Ukrainische Unternehmen verhandeln über Fusion, um russische Übernahme zu verhindern


Das Mariupoler Iljitsch-Metallkombinat (MMK) führt Verhandlungen über eine Fusion mit dem größten ukrainischen Metallunternehmen – der „Metinvest-Holding“ von Rinat Achmetow und Wadim Nowinskij. Die Informationen wurden von beiden Seiten bestätigt. Die Fusion soll das MMK vor einer unfreundlichen Übernahme schützen. Wenn dies gelingt, gehört das vereinte Unternehmen zu den 20 größten Stahlherstellern der Welt.

Wie gestern der Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor der OAO (Offene Aktiengesellschaft) „Mariupolskij metallurgitscheskij kombinat im. Iljitscha“, Wladimir Bojko, erklärte, führt sein Unternehmen Verhandlungen mit der „Metinvest Holding“, um das Unternehmen zu schützen. „Wir sind in eine Angelegenheit mit einer Raider-Attacke von Seiten russischer Unternehmen verwickelt. Wir haben eine Reihe von Maßnahmen für die Lösung des Problems ergriffen. Soweit sich alle Regierungsorgane in den Prozess eingeschalten haben, bestehen bei mir keine Zweifel, dass die Frage geregelt wird“, erläuterte Bojko dem “Kommersant-Ukraine“.

Bojkos Worten nach, traf er die Entscheidung zur Fusion mit dem ukrainischen Unternehmen, welches über Rohstoffe verfügt, um sein Geschäft zu schützen. „Wer nicht alles davon gesprochen hat, aber die zweite Phase der Finanzkrise hat begonnen und bereits heute muss man darüber nachdenken, wie man diese überlebt. Es können nur Unternehmen überleben, die über eine Produktion und Rohstoffe und ein fertiges Absatzsystem verfügen“, sagte Bojko. „Notwendig ist eine Vereinigung mit einem Partner, der eine Rohstoffbasis hat. Daher führen wir heute Verhandlungen mit ‘Metinvest’. Erstens, ist dies ein ukrainisches Unternehmen, und zweitens, verfügt es über Rohstoffe – Erze, Konzentrat, Koks“.

Bei „Metinvest“ bestätigte man diese Information. „Beide Seiten untersuchen mögliche Schritte für eine gemeinsame Tätigkeit und die Nutzung der vereinten Ressourcen für eine Stärkung der Position der nationalen Produzenten auf den internationalen Märkten. Nach Abschluss der Verhandlungen informieren die Unternehmen über die Entscheidungen“, teilte man beim Pressedienst von „Metinvest“ mit.

Der Konflikt um das MMK wurde danach bekannt, als am 26. Mai Vertreter der zyprischen Unternehmen Rewein Ltd. und Formigos Holdings Ltd., Ilja Gorn und Boris Podolskij, den Erwerb von fast 100 Prozent der Aktien der SAO (Geschlossene Aktiengesellschaft) „Iljitsch Stal“ durch ihre und zweite weitere zyprische Unternehmen bereits im Frühling 2009 verkündeten. Ihren Worten nach beabsichtigen die Käufer die Kontrolle über das Metallkombinat am Ende der Aktionärsversammlung zu erhalten. Bojko dementierte damals die Informationen über die Absichten das Kombinat zu verkaufen, meldete die gewaltsame Aneignung der Registrierungsfirmen der Aktien über eine Raiderattacke, die sich bereits länger als ein Jahr hinzieht. Seinen Worten nach hat die SAO sofort die 240 Mio. Hrywnja (ca. 24 Mio. €) zurücküberwiesen, die sie Ende Mai als Bezahlung für die Aktien erhalten hatte.

Olga Iwantschuk, Analystin bei der Investmentfirma Gainsfort, bezeichnet diese Nachricht über eine mögliche Vereinigung als positiv für beide Unternehmen. „Das MMK erhält Zugang zur Rohstoffbasis und die Möglichkeit Kredite für eine Modernisierung aufzunehmen“, sagt Sergej Gajda, Senior Analyst bei der Investmentfirma Dragon Capital. „‘Metinvest’ wird zur größten Metallholding in der GUS und Osteuropa und gehört dann zu den Top-20 der größten Stahlhersteller in der Welt mit einer Produktionskapazität von etwa 16 Mio. t flüssigen Stahls im Jahr. Das wirkt sich positiv auf die Perspektive eines Börsengangs des Unternehmens und die Anwerbung von Kapital aus“.

Andrej Gerus, Analyst bei Concorde Capital, Worten nach, könnte „Metinvest“ nach einer Fusion die Auslastung des Awdejewkaer Kokswerkes erhöhen und ebenfalls die eigenen Positionen im Segment der Grobbleche ( толстой лист) stärken. Gleichzeitig betont Iwan Dswinka, Analyst der Eavex Capital, dass eine Fusion mit „Metinvest“ die Effizienz des Managements des MMK bedeutend erhöht: „Wladimir Bojko hat sich selbst als guter Taktiker, doch nicht als guter Stratege empfohlen“. Die Nachrichten über eine mögliche Fusion der beiden Unternehmen führten zu einem Anstieg des Kurses der Aktien des MMK an der „Ukrainischen Börse“ um 19,4 Prozent auf 3,69 Hrywnja (ca. 36 Cent) pro Aktie.

Oleg Gawrisch, Andrej Ledenew

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein  — Wörter: 622

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