Migration: Ukraine - Koffer - Bahnhof


Derzeit kommen auf jeden Antrag zur Annahme der ukrainischen Staatsbürgerhaft sieben Anträge auf den Verzicht derselben. Dies teilte Jelena Lukasch, Leiterin der Kommission für Staatsbürgerschaftsfragen beim Präsident der Ukraine, dem „Serkalo Nedeli“ mit. Die Statistik ist besorgniserregend, besonders unter Berücksichtigung dessen, dass bei weitem nicht alle unsere Mitbürger, die für immer ins Ausland gehen und dort eine ausländische Staatsbürgerschaft annehmen, sich mit dem formalen Verzicht auf die ukrainische Staatsbürgerschaft belasten. Aus der Sicht der ukrainischen Gesetzgebung ist das ein Verstoß, doch die für immer Weggehenden bewegt das in der Regel bereits nicht mehr.

Die Emigration aus der Ukraine und deren einzelne Bestandteile – Geldverdienen im Ausland, Studium im Ausland und „Brain Drain“ werden seit langem nicht mehr als Heldentat oder Verrat wahrgenommen. Es ist einfach eine soziale Erscheinung, die weit verbreitet ist. „Nach Möglichkeit muss man sich davonmachen“ ein Gedanke, der in den Jahren der ukrainischen Unabhängigkeit einen bedeutenden Anteil in den Köpfen ihrer Bürger einnahm. Natürlich ist das Schlüsselwort hier „nach Möglichkeit“. Denn von einer Übersiedlung träumen und diese verwirklichen das sind unterschiedliche Dinge und bei weitem reichen Mut und Hingabe nicht, um an einem neuen Platz ein Leben von Null an aufzubauen. Und die Möglichkeit, die Heimat zu verlassen, hat nicht jeder Interessent. Die für das Land wertvollste Bevölkerungskategorie, das heißt Wissenschaftler, talentierte Unternehmer oder im IT-Bereich Tätige haben übrigens gewöhnlich kein Problem mit einer Übersiedelung. Sie sind auch in anderen Ländern gefragt.

Andererseits ist es möglicherweise alles nicht so schlimm? Beim Institut für Demografie gab man gegenüber dem „Serkalo Nedeli“ zu, dass, ungeachtet der lauten Gerüchte über eine „Massenflucht“ der Bürger aus Lande, die demografischen Verluste aus der Emigration nur einen geringen Anteil am allgemeinen Bevölkerungsrückgang im Lande haben. Zumal die Ukraine in den letzten Jahren eine positive Bilanz bei Emigration und Immigration hat. Also wie liegen die Dinge in Wirklichkeit?

Objektiv auf die Emigration aus der Ukraine, wie auf die Immigration in diese, zu schauen, ist in der Praxis sehr schwierig. Man kann diese einfach kaum adäquat zählen. Das Problem liegt im Fehlen einer hinreichend übersichtlichen Statistik. Verschiedene Behörden zählen unterschiedliche Faktoren, die so oder anders mit der Abreise oder Ankunft eines Menschen hier verbunden sind, doch gewährt sogar die Summe ihrer Angaben keinen vollständigen Überblick über die Situation. So ist die Statistik der Grenzbeamten völlig unrepräsentativ: sie hält lediglich die Grenzüberschreitungen fest, doch unterscheidet sie keine einmaligen und mehrmaligen Bewegungen. Einfacher gesagt: für diese ergeben sieben Personen, welche die Grenze einmal überschreiten und eine Person, welche die Grenze im Jahr siebenmal überschreitet die selbe Zahl. In einem Lande mit derart aktiver grenznaher Bewegung, wie bei uns, kann man sich auf solche Daten nicht stützen.

Eine klarere Lage der Sache zeigen die Statistik der oben erwähnten präsidialen Kommission für Staatsbürgerschaftsfragen und die Angaben des Innenministeriums, welche die Registrierung der Bürger am Wohnort und deren Abmeldung festhält. Jedoch zeichnen diese Statistiken aufgrund des riesigen Unterschieds bei den Prozeduren des Erhalts der Staatsbürgerschaft und des Erhalts der Registrierung zwei unterschiedliche Bilder, bei deren Betrachtung sich direkt gegensätzliche Schlussfolgerungen ergeben. Den Verzichten auf die Staatsbürgerschaft nach urteilend, fliehen die Menschen langsam aber sicher aus der Ukraine, dem Erhalt von Registrierungen nach gibt es einen kleinen aber beständigen Zufluss.

„Verschiedene Behörden haben unterschiedliche Daten, dabei manchmal sich gegenseitig widersprechende. Das ist normal, da es in jedem Fall einen eigenen Mechanismus der Berechnung und eigene weiße Flecken gibt“, erläuterte Irina Pribytkowa, Professor, führende Mitarbeiterin des Instituts für Soziologie bei der Akademie der Wissenschaften der Ukraine, dem „Serkalo Nedeli“. „Nehmen wir zum Beispiel die Situation mit der Staatsbürgerschaft. Das eine Person die Staatsbürgerschaft der Ukraine für einen anderen Staat aufgibt, das bedeutet noch lange nicht, dass er weg ist! Die Not ist die Mutter der Erfindung – viele leben in der Ukraine mit der russischen Staatsbürgerschaft oder mit zwei Pässen (eine Staatsbürgerschaft angenommen, die andere nicht abgelegt). Und umgekehrt lebten in der Oblast Tjumen immer eine Vielzahl Ukrainer; in der Mitte der 90er wurden dort etwa 900.000 festgestellt, fast eine Million unserer Landsleute. Die Mehrzahl von ihnen hat eine ukrainische Staatsbürgerschaft, auch wenn sie in der Russischen Föderation leben. Daher wird bei der Untersuchung der Migration in der Ukraine hauptsächlich die staatliche Statistik der Registrierungen auf dem Territorium der Ukraine genutzt, die vom Innenministeriums auf der Basis der Kontrollabschnitte zusammengestellt und dem Staatlichen Komitee für Statistik übergeben wird. Doch auch die anderen Daten werden nicht verworfen: Wissenschaftler studieren die Statistik des Erhalts der Staatsbürgerschaft und der Grenzbeamten und die Daten Visa- und Registrierungsabteilung für Ausländer (OWIR)“.

So nutzen auch wir, für die Übersichtlichkeit, die Daten zweier Behörden: der Kommission für Fragen der Staatsbürgerschaft und die des Innenministeriums/Statistikkomitees. Die erste zeigt, inwieweit die Bürger den ukrainischen Pass schätzen, die zweite wie viel für sie das Wohnrecht auf dem Territorium der Ukraine wert ist. Und wir schließen die Schlussfolgerungen der Soziologen damit, indem wir zu klären versuchen, was die Ukrainer zur Ausreise drängt und wie die Ukrainer zur Ausreise aus dem Land gedrängt werden.

Staatsbürgerschaft

Das derzeitige Gesetz „Über die Staatsbürgerschaft der Ukraine“ trat 2005 in Kraft. Die Statistik der Kommission zu Staatsbürgerschaftsfragen beim Präsidenten der Ukraine deckt alle nachfolgenden Jahre ab, einschließlich des laufenden. Sitzungen der Kommission mit einer Untersuchung neuer Anträge werden wenigstens einmal alle zwei Monate durchgeführt.

Entsprechend den Materialien, die von der Kommission präsentiert wurden, steht die Zahl der derjenigen, die unsere Pässe erworben haben, bedeutend hinter der Zahl derjenigen zurück, die sich von ihnen trennen. Unsere Staatsbürgerschaft interessiert in erster Linie Einwohner der Russischen Föderation, Armeniens, Moldawiens, Usbekistans, Georgiens und Aserbaidschans. Bemerkenswert ist, dass unter denen, die in die Russische Föderation ausreisen möchten, viele ukrainische Offiziere sind: der Unterschied in den Gehältern hier und dort zwingt sie zu verschiedenen Kniffen zu greifen, um den Dienstort vor Ablauf des geltenden Vertrages zu wechseln. Im Zeitraum Mai 2010 bis Mai 2011 haben 53 Offiziere auf die ukrainische Staatsbürgerschaft verzichtet.

Es gibt in der Ukraine Menschen, die formal ihre Staatsangehörigen sind, doch das Recht und die Möglichkeit haben in anderen Staaten mit so genannten „Investitionsvisa“ zu leben, als Personen die in diesen Staaten wirklich bedeutende Summen anlegen. Ihre Zählung wird nicht vorgenommen. Eine detaillierte Beratung dazu, wie man ein Investitionsvisum bekommen kann, könnten Ukrainer bei den Führern der amtierenden Regierung bekommen. Jedenfalls, wenn letztere etwas öffentlicher und offener wären.

Registrierung

„Die Ukraine hat bereits die Hauptmigrationswellen in den 90er Jahren durchlebt“, erzählte Alexej Posnjak, der die Abteilung für demographische Forschungen des Instituts für Demografie der Ukraine leitet, dem „Serkalo Nedeli“. „Das war vor allem mit den Bewegungen nach dem Zerfall der UdSSR verbunden; in die Ukraine kamen viele Menschen aus Russland, viele aus der Ukraine emigrierten nach Russland, Israel und Weißrussland. Jetzt haben lediglich die letzten Ausläufer dieser Bewegung“.

Die Daten, die uns vom Institut für Demografie vorgelegt wurden, stützen sich auf die oben erwähnte staatliche Statistik. Zu dieser gehört die nichtständige Arbeitsemigration nicht (diejenigen, die zum Geldverdienen ausreisen, melden sich an ihrem Wohnort in der Regel nicht ab), und die Studienaufenthalte nur zum Teil. Bei den Daten für 2010 gibt es eine positive Dynamik, das heißt es kommen mehr her, als ausreisen. Dieser „positive Saldo“ wird in der Ukraine seit 2005 mit einer kurzen Unterbrechung im Krisenjahr 2009 beobachtet.

So haben sich 2010 in der Ukraine 30.810 Menschen registriert. Ausgereist sind 14.677. Die populärsten Herkunftsländer sind Russland (5.934 Menschen), Israel (1.507), USA (965), Weißrussland (772), Tschechien (699), Spanien (392), Italien (193). Die Daten sind verständlich und eindeutig: der Bevölkerungsaustausch mit Russland, Weißrussland war bei der Ukraine immer sehr lebhaft, Israel ist traditionell Ziel der Repatriierung der ukrainischen Juden, die USA ist eine in der ganzen Welt populäre Richtung für gewöhnliche und Studienemigration. Tschechien, Spanien und Italien sind traditionell Richtung mit der Emigration zum Geldverdienen, ihre Werte stehen wahrscheinlich mit der dauerhaften oder dem mehr als eine Saison dauernden Teil der Arbeitsemigration in Verbindung. Das einzige Stereotyp, welches von dieser Statistik etwas durchgeschüttelt wurde, ist die Meinung von Kanada als Mekka ukrainischer Emigranten. Sich der Million Kanadier ukrainischer Abstammung anschließen wollten 2010 lediglich 158 Personen (wobei 95 Personen von dort in die Ukraine zurückkehrten).

Unter den „Entsendeländern“ für legale Immigranten in die Ukraine führen die ehemaligen Republiken der UdSSR. Es versteht sich, dass Russland mit 13.920 Einwanderern vorn liegt. Auf dem zweiten Platz folgt Moldowa mit 3.728 Einwanderern, auf dem dritten Usbekistan mit 1.911 Personen. Die Popularität unseres Landes unter den Auswanderern aus dieser mittelasiatischen Republik könnte sich, der Meinung von Spezialisten nach, mit der fortsetzenden Repatriierung der Krimtataren erklären. Weiter folgen Weißrussland (1.098), Georgien (1.092), Armenien (1.075) und Aserbaidschan (1.009). Bei den Ländern des ferneren Auslands führen Israel (833), die USA (727), Tschechien (699), Deutschland (453) und die Türkei (386). Gerüchte über einen massenhaften Einfall von Chinesen sind massiv überhöht. Wenigstens bestätigt die offizielle Statistik dies nicht: im letzten Jahr gab es lediglich 302 „Ankömmlinge“ aus China. Ein Abfluss einer solchen Zahl wird zu keinem Ereignis sogar für nur eine Straße einer chinesischen Ortschaft. Eine analoge Situation gibt es bei der Migration aus Afrika: entgegen der verbreiteten Meinung haben alle Staaten dieses Kontinents zusammengenommen auf unser Gebiet 282 Vertreter entsandt. Klar führend ist Nigeria (78 Personen).

Was die saisonale, kurzfristige Migration der Gastarbeiter ohne Abmeldung an ihren Wohnorten betrifft, so gibt es zu ihr lediglich Gesamtdaten für zweieinhalb Jahre – von 2005 bis einschließlich dem ersten Halbjahr 2008. In diesem Zeitraum verließen die Ukraine 1,5 Mio. Arbeitssuchende. Jedoch berücksichtigt diese Statistik nicht die als Familie zum Arbeiten Ausreisenden. Den Angaben von Alexej Posnjak nach sind die Ziele der ukrainischen Arbeitsmigranten etwa zu gleichen Teilen zwischen den östlichen (Russland und zum kleinen Teil Weißrussland) und westlichen Richtungen (Zentral- und Südeuropa, hauptsächlich Spanien, Italien und Tschechien) aufgeteilt. Dabei haben die Richtungen ihre Spezifik und Traditionen. So fahren die Einwohner der daran angrenzenden Oblaste nach Russland, wo beispielsweise Italien von Einwohnern der Oblast Tscherniwzi gewählt wird. Die unsichtbare Verbindung zwischen Italien und der Bukowina hat, der Meinung einiger Experten nach, eine interessante historische Erklärung: die Verwandtschaft der italienischen und rumänischen Sprachen, die direkte Nachfolger der lateinischen sind. Das hat zusammen mit der hinreichend toleranten Gesetzgebung zu einer Masse an rumänischen Ostarbeitern in Italien geführt. Viele Einwohner der Bukowina, die historisch und kulturell mit Rumänien verbunden sind, haben ihrerseits die ausgetretenen Pfade der Rumänen benutzt.

Warum und wozu

Zum Jahreswechsel 2009/2010 führte der Fonds „Demokratische Initiativen“ und das Unternehmen Ukrainian Sociology Service Forschungen zur Emigrationsbereitschaft der Ukrainer durch. Diese interessierte die Meinung der Bürger im Alter zwischen 18 und 34 Jahren. Es zeigte sich, dass lediglich 13,8 Prozent der Jugend bereit sind das Land für immer zu verlassen, 51,5 Prozent sagten entschieden „nein“ zu einer Emigration und 29,9 Prozent wollten für einige Zeit im Ausland leben. In der absoluten Mehrzahl der Fälle für „einige Zeit“ betrug diese zwischen drei und fünf Jahren, doch immer unter der Bedingung einer anschließenden Rückkehr. 65,1 Prozent der Ausreisebereiten gaben an, dass sie im Ausland arbeiten wollen, 30,1 Prozent wollten als Touristen ins Ausland und nur 5,5 Prozent wollten dort lernen. Unter den bevorzugten Emigrationsrichtungen nannte man in erster Linie Russland (19,0 Prozent), Großbritannien (12,2 Prozent), Deutschland (11,7 Prozent), die USA (11,2 Prozent) und Italien (10,2 Prozent). Interessant ist dabei der Popularitätsanstieg für die Russische Föderation: in der analogen Untersuchung von 2003 sahen nur 5,5 Prozent der Bürger in Russland ein Ziel. Andererseits hatte Russland in dieser Zeit aktive Militäraktionen in Tschetschenien und Moskau durchlebte einige terroristische Attacken, so dass man Emigrationen in diese Richtung nur schwerlich als ungerechtfertigt bezeichnen kann.

In der vor kurzem erschienenen Publikation „Dokumentensicherheit und Emigrationspolitik: Schlussfolgerungen und Empfehlungen internationaler Arbeitsgruppen für die Ukraine“, die von der gesellschaftlichen Initiative „Ukraine ohne Grenzen“ herausgebracht wurde, sind die Daten einiger soziologischer Dienste der Ukraine gesammelt. Unter den dabei hervorgehobenen Studien ist für uns besonders eine interessant: Wer möchte die Ukraine verlassen und warum?

2010 hatte das Institut für Soziologie im Rahmen des jährlichen Projektes „Monitoring sozialer Veränderungen“ den Bürgern die Frage gestellt: „Sind Sie bereit ihren Wohnort zu verlassen und umzuziehen?“. Bereit zeigte sich jeder fünfte, genauer 19,1 Prozent der Befragten. Jedoch wollten 11,2 Prozent ihren Wohnort wechseln, ohne die Ukraine zu verlassen und nur 7,9 Prozent waren bereit für einen Umzug ins Ausland. Zum Vergleich: 2000 waren es 14,4 Prozent bzw. 9,6 Prozent. Hauptgründe, welche die Ukrainer zum Umzug drängen, sind die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle und Probleme mit der ökologischen Situation in den Heimatstädten. Letzteres ist übrigens bei Migration innerhalb des Landes aktueller.

Zu allem vorhergehenden bietet die Publikation „Ukraine ohne Grenzen“ ihre Erklärung für den „Umbruch“ in den Jahren 2005/2006 an, wonach die Ukraine vom „Spender“ menschlicher Ressourcen zu dessen Empfänger wurde. Das ist der Anstieg der Immigration aus dem ferneren Ausland. Darunter sind rückkehrende Emigranten aus früheren Wellen. Auf diese Tendenz wies uns auch Irina Pribytkowa hin. Viele Ukrainer sind enttäuscht von der Emigration und haben sich dazu entschieden erneut ihr Glück in der Heimat zu versuchen.

Die Migrationssituation wird für den jetzigen Zeitpunkt in dieser Studie als stabil bezeichnet. Der Migrationssaldo ist positiv, alle existierenden Flüsse haben sich bereits etabliert und bedrohen die nationale Sicherheit weder von der Größe, noch von der Spezifik her. Diese Meinung teilt auch der überwiegende Teil der vom „Serkalo Nedeli“ befragten Experten. Sich Sorgen darüber machen, dass das Land viel zu viele seiner Einwohner verliert, dafür gibt es kaum einen Anlass. Unter der Jugend, die bereit ist auszureisen, sind viele darauf eingestellt zurückzukehren und wie die Daten der zweiten Hälfte der „Nuller“ zeigen, kehren einige wirklich zurück. Spezialisten versichern, dass vor dem Hintergrund der Vielzahl anderer Nöte der ukrainischen Demographie das Problem der Flucht der Bürger aus dem Lande bereits fünf bis zehn Jahre nicht mehr zu den aktuellsten gehört. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass die Bürger nicht so sehr der Nichtwunsch von der Emigration abhält, als das Fehlen dieser Möglichkeiten. Und in dem Witz, dass aus der Ukraine die Gefragten nach dem Westen fliehen und die nirgendwo Nachgefragten herkommen (zurückkehren), enthält nur einen kleinen Witzanteil.

Außerdem unterscheiden sich die Ergebnisse der letztjährigen Befragung des Instituts für Soziologie erstaunlicherweise von den Ergebnissen der frischen Studie des Zentrums für soziale Forschungen „Sofia“, die in der letzten Ausgabe vom „Serkalo Nedeli“ im Material des Artikels „Kirschgarten des ukrainischen Traditionalismus“ publiziert wurden. Gemäß den angeführten Daten gaben 34,1 Prozent von 2.022 der vom Zentrum Befragten an: wenn es die Umstände gestatten, würden sie für den ständigen Wohnsitz in ein anderes Land umziehen. Etwas mehr als die Hälfte (55,1 Prozent) würden der Heimat treu bleiben und auf irgendwelche Umzüge verzichten. 10,8 Prozent wären bei dieser Frage unentschlossen. Auf welche Weise ist der Anteil der zur Emigration bereiten Bürger von 7,9 Prozent auf 34,1 Prozent in nicht einmal einem Jahr gestiegen? Möglich ist, dass „Sofia“ und das Institut für Soziologie einfach unterschiedliche Forschungsmethoden haben, möglich ist, dass der Vorbehalt „wenn es die Umstände gestatten“ in der Frageformulierung eine Bedeutung besitzt. Und möglich ist, dass man sich für eine Antwort auf diese Frage an die leitenden Personen der ukrainischen Regierung wenden muss …

24. Juni 2011 // Wiktor Tregubow

Quelle: Serkalo Nedeli

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 2516

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