Ukraine beabsichtigt ein LNG-Terminal zu errichten
Am Freitag wurde die Gründung eines Staatsunternehmens verkündet, welches sich mit der Vorbereitung der wirtschaftlich-technischen Grundlagen und der Suche nach Investoren für den Bau eines Flüssiggas-Terminals beschäftigen soll. Beim Energieministerium meint man, dass bereits innerhalb von fünf bis sechs Jahren 5 Mrd. Kubikmeter aserbaidschanischen Gases im Jahr geliefert werden könnten. Experten fügen hinzu, dass sich im Weiteren die Liefermengen auf bis zu 10-15 Mrd. Kubikmeter im Jahr erhöhen könnten. Ihren Worten nach wird das zu einem zusätzlichen Argument bei den Verhandlungen über den Preis russischen Erdgases.
Wie am Freitag der Pressedienst des Leiters der Arbeitsgruppe „Nationale Projekte“ beim Präsidenten verkündete, wird in der Ukraine ein Staatsunternehmen zur Errichtung eines Flüssigerdgasterminals geschaffen (LNG-Terminal). Zum Leiter wurde der Ex-Leiter der Kiewer Metro, Pjotr Miroschnikow, ernannt, der vorher das Unternehmen „Allianz-Ukraina“ leitete. „Nach langen Gesprächen über die Notwendigkeit der Verringerung der Abhängigkeit vom Importgas, welches nur aus einem Land eintrifft, haben wir mit der praktischen Realisierung dieses Projekts begonnen“, heißt es in der Erklärung. Der Wettbewerb zur Auswahl des Entwicklers der wirtschaftlich-technischen Grundlagen des Projekts wird im Januar ausgeschrieben und die Ausarbeitung soll im September nächsten Jahres abgeschlossen werden.
Zur Erinnerung: Die Ukraine prüft eine Diversifizierung der Gaslieferungen aus den Ländern Nordafrikas, des Nahen Ostens und Aserbaidschans. Bislang verkündete nur Aserbaidschan die Bereitschaft zur Lieferung des Gases. Gemäß den vorläufigen Vereinbarungen könnte das Land der Ukraine 5 Mrd. Kubikmeter Flüssiggas im Jahr verkaufen. Die Lieferung des aserbaidschanischen Brennstoffs ist über das Flüssiggasterminal im georgischen Hafen Kulevi möglich. Das Terminal soll nach der entsprechenden Übereinkunft, die im April dieses Jahres von Aserbaidschan, Georgien, Bulgarien und Rumänien (siehe “Kommersant-Ukraine” vom 1. November) unterzeichnet wurde, 2013 gebaut werden.
Beim Pressedienst des Energieministeriums kommentierte man den Bau des LNG-Terminals nicht. „Im Verlaufe des Jahres 2012 planen wir Investoren zu finden, vor allem unter den Besitzern ukrainischer Unternehmen zur Düngemittelherstellung“, sagte dem “Kommersant-Ukraine” ein Informant im Ministerium. „Wir zählen darauf Dmitrij Firtasch (Besitzer von ‘Rownoasot’ und des Konzerns ‘Stirol’), die Privat-Gruppe (‘Dneproasot’) und Alexander Jaroslawskij (‘Asot’ in Tscherkassy) heranziehen zu können“. Der erste Bauabschnitt des Flüssiggasterminals soll dem Energieministerium nach 2013 begonnen und 2015-2016 abgeschlossen werden, die Errichtung des zweiten Bauabschnitts in den Jahren 2016-2018.
Gestern teilte ein Informant aus dem Umfeld von Dmitrij Firtasch mit, dass für den Unternehmer dieser Vorschlag „theoretisch interessant“ ist. Bei der „Privat“ Gruppe betonte man, dass man eigene Gasressourcen hat, die von „UkrNafta“ gefördert werden und daher ist für sie das Terminalprojekt nicht interessant. Der Unternehmer Alexander Jarowslawskij erklärte dem “Kommersant-Ukraine”, dass er bislang nicht bereit ist sein Interesse am Bau zu kommentieren: „Es gibt viel zu wenig Informationen darüber, dass es zum Bau kommen wird, um dann zu kommentieren, inwiefern eine Beteiligung interessant ist“. Die Kosten des Projekts werden im Energieministerium auf 1,5 Mrd. Euro geschätzt.
Der Leiter der East European Gas Analysis, Michail Kortschemkin, hebt hervor, dass Aserbaidschan bislang in die Ukraine nicht mehr als 5 Mrd. Kubikmeter Gas liefern kann. Doch gerade bauen Aserbaidschan und Turkmenistan die Transkaspische Gaspipeline. Diese verläuft auf dem Boden des Kaspischen Meeres und erlaubt es Gas aus Turkmenistan über Aserbaidschan an die Schwarzmeerküste Georgiens zu transportieren. Die Projektkapazität dieser Pipeline beträgt 30 Mrd. Kubikmeter im Jahr. ?“Wenn die Pipeline gebaut wird, dann kann die Ukraine in Aserbaidschan bis zu 15 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr kaufen, das heißt, dass man die Kapazitäten des Flüssiggasterminals sogar noch erweitern kann“??, sagt Kortschemkin. Andernfalls wird es notwendig Gas im Nahen Osten oder Nordafrika zu kaufen. „Und dort gibt es eine komplett andere Ökonomie“, betont der Experte.
Maxim Schein von „BrokerCreditService“ nach könnte die Existenz eines Flüssiggasterminals an sich derzeit zu einem Argument der Ukraine bei den Verhandlungen mit „Gasprom“ und den Garantien für den Gastransport über das Territorium des Landes und den Preis dafür sein. „Faktisch schafft die Ukraine ein Instrument für die Konkurrenz zum russischen Monopolisten, da das über das Terminal erhaltene Gas in die Länder Osteuropas reexportiert werden kann und dort mit dem russischen Gas konkurrieren könnte“, sagt Schein.
Oleg Gawrisch
Quelle: Kommersant-Ukraine