Timoschenko kündigte an, im zweiten Halbjahr mehr Gas bei Gasprom kaufen zu wollen


Gestern verkündete Premierministerin Julia Timoschenko, dass die Ukraine beabsichtigt in nächster Zeit in die unterirdischen Gasspeicher Gas für 5 Mrd. $ zu pumpen, da im zweiten Halbjahr im Markt ein äußerst niedriger Preis für den Brennstoff erwartet wird. Bei “Gasprom” seinerseits, verkündet man, dass der Gaspreis im nächsten Jahr für die Ukraine sogar niedriger sein könnte, als in diesem. Dabei gehen Experten davon aus, dass die Ukraine gezwungen sein wird, Rekordmengen des Brennstoffes hineinzupumpen, um Strafsanktionen und eine Wiederholung des Gaskrieges zu vermeiden.

Die Ukraine beabsichtigt entweder in den Ländern der Europäischen Union oder in Russland 5 Mrd. $ für die Befüllung der Gasspeicher an Kredit aufzunehmen, erklärte gestern Premierministerin Julia Timoschenko auf einer Pressekonferenz. “Die Ukraine ist äußerst interessiert daran, das Gas jetzt hineinzupumpen, da heute der Gaspreis am niedrigsten über die gesamte letzte Zeit ist”, erläuterte sie. Bei einem mittleren Gaspreis von 228$ für tausend Kubikmeter könnten für 5 Mrd. $ 21,9 Mrd. Kubikmeter Gas hineingepumpt werden. Bis heute hat die Ukraine, den Angaben der NAK (Nationalen Aktiengesellschaft) “Naftogas Ukrainy”, bereits in den Speichern 19,5 Mrd. Kubikmeter Gas gesammelt, wo für die Heizsaison insgesamt 24 Mrd. Kubikmeter des Brennstoffes notwendig sind.

Beim Pressedienst von “Naftogas” und “Gasprom” kommentierte man die Äußerung von Timoschenko nicht. Derweil erklärte ein hochgestellter Informant beim russischen Monopolisten, dass der Preisanstieg auf Gas für die Ukraine im Jahr 2010 ausfallen könnte. “Bislang hat die Ukraine heute einen 20-prozentigen Preisnachlass gegenüber den Ländern der Europäischen Union. Daher machen die Erklärungen Julia Timoschenkos Sinn. Jedoch sehen wir den Fakten nach einen Preisrückgang auf dem Weltmarkt. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass im I. Quartal des nächsten Jahres der Gaspreis für die Ukraine sogar niedriger sein wird, als im IV. Quartal diesen Jahres”, sagt der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“. Der Leiter der Analyseabteilung der Investmentfirma “BrokerKreditService” Maxim Schein prognostiziert, dass im I. Quartal diesen Jahres der Gaspreis um 25-30% im Vergleich zum IV. Quartal fallen könnte. “Dementsprechend, könnte der Preis für den Brennstoff für die Ukraine um 5-10% sinken”, betonte er.

Michail Kortschenkin von East European Gas Analysis prognostiziert übrigens, dass, gemäß der im Abkommen vom 19. Januar bestätigten Preisberechnungsformel, “Gasprom” der Ukraine einen Preis über dem mittleren europäischen setzen kann. “Mal stiegen bei uns im II. Quartal die Preise für Erdölprodukte, mal fielen sie. Und für die Berechnung der Gaspreise für das III. Quartal nutzte “Gasprom” den Moment, als die Erdölprodukte am teuersten waren. Und es kam so, dass für die Ukraine im III. Quartal ein Preis von 194$ pro tausend Kubikmeter geplant war, doch Russland setzte am Ende 198$ für die tausend Kubikmeter”, stimmt Gennadij Rjabzew, Stellvertreter des Direktors des wissenschaftlich-technischen Zentrums “Psicheja”, zu. “Bei einem solch seltsamen Vorgehen der russischen Seite, ist es für uns tatsächlich besser überzählige Gasmengen jetzt in den Speichern zu sammeln”, sagt das Mitglied des Ausschusses der Werchowna Rada für Energiefragen, Sergej Tulub.

Maxim Schein ist überzeugt, dass die Ukraine einfach gezwungen ist den Brennstoff in die Speicher zu pumpen, andernfalls stellt “Gasprom” dem Land Strafsanktionen und falls die Ukraine die Strafe nicht zahlt, könnte ein neuer Gaskrieg anfangen. “Naftogas” muss bis Ende des Jahres 32 Mrd. Kubikmeter Gas kaufen, da sie seit Anfang des Jahres lediglich 7 Mrd. Kubikmeter gekauft haben. “Von Tag zu Tag wird es offensichtlicher, inwieweit fehlerhaft das Abkommen war, welches im Januar unterzeichnet wurde. Falls die Situation in der Industrie sich nicht verbessert und der Gasverbrauch sich nicht erhöht, sind die Seiten so oder so gezwungen das Abkommen zu revidieren. Doch werden sie dazu nicht anders kommen, als über einen weiteren Gaskrieg”, prognostiziert Sergej Tulub.

Oleg Gawrisch, Natalja Grib

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 635

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