Zentralbank stärkt die Hrywnja mit allen Mitteln
Danach strebend den Kurs der Hrywnja zu stabilisieren, hat die Zentralbank vor drei Monaten Anordnungen verabschiedet, mit denen die Banken gezwungen wurden, Dollar aus ihren Reserven für die problematischen Währungskredite zu verkaufen. Die Handlungen der NBU (Nationalbank der Ukraine) und die positive Konjunktur des Marktes erlaubten für den Moment eine Stärkung der Hrywnja von 8 Hrywnja/Dollar auf 7,6 Hrywnja/Dollar, doch die größten Banken weigerten sich ihre Reserven in Hrywnja umzuwandeln und über die Unterstützung internationaler Finanzinstitute versuchten sie die NBU zu überzeugen. Der Regulator rechnet damit, dass die Banken bis zum 22. Juni 1,5-2 Mrd. $ verkaufen, andernfalls ist er bereit die Banken mit bis zu 1% ihres Stammkapitals zu bestrafen. Banker gehen davon aus, dass dieses Devisenangebot die Hrywnja stärkt, doch bereits im Herbst muss die NBU ihre Reserven aktiv verkaufen.
Ein hartes Format
Die von der Zentralbank Ende Februar beschlossenen Anordnungen #107-109 wurden zum Gegenstand des Konflikts des Regulierers mit den ukrainischen Banken mit ausländischem Kapital. Diese Dokumente haben die Tätigkeit der Banken mit Devisen vollständig geändert. Bislang haben die Banken Reserven für die Problemkredite in der Währung gebildet, in denen diese ausgegeben wurden. Diese Reserven wurden in der Norm als offene Währungsposition der Banken gezählt und gestatteten Operationen mit den Resten auf dem Interbankenmarkt. Bei der NBU bestätigt man, dass diese Handlungen der Banker einer der Gründe der starken Kurssprünge der Hrywnja waren, da die Banken mit den Devisen spekulierten, diese mit ihrer offenen Position kaufend und verkaufend. Daher revidierte die NBU die Limits der Währungspositionen und verbot darin Reserven zu sehen.
Außerdem entzog die NBU Einwohnern die Möglichkeit Devisen außer Landes zu bringen, die auf dem Interbankenmarkt über individuelle Lizenzen gekauft oder in Form von Krediten angeworben wurden. Bis Ende des Jahres wurden den Banken das Recht entzogen Spotmarkt- (Verträge, welche die Währung am nächsten Arbeitstag nach Abschluss des Vertrages lieferten) und Forwardoperationen (Lieferung der Währung später, als zwei Arbeitstage nach Abschluss des Vertrages). Banker erhielten das Recht ausländische Währung für die Tilgung von Auslandskrediten nur in der Höhe zu kaufen, in der sie auf Kredit erworbene Währung am Interbankenmarkt verkauft hatten.
Diese Entscheidungen wurden von der Zentralbank im Moment der höchsten Abwertung der Hrywnja getroffen. Am 24. Februar überstieg der Dollar auf dem Interbankenmarkt die 9 Hrywnja/$ und nach dem Treffen von Bankern mit dem Vorstand der NBU und Präsident Wiktor Juschtschenko und ebenfalls der harten Forderung des Regulierers an die Banken Devisen billiger zu verkaufen, begann die Hrywnja stärker zu werden, obgleich dies nicht so heftig war, wie es die NBU wollte. “Als wir die Beschlüsse fassten, sagte die Direktorin der Abteilung der Währungsaufsicht der Zentralbank, Jelena Schtscherbakowa, dass nach den neuen Regeln die Banken Devisen von etwa 30 Mrd. Hrywnja (ca, 3 Mrd. €) verkaufen werden”, sagte dem “Kommersant-Ukraine” der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden einer der Banken mit ausländischem Kapital.
Druck nach unten
Die Zentralbank veröffentlichte die Anordnungen #107-109 erst im April, in einem gesonderten Dokument erläuternd, dass bis zum 22. Juni die Banken ihre Bilanzen in Entsprechung mit den neuen Normen bringen sollen. “Die Banken, bei denen die Summen der Währungsreserven nicht groß waren, haben ihre Devisen verkauft und sind Short gegangen”, betont der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden der “Calyon Bank Ukraina”, Wadim Ganach. “Doch viele Banken der zweiten Gruppe haben ihre Devisen nicht daher verkauft, dass sie versuchten den neuen Limits bei der Währungsposition zu entsprechen, sondern daher, dass sie Probleme mit der Hrywnjaliquidität hatten”. Seiner Meinung nach, sind den Banken etwa 1,5-2 Mrd. an Devisenreserven geblieben, die sie in Hrywnja konvertieren müssen.
Banker betonen, dass die größten Probleme mit den neuen Normativen die größeren ausländischen Banken haben, die bislang aktiv Devisenkredite an die Bevölkerung vergeben haben. “Für unsere Bank ist das nicht ein solches Problem, doch Banken mit ausländischem Kapital haben riesige Passiva in ausländischer Währung angeworben und folglich in Devisenform Kredite vergeben, daher möchte ihre Aktionäre die Währungsrisiken aus dem Missverhältnis zwischen Aktiva und Passiva nicht auf sich nehmen”, erläuterte der Generalstellvertreter des Vorstandsvorsitzenden der PrivatBank, Jurij Pikusch. “Es entsteht ein Risiko für Währungsverluste beim Währungstausch. Für dieses Risiko muss man eine weitere Reserve bilden und falls es irgendwelche Kalamitäten gibt – benötigt man für diese Reserve eine weitere”.
Kreditinstitute widersträubten sich diesen Normen aus den Anordnungen der NBU. Die Leitung von zehn ausländischen Banken, unter denen die UkrSibBank, die “Raiffeisenbank Aval” und die “Forum” Bank sind, wandten sich an die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds mit der Bitte Einfluss auf die NBU auszuüben, damit diese die Anordnungen zurücknehmen. Banker betonen, dass sie einfach nicht genügend Devisen in Longpositionen haben, die sie nach den neuen Normativen verkaufen müssen. “Es ergibt sich so, dass ich irgendwo diese finden und kaufen soll und danach verkaufen? Nonsens”, erregt sich der Kassendirektor einer der Banken.
Banker sind ebenfalls dadurch entrüstet, dass der Regulierer es nicht gestattet Derivate zu nutzen. Entsprechend den Normen der Anordnung #109 nach, sind die Banken mit Schwierigkeiten beim Kauf anderer Devisen, außer Dollar und Euro auf dem internationalen Markt, konfrontiert. Und Operationen mit japanischem Yen wurden praktisch unmöglich aufgrund des Zeitunterschiedes mit der japanischen Börse. “Uns beunruhigt die Unmöglichkeit normale Spot-Operationen durchzuführen”, erläutert Wadim Ganach. “Aufgrund dessen werden wir zur Nichtstandardkunden, bei denen angepasste Herangehensweisen verwendet und die Preise erhöht werden”. Seinen Worten nach, finden Standard-Swap-Operationen gewöhnlich am nächsten Arbeitstag statt und bei Nichtstandard-Spread-Geschäften erhöhen sich die Preise für Käufe und Verkäufe um das anderthalbfache. Dabei zahlt die Bank, keine Möglichkeit zur Schließung der Operation am nächsten Tag habend, die Kosten für einen weiteren Banktag. Auf diese Weise zwingt die NBU, falls die Bank notwendigerweise zum Beispiel für Hrywnja Dollar oder für Dollar Schweizer Franken kaufen muss, diese dazu alle Operationen innerhalb eines Tages abzuwickeln. “Zusätzlich verletzen wir zu TOM? Bedingungen unsere Währungspositionen, da wir in der Position nicht die Geschäfte zeigen, die zu TOM?? Bedingungen vollzogen wurden”, sagt Ganach. “Die Position schließt so oder nicht außerbilanzielle Operationen zu TOM? Bedingungen ein”??.
Keine Antwort
Bislang gibt die NBU den Banken nicht nach und redet lediglich von der Möglichkeit der Einbringung einiger Änderungen in die Anordnungen. daher müssen die Banken sich entweder damit abfinden und eine Möglichkeit für den Verkauf von Währungsreserven finden, oder mit der Überführung der Devisenkredite in Hrywnjakredite beginnen. Zumal dies nicht die Situation rettet, da ein Großteil der Reserven hinter Krediten gebildet wurden, deren Zahlungen bereits erschwert erfolgen. Und die Überführung der Kreditnehmer in eine andere Währung könnte das Problem nicht lösen, doch korrigiert dies den Fehler des Regulierers, der im Jahr 2004 das Verbot für Devisenkreditvergabe an Inländer aufhob, die keine Devisenumsätze haben. “Während der Krise wurde offensichtlich, dass die Entscheidung der NBU das Land einem hohen Risiko unterzogen hat”, betont der Ehrenpräsident der UkrGasBank, Wassilij Gorbal.
Banker gehen davon aus, dass die NBU mit gesonderten Anordnungen Strafsanktionen für die Nichterfüllung der Beschlüsse aufschiebt und einen Zeitplan für die Umwandlung der Reserven der größten Banken ausarbeitet. “Falls diese Menge an Devisen auf den Markt kommt, dann wird sie natürlich den Markt zusammenbrechen lassen”, betont Jurij Pikusch. “Die Zentralbank muss irgendeinen Plan zu diesem Währungsverkauf beschließen, doch die ukrainischen Banken möchten, dass es auf dem Markt keine Vorzüge für Banken mit ausländischem Kapital und die Existenz einheitlicher Regeln gibt”. Dabei schließen Experten nicht aus, dass bei Unnachgiebigkeit der NBU die Nichtresidenten auf die Erfüllung der auf sich genommenen Verpflichtungen verzichten könnten. “Die westlichen Aktionäre der ukrainischen Banken haben Pläne zur Kapitalisierung ihrer Institute gemäß den durchgeführten Stresstesten unterschrieben. Von Mai an sollen sie diese erfüllen. Schauen wir mal, wie sie dies jetzt tun werden”, sagte ein Vorstandsmitglied der NBU.
Doch für die NBU ist die Beibehaltung des Status quo von Vorteil, da eine Senkung der Nachfrage seitens der Banken nach Währung und eine Erhöhung des Angebots von ihrer Seite den Kurs stärken und die internationalen Reserven der NBU erhöhen. Gestern teilte das Staatsoberhaupt, Wiktor Juschtschenko, mit, dass die Zentralbank vom 18. bis 22. Mai das überschüssige Devisenangebot auf dem Interbankenwährungsmarkt in Höhe von etwa 160 Mio. $ aufgekauft hat. Der Einschätzung des Präsidenten nach, erreichen die Devisenreserven der Ukraine am Ende des laufenden Jahres 26 Mrd. $ unter Berücksichtigung der Finanzierung seitens internationaler Finanzorganisationen. Bei der Zentralbank schätzte man ein, dass die Nachfrage nach Devisen sich im Mai um 14% verringert hat und das Angebot sich um 2% erhöhte.
Ruslan Tschornyj
Kreditportfolios der 13 größten Banken in ausländischer Währung und die Reserven dahinter zum 1. Mai 2009
Bank | Kredite, in Mrd. $ | Reserven, in Mio. $ | Anteil der Reserven, in % | Kredite, in Mio. € | Reserven, in Mio. € | Reserven, in % |
---|---|---|---|---|---|---|
Privatbank | 3,810 | 583,536 | 15,3 | 136,974 | 24,066 | 17,6 |
Raiffeisenbank Aval | 4,381 | 476,362 | 10,9 | 181 | 22,26 | 12,3 |
Oschtschadbank | 258 | 17,88 | 6,9 | 22 | 1,546 | |
UkrSibBank | 4,654 | 463,789 | 10 | 154 | 10,724 | 7 |
UkrEximBank | 2,859 | 187,408 | 6,6 | 420 | 14,978 | 3,6 |
UkrSozBank | 4,047 | 226,889 | 5,6 | 113 | 8,735 | 7,7 |
PromInvestBank | 640 | 51,867 | 8,1 | 210 | 16,319 | 7,8 |
OTP Bank | 3,282 | 285,29 | 8,7 | 110 | 9,552 | 8,7 |
Alfa-Bank | 2,131 | 302,468 | 14,2 | 87 | 2,888 | 3,3 |
WTB | 2,611 | 98,044 | 3,7 | 66 | 0,849 | 1,3 |
Nadra Bank | 1,760 | 140,059 | 8 | 149 | 20,304 | 13,6 |
Forum Bank | 1,520 | 78,593 | 5,2 | 77 | 4,964 | 6,4 |
PUMB | 1,218 | 119,667 | 9,8 | 73 | 5,733 | 7,9 |
Reserven insgesamt | - | 3031,852 | - | - | 142,918 | - |
Bank | Kredite, in Mio. Rubel | Reserven, in Mio. Rubel | Anteil der Reserven, in % |
---|---|---|---|
Privatbank | 29 | 24,376 | 84 |
Raiffeisenbank Aval | 112 | 2,412 | 2,2 |
Oschtschadbank | 7,1 80 | 15,338 | 19,1 |
UkrSibBank | 95 | 0,103 | 0,1 |
UkrEximBank | 6 | 3,636 | 63,6 |
UkrSozBank | 93 | 2,257 | 2,4 |
PromInvestBank | 970 | 69,802 | 7,2 |
OTP Bank | 0 | 0 | 0 |
Alfa-Bank | 189 | 0 | 0 |
WTB | 432 | 3,291 | 0,8 |
Nadra Bank | 69 | 13,623 | 19,8 |
Forum Bank | 72 | 1,99 | 2,8 |
PUMB | 40 | 1,071 | 2,7 |
Reserven insgesamt | - | 137,899 | - |
Quelle: Kommersant-Ukraine