Ansprache von Präsident Juschtschenko zum Tag des Sieges
Wertes ukrainisches Volk!
Verehrte Veteranen!
Werte Landsleute!
Ich gratuliere ihnen zum 64. Jahrestag des Großen Sieges.
Ich werde darüber reden, was in meinem Inneren vorgeht.
Ich denke an meinen Vater.
Ich denke an unsere Eltern.
Ich denke an die Millionen unserer Leute, die in den Kämpfen fielen, die in den Konzentrationslagern gequält wurden, diejenigen, die an den Fronten und im Kampf in der Illegalität überlebten, an diejenigen, welche im Hinterland waren, diejenigen die überlebten und diejenigen die ihr Leben gaben, an alle die siegten.
Das ist unser gemeinsamer, einiger und unteilbarer, heiliger und großer Sieg.
Wir haben diesen gemeinsam mit anderen Völkern erkämpft, an die wir uns mit brüderlichen Worten der Ehrenbezeugung, der Achtung und des allgemeinen Schmerzes wenden.
Wir sind allen Brüdern dankbar.
Wir erinnern uns an jeden Blutstropfen, der für unsere gemeinsame Freiheit vergossen wurde.
Von der Rolle, der Mission und dem Heldentum des ukrainischen Volkes reden wir mit der höchsten nationalen Würde.
Der Krieg zog sich bei uns fast am Längsten.
Zweifach zog der Sturm des Krieges über unsere Erde.
Wir griffen in den besetzten Gebieten zu den Waffen.
Bei Moskau, Stalingrad, Leningrad am Kursker Bogen starben wir eher, als zu weichen.
Gemeinsam mit anderen Völkern stoppten wir die Hitlersche Invasion.
Gemeinsam mit anderen Völkern begannen wir den Angriff auf den Feind.
In den Jahren 1943-1944 fanden auf dem Territorium der Ukraine strategische Operationen statt, die entscheidend für das gesamteuropäische Schauspiel der Kriegshandlungen waren.
Die Verteidigungen Kiews, Odessas, Sewastopols gaben ein nie gesehenes Beispiel für Massenheldentum und Selbstopferung.
Die Donbasser, Kiewer, Korsun-Schewtschenkoer, Nikopol-Kriwoj Roger, Lwiw-Sandomierer, Jassko-Kischinjower und die Ostkarpatenoperation sind der Weg des großen und schweren Sieges, den wir von der Ortschaft Milowo im Osten bis zur Station Lawotschnaja im Westen der Ukraine gingen.
In diesem Jahr sind genau 65 Jahre vergangen, wo die Krim, Podolien, die Bukowina, Galizien und Transkarpatien befreit wurden.
Dieser Vormarsch erlaubte es ganz Europa zu retten.
Heute ist der Europäische Tag. An seinem Erscheinen haben wir fraglos einen großen Anteil. In dessen Zukunft spielen wir eine große Rolle.
Mehr als sieben Millionen Ukrainer gingen im Großen Vaterländischen Krieg an die Front.
Jeder zweite kehrte nicht nach Hause zurück.
Jeder zweite Überlebende wurde zum Kriegsinvaliden.
Die Ukraine brachte hunderte Truppenführer und tausende und abertausende Kriegshelden hervor.
Im Epizentrum des Weltkrieges erlitt die Ukraine fast die größten Verluste und Zerstörungen.
An den Fronten, in Konzentrationslagern, in massiven Strafaktionen kamen bis zu zehn Millionen unserer Landsleute um.
Vollständig oder teilweise wurden 714 ukrainische Städte, 29.000 Dörfer, mehr als 16.000 Werke, Fabriken und andere Industrieobjekte vernichtet.
Zehn Millionen Menschen wurden obdachlos. “Die Ukraine ist zerstört, wie kein anderes Land in der Welt. Zerstört und ausgeraubt wurden alle Städte… Zerstört sind alle Brücken, Wege. Der Krieg verwüstete die Landwirtschaft, vernichtete Menschen, erschlug sie, erhängte sie, jagte sie in die Sklaverei”. So beschrieb es Oleksandr Petrowytsch Dowshenko in seinem Tagebuch.
Der Sieg, der zu diesem Preis errungen wurde, ist ohne Frage heilig.
Heilig ist der gemeinsame Sieg aller Mitglieder der Antihitlerkoalition.
Das ist die ewige Heldentat der Menschen.
Ich bin überzeugt davon, dass die gesamte brutale Wahrheit des Krieges, dessen teuflische Anlässe, dessen Entzündung, unvermeidlich aufgedeckt wird.
Als Haupt des ukrainischen Staates wende ich mich an alle Völker, die am Zweiten Weltkrieg teilgenommen haben:
Wir haben gemeinsam die Hölle des Krieges mit dem Faschismus durchschritten.
Wir können keine Gleichgültigkeit und Herabwürdigungen in Bezug auf den allgemeinen Kampf und die gefallenen Helden zulassen.
In der neuen Zeit ist es unvorstellbar auch nur die kleinste Andeutung der Wiedererrichtung jeglicher totalitärer und autoritärer Ideologie oder Politik zuzulassen, die imperiale Ambitionen wecken oder überhaupt den Wert des menschlichen Lebens in Frage stellen und das heilige Recht der Völker auf ein eigenständiges nationales Sein verletzen könnten.
Gegen die Versuche die “unbequeme” Tragödie zu verbergen, die sich nicht in die gefestigten Bilder einfügen, brauchen wir Wahrheit, gegenseitige Achtung der nationalen Geschichte eines jeden von uns und brüderliche Trauer über die Gefallenen.
Die Ukraine kennt den Preis dieser Worte.
Unser Kampf für die Freiheit im europäischen Raum ist beinahe der am Längsten dauernde.
Im Sieg über den Totalitarismus liegt eine der Hauptquellen unseres eigenen Staates, der von unserem Volk errungen wurde.
Jedem, der diesen Sieg erkämpft hat, gebührt unsere Dankbarkeit und unserer tiefste Anerkennung.
Der ukrainische Staat ist der wichtigste Schlüssel zur Einheit aller von uns, welche die Ukraine ergeben lieben, deren nicht einfache Geschichte mit nationalem Herz aufnimmt und Gutes für sie und jeden ihrer Menschen möchte.
Die ukrainischen Veteranen haben bereits seit langem diese heilige Wahrheit anerkannt und ich glaube, dass sie nicht nur einmal uns, den jungen Generationen, weise Beispiele des Einverständnisses und Lehren geben werden.
Es ist unvermeidlich, da es die große Wahrheit des einigen ukrainischen Volkes ist.
Die ukrainischen Kämpfer haben die Ukraine gleich geliebt und den Tod eines jeden haben die Mütter im Donbass, Wolhynien, Galizien, Podolien oder in den taurischen Steppen gleich schmerzhaft durchlebt.
Das Andenken an sie alle muss in angemessener Weise geehrt werden
Man muss die Zerstörungsprozesse der Militärfriedhöfe aufhalten und diese in Ordnung bringen, gemäß unserer europäischen Kultur, dies mit Würde und großer Liebe tun.
In den letzten Jahren sind von der Regierung und den Menschen viele Erinnerungszeichen errichtet worden, wo zukünftig “Nationale Kriegsdenkmäler” gegründet werden.
Es ist sehr wichtig, dass wir heute sehen, wie die jungen Bürger der Ukraine eigenständig Zeugnisse des Kriegsverlaufes sammeln.
Das sind Beispiele von Weisheit. Das sind Erscheinungen der Nation. Das sind Beispiele der Einheit, die unser gesamtes Volk nötig hat.
Ich nehme keine These an, die unser Volk teilen könnte.
Wir müssen weiter gehen, damit unsere nationale Wahrheit zur allumfassenden und für alle und jeden verständlichen wird.
Diese Wahrheiten sind reine, aufrichtige und sind an das Wohl eines jeden von uns und des gesamten ukrainischen Staates gerichtet.
Wir müssen uns an das Vergangene erinnern und was am wichtigsten ist – an die Lebenden denken.
Heute ist es nicht einfach und in der aktuellen Zeit ist der Staat vor allem verpflichtet den Veteranen zu helfen.
Als Staatsoberhaupt, als Ukraine, als Sohn eines Frontsoldaten verneige ich mich vor ihnen, teure Sieger, und wünsche ihnen eine kräftige Gesundheit, Glück und ein langes, langes Leben.
Ich neige mein Haupt vor allen, die im Kampf für unseren großen Sieg fielen, die für die Ukraine kämpften und welche mit großer, mächtiger und gerechter Kraft siegten.
Die Ukraine wird sich immer an diese große menschliche Heldentat erinnern.
Die Ukraine wird ihren Rettern immer dankbar sein.
Die ist ein starker und wird ein starker Staat sein, genauso wie der Geist der ukrainischen Siege ewig und unzerstörbar sein wird.
Ruhm den Siegern!
Ruhm dem ukrainischen Volke!
Ruhm der Ukraine!
Quellen:
Seite des Präsidenten – ukrainisch
Präsidentenseite – russisch