Drei "regionale" Bürgermeisterkandidaten erkennen ihre Niederlage an
Gestern wurden die ersten Sieger bei den Wahlen bekannt. Ohne die Verkündung der offiziellen Ergebnisse der Abstimmung abzuwarten gratulierten drei Kandidaten der Partei der Regionen ihren Konkurrenten zum Sieg: Wladimir Kalzew in Saporoshje – Alexander Sin, Nikolaj Gluchow in Krementschug – Oleg Babajew und Pjotr Pissartschuk in Lwiw – Andrej Sadowij. Jetzt kann man, der Meinung von Experten nach, Umbesetzungen unter den Gouverneuren erwarten, was Informanten bei der Administration des Präsidenten bestätigen.
Als erster erkannte bei den Kommunalwahlen der geschäftsführende Bürgermeister von Saporoshje und Chef der Stadtorganisation der Partei der Regionen, Wladimir Kalzew, seine Niederlage an. Tags berief er eine Pressekonferenz ein, auf der seinem Hauptkonkurrenten, dem Kandidaten der Allukrainischen Vereinigung „Batkiwschtschyna/Vaterland“, Alexander Sin, zum Sieg gratulierte. „Alexander Sin führt – er hat nach Auszählung von 84 Prozent der Wahlzettel 73.602 Stimmen, was 37,25 Prozent entspricht. Ich habe als Kandidat 60.990 Stimmen – 30,87 Prozent. Daher halte ich es, den vorläufigen Ergebnissen nach, für möglich Alexander Sin zum Sieg bei den Bürgermeisterwahlen zu gratulieren“, sagte Kalzew. Er war derart verwirrt, dass er sogar sein Mobiltelefon vergaß, welches er vor der Pressekonferenz ablegte. „Ich kehrte nach 15 Minuten zurück und das Telefon ist nicht mehr im Saal, jemand hat es mitgenommen. Das Telefon ist abgeschalten. Jemand von den Journalisten hat es offensichtlich stibizt! Tja, bei all diesen Unannehmlichkeiten noch diese“, beschwerte sich der Gesprächspartner des “Kommersant-Ukraine“ aus der Umgebung von Kalzew.
Für Wladimir Kalzew ist das bereits die vierte Niederlage bei Bürgermeisterwahlen von Saporoshje, dabei verlor er zweimal gegen Jewgenij Kartaschow. Am Vorabend dieser Wahlen wurde das Hindernis in Person des Bürgermeisters beseitigt. Am 24. September legte Kartaschow seine Vollmachten nieder und am gleichen Tag wurde Kalzew zum Sekretär des Saporoshjer Stadtrates gewählt (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine“ vom 27. September), doch auch dies hat nichts geholfen. „Wir haben die Mehrzahl der Reklametafeln aufgekauft, der Chef war ständig im Sichtfeld der Presse und Gegner gab es keine bekannten – Kartaschow ging und er war das Hauptproblem. Wir hatten für den 1. November sogar ein Bankett bestellt“, erzählte dem “Kommersant-Ukraine“ ein Mitarbeiter des Wahlstabes des Kandidaten der Partei der Regionen.
Unmittelbar nach Kalzew war noch ein Kandidat der Partei der Regionen – Nikolaj Gluchow, der die letzten zehn Jahre Bürgermeister von Krementschug (Gebiet Poltawa) – ebenfalls gezwungen seinem Gegner, ebenfalls einem Vertreter von „Batkiwschtschyna“, dem Parlamentsabgeordneten Oleg Babajew, zum Sieg zu gratulieren. Gestern gab Gluchow gegenüber Journalisten zu: er hat begriffen, dass er nicht noch einmal Bürgermeister wird, nachdem er die ersten Daten der Exit-Polls gesehen hat. „Ich habe ihm (Oleg Babajew) eine gute Arbeit gewünscht. Ich habe gesagt, dass ich ihm die Stadt in einem unhässlichen Zustand übergebe, wie er es während des Wahlkampfes zu sagen liebte, und bat ihn die begonnen Projekte zu vollenden“, erzählte Nikolaj Gluchow. Den Daten der Nachwahlbefragung nach, die am 31. Oktober von der Assoziation für humanitär-informationelle Technologie durchgeführt wurde, stimmten für Oleg Babajew 49,2 Prozent der Wähler und für Nikolaj Gluchow 25,6 Prozent.
Vor der offiziellen Verkündung der Ergebnisse der Wahlen gratulierte auch der Bürgermeisterkandidat der Partei der Regionen für Lwiw, Pjotr Pissartschuk, seinem Gegner. „Auch wenn die Stimmen noch gezählt werden, erkenne ich seinen Sieg an und gratuliere ihm dazu“, sagte Pissartschuk gestern auf der Pressekonferenz. Nach vorläufiger Stimmauszählung erzielte Andrej Sadowij 44 Prozent und Pjotr Pissartschuk 20 Prozent. Pissartschuk teilte ebenfalls mit, dass er bereit ist den Posten des Vorsitzenden der Lwiwer Oblastorganisation der Partei der Regionen abzugeben. „Die Partei hat keine glänzenden Ergebnisse demonstriert. Wir haben bessere erwartet. Man braucht keine Schuldigen unter den Parteigenossen suchen. Ich bin bereit die Verantwortung für die Wahlen zu übernehmen“, unterstrich er.
Für die niedrigen Ergebnisse der Partei der Regionen werden sich auch die Gouverneure verantworten müssen, meint der Direktor des Gorschenin-Instituts für Managementprobleme, Wladimir Fessenko. „Doch alles wird von der Erfüllung der Aufgaben durch die Gouverneure abhängen, die ihnen gestellt wurden“, sagte er dem “Kommersant-Ukraine“. „Ich bezweifle, dass jemand Wassilij Gorbal (Gouverneur der Oblast Lwiw) die Aufgabe gestellt hat einen ‘Regionalen’ zum Bürgermeister zu machen – das ist unrealistisch. In diesem Fall geht die Rede eher über die Bildung loyaler Oblast- und Stadträte“. Seiner Meinung nach wird es ernstere Personalumstellungen unter den Leitern des für die Partei der Regionen wichtigen Teils der Ukraine geben, insbesondere in Saporoshje und Charkow.
„Gouverneursumbesetzungen wird es geben“, erklärte dem “Kommersant-Ukraine“ ein hochgestellter Informant in der Präsidialadministration. „Doch nicht im Ergebnis der Wahlen, sondern den Ergebnissen der Indikatoren der sozio-ökonomischen Entwicklung nach“.
Als Antwort auf die Frage des “Kommersant-Ukraine“, ob er seine Entlassung für möglich hält, sagte der Leiter der Saporoshjer Oblastverwaltung, Borij Petrow: „Ich halte es nicht für möglich und ich arbeite und setze den Willen des Präsidenten um. Es gibt Wiktor Janukowitsch, der Entscheidungen trifft. Jede seiner Entscheidungen wird richtig, denn er ist der Präsident.“
Jakow Noskow, Weronika Sawtschenko, Nadeshda Drushinina, Walerij Kutscherk
Quelle: Kommersant-Ukraine