Am Freitag begann in Kiew eine zweitägige internationale Konferenz mit ihrer Arbeit, die den Fragen des Schutzes der russischen Sprache und Kultur in der Ukraine gewidmet war. Der Meinung der Teilnehmer des Forums nach kann man die Rechte der russischsprachigen Ukrainer mit der Einführung einer russischsprachigen Bildung gleichberechtigt zur ukrainischsprachigen schützen. Gegner der Zweisprachigkeit sind überzeugt davon, dass die russischsprachige Bevölkerung nicht in ihren Rechten beeinträchtigt ist und derartige Veranstaltungen zu einer Polarisierung der ukrainischen Gesellschaft nach ethnischen Merkmalen führen könnten.
Unter den Organisatoren des internationalen Forums „Schutz der russischen Sprache, Kultur und der russischsprachigen Bevölkerung in den Staaten der GUS und dem Baltikum“ waren das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation und die Organisation „Russischsprachige Ukraine“, die vom Parlamentsabgeordneten Wadim Kolesnitschenko (Partei der Regionen) geleitet wird. Die Veranstaltung wurde vom außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Russischen Föderation in der Ukraine, Michail Surabow, eröffnet, dem mit Begeisterung von etwa einhundert Teilnehmern – Vertretern gesellschaftlicher Organisationen der russischsprachigen Bürger der GUS Staaten, Hochschullehrern und Priestern der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats – zugehört wurde.
In seinem Auftritt rief Surabow die ukrainischen Bürger dazu auf, nicht auf die Benutzung der russischen Sprache zu verzichten: „Die russische Sprache wird in nächster Zeit als einzigartiges Instrument außerordentlich erforderlich sein. Sie ist die notwendige Bedingung für die Modernisierung, die im postsowjetischen Raum durchgeführt werden muss“. Dabei erinnerte der Botschafter an die Notwendigkeit die Amtssprache zu lernen und die Vorteile, die das Kennen zweier Sprachen den Menschen gibt.
Danach trat Wadim Kolesnitschenko vor den Versammelten auf. Seinen Worten nach wurde in der Ukraine in den letzten fünf Jahren eine Politik des „kulturellen Ethnozids“ betrieben. Als Beispiel führte der Abgeordnete die Schließung russischsprachiger Klassen an. „Den Schlüssen führender Philologen nach senkt die Unterrichtung eines Kindes in einer Fremdsprache sein intellektuelle Potential um 40-60 Prozent“, teilte Kolesnitschenko mit. Er betonte ebenfalls die Notwendigkeit der Verabschiedung des neuen Gesetzes „Zu den Sprachen in der Ukraine“, welches sich derzeit im Parlament zur Prüfung befindet.
Zur Erinnerung: dieses Dokument erkennt die ukrainsch-russische Zweisprachigkeit an und erlaubt die freie Funktion der russischen Sprache in praktisch allen Tätigkeitsbereichen, einschließlich von Gerichtsverfahren und Bildung (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 8. September). Bleibt anzumerken, dass den Daten der Volkszählung von 2001 nach 29,6 Prozent der Bevölkerung die russische Sprache als Muttersprache angaben. Eine der Teilnehmerinnen des Forums, die Russischlehrerin an der Kiewer Schewtschenkouniversität, Ljudmila Kudrjawzewa, betonte, dass den Angaben des Soziologieinstituts der Nationalen Akademie der Wissenschaften nach 2007 35 Prozent der Bevölkerung des Landes auf Russisch dachten und auf Ukrainisch nur 29 Prozent.
Die Gegner der Zweisprachigkeit in der Bildung meinen, dass die russischsprachige Bevölkerung der Ukraine nicht in ihren Rechten eingeschränkt ist. „Nicht in einem Land der Welt wurden Ukrainern solche Möglichkeiten gewährt, wie sie die Russen in der Ukraine haben“, erklärte gegenüber dem „*Kommersant-Ukraine*“ der Parlamentsabgeordnete Wladimir Wjasiwskij („Unsere Ukraine – Nationale Selbstverteidigung“). Er betonte ebenfalls, dass in Tscherwonograd (Oblast Lwiw) die russischsprachigen Klassen ohne Druck von Seiten der Regierung geschlossen wurden; die Einwohner hörten einfach auf, Anträge auf die Unterrichtung ihrer Kinder in diesen zu stellen: „Und Tscherwonograd war immer eine internationale Stadt, in der Auswanderer aus vielen Republiken der UdSSR lebten“.
Sein Kollege Pawel Mowtschan (Block Julia Timoschenko) hält die Abhaltung des Forums für eine Provokation. „Es gibt Kräfte, die sich bis heute nicht damit abfinden können, dass auf dem Territorium der UdSSR eine unabhängige Ukraine entstanden ist“, sagte Mowtschan dem “Kommersant-Ukraine”. Seiner Meinung nach ist das Ziel derartiger Veranstaltungen eine aggressive Reaktion der patriotischen Kräfte hervorzurufen und die ukrainische Gesellschaft nach ethnischen Merkmalen zu polarisieren.
Alexander Sworskij
Quelle: Kommersant-Ukraine
Forumsdiskussionen
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Wir das jetzt die Ausrede um irgendwie doch westliche Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium zu ermöglichen? Wird auch nichts bringen. Wer sich kürzlich die Rede von Lloyd Austin angehört...“
hahnben in Ukrinform • Re: Angriff auf Hochhaus in Charkiw: Sechs Tote, 99 Verletzte
„dramatisch! Eine Freundin lebt in Charkiv“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Ja, das ist so. Das war schon so lange der Fall, wie ich denken kann. Vor dem Krieg konnte man das aber auf 2-3 Tage verkürzen. Das war der Sinn, dieser sog. "Heiratsbüros", was in der Regel Kommunalunternehmen...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo aus krementschuk..... mittlerweile mein 4ter Aufenthalt dort.....unsere heiratspläne rücken näher.....jetzt bin ich davon ausgegangen das ich nach übersetzung aller Papiere einen Heiratstermin...“
Anuleb in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Naja, das Experiment mit der Demokratie in Russland ist doch schon ziemlich böse in die Hose gegangen. Ein wenig sind die den gleichen Weg gegangen, den auch Deutschland nach dem 1. WW und seinen ersten...“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Na, wer da noch einen Willen nach dem Nawalny MOrd noch erkennt, ist wohl blind.“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Ganz klar, in der Ukraine spricht man ukrainisch.“
Naru in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„So, am 13.07 bin ich alleine über Krakowez in die Ukraine eingereist. Gegen 8 Uhr kam ich an der Grenze an. Dort war bereits eine lange Schlange vor der Ampel. Ca. 2 Stunden dauerte es bis ich an der...“
robosebi in Nützliche und interessante Sachen • Re: Buchempfehlung "Die Freiheit in uns" - Die ersten Tage des Maidan.
„Lieber @Bernd D-UA , ich will nicht leugnen, dass es sich bei diesem Post um Werbung handelt. Nach Rücksprache mit den Admins, ist dieser Teil des Forum ja genau dafür geeignet. Meine Idee war ja auch,...“
Anonymer Gast in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Friedensvertrag
„Ich habe gerade eine Doku zum Thema Nordvietnam und Südvietnam und die darin verwickelten Parteien gesehen. Im Norden der Kommunismus, unterstützt unter anderem von Russland, im Süden die Demokraten...“