In der Ukraine wird der größte Stahlhersteller der GUS gegründet. Gestern wurde verkündet, dass die „Metinvest“ Gruppe von Rinat Achmetow das Mariupoler Metallkombinat schluckt. Dank dessen erhöhen sich die Kapazitäten des vereinten Unternehmens auf 20 Mio. t Stahl im Jahr. Experten betrachten das Geschäft als vorteilhaft für beide Seiten: das Kombinat erhält Zugang zu Rohstoff- und Finanzressourcen von „Metinvest“ und die Gruppe zur Produktion eines Produkts mit hoher Wertschöpfung.
Gestern fand die Aktionärsversammlung des Mariupoler Iljitsch-Metallkombinats (MMK) und des Unternehmens, welches 90,41 Prozent der Aktien besitzt – die SAO (Geschlossene Aktiengesellschaft) „Iljitsch-Stal“ – statt. Auf dieser wurde beschlossen das Stammkapital des Mariupoler Metallkombinats um das 3,7-fache auf 3,93 Mrd. Hrywnja (ca. 405 Mio. €) und von „Iljitsch-Stal“ um mehr als das vierfache auf 963,7 Mio. Hrywnja (ca. 99 Mio. €) über eine Zusatzemission zu erhöhen. In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es, dass an diesem die „Metinvest“ Gruppe von Rinat Achmetow teilnimmt. Nach der Verteilung der Aktien aus der Zusatzemission hat das Unternehmen 75 Prozent auf sich konzentriert. Weitere 23 Prozent bleiben unter Kontrolle des Vorstandsvorsitzenden, des Generaldirektors des Kombinats Wladimir Bojko; die übrigen befinden sich im freien Umlauf. Beim Pressedienst der System Capital Management, welche die Aktiva von Achmetow managed, erklärte man gestern, dass man sich an das Antimonopolkomitee/Kartellamt der Ukraine für eine Erlaubnis zur Konzentration der 75 Prozent der Aktien gewandt hat.
Bei „Metinvest“ sagt man, dass das endgültige Format der Partnerschaft mit dem MMK noch nicht bestimmt wurde. Doch bereits jetzt ist bekannt, dass in eine Vereinigung das MMK einerseits und die zu „Metinvest“ gehörenden Unternehmen Erzanreicherungskombinat Ingulezk, „Krasnodonugol“, die Awdejewkaer Kokerei und das Charzysker Röhrenwerk andererseits eingehen. „Metinvest“ investiert ebenfalls in die Entwicklung und Modernisierung der Produktionskapazitäten des MMK 2 Mrd. Dollar.
Erstmalig wurde Mitte Juni eine mögliche Fusion der „Metinvest“ und des MMK gemeldet. Damals erklärte Bojko, dass das MMK auf diese Art sich vor feindlichen Übernahmen schützen kann. Erinnern wir daran, dass Ende Mai Vertreter einiger zypriotischer Unternehmen den Erwerb von 100 Prozent der SAO „Iljitsch-Stal“ im Interesse eines ungenannten russischen Konzerns meldeten. Kommentare bei diesen Unternehmen zu erhalten gelang gestern nicht. Doch seit dem Moment der Meldung einer möglichen Vereinigung des MMK und von „Metinvest“ gab es im Verlaufe einiger Wochen von den Vertretern dieser Unternehmen keine Mitteilungen.
Rinat Achmetow nach gewinnen von der Vereinigung mit MMK beide Seiten. „Das ist gerade der Fall, wo ein Vorteil so gut wie drei sind“, meint er. Seinen Worten nach verzichtet jetzt das Metallkombinat „Asowstal“, welches zur „Metinvest“ Gruppe gehört, auf den Bau einer eigenen Sinteranlage und das MMK auf den einer Kokerei. Erinnern wir daran, dass das MMK über die größte Sinteranlage in Europa verfügt und „Asowstal“ über überzählige Kokskapazitäten. Der Generaldirektor der „Metinvest Holding“, Igor Syryj, sagt, dass „Metinvest“ den Erhalt bedeutender Synergien erwartet: „Unseren Einschätzungen nach erreicht das gesamte Produktionspotential 20 Mio. t Stahl im Jahr“.
Iwan Chartschuk, Analyst von „Troika Dialog Ukraina“, erwartet, dass das vereinte Unternehmen 15 Mio. t Stahl herstellen kann. „Im Ergebnis wird ‘Metinvest’ zur größten Metallurgiegruppe in der GUS und in Osteuropa“, unterstreicht Andrej Gerus, Analyst von Concorde Capital. Den Einschätzungen von Dmitrij Smolina von der „Uralsib“ nach produzieren die nächsten Konkurrenten von „Metinvest“ – die Evraz Group und „Sewerstal“ – im laufenden Jahr 13 Mio. t bzw. 11 Mio. t Stahl. Außerdem kann „Metinvest“ mit dem Erwerb des MMK, einem Produzenten mit hoher Wertschöpfung, die Rentabilität erhöhen, meint Oleg Jusefowitsch, Analyst bei Alfa Capital. Merken wir an, dass „Metinvest“ im Jahr 2009 die rentabelste Metallurgieholding in der GUS mit einer EBITDA-Marge von 24 Prozent war.
Alexander Tschernowalow
Quelle: Kommersant-Ukraine
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