Die Zentralbank der Ukraine erhöhte im letzten Jahr den Euroanteil an den Reserven
Die Zentralbank orientiert sich von amerikanischen Staatsanleihen auf Anleihen der Staaten der Europäischen Union um. Damit setzt sie den Prozess der Erhöhung des Euro-Anteils an ihren internationalen Reserven fort. Experten sehen die Erhöhung des Euro-Anteils im Währungskorb der NBU (Nationalbank der Ukraine) aufgrund der langfristigen Tendenz der Dollarentwertung als gerechtfertigt an. Doch die NBU könnte unter dem Falls der Preise für Euroanleihen leiden, betonen Analysten.
Aus dem von der Zentralbank veröffentlichten Finanzbericht für das Jahr 2008 folgt, dass die NBU im letzten Jahr ihre Anlagen in ausländischen Wertpapieren um mehr als 50% erhöhte – von 77,44 Mrd. Hrywnja auf 126,98 Mrd. Hrywnja (48% der Reserven). Die größten Investitionen tätigte die NBU in festverzinsliche Anleihen der Regierungen Großbritanniens und anderer EU-Staaten, worin derzeit 20% der Mittel des Regulierers oder 55,946 Mrd. Hrywnja (2007 waren es 16%) gebunden sind. Gleichzeitig verringerten sich der Anteil von Investitionen in US-Staatsanleihen von 14% auf 9%. Die Änderung in der Reservestruktur wurde dadurch hervorgerufen, dass die Summe der Wertpapieranlagen der Zentralbank in US-Dollar insgesamt um 35% stieg, wobei die Summe der in Euro notierten um 155% anstieg. Im Ergebnis überstieg die Summe der Investitionen in Wertpapiere zum ersten Mal seit drei Jahren das Volumen der Mittel der NBU in Bankeinlagen. Die größten Beträge sind bei der Federal Reserve Bank of New York (4%) und der BNP Paribas (3%) angelegt.
Dank dieser Änderungen erhöhte sich der Euroanteil an den Reserven des Landes von 30,55% (54,359 Mrd. Hrywnja Ende 2007) auf 34,17% (89,584 Mrd. Hrywnja), wobei die spezifische Gewichtung des Dollars sich faktisch nicht geändert hat – 44,87% (117,665 Mrd. Hrywnja) gegenüber 44,81% (79,738 Mrd. Hrywnja). Obgleich diese Werte bedeutend unter den Prognosen des Zentralbankratsvorsitzenden, Pjotr Poroschenko, liegen, der im letzten Jahr verkündete, dass der größte Teil der Reserven in Euro gehalten werde, demonstrieren sie die Fortsetzung der Politik der Zentralbank der Erhöhung des Euroanteils in ihrem Währungskorb (zum 31. Dezember 2006 betrug der Euroanteil 23,1% der Reserven).
Die Umorientierung der NBU auf den Euro bewerten Experten positiv. “Die Krise, welche in erster Linie die USA betrifft, und die gigantischen Investitionen der amerikanischen Regierung in ihre Wirtschaft zeugen von einem langfristigen Trend der Dollarschwächung, obgleich er fraglos die Hauptwährung bleiben wird”, denkt das Mitglied des Zentralbankrates, Jurij Polunejew. “Die Währungsstruktur hängt von den Export- und Importtätigkeiten ab und die Umorientierung spricht von einer Orientierung der NBU auf eine Ausweitung des Handelsumsatzes mit der EU”, erklärt Jaroslaw Stezik, Finanzanalyst von Astrum Investment Management. “Der banale Anlass für den Übergang zu Papieren der Europäischen Union war ihre höhere Rentabilität im letzten Jahr im Vergleich zu den amerikanischen. Die NBU hat auf diese Weise mehr verdient”, ist sich der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden einer der Banken mit ausländischem Kapital sicher.
Bei der NBU kommentierte man die Pläne zur Änderung der Reserven nicht. “Wir einigten uns darauf, dass wir nur im Nachhinein über die Reservestruktur berichten und die operativen Informationen bleiben geheim, um Spekulationen zu vermeiden”, erklärte dem “Kommersant-Ukraine“ eines der Mitglieder der Leitung der Zentralbank. Polunejew geht davon aus, dass die NBU in diesem Jahr sich in erster Linie auf die Sicherung des Werts der Reserven konzentrieren wird. “Man darf kein Sinken des Portfoliowertes im Ganzen zulassen. Doch unter Krisenbedingungen ist es sehr schwer den Währungskorb richtig aufzuteilen”, gibt er zu. Eine Entwertung der Reserven zu vermeiden, wird der NBU nicht gelingen, vermutet Stezik: “Derzeit fallen die Obligationen der Länder der Europäischen Union im Preis und sie müssen verkauft werden, doch dies schnell zu tun, ist nicht möglich”.
Ruslan Tschornyj
Quelle: Kommersant-Ukraine