Die Einleitung des Ermittlungsverfahrens gegen den Ex-Präsidenten Leonid Kutschma wegen der Ermordung des Journalisten Georgij Gongadse kann man nur begrüßen, wenn da nicht dieses „aber“ wäre, welches bei einer aufmerksameren Analyse der möglichen Gründe für diesen unerwarteten Schritt von der Bankowa (Sitz des Präsidenten) aufkommt.
Bei vielen Journalisten und Bürgern der Ukraine hat diese Neuigkeit wahrscheinlich eine gewisse Euphorie und sogar einige Achtung gegenüber der Regierung, die sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Denn die „orangen“ vermochten es nicht, doch Janukowitsch konnte es.
Jedoch man braucht sich nicht mit Illusionen zu trösten. Höchstwahrscheinlich betrifft die Strafsache gegen Kutschma erst zuallerletzt ein richtiges Gericht über die vermuteten Auftraggeber der Ermordung des Journalisten und deren Bestrafung. Ohne die große Politik kam man hier offensichtlich nicht aus.
Lassen Sie uns darüber nachdenken, welche politischen Ziele von denen verfolgt werden könnten, die hinter der Eröffnung des Ermittlungsverfahrens gegen Kutschma stehen.
Das erste, was einem in den Kopf kommt ist die persönliche Rache Wiktor Janukowitschs an Leonid Danilowitsch (Kutschma). Dass zwischen Kutschma und Janukowitsch bis zuletzt angeblich eine freundschaftliche Beziehung herrschte, ist ein Mythos.
Wie Kutschma sich auch bemühte Janukowitsch nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2010 zu loben, allen, die etwas mehr über die ukrainische Politik wissen, als von den Fernsehbildschirmen, ist seit langem bekannt, dass Janukowitsch als Grund für seine Niederlage bei den Wahlen 2004 nicht den Maidan, nicht Juschtschenko, sondern eben Kutschma ansieht und die Position, die dieser während der „Orangen Revolution“ einnahm.
Aus der Sicht von Janukowitsch besteht die Schuld Kutschmas darin, dass dieser nicht mit Gewalt die „Aufrührer“ auf dem Maidan auseinandergejagt hat und darüber den Übergang der Macht an Janukowitsch sicherstellte. Und der arme musste deswegen ganze fünf Jahre in der Opposition herumschleichen.
Das zweite, was einem in den Kopf kommt. Das Einleiten des Ermittlungsverfahrens gegen Kutschma ist wahrscheinlich die letzte Warnung gegen den Parlamentssprecher Wladimir Litwin.
In der letzten Zeit begann Litwin erneut außer Kontrolle zu geraten. Wir erinnern uns daran, wie er damit drohte eigenständig die Anordnung über die Einführung des Systems der Sensorabstimmung in der Werchowna Rada zu unterzeichnen.
Wer zweifelt daran, dass die Fraktion der Volkspartei antisoziale Initiativen der Regierung unterstützt, darunter die Erhöhung des Rentenalters, die bislang aufgeschoben wurde, doch wahrscheinlich nicht für lange?
Jetzt kann man erwarten, dass Litwin und seine Mannschaft weitaus folgsamer sein werden. Ob es so ist oder nicht, sehen wir bereits bei der Prüfung der für die Gesellschaft ressonancereichen „Reformen“ im Parlament, was dabei am wichtigsten ist – bei der Prüfung der neuen Wahlgesetzgebung, die heimlich in der Präsidialadministration geschrieben wird. In welchem Interesse versteht sich.
Die dritte Aufgabe, die oben verfolgt werden könnte, ist es allen ukrainischen Oligarchen zu zeigen, wer Herr im Haus ist und das niemand von ihnen und ihren Verwandten im Falle unrichtigen Verhaltens vor der Parlamentswahlen vor Unannehmlichkeiten geschützt ist.
Die Einleitung des Strafverfahrens gegen Kutschma ist ein eigentümlicher „Gruß“ an alle Milliardäre und den Schwiegersohn des Ex-Präsidenten Wiktor Pintschuk und dessen Mediaaktiva im Besonderen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass jetzt die Informationspolitik seiner Mediaaktiva in die richtige und nötige Bahn kommt.
In die gleiche Bahn, in die vor kurzem Igor Kolomojskij mit seiner Media-Holding kam, indem er einfach ein unerwünschtes Medium schloss und nur die übrig ließ, die keine offensichtlichen Probleme für die Regierung schaffen.
Der vierte Umstand, der offensichtlich dazu zwang die Strafsache gegen Kutschma eben jetzt und nicht vor einem Jahr zu eröffnen, obgleich man das auch hätte damals tun können, ist die Ablenkung der Aufmerksamkeit der Gesellschaft von den scharfen sozialen Problemen und den Protesten der Bergarbeiter, Lehrer, Fabrikarbeiter. Einer Welle, die bereits durch die Ukraine zu rollen begonnen hat.
Die Ermittlungsverfahren gegen die Opposition haben der Regierung keinerlei Imageeffekte gegeben. Im Gegenteil dienten sie nur dem Anstieg der Ratings der Opponenten.
Daher geht die Regierung zum Gegenprogramm in der Show „Generalstaatsanwaltschaft gegen die Opposition“ über. Sie hofft darauf, dass das neue Programm „Das Volk gegen Kutschma“ seinen Ratings nach, der Aufmerksamkeit für diese Sache von Seiten der Journalisten und der Weltgemeinschaft nach vollständig die Ereignisse um die Verfolgung der Oppositionellen verdeckt. Und infolge dessen nimmt es ihnen die Möglichkeit den Druck der Regierung in einen unbedeutenden, doch stetigen Anstieg der Unterstützung für die Oppositionskräfte umzuwandeln.
Was für ein Gericht bekommen Timoschenko, Luzenko, Kornejtschuk, Didenko und Makarenko? Hier wird Kutschma selbst zur Generalstaatsanwaltschaft gezerrt und über ihn gerichtet!
Man braucht nicht daran zu zweifeln, dass alle unter der Regierungskontrolle stehenden Medien der Kutschma-Angelegenheit maximale Aufmerksamkeit widmen werden, denn das Thema ist wichtig und aktuell.
Jemand hat den Kultfilm „Wag the dog“ sehr aufmerksam angesehen. Er entschied nur dessen Szenario etwas an die ukrainischen Realien anzupassen.
Worin ist Kutschma-Gate-2 schlechter als der kleine virtuelle und siegreiche Krieg, der von Politologen in diesem Film eingerichtet wurde, um den Präsidenten zu retten, der beständig an Zustimmung verliert?
22.03.2011 // Pawlo Bulhak
Quelle: Ukrajinska Prawda
Forumsdiskussionen
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„@lev dann wünsche ich Dir eine gute Reise, es war sehr schön in LVIV, muss unbedingt nochmals so eine Rundreise machen. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, ich bin zutiefst beeindruckt! Es...“
lev in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Danke Bernd für deine Eindrücke. Ich fahre Ende Mai wieder für mehrere Wochen nach Lviv. Nicht um Urlaub zu machen, sondern in unsere Wohnung. Hatte sie ja vor dem Krieg, aufwendig saniert und möchte...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Hallo liebe Forengemeinde und Mitleser, ich bin gerade auf einem Kurztripp durch die Ukraine. Es ist wunderschön wieder hier zu sein. Es fehlen die Touristen, gestern habe ich einen persönlichen und...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Kurzer Bericht, hab dann doch den Wachwechsel erwischt, bei den Polen ging dann bestimmt 45 Minuten gar nix. Und dann wurde in zwei Schüben eingelassen, ich finde, dann ging es in einem guten Tempo voran....“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
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„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
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„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
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