Ausländische Direktinvestitionen, oder auch Foreign Direct Investment (FDI) genannt, sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Produktionsverlagerung und Erweiterung des Portfolios ausländischer Firmen, sondern gelten auch als Indikator der Globalisierung des nominellen Bestandteils der Direktinvestitionen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Landes.
Während die Ukraine weiterhin an der Unterzeichnung des Assoziierungsvertrages mit der EU interessiert ist und um ausländische Investoren wirbt, zeigt jedoch der direkte Vergleich mit anderen osteuropäischen Ländern, dass die Ukraine mit einem FDI inward Stock von 65,2 USD Milliarden weit hinter Polen mit 197,5 USD Milliarden und der Tschechischen Republik mit 125,2 USD Milliarden liegt und somit noch viel Wachstumspotenzial aber auch Nachholbedarf besteht.
Obwohl nach Angaben des Ukrainischen Komitees für Statistik (Ukrstat) die Anzahl von FDIs in der Ukraine vom Vorjahr in 2012 bis Anfang 2013 einen Anstieg von 8,2% verzeichnete, klagen jedoch gleichzeitig viele ausländische Unternehmen über rücksichtslose und wirtschaftskriminelle Geschäftsmethodiken, was langsam zum Rückzug ausländischer Investoren führt.
Eine kurze Übersicht und Halbjahres Zwischenbilanz des FDI in der Ukraine erläutert die vielfältigen Barrieren und Risiken des ukrainischen Wachstumsmarkts.
Der Bankenexodus
Nach der Wirtschaftskrise in 2009 und dem darauf folgenden massiven Rückzug aus- und inländischer Banken in der, nach Angaben der Nationalbank der Ukraine (Національний банк України), 18 Banken liquidiert wurden und Swedbank, ING und SEB Ihr Ukraine Engagement einstellten, schien es Januar 2011 mit einem ausländischen Anteil von 40.6% des Gesamtkapitals aller ukrainischen Banken wieder einen Anstieg ausländischer Banken in der Ukraine zu geben.
Der Aufwärtstrend jedoch hielt nicht lange an. Mit der französischen Bank Société Générale, die Ihre ukrainische Tochtergesellschaft im Januar 2013 an die zyprische Xeronia Limited verkaufte, hat die österreichische Erste Group Bank AG Ihre Erste Bank Ukraine im April an eine ukrainische Unternehmensgruppe verkauft und somit den Trend eines „Mini-Exodus“ ausländischer Banken bestätigt.
Swedbank, die schon seit Jahren Ihr Ukraine Engagement einstellte, verkündete im April endgültig Ihren Rückzug aus dem ukrainischen Bankenmarkt mit dem Verkauf an Delta Bank. Auch die deutsche Commerzbank, ein weiteres ausländisches Kreditinstitut, kündigte einen Rückzug aus dem ukrainischen Markt an, mit Ihrer Gesellschaft Bank Forum.
Verlustträchtige und teuere Investitionen seien der Grund für den „Mini-Exodus“ ausländischer Banken in den letzten Jahren, die sich langsam vom ukrainischen Markt zurückziehen.
„Illegal Raids“ – Feindliche Übernahmen
Das Urteil Anfang April vom Wirtschaftsgericht Kiew (Господарський суд міста Києва), in der Swissport International April 2013 seine Mehrheitsanteile von Swissport Ukraine an Ukraine-International für 433,000 USD „zwangsverkaufen“ musste und somit Ihre Tochtergesellschaft verlor, sandte eine Schockwelle durch die Gemeinschaft ausländischer Investoren. Für Wirtschaftsexperten und Juristen ist das Urteil jedoch keine Überraschung mehr, da in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen über wirtschaftskriminelle Enteignungsversuche durch Minderheitsaktionäre klagen. Somit stellt dies leider kein Einzelfall mehr da. Ausländische Unternehmen klagen stets über unrechtmäßige Geschäftspraktiken von meist lokalen Minderheitsaktionären die mit einem Rechtsstreit versuchen durch lokale Gerichte die Mehrheitsanteile streitig zu machen und somit die Investoren zu enteignen.
Ausreichender Eigentumsschutz ist eine Grundvoraussetzung von FDI, stellt in der Ukraine aber keine Selbstverständlichkeit dar. Dies wird spätestens nach dem Urteil des Kiewer Wirtschaftsgericht klar, ist aber schon seit langem eine wohlbekannte Tatsache. Im Sommer 2012 verlor der englische Investor Neil Smith fast seine Crimean Vodka Company LLC, den ukrainischen Wodkahersteller von Medoff, an die lokale Rodovid Bank in der Krim nach einen Rechtsstreit über das Eigentum der Marke (Trademark) Medoff. Laut Andrej Semididko, Leiter der Anti-Raider Union in der Ukraine, gibt es weit über 200 feindliche Firmenübernahmen pro Monat in der Ukraine. Somit sind feindliche Übernahmen oder „Illegal Raider Attacks“ genannt, ein häufiges Problem die auch durch mangelnde Transparenz und eine unübersichtliche Rechtsgrundlage begünstigt wird.
Unübersichtliche Rechtsgrundlage
Ständige Reformierung und Ergänzungen des Steuer-, Zoll- und Kriminalkodex, Diskriminierung in Public Procurement Tenders (öffentlichen Ausschreibungen), gegensätzliche und sogar meist widersprüchliche Gesetzgebungen und Lizenzierungsverfahren, die sich fast regelmäßig ändern, schaffen eine unübersichtliche Rechtsgrundlage und stellen somit ein hohes Risiko für ausländische Investoren dar.
Vor allem Pharmaunternehmen stellt Jean-Paul Scheuer klar, der General Manager von Sanofi-Aventis in Ukraine, klagen über die rechtliche Unvorhersehbarkeit. Das neue Gesetz №182-VI „Über Änderungen des Artikels 16 des Gesetzes der Ukraine über ‚das öffentliche Beschaffungswesen“ was von Präsident Yanukovych am 30. April unterzeichnet wurde, sorgt erneut für Aufruhr. Das Gesetz regelt die Ausschreibung öffentlicher Verträge und führt neue Bewertungskriterien ein, die der Auftraggeber festsetzten kann. Gemäß Paragraf 2, Artikel 16 Über das öffentliche Beschaffungswesen (Про здійснення державних закупівель) kann der Auftragsgeber nach der Verfügbarkeit von Ausrüstung und Logistik, deren Kapazitäten und / oder Service-Centern auf dem Territorium der Ukraine prüfen und sogar Teilnehmer komplett von Ausschreibungen ausschließen. Die Rechtmäßigkeit der Änderung ist stark anzuzweifeln da diese im direkten Widerspruch mit Paragraf 1 & 2, Artikel 5 Nichtdiskriminierung der Teilnehmer steht. Gemäß Paragraf 2, Artikel 5 darf der Auftragsgeber „[…] keine diskriminierenden Anforderungen an die Teilnehmer stellen.“ Des Weiteren befürchten ausländische Investoren, dass die Gleichberechtigung in Ausschreibungen stark beeinträchtigt wird, zugunsten nationaler und gesetzeswidriger Investoren.
Investoren sind nicht abgeneigt
Trotz der hohen Risiken sind ausländische Unternehmen weiterhin bereit in den ukrainischen Markt zu investieren, wie ein Pressesprecher von Swissport International betont „Wir sehen Potenzial in der Ukraine, aber wir wurden ausgebootet. Bevor wir weiter investieren, müssen wir sorgfältig unsere Partner für die Zusammenarbeit überprüfen.“
Ohne Transparenz, einen widerspruchsfreien und grundlegenden Eigentumsschutz ausländischer Investitionen und eine übersichtliche Rechtsgrundlage in öffentlichen Ausschreibungen, wird die Ukraine jedoch wohl nicht mehr lange nur mit einem potenziellen Wachstumsmarkt überzeugen können.
Chris Berger | Крис Бергер
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Forumsdiskussionen
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„@lev dann wünsche ich Dir eine gute Reise, es war sehr schön in LVIV, muss unbedingt nochmals so eine Rundreise machen. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, ich bin zutiefst beeindruckt! Es...“
lev in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Danke Bernd für deine Eindrücke. Ich fahre Ende Mai wieder für mehrere Wochen nach Lviv. Nicht um Urlaub zu machen, sondern in unsere Wohnung. Hatte sie ja vor dem Krieg, aufwendig saniert und möchte...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Hallo liebe Forengemeinde und Mitleser, ich bin gerade auf einem Kurztripp durch die Ukraine. Es ist wunderschön wieder hier zu sein. Es fehlen die Touristen, gestern habe ich einen persönlichen und...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Kurzer Bericht, hab dann doch den Wachwechsel erwischt, bei den Polen ging dann bestimmt 45 Minuten gar nix. Und dann wurde in zwei Schüben eingelassen, ich finde, dann ging es in einem guten Tempo voran....“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Visa D14
„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Mit dem Zug in die Ukraine
„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“
HelloMick in Hilfe und Rat • Brauchen Hilfe bei Diia Registrierung
„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Visa D14
„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“