Premierministerin Julia Timoschenko zeigte sich gestern als Zeugin in der Angelegenheit der Vergiftung des Präsidentschaftskandidaten Wiktor Juschtschenko. Bevor sie sich zur Befragung begab, verkündete sie die Notwendigkeit den Fakt der Vergiftung über die Durchführung einer “öffentlichen Analyse” in internationalen Laboratorien unter Einbeziehung ausländischer Experten zu beweisen. Dies stieß auf eine schroffe Ablehnung sowohl bei der Generalstaatsanwaltschaft, als auch auf Seiten des persönlichen Arztes des Staatsoberhauptes, Rostislaw Walichnowskij.
Auf den Besuch der Premierministerin begann man sich beim Gebäude der Hauptverwaltung zur Untersuchung besonders wichtiger Angelegenheiten der Generalstaatsanwaltschaft eine Stunde vor ihrer Ankunft vorzubereiten. Das spezielle Sicherheitsregime gewährleisteten die Mitarbeiter der Verwaltung des Staatsschutzes und der Staatlichen Kraftfahrinspektion – einige Patrouillenwagen standen auf den Straßen, die zu der Verwaltung der Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine führen.
9:00 Uhr beginnend, als neben dem Eingang der Untersuchungsverwaltung Fernsehkameras aufgebaut wurden, welche die Aufmerksamkeit der Passanten und der Mitarbeiter der anliegenden Büros weckten, war die Straße praktisch paralysiert. Die Mitarbeiter der Post, die gegenüber liegt, öffneten, um nichts von den Vorgängen zu verpassen, die Fenster und begannen die Briefe direkt auf den Fensterbrettern zu sortieren. Auch die Einwohner der Häuser, welche gegenüber dem Eingang der Verwaltung gelegen sind, bemerkten eine Belebung. Einer von ihnen lud auf seinen Balkon seine gesamte Familie ein: die Frau, die Tochter und den Enkel. In Erwartung der Premierin kämmten die Erwachsenen, eben auf diesem Balkon, fleißig das Kind, was die Aufmerksamkeit eines der Leibwächter Timoschenkos erregte, der angespannt die Fenster und Dächer der naheliegenden Häuser auf Anzeichen von Scharfschützen überprüfte.
Julia Timoschenko kam pünktlich: um 9:58 Uhr versperrten die Mitarbeiter der Kraftfahrinspektion die Zufahrten zum Gebäude der Untersuchungsverwaltung aus den anderen Richtungen und genau um 10:00 Uhr stieg die Premierin aus ihrem Auto. In den Händen hielt sie die schriftliche Vorladung, welche von der Leiterin der Untersuchungsgruppe Galina Klimowitsch unterzeichnet war und demonstrierte sie mit Vergnügen den Journalisten.
“Wenn ein Mensch, der vom Präsidenten als Konkurrent bei den Wahlen gesehen wird, des Landesverrates und der Spionage für den Kreml beschuldigt wird und jetzt ruft mich Wiktor Andrejewitsch (Juschtschenko) auch noch in die Staatsanwaltschaft aus Anlass seiner Vergiftung […] Ich denke, no comments, das heißt, es ist auch so klar. Doch ich, als gesetzestreuer Mensch, bin trotzdem in die Generalstaatsanwaltschaft gekommen.”, erklärte Timoschenko.
Ihren Worten nach, ruft man sie in der Angelegenheit der Vergiftung Wiktor Juschtschenkos zum zweiten Mal. “Wahrscheinlich habe ich irgendwas noch nicht erzählt. Obgleich es mir leid tut, dass heute alles politisiert wird, darunter die Gesundheit des Präsidenten.”, sagte die Premierministerin und trat gleich mit dem Vorschlag auf internationale Experten zu der Untersuchung der Angelegenheit der Vergiftung Wiktor Juschtschenkos hinzuzuziehen.
“Es wäre zweckmäßig, dass die Generalstaatsanwaltschaft, falls sie tatsächlich die Wahrheit herausfinden möchte, sich an die besten europäischen Laboratorien wendet, Experten aus allen Ländern heranzieht, die solche Laboratorien haben, um öffentlich eine Analyse anzufertigen, die alles beweist und nur danach Leute zu Befragungen heranzuziehen.”, erklärte Julia Timoschenko und mit einem Lächeln verschwand sie im Gebäude der Untersuchungsverwaltung.
Bemerkenswert ist, dass bis 10:00 Uhr auch der Parlamentsabgeordnete David Shwanija (Unsere Ukraine – Nationale Selbstverteidigung) eingeladen wurde, doch er erschien, im Unterschied zur Premierministerin, nicht. Sein Kollege, der Parlamentsabgeordnete Gennadij Moskal, erklärte das mit “dem Fehlen der Notwendigkeit” der Durchführung einer erneuten Befragung. Vorher kam Shwanija zur Generalstaatsanwaltschaft um seine Aussage zu machen (”Kommersant-Ukraine“ vom 24. Juli). Doch der Parlamentsabgeordnete Shwanija nutzt seine Abgeordnetenimmunität und kann nicht zwangsweise zu einer Befragung gebracht werden. Vorher hatte der Präsident die Vermutung ausgesprochen, dass Shwanija an seiner Vergiftung beteiligt war (”Kommersant-Ukraine“ vom 29. Juli).
Die Antwort auf die öffentliche Demonstration ihrer Zweifel an der Wahrhaftigkeit des Faktes der Vergiftung Wiktor Juschtschenkos erhielt die Premierin bereits nach einigen Stunden. Zu der Zeit als sie auf die Fragen der Ermittler antwortete, verbreitete der Pressedienst der Generalstaatsanwaltschaft eine Erklärung, in der es heißt, dass “der Fakt der Vergiftung Wiktor Juschtschenkos von den Ermittlungen durch unterschiedliche ausländische Laboratorien unter Einbeziehung internationaler Spezialisten bewiesen wurde und wird als vollendeter Fakt gesehen, der keinem Zweifel unterliegt”. “Wir empfehlen dringend allen Politikern und Personen, die einen entsprechenden Posten bekleiden, sich mit Erklärungen dieser Art zurückzuhalten.”, warnte man bei der Generalstaatsanwaltschaft.
Der stellvertretende Leiter der Staatlichen Verwaltung der Angelegenheiten des Präsidenten, der persönliche Arzt von Juschtschenko, Rostislaw Walichnowskij, erklärte, dass mehr als zehn toxikologische Expertisen die Existenz von Dioxin im Organismus von Wiktor Juschtschenko belegt haben. “Insbesondere, Laboratorien in Belgien, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien haben, unabhängig voneinander, praktisch ein identisches Niveau an Dioxin im Organismus des Präsidenten festgestellt.”, unterstrich Walichnowskij. Seinen Worten nach, wurde im Mai 2006 eine gerichtsmedizinische Expertise unter Teilnahme von 15 internationalen Experten durchgeführt und “der Fakt der Dioxinvergiftung des Präsidenten festgestellt”.
Derweil Timoschenko bei den Ermittlern der Generalstaatsanwaltschaft ihre Aussage machte, traf einer der Führer von “Jedinyj Zentr/Einiges Zentrum” Wiktor Topolow im Gebäude der Hauptermittlungsverwaltung zur Untersuchung besonders wichtiger Angelegenheiten ein. Er verbrachte dort etwa zehn Minuten.
“Ich war hier in einer persönlichen Sache.”, erklärte Topolow am Ausgang. Übrigens, wie sich herausstellte, ist er ebenfalls Zeuge bei der Angelegenheit der Vergiftung Wiktor Juschtschenkos. “Zur Befragung war ich vor anderthalb Monaten. Der Ermittler fragte mich nach Details, in den damaligen Tagen …”, sagte er.
“Aber waren sie wirklich neben Wiktor Juschtschenko in der Zeit, als er vergiftet wurde?”, wunderten sich die Journalisten.
“Ja, ich und Julia Timoschenko. Wir waren auf Reisen, in Verbindung mit den Wahlen.”, antwortete Wiktor Topolow.
Der Premierministerin gelang es gestern den Präsidenten zu übertreffen, der von den Ermittlern vorher als Geschädigter befragt wurde (”Kommersant-Ukraine“ vom 23. Juli), sowohl bei der Zahl der Journalisten, die für die Berichterstattung über ihren Besuch bei den Ermittlern angereisten, so auch bei der Zeit der Befragung. Die Unterhaltung mit Julia Timoschenko mit dem Ermittler zog sich mehr als fünf Stunden, wo man den Präsidenten nur vier Stunden befragte. Das Einzige, wo Premierministerin und Präsident sich ähnlich waren, ist, dass sie beide das Gebäude der Ermittlungsverwaltung über den Diensteingang verließen, so dass sie nicht zu den Vertretern der Massenmedien herauskamen.
Quelle: Kommersant-Ukraine
Forumsdiskussionen
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben. Die...“
kurtus in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben.“
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Wir das jetzt die Ausrede um irgendwie doch westliche Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium zu ermöglichen? Wird auch nichts bringen. Wer sich kürzlich die Rede von Lloyd Austin angehört...“
hahnben in Ukrinform • Re: Angriff auf Hochhaus in Charkiw: Sechs Tote, 99 Verletzte
„dramatisch! Eine Freundin lebt in Charkiv“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Ja, das ist so. Das war schon so lange der Fall, wie ich denken kann. Vor dem Krieg konnte man das aber auf 2-3 Tage verkürzen. Das war der Sinn, dieser sog. "Heiratsbüros", was in der Regel Kommunalunternehmen...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo aus krementschuk..... mittlerweile mein 4ter Aufenthalt dort.....unsere heiratspläne rücken näher.....jetzt bin ich davon ausgegangen das ich nach übersetzung aller Papiere einen Heiratstermin...“
Anuleb in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Naja, das Experiment mit der Demokratie in Russland ist doch schon ziemlich böse in die Hose gegangen. Ein wenig sind die den gleichen Weg gegangen, den auch Deutschland nach dem 1. WW und seinen ersten...“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Na, wer da noch einen Willen nach dem Nawalny MOrd noch erkennt, ist wohl blind.“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Ganz klar, in der Ukraine spricht man ukrainisch.“