Timoschenko konnte Parteigenossen nicht vom Ende des Hungerstreiks überzeugen
Gestern suchte die Vorsitzende der Partei „Batkiwschtschyna/Vaterland“, Julia Timoschenko, die Parteigenossen auf, die vor dem Gebäude der Zentralen Wahlkommission hungern. Ihre Unterhaltung mit den Teilnehmern der Aktion wurde von einem Konzert gestört, welches vor den Mauern der Zentralen Wahlkommission von der Kiewer Oblastverwaltung organisiert wurde. Eine weitere unangenehme Überraschung für Timoschenko sollte die Übergabe eines Kürbis an sie werden, welche die Organisatoren des Fests vorbereitet hatten.
Dass Julia Timoschenko gegen 14:00 Uhr am Gebäude der Zentralen Wahlkommission eintrifft, wo sieben Aktivisten von „Batkiwschtschyna“ hungern, welche die „Registrierung der legitimen Kandidatenlisten für die Lwiwer und Kiewer Oblasträte fordern“, teilte man beim Pressedienst der Partei einige Stunden vor der Veranstaltung mit. Zur gleichen Zeit fand auf dem Platz vor der Wahlkommission ein Konzert statt, welches dem landwirtschaftlichen Herbstmarkt gewidmet war, der dort von der Kiewer Oblastverwaltung organisiert wurde. „Unser feiner Jahrmarkt wächst aktiv weiter!“, schrie der Moderator des Konzerts ins Mikrofon und ließ sich nicht davon beeindrucken, dass vor der Bühne nur einige Dutzend Leute standen. „Heute treten vor ihnen 120 Leute aus dem Kreis Baryschewka der Oblast auf!“
Die Teilnehmer des Hungerstreiks, die sich im Umkreis der Handelszelte befanden, verbargen ihre Gereiztheit nicht. „Prisjashnjuk (der Vorsitzende der Kiewer Oblastadministration Anatolij Prisjashnjuk) geht mit Moskauer KGB Methoden vor – er hat diesen Jahrmarkt speziell erdacht, um uns zu demütigen“, erklärte dem “Kommersant-Ukraine” einer von ihnen, Wladimir Podresow, dabei einen bösen Blick auf die Bühne werfend. Seine Kollegen informierten die Journalisten ebenfalls darüber, dass „unbekannte Leute in Anzügen“ vorher vor ihnen Bliny gebraten haben: „Speziell fünf Meter vor uns haben sie die gebraten und danach mit Konfitüre eingerieben und kostenlos an die Vorbeigehenden direkt vor unserer Nase vergeben“. Zur Erinnerung: die Mitglieder der Kiewer Oblastorganisation von „Batkiwschtschyna“ haben den Beginn des Hungerstreiks vor den Mauern der Zentralen Wahlkommission am 5. Oktober verkündet.
Bleibt anzumerken, dass der Jahrmarkt in Eile vorbereitet wurde – von den auf dem Platz etwa 30 aufgestellten Zelten wurden nur einige gemäß der Bestimmung genutzt – in diesen wurde mit Gemüse und landwirtschaftlicher Ausrüstung gehandelt. Die übrigen waren leer.
Kurz vor dem Eintreffen von Julia Timoschenko teilte Wladimir Podresow den Journalisten mit, dass die Hungerstreikenden bereits nicht nur die Rücknahme der „geklonten“ Listen von „Batkiwschtschyna“ in den Oblasten Kiew und Lwiw fordern, sondern auch die Absage der Kommunalwahlen überhaupt. „Wir werden hier sein, solange die Regierung nicht die bereits vorher gefälschten Wahlen absagt“, erklärte er. „Heute ist unsere Aktion eine passive, doch, wenn unseren Forderungen nicht nachgegeben wird, werden wir zu aktiven Aktionen übergehen!“
Zu erklären, welche Handlungen das sein werden, schaffte Podresow nicht – dem Platz der Aktion näherte sich Timoschenko. In diesem Moment begann eine Frauenstimme von der Bühne laut zu singen: „Der Planet der Liebe ist zerbrochen und im Herzen allgemeiner Schmerz. Ich lerne dich zu vergessen!“
Julia Timoschenko begann nicht dem Konzert zuzuhören und zog sich mit den Hungerstreikenden in eine kleines Militärzelt zurück, welches am Zaun der Zentralen Wahlkommission aufgestellt war. Nach 20 Minuten erklärte sie der Presse, dass sie versucht hatte die Teilnehmer der Aktion davon zu überzeugen, den Hungerstreik einzustellen, doch sie waren nicht einverstanden. „Es sind wirklich mutige Leute, die den Staat verteidigen“, sagte Timoschenko mit Wehmut. „Ich möchte ihren Familien danken, denn ich weiß, dass sie es derzeit nicht leicht haben“.
Während der Zeit, wo Julia Timoschenko mit der Presse redete, bemerkte der Reporter des “Kommersant-Ukraine”, dass sich von der Bühne zwei Frauen in ukrainischen Kostümen hinab begaben. Von einem Mann in einer schwarzen Lederjacke einen kleinen gelben Kürbis erhaltend, begaben sie sich auf den Weg hinter der Führerin von „Batkiwschtschyna“ zum Auto. Einer der Frauen gefiel die Idee der Überreichung des Kürbis an Timoschenko offensichtlich nicht.
„Mama, meine Hände tun weh“, beschwerte sie sich, kurz vor den Tränen stehend.
„Steh an deinem Platz, jetzt übergeben wir ihn ihr (Julia Timoschenko) und gehen weiter singen“, antwortete die Mutter.
Übrigens gelang es ihnen nicht, das Erdachte umzusetzen – sie wurden Objekt der unverwandten Aufmerksamkeit der Kameraleute und der Fotografen, hinter deren Rücken Timoschenko in Begleitung der Leibwächter ungehindert zu ihrem Auto gehen konnte. Nach der misslungenen Übergabe gingen die Frauen hinter die Bühne, die von zwei Mitarbeitern der Spezialabteilung des Innenministeriums „Berkut“ bewacht wurde.
Walerij Kutscherk
Quelle: Kommersant-Ukraine