volkes im Jahre 1991 entledigen konnte”, heißt es in der Botschaft. Weiter heben die Autoren des Dokumentes hervor, dass Patriarch Kyrill fast 20 Jahre den Posten des Leiters der Abteilung für Außenbeziehungen der ROK besetzte und “Verantwortung für die Nutzung der Strukturen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine als Werkzeug der russischen Staatspolitik trägt”.

Die Idee der Einheit der ukrainischen orthodoxen Kirchen unter der Leitung des Moskauer Patriarchats nennen die Autoren der Botschaft einen “Hebel des russischen Drucks”, der “zu einem Ziel genutzt wird – dem Kreml die verlorene Macht über unser Volk zurückzugeben” und erlaubt es “die mittelalterliche Theorie von ‘Moskau – dem dritten Rom’ als geistigem und was die Hauptsache ist, politischem Zentrum für alle Slawen und Orthodoxen zu realisieren”.

In der Botschaft Patriarch Filarets ist ebenfalls eine Anmerkung enthalten, dass die UOK KP “eine verlässliche Information über die Vorbereitung von gewaltsamen Provokationen durch prorussische Kräfte und sogar durch Spezialdienste/Geheimdienste” während des Besuchs des Hauptes der ROK hat und ebenfalls ist der Aufruf an die Teilnehmer von Protestaktionen enthalten, die Selbstbeherrschung zu wahren, sich der eigenen christlichen Verantwortung zu entsinnen, im Rahmen des Gesetzes zu handeln, keine Gewalt anzuwenden und nicht auf Provokationen einzugehen. Die Vorbereitung von Protestaktionen während des Besuches von Patriarch Kyrill verkündeten bereits die Ukrainische Orthodoxe Bruderschaft des Heiligen Apostels Andreas, die UNA-UNSO und die Allukrainische Vereinigung “Swoboda” (siehe gestrige Ausgabe des “Kommersant-Ukraine”.

Die Botschaft des Vorsteher der UOK KP endet äußerst friedliebend – der Mitteilung über die Bereitschaft des Vorstehers der UOK KP während des Besuches von Patriarch Kyrill ein Treffen auf der Ebene der Kirchenvorsteher oder bevollmächtigter Delegationen “mit dem Ziel der Suche nach konstruktiven Wegen zur Überwindung der Kirchenspaltung und der Gründung einer einheitlichen einheimischen orthodoxen Kirche in der Ukraine” durchzuführen.

“Patriarch Kyrill – ist ein verständiger Mensch und sollte einen Ausweg aus der entstandenen Situation suchen”, sagte Patriarch Filaret im Gespräch mit dem “Kommersant-Ukraine”, daran erinnernd, dass “er nicht nur mit Patriarch Kyrill bekannt ist, sondern ihn auch zum Bischof geweiht hatte”. Seiner Meinung nach “wäre die Frage der Einheit der ukrainischen Orthodoxie schon lange gelöst, wenn sie nicht an die Politik gebunden wäre”.

Der Vorsitzende der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der UOK MP, Archimandrit Kyrill (Goworun) erklärte gestern dem “Kommersant-Ukraine”, dass das vorläufige Besuchsprogramm von Patriarch Kyrill kein Treffen mit “Vertretern von Spalterorganisationen” vorsieht. Er merkte übrigens an, dass “der Vorschlag zum Treffen unmittelbar an den Patriarchen gerichtet war und dieser persönlich eine Entscheidung treffen wird”. “Wir hoffen, dass von den Lippen Patriarch Kyrills entsprechende Erklärungen Botschaften ertönen, die uns bei der Festlegungen des Kurses zur Überwindung der Teilung in der ukrainischen Orthodoxie helfen”, unterstrich Archimandrit Kyrill.

Andrej Kislow

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 690

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