Dmitrij Poduschkin: „Die Menschen des Donbass wollten es „wie auf dem Maidan“, aber man sah sie als Feinde an“



Der Eigentümer des Kramatorsker Flughafens Dmitrij Poduschkin war vielleicht der ungewöhnlichste Insasse des örtlichen Untersuchungsgefängnisses. Er verbrachte 56 Tage im Kerker bei den Separatisten. Die Freilassung geschah genauso unerwartet wie seine „Verhaftung“: ein Mensch in schwarzer Kleidung öffnete die Tür seiner Zelle und sagte ohne jede Erklärung: „Geh!“

Über seine Haft spricht er mit der Intonation des Dr. Livesey aus dem Zeichentrickfilm „Die Schatzinsel“. Mitunter beginnt es zu scheinen, dass Poduschkin die ganze Zeit in unterhaltsamen Kursen für persönliches Wachstum war, und nicht in einer Kammer saß, beraubt selbst des Rechts auf einen Spaziergang.

Man fing ihn wegen Unterstützung der ukrainischen Armee und seiner aktiven Haltung gegen die DNR (Donezker Volksrepublik). Dabei haben sie ihn nicht geschlagen, nicht gefoltert. Es ähnelte einer beispielhaften Bestrafung seitens der örtlichen Elite.

Im Gespräch mit LB.ua erzählte er, wie er in der vorübergehenden Haft Verbrecher umerzogen hat und sein „Erinnerungsschloss“ baute. Poduschkin erklärt, worin genau Kiew eine strategische Fehleinschätzung im Verhältnis zu den örtlichen Bewohnern unterlief – man sah sie als Feinde an, dabei wollten sie nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Unser Gesprächspartner teilt auch einige Details aus dem Leben des damaligen Gouverneurs des Donezker Gebiets Wiktor Janukowitsch mit.

Bereiteten Sie eine Rede vor, die Sie vor dem Strafkommando halten wollten, das Sie zur Erschießung gebracht hätte?

Ich bereitete ein Messer vor und war bereit, mich zu verteidigen. Man hat mich schlecht durchsucht, das Messer hatte ich die ganze Zeit im Schuh. Am Ende der Gefangenschaft gelang es mir, eine kräftige Metallplatte abzubiegen, mit ihr wollte ich mich ebenfalls wehren…

Hielt man sie als einen ukrainischen Patrioten gefangen oder als einen Geschäftsmann, mit dem man Geld herausschlagen kann?

Als das Erste. Unser Flughafen grenzt an den Militärflughafen. Und ich organisierte Hilfe für die Soldaten: auf einer regionalen Website platzierte ich im Forum entsprechende Anzeigen. Und die Leute brachten Hilfe, halfen mit Informationen. Zusätzlich ging ich mehrmals täglich zum Wachposten, an dem diese „betrogenen Leute“ standen. Ich erklärte ihnen, dass sie keine Zukunft haben, dass dies einfach gesetzeswidrig ist und dass man sie früher oder später erschießen wird. Manch einer verstand, aber da war dieses rein kriminelle Element… Man bezahlte sie, also standen sie da.

Wie hat man Sie festgesetzt?

Als die Soldaten das Umfeld des zivilen Flughafens aufgaben, gingen die „Barrikadisten“ auch. Auf dem Gelände verblieben mein Sohn, meine Pächter und ich. Zirka eine Woche waren wir allein in der „entmilitarisierten Zone“. Und da lief einmal auf das Gelände ein betrunkenes Männchen – Eduard Mafusailow. Und dort sind doch überall diese „Signal“ – Stangen, bei denen man ein Auge einbüßen kann. Ich beschloss, ihm zu helfen, ihn in die Stadt zu fahren. Am Kontrollpunkt nahmen sie mich dann fest, zerschlugen die Autoscheiben, hielten mir den Gewehrlauf vor. Sie dachten, dass bei mir Soldaten sitzen, daher waren sie nicht früher zu mir vorgedrungen. Aber dann schrieben sie: verhafteten Poduschkin für die Verbreitung von Lügengeschichten.

Man hielt mich in der städtischen Innenabteilung im Isolationsraum für vorübergehenden Freiheitsentzug fest. Zunächst waren nebenan Menschen, die man auch wegen Unterstützung der ukrainischen Armee verhaftete. In dieser Zeit wurde eine der Frauen brutal verprügelt. Da waren Wlada Busun, Sipun Alexandra mit Sohn und der Vater eines Soldaten aus dem Dnjepropetrowsker Gebiet, der dem Sohn eine Sendung überbrachte, er selbst war aus Malomichailowki. Aber dann sperrten sie einfach Verbrecher ein. Die Räume waren groß, sogar für 20 Mann, aber wir saßen einzeln. Für mich war das Schlafen auf den Brettern nicht problematisch, im Gegensatz zu vielen. Als Kissen benutzte ich Turnschuhe.

Zum Spaziergang ließ man uns nicht hinaus. Ich machte Yoga, drehte Kreise im Zimmer – ich lief einige Kilometer am Tag. Das Zimmer war etwa 3,5×6 Meter groß. Die zurückgelegte Strecke maß ich mit ausgestreckten Fingern.

Viele Male versuchte ich mit den Wachen zu sprechen, aber die Leute vermieden den direkten Kontakt. Man sagte ihnen: wenn ihr mit den Gefangenen sprecht, setzen wir euch neben sie. Wir wussten nicht, wer Präsident ist, ob die DNR um uns herum noch existiert. Es war eine totale Informationsblockade. Ich bat um wenigstens ein Englisch-Lehrbuch, aber Bücher gab man uns auch nicht.

Eine Woche nach meiner Gefangennahme verhaftete man die Brigade Schkrok des Jüngeren (Schkrok der Ältere ist eine Verbrecher-Autorität, vor dem Aufstieg der DNR koordinierte er die Geschäfte der hiesigen kriminellen Elemente – LB.ua): Ljocha den Sportler, „Naschdak“ und „Motyl“. Da war auch noch irgendein „Bobr“. Am zweiten, dritten Tag hat er entweder simuliert oder er fiel wirklich ins Delirium. Man brachte ihn in die „Klappsmühle“. Mir erklärte man, wenn ein Mensch zum Beispiel Drogen nimmt, und dann plötzlich in den Zustand des „kalten Entzugs“ geht, wäre dieser Effekt möglich. Und der Wächter sagte, dies sei bei ihm schon der vierte derartige Fall.

Und wir saßen vierzig und mehr Tage nebeneinander. Unterhielten uns jeder aus seinem Zimmer. Es war interessant. Die ersten zwei Tage konnten sie kein Wort sagen ohne zu fluchen. Aber am Ende waren sie alle kultivierte Menschen. Ich erklärte einfach, dass ich das Gespräch sonst nicht fortführen würde. Aber sie wollten sich ja unterhalten. Ich erzählte ihnen ständig irgendwelche Geschichten: wann dies alles endet, womit dies alles endet. Wir veranschlagten, wer Präsident wird und wie sich das auf unser Schicksal auswirkt. Wenn Julia – dann heißt dass, dass alles schneller endet und wir schneller frei kommen. Wenn Poroschenko, kann sich alles hinziehen. So dachten wir.

Oder so: kam heute ein Bulle in bestimmter Bekleidung – was sollte das bedeuten? Und so wie ich weiter als alle in der Prognose voran kam, wurde es für sie interessant.

Es lobten dort alle stark das Gefängnis. Dort bekommt man ordentliche Verpflegung, dort gibt es Nachrichten und man führt dich zum Spaziergang. Ich verstand überhaupt, dass sie vor der Last des Lebens ins Gefängnis fliehen. Dort ist eine geordnete, ihnen verständliche Welt.

Ich habe ihnen ständig gesagt, dass die DNR Blödsinn ist, der in Kürze zerfällt. Sie antworteten, dass sie nicht für die DNR seien. Man hatte sie wohl für eine Schießerei in der Stadt verhaftet. Als die DNRler zu ihnen kamen, sagten meine Leute ihnen direkt: wir sind Banditen. Sie sagten das nicht ohne Stolz in der Stimme. Nun, man verprügelte sie alle kräftig und verteilte sie auf die Räume. Sie erzählten mir, dass die Kriminalität den Entschluss gefasst habe, nicht die DNR zu unterstützen, sondern die Ukraine. Aber warum saß dann auf der Barrikade vor meinem Haus ein gesuchter Bandenführer und telefonierte vor mir mit seinem Bruder, der im Gorlowkaer Gefängnis saß und mit ihm beriet, was wie getan werden sollte? …

Übrigens; Schkrok der Jüngere saß zwölf Jahre, kam heraus, verbrachte in Freiheit 17 Tage und man verhaftete ihn erneut. Ich habe ihn nicht ein Mal gesehen, er saß so etwa in der 3. Etage.

Hat man Sie gefoltert?

Mich hat man nur „gestreichelt“. In der ganzen Zeit hatte ich nur ein paar blaue Flecke. Aber es waren Leute im Gebäude der städtischen Abteilung, die SCHLUG man. Stündlich konnten sie schlagen.

Übrigens, während man mich verhaftete, behaupteten die Bullen die ganze Zeit, dass wir nicht dort wären. Aber den Müttern hat es irgendwer doch erzählt, und am 14. Juni drangen sie auf das Territorium vor und fingen an zu schreien. Wir hören sie, können aber nichts sagen. Genauer gesagt hätten sie uns sowieso nicht gehört. Dort waren vor den Fenstern Metallplatten mit kleinen Öffnungen. Das Kramatorsker Untersuchungsgefängnisses ist eins der am besten befestigten Gebäude der Stadt. Die Wände sind dort 80cm dick, die zerschlägt man nicht einfach.

Mutter, Bruder brachten mir Sachen. Man sagte ihnen „er ist nicht hier und war auch nie da“, „man hat ihn umgebracht“, aber einige sagten die Wahrheit. Übrigens überprüften sie Sendungen genau: Eier zerschlugen sie, Brot übergaben sie schon zerrissen, sogar Brei wurde „durchgesiebt“. Und Fleisch kam überhaupt nicht zu mir durch.

Und so gaben sie uns Tütensuppen, Buchweizen, Graupen. Und vermengten das mit Sprotten in Tomatensoße. Und am 40. Tag, anscheinend gereinigt, hörte mein Körper auf, die Sprotten auszustoßen.

Welche Transformationen verlaufen in der Psyche eines Menschen, wenn er lange Zeit in einem geschlossenen Raum sitzt?

Ich drehte Schrauben aus dem Bett und verzeichnete mit ihnen die „Tage“. Vierundfünfzig sammelte ich im Untersuchungsgefängnis. Ein großes Problem: Die Diskrepanz zwischen der erwarteten Freilassung und der Realität. Im Inneren bereitest du dich auf irgend eine Zahl vor – sieben Tage, fünfzehn, ein Monat. Bei dir keimt Hoffnung auf, stattdessen erfährst du Enttäuschung. Und du denkst dir ein neues voraussichtliches Datum für deine Freilassung aus.

Es ist besser, sich mit irgendeiner Arbeit zu beschäftigen. In der Jugend habe ich „Gehirnsport“ gelernt. Und jetzt erinnerte ich mich an die früher gelesenen Bücher. An jedem Tag der Woche. An den Inhalt, die Gedanken, Substrate, Ideen. Zum Beispiel: Karen Pryor „Schimpfen Sie nicht auf den Hund“ (Don’t shoot the dog). Oder „Permakultur“ von Sepp Holzer.

In einem Moment wollte ich sie alle verwünschen… Doch ich fand zu der Erkenntnis, dass man nie einen Entschluss fassen sollte, wenn man sich in Unfreiheit befindet. Das ist nicht richtig – du sitzt schließlich in einem Käfig, halb im Zustand eines Tieres. Deshalb habe ich mich zurechtgewiesen. Doch die Wahrnehmung der Mensches ändert sich natürlich: du betrachtest ihn schon als einen Feind. Ich verstehe jetzt, warum Hitler in der Haft „Mein Kampf“ geschrieben hat. Er entwickelte in drei Monaten eine Ideologie, die Europa auf den Kopf gestellt hat.

Mit „Schräubchen“ schreibt man keine Bücher…

Man kann sie in Geiste schreiben… Mein Gedächtnis ist nicht schlecht, aber im Gefängnis erinnerte ich mich an eine spezielle Technik und setzte sie in die Praxis um – das Bauen von „Erinnerungsschlössern“. Jetzt erinnere ich mich an alle, die dort waren und an alle Umstände, die mit diesen Personen verbunden waren. Sie verstehen, mein „Schloss“ ist groß, ich wohne im Flughafengebäude. Und ich begann es mit Zimmern bestimmter Personen zu füllen. Und es funktioniert. Ich hätte mich im Leben nicht an Wlada Busun erinnert, wenn nicht im „Erinnerungsschloss“.

Haben Sie versucht sich freizukaufen?

Ich bat, bettelte. Das war meine erste Reaktion. Aber sie fingen nicht einmal an zu sprechen. Ich habe mir viele Versionen ausgedacht, warum das so war. Ich hatte mich einfach bis dahin mit vielen Leuten in Kramatorsk zerstritten. Unter anderem mit dem Bürgermeister der Stadt. Er hat mich aus meiner eigenen Küche herausgelockt um „geheime Gespräche“ zu führen. Der Vorgesetzte der Staatsabteilung war auch dabei, und noch ein weiterer Mensch. Vielleicht haben sie etwas damit zu tun?

Und was war das für ein Treffen?

Bei mir zu Hause war doch der Stab der Antiterroroperation. Man hat sie zum Treffen mit Krutow (gemeint ist General Wassili Krutow, der kurzzeitig Befehlshaber der Antiterroroperation war A.d.R.) eingeladen, die derzeitigen Umstände zu beraten. Der General seifte sich eines Morgens die Hände ein, aber das Wasser aus dem Hahn tropfte nur noch. Was taten sie: die Wasserversorgung hatte an unsere Leitung einen kleinen Zähler eingebaut, sodass fast kein Wasserdruck mehr vorhanden war. Einige male haben wir uns an sie gewendet – taub, wir gingen an die Öffentlichkeit – nach einer halben Stunde war es erledigt.

Welchen Eindruck haben Sie von Krutow gewonnen?

Er ist doch Schriftsteller. Memoiren schreibt er. So hat man mir ihn vorgestellt. Ein kultivierter Mensch. Offensichtlich ist er ein guter Leiter für irgendeine kleine Eroberungsgruppe, vor der eine schwierige Aufgabe liegt. Aber wenn schon Krieg ist und andere Mittel erforderlich sind… Ich haber versucht, ihm das begreiflich zu machen, aber er hörte nicht darauf. Im Prinzip könnte man diese ganze Bewegung „festnehmen“, wenn man Entschlossenheit zeigen würde. In Fällen, in denen man mit Leiten einen Dialog hätte führen müssen, einfach nur mit ihnen reden, ist das nicht passiert. In Fällen, in denen man hätte Stärke zeigen müssen, haben sie sie nicht gezeigt. Alles war genau umgekehrt.

Krutow kam mit dem Flugzeug an, stieg heraus zum Versammlungsplatz vor dem Kontrollposten auf dem Militärflughafen. Dort waren etwa zweihundert Menschen. Sie umringten ihn, und, wie bei uns üblich, fingen an zu schreien. Ein ganz normales Weibergeschrei. Los, auf sie einschreien – und übergehen zum Dialog. Aber nein – letzten Endes nahmen sie ihm die Waffe ab, die Dokumente. Er fragte an, ob die Soldaten ihn zurück zum Flughafen ließen, aber die konnten ihn nicht durchlassen, damit die Menge nicht in ein bewachtes Objekt vordringt – sie hätten schießen müssen.

Aber niemand schlug Krutow, niemand fing ihn. Er hätte nur mit ihnen in Dialog treten müssen. Die „Barrikadisten“ waren bereit zum Kontakt, sie warteten die ganze Zeit, dass man beginnt, die „zu überreden“. Aber auf unserer Seite zeigte man sich nicht bereit. Betrachten Sie es von Anfang an: da geht durch die Stadt eine Kolonne Wehrtechniker, Soldaten mit Maschinengewehren – und vor ihnen die Polizei. Ob man sie mag oder nicht, aber sie hätten Gummiknüppel tragen sollen und Schilde. Damit sie die Leute ein bisschen bedrängten, damit die Leute daraufhin die Miliz ein bisschen bedrängten. Damit ALLES WÄRE, WIE AUF DEM MAIDAN!

Verstehen Sie, die Leute dachten: Warum dürfen die das in Kiew, aber wir hier dürfen das nicht? Die Leute wollten das selbst, wollten Anerkennung und Verständnis, dass man sie genauso anerkenne wie auf dem Maidan. Aber jene auf den Panzern verschanzten sich, hatten Maschinengewehre. Das sprengte die Schablone der Erwartungen. Wissen Sie, es gibt so einen Typ Mensch, bei denen es Liebe ohne Schläge nicht gibt. Und hier gibt es viele dieser Typen. Ihre Schreie, ihr Aufbegehren sollte man nie für bare Münze nehmen. Das ist etwas ganz anderes. Aber die Leute verstanden einfach nicht, dass man sie als Feinde ansah. Und dann war der Punkt der Unumkehrbarkeit schon überschritten. Wenn man dir schon das Maschinengewehr in die Hand gelegt hat, gibt es kein zurück mehr. Hier war der Punkt der strategischen Fehleinschätzung.

An eben diesem Kramatorsker Flughafen gab es den ersten bewaffneten Widerstand der Rebellen, danach erst kamen Artjomowsk und Mariupol…

Wie konnte das passieren, dass die Terroristen Sie „vergaßen“?

Sie wussten schon am Donnerstag, dass sie sich zurückziehen werden. An diesem Tag zog man uns statt des Mittagessens Säcke über die Köpfe und überstellte uns ins Gebäude der Staatsabteilung, und bis Samstag war ich dort. Unmaskierte Bullen fingen an in die Zelle zu schauen. In diesem Moment war ich sehr erschrocken. Solange sie die Geheimhaltung aufrecht erhielten war es leichter, aber wenn der „Verbrecher“ aufhört, sein Gesicht zu verstecken… In der Regel lässt man keine Zeugen zurück. Obwohl sie mir ausgerechnet da zum ersten Mal einen ganzen Laib Brot gaben.

Und zwei Tage später schaut zu mir irgendein Mensch in schwarzer Kleidung in die Zelle und sagt: “So! Geh fort von hier!“ Ich kam heraus, aber die Stadt war leer. Und er, nachdem er das Gefängnis verschloss, lief auch davon.

Die Neubewertung der Wertigkeiten erfolgt nicht freiwillig?

Nur was die Geschichte mit Mafusailow betrifft. Ich habe ihn wohl vor der möglichen Verstümmelung gerettet. Vielleicht wäre das nicht nötig gewesen?.. Vielleicht hätte ich mit den „Barrikadisten“ reden sollen, versuchen, mich zu ihnen durchzuschschlagen? Aber was ist mit den „Bullen“? Was soll man mit diesen Verrätern, Betrügern tun? Ihr Schicksal ist jetzt Verachtung. Das Leben ihrer Angehörigen ist verdorben. Ich weiß nicht…

Wenn ich nicht Mafusailow gerettet hätte, wäre ich vielleicht nach Kiew gefahren, und alles wäre gut gewesen.

Was fühlt der Eigentümer des Lufttores zur Stadt beim Anblick des völlig zerstörten, ausgeraubten Gebäudes?

Ich dachte, da wären nur noch Ruinen. Aber es ist nur ein Schaden von drei Millionen. Das Vermögen haben nicht nur die „Barrikadisten“ herausgeschleppt, sondern auch unsere Soldaten. Aber ich bin ihnen nicht böse. Sonst wäre es den „Barrikadisten“ in die Hände gefallen. Es gibt diesen Denis Woronkin, der mir einen schweren, seltenen Stuhl aus dem Arbeitszimmer gestohlen hat. Aus Ahorn gefertigt. Er war nicht faul.

Und Babai fuhr in einem Auto, den sie mir während der Haft gestohlen haben, einen roten Opel oder Volkswagen. Darauf war die Aufschrift „Sila Skorosti“ (Kraft der Stärke – Anm. d. Übers.) aber das „S“ gleich für beide Worte. Deshalb liest es sich auf Ukrainisch wie: Kraft der Krätze. Und Babai fuhr auf dieser „Krätze“ durch das gesamte Donezker Gebiet. Es gibt sogar ein Video auf Youtube, in dem er sie mit dem Lappen putzt. Mein Bruder bat um die Rückgabe des Autos, aber dieser antwortete: ich werde fahren, solange man mich nicht umbringt oder wir nicht gewinnen.

Ich will nichts erfinden, weil ich so schon soviel ausgedacht habe. Ich schreibe lieber ein Buch. Oder sogar zwei. Ich habe schon die Erlaubnis von meinen „Helden“ bekommen. Ich weiß nicht, warum das so gekommen ist. Während ich saß, hat man zwei meiner Brüder umgebracht…

Sehen Sie, vor uns steht der Erzengel (das Gespräch fand vor dem Hotel „Kosazkij“ in Kiew statt –LB.ua). In der Bank „Arkada“ dort, in der Institutskaja Straße, steht ein anderer Erzengel, der nach einer Interpretation das „rebellierende Volk vertreibt“. Und gerade gegenüber dieser Stelle stand die Kamera von Life News, als Scharfschützen die Menschen erschossen. Ich fragte dann ihre Journalisten: „Leute, wie ist euch das gelungen?“ Aus Rache veröffentlichten sie die Nachricht: „Poduschkin hat die ukrainische Armee aus dem Flughafen geworfen.“

Überhaupt fanden auf dem Maidan rituelle Morde statt. Das begann mit Nigojan. Und das im Stil Janukowitschs. Er befasste sich doch mit Esotherik.

Ich erzähle eine Begebenheit. Als Janukowitsch Gouverneur des Gebiets war, empfing unser Flughafen eine Abordnung mit Ljudmila Kutschma. Sie flog über Kramatorsk in die „Smaragdenstadt“. Es trafen sie Janukowitsch und Jakimenko. Letzterer war damals für die Luftbeförderung verantwortlich. Und da bittet Janukowitsch über Jakimenko um Quellwasser, Faden, Zigeunernadel und eine Schuhbürste. Das Flugzeug ist schon gelandet, aber Janukowitsch fragt, wo die Toilette ist. Ich wunderte mich. Eigentlich war es im Protokoll nicht vorgesehen, jetzt noch irgendwohin zu verschwinden. Und ich zeige in eine Richtung, der Flughafendirektor in eine andere. Janukowitsch fluchte und blieb da. Damit sie es verstehen; es gibt ein übliches Ritual, einen Menschen „an sich zu binden“, nach dem man sich die Hände waschen und die Schuhe putzen muss…

Wegen unzureichender Informationen, aus Mangel an Möglichkeiten, haben sich viele hier betrogen. So sehr wollten sie gar nicht in diese „russische Welt“. Sie haben sich mit dem Majdan betrogen. Sie dachten, wenn sie Reifen anzünden, Barrikaden bauen, geht es nach ihrem Willen. Vergesst nicht: sie hatten viele Jahre Angst vor Janukowitsch, seiner verbrecherischen Gruppierung, die sie seit den 90er Jahren „terrorisierte und kontrollierte“. Aber die Kiewer haben sich mutiger als der mächtige Donbass gezeigt, der für den Handel nicht verantwortlich ist.

Die, die vor kurzem für die DNR schrien, werden nach einiger Zeit sagen, welche Unmenschen Janukowitsch und seine ganze Mannschaft waren. Da bin ich sicher. Das ist witzig und traurig…

28. Juli 2014 // Jewgenij Schwez

Übersetzerin:   Anja Blume  — Wörter: 3070

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