FacebookTwitterVKontakteTelegramWhatsAppViber

Juschtschenko zeigt sich entschlossen, notfalls das Parlament aufzulösen

0 Kommentare

Gestern trat der Präsident mit einer scharfen Erklärung an die Adresse der Werchowna Rada auf, in der er die Prinzipien der Koalitionsbildung scharf kritisierte. Das Staatsoberhaupt drohte mit der Auflösung des Parlaments und der Ausrufung von Neuwahlen, in dem Fall die Parlamentsmehrheit damit fortfährt sich zu erweitern, über den individuellen Übertritt von einzelnen Abgeordneten. Noch vor dieser Erklärung, informierte die Koalition darüber, einen eventuellen Erlass nicht befolgen zu wollen. Gleichzeitig drohte sie dem Präsidenten mit Amtsenthebung und Neuwahlen des Präsidenten. Heute führen die Vertreter der einzelnen Fraktionen mit dem Präsidenten als auch mit dem Premierminister Konsultationen durch, die womöglich zur Auflösung des Parlaments führen.

Der Kommersant-Ukraine informierte heute darüber, dass gestern auf der Website des Präsidenten ein Schreiben anlässlich des Jahrestages der Parlamentswahlen vom 26. März 2006 veröffentlicht wurde. In diesem nahm der Präsident eine scharfe Kritik an der Tätigkeit der Werchowna Rada vor. Wie in allen vorhergehenden Erklärungen des Präsidenten, so existiert auch in dieser keine direkte Beschuldigung einer Gruppe oder Fraktion. So kritisierte er aufs neue “einzelne politische Kräfte”, welche versuchen die Inhalte von Gesetzen nach ihrem Gusto auszulegen. In dem Dokument heißt es weiter: “Die Mehrheit des Parlamentes bestätigte das illegitime Gesetz über die Zusammensetzung des Ministerialkabinettes, welches die Regierung außerhalb der Grenzen des Gesetzes stellt, systematisch die die Verfassung der Ukraine verletzt, sowie die konstitutionellen Rechte der und Freiheit der Staatsbürger einschränkt.”. Dennoch begann der Präsident sich noch härter als sonst auszudrücken, indem er die Taten der Politiker bewertete. Dazu in dem Schreiben: “Offen und frech kehrte in die Werchowna Rada eine Kampagne über die Organisation des Übertritts einzelner Abgeordneter in die aktuelle Koalition ein, entgegen der nationalen Gesetzgebung.”.

Der Präsident erinnerte daran, dass eine Koalition sich im Laufe einer Monats nach der ersten Parlamentssitzung aus den Fraktionen formiert. Oder, im Verlauf eines Monats nach der Unterbrechung der Tätigkeit der vorhergehenden Koalition. “ Dass, was momentan vor sich geht in der Werchowna Rada, dass ist nicht nur eine Entartung von Koalitionen, sondern eine offene Revision des Willens der ukrainischen Wähler. eine Verletzung der Verfassung und der direkte Weg in die Gesetzeslosigkeit.”, zeigte sich das Staatsoberhaupt sicher. In der gestrigen Erklärung konstatierte der Präsident nicht nur das Vorhandensein einer Krise der Macht, er forderte eine Überwindung derselben. Wiktor Juschtschenko forderte das Verfassungsgericht auf, sofort Auswege innerhalb des Gesetzesrahmens zu finden und das Parlament, ebenfalls so schnell wie möglich in Gesetzesform einen Ausgleich zwischen Parlamentsmehrheit und Opposition zu beschließen. Die Erklärung ließ keinen Zweifel daran, dass der Präsident dazu entschlossen ist, harte Entscheidungen zu treffen. “Die Zeit von ergebnislosen, runden Tischen ist vorbei. Die Politiker müssen Verantwortung übernehmen, andernfalls wird das ukrainische Volk das Wort übernehmen.”, resümierte der Präsident.

Wie bekannt ist, sucht insbesondere der Präsident in der Form von runden Tischen nach Kompromissen. Gerade an einem solchen wurde der Beschluss über die universelle. nationale Einheit gefasst (3.08.2006) Trotzdem hatte der Präsident genug zu kritisieren an der Umsetzung des Dokuments. Genauso versuchte Juschtschenko die gegenseitige Beziehung mit Janukowitsch zu regeln, nach der Annahme des Gesetzes über das Kabinett der Minister im Januar diesen Jahres.

Der Kommersant erinnert noch daran, dass zum Jahrestag ebenfalls der Premier Janukowitsch auftrat. Diese Unterschied sich erheblich von der des Präsidenten. Nach den Worten des Premiers, herrscht in der Wirtschaft Stabilität, aber die von Zeit zu Zeit aufkommenden Konflikte zwischen Janukowitsch und dem Präsidenten definierte er als “Emotionen” und sieht einen realen Prozess. So erklärt er: “Zwischen Wiktor Andrejewitsch und mir gibt es keine und wird es keine Dissidenzen geben.” und er fügte hinzu, “… dass es zu keiner Zeit einen Verlust der gegenseitigen Achtung gegeben hat oder geben wird.”??.

Die Erklärung tauchte auf der Website auf, als sich der Präsident gerade zu einem Arbeitsbesuch in der Lugansker Oblast aufhielt. Die anstehenden Pressekonferenz konnten die anwesenden Journalisten kaum erwarten. Auf dieser erklärte Juschtschenko offen, dass er die Variante von vorgezogenen Parlamentswahlen ernsthaft in Betracht zieht. Auf der Pressekonferenz bezichtigte der Präsident erneut die Parlamentsmehrheit der Verletzung der Verfassung, und hob dabei den Artikel 83 hervor, der die Formierung von Koalitionen behandelt. Dabei wiederholte er noch einmal, dass sich Koalitionen auf Fraktionsbasis formieren innerhalb eines Monates nach der ersten Sitzung des Parlamentes. Und unterstrich dabei, dass “…wir bereits im achten Monat [nach der Koalitionsbildung] befinden.” Nach seinen Worten findet gerade eine Usurpation der Macht statt, welche die Verfassung verändert.

Juschtschenko sieht zwei Auswege. Erstens, die “heißen” Köpfe kühlen sich ab und es wird eine Koalition auf Fraktionsbasis gegründet, gemäß den Vorgaben der Konstitution. “Sollte diese Variante jemandem nicht optimal erscheinen und irgendwelche politischen Kräfte auf dreihundert Stimmen bestehen sollen, dann muss eine politische Entscheidung getroffen werden – die Durchführung von vorgezogenen Wahlen. Geht, appelliert an die Gesellschaft. Wenn es Euch so sehr liebt und gibt Euch dreihundert Mandate, dann kann man über eine neue Mehrheit reden”, erklärte Wiktor Juschtschenko.

Die Reaktion der Koalitionsvertreter auf die zweite Variante der Entwicklung der Geschehnisse wurde bereits bekannt, bevor der Präsident seine Position erklärte. So erklärte das Vorstandsmitglied der Partei der Regionen Wassilij Kisseljow, dass die Koalition einen Erlass des Präsidenten über die Parlamentsauflösung nicht befolgen wird. Nach den Worten Kisseljows, wird das Parlament seine Arbeit fortsetzen. Mehr noch, wird die Koalition in diesem Fall in der ersten Sitzung nach dem Präsidentenerlass den Beschluss über gleichzeitige, vorgezogene Wahlen des Präsidenten, aber auch des Parlamentes entscheiden. Denn, “” … wenn der Präsident darüber entscheiden kann, wieso wir nicht auch?”, zeigte er sich verwundert.

Diese Erklärung blieb im Sekretariat des Präsidenten nicht unbemerkt. Der ständige Vertreter des Präsidenten in der Rada, Roman Swarytsch, erklärte, dass die Drohung der Abgeordneten aus der Koalition über ein Misstrauensvotum dem Präsidenten gegenüber als absurd. Nach seinen Worten hat das Parlament, keine Gesetzesgrundlage dafür. So führt er weiter aus, dass der Präsident nur vom Verfassungsgericht seines Amtes enthoben werden kann und nur dann, wenn ihm Gesetzesbruch nachgewiesen wird.

Der Kommersant weist jedoch nach, dass Artikel 111 einer Parlamentsmehrheit von 300 der 450 Abgeordneten der Rada eine spezielle Kommission, die aus dem Generalstaatsanwalt und Untersuchungsrichtern bestehen muss, einsetzen kann. Die Ergebnisse der Kommission werden vom Verfassungsgericht beurteilt.

Der von Roman Swarytsch und dem Präsidenten verwendete Begriff der “Usurpation der Macht” weist auf den Artikel fünf der Verfassung hin. In diesem heißt es, dass niemand die Macht “usurpieren” kann. Im Beschluss des Verfassungsgericht (Entscheidung Nr. 6 rp/2005 vom 5. Oktober 2005) wird der Begriff näher erklärt. Damit ist nach der Rechtsauffassung des Gerichts, sowohl jegliche gewaltsame Aneignung der Macht als auch die Übernahme entgegen den Gesetzen als auch der Verfassung der Ukraine gemeint.

Unseren Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!

Aufgrund der Äußerungen des Präsidenten wurden die Abgeordneten der Rada zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengerufen, der Adam Martinjuk vorsaß. Der Premier, welcher sich gerade in der Donezker Oblast aufhielt, erklärte, dass er hoffe, das es nicht zu der erwähnten Parlamentsauflösung kommt. Sollte es doch dazu kommen, so zeigte er sich überzeugt davon, dass das Verfassungsgericht diese Entscheidung nie für verfassungsgemäß halten wird. Er hoffte weiter, dass auf dem heute anstehenden Treffen die Probleme gelöst werden können.

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 1185

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Telegram, Twitter, VK, RSS und per Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 5.0/7 (bei 1 abgegebenen Bewertung)

Neueste Beiträge

Aktuelle Umfrage

Wann kommt die Halbinsel Krim wieder unter ukrainische Kontrolle?
Interview

zum Ergebnis
Frühere Umfragen
Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)15 °C  Ushhorod14 °C  
Lwiw (Lemberg)14 °C  Iwano-Frankiwsk14 °C  
Rachiw12 °C  Jassinja11 °C  
Ternopil14 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)17 °C  
Luzk16 °C  Riwne14 °C  
Chmelnyzkyj14 °C  Winnyzja15 °C  
Schytomyr13 °C  Tschernihiw (Tschernigow)14 °C  
Tscherkassy14 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)15 °C  
Poltawa15 °C  Sumy14 °C  
Odessa19 °C  Mykolajiw (Nikolajew)17 °C  
Cherson18 °C  Charkiw (Charkow)16 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)16 °C  Saporischschja (Saporoschje)17 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)16 °C  Donezk19 °C  
Luhansk (Lugansk)18 °C  Simferopol20 °C  
Sewastopol20 °C  Jalta21 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Und vergesst nicht, auch wenn nicht davon berichtet wird, jedenfalls derzeit nicht, die Russen sind nicht zimperlich, die Zivilbevölkerung leidet. Sicherlich machen die jede Woche einen neuen Folterkeller...“

„Lieber Christian, ich gehe davon aus, dass sich beide Seiten mit Bomben "bewerfen" und sicherlich sind die Russen besser als man Ihnen das immer wieder nachsagt, da bin ich ebenfalls bei Oberst Reisner...“

„..... Ich sehe immer noch kein positives Ende... Das wäre ja auch das 1. Mal, dass ein Krieg ein positives Ende nach sich zieht...“

„Wie lange wartet man insgesamt zurzeit auf einen Reisepass in der Ukraine, nach Beantragung bei der Behörde im eigenem Ort, wenn man zuerst einen Identifikationscode benötigt, damit dann ein (biometrischen)...“

„Wann soll das gewesen sein? Ich finde nur was zum Treffer in einem russischen Munitionsdepot“

„Das mit den Hallen wurde - auch - bei ntv gezeigt nebst Videomaterial. Ich denke diese Informationen sind verifiziert. Es stellt sich natürlich die Frage, wie groß diese "Hallen" gewesen sind.“

„Also 10 Hallen mit Munition widerspricht irgendwie jeder Logik. So zu lagern läd ja gerade zur Zerstörung ein. Klingt eher wie Russenpropaganda. Ein guter Freund ist auch gerade auf Fronturlaub. Der...“

„Vielen lieben Dank für deine Antwort, Handrij! Bei der ukrainischen Post habe ich auch schon geschaut, auch da nur der Stand, dass die Sendung in das internationale Logistikzentrum eingegangen ist. Die...“

„Liebe Community, am 08.08. sendete ich wichtige Unterlagen in die Ukraine. Leider (wie sich jetzt herausstellte) wählte ich den Weg der offiziellen Post. Der Brief ist mit einer Sendungsnummer versehen...“

„Ich habe heute zwei Freunde getroffen, die für 15 Tage Fronturlaub bekommen haben. Einer ist normalerweise in Bachmut und der andere in Saporischja. Beide haben mir, wie auch andere, oft mitgeteilt, dass...“

„Dafür dass du dort wohnst bist du aber doch falsch informiert. Der junge Mann von Bekannten in Chmelnitzky hat sich nicht freigekauft sonder geht normal seiner Arbeit nach. Allerdings Verkauf Landmaschinen....“

„Mir ist noch etwas eingefallen und das möchte ich noch mitteilen. Die Ukraine hat seid Beginn der Gegenoffensive zwischen 2 und 3 % des Landes zurückerobert, was zuvor von Russland besetzt wurde. Das...“

„Natürlich ist das auch nur (m)eine Meinung. Zurzeit wird der Versuch unternommen, den Krieg ohne Gesichtsverlust offiziell zu "beenden". Vielleicht erst 2024..... Die Ukraine hat den Krieg verloren und...“

„Interessante Diskussion. Ich lebe seit fast 5 Jahren in der Nähe von Krolevets im Oblast Sumy mit Frau und Kind. Leider ist der Krieg längst verloren....... hat offensichtlich noch nicht jeder verstanden......“

„Dieser ewige Schwätzer Gogol, eine Diskussion auf Niveau hat er hier bereits gegen mich verloren, jetzt schmollt er und ignoriert mich, so ein "Mädchen" will wissen wie Spezialoperationen ablaufen? Die...“

„Ist eigentlich typisch für die Russentrolle. Immer wenn die Russen richtig im Arsch sind erscheinen sie kurz und behaupten das Gegenteil. Tja da hast dich tüchtig verplant mit deiner "Spezialoperation"...“

„Ist eigentlich typisch für die Russentrolle. Immer wenn die Russen richtig im Arsch sind erscheinen sie kurz und behaupten das Gegenteil. Tja da hast dich tüchtig verplant mit deiner "Spezialoperation"“

„Bis dahin also erstmal wieder abtauchen Gogol.“

„(gähn!) Die Offensive ist noch lange nicht beendet. Auch im November können die Russen schön das Laufen bekommen, siehe Cherson.“

„Nachts um 1 wieder einen feuchten Traum gehabt ? Ist ihre Antwort als ein sachliches Argument zum Status der faktisch gescheiterten "Gegenoffensive" zu betrachten, oder kann man das ruhig als das bezeichnen,...“

„Nachts um 1 wieder einen feuchten Traum gehabt ?“

„Ein rascher Durchbruch war von Kiew auch nicht geplant und ist daher auch nicht fehlgeschlagen. Es läuft gut und nach Plan. 09.09. - und so langsam kann man einen Schlussstrich unter die "Gegenoffensive"...“

„Die Beiträge zu diesem Thema sind ja allesamt schon alt, gewiss auch überholt. Mit Sicherheit gelten derzeit völlig neue zollrechtliche Regelungen, Freigrenzen und Gebührensätze. Kann jemand diese...“

„Es wird ja im Moment viel diskutiert, ob es im nächsten Jahr eine weitere Offensive durch die Ukraine geben wird, nachdem aber nun doch eine ganz erhebliche Anzahl von F16 geliefert, die meisten in 2024,...“

„Das war genauso ironisch gemeint!“

„Die Chinesen haben derzeit Deflation, nicht Russland, da sind eher leere Regale zu erwarten! Natürlich hast du Recht, dass es keine große Kompetenz ist, aber denke ich an Erdogan, dann weiß man erst...“

„Ich hoffe, dass sie bei der nächsten Parade die Panzer aus den Kindergärten nehmen! Die polnische Regierung selbst hat die Reparationsfrage für beendet erklärt, aber das erkennt die jetzige Regierung...“

„Es wird Zeit ein politisches Signal zu setzen, runter mit den Drohnen im Donaudelta, Rumänien entscheidet selbst das 200 Meter nah genug sind...zu nahe um es zu tollerien. Unbewaffnettes Flugobjekt, bewaffnete...“

„Eine Deflation nimmt niemand freiwillig in Kauf! In dieser Situation den Leitzins zu erhöhen um der Inflation entgegen zu wirken, weiß jedes Kind, da ist keine großartige Kompetenz notwendig. Sie hat...“

„Weil ich D als einen Sieger sehe, jucken mich die jährlichen Paraden zum Sieg über Nazideutschland nicht. Da dürfen z. B. die Russen gerne noch die nächsten 100 Jahre weitermachen, am Ende überlebe...“

„Die Reglungen bzgl. Der Reparationen wurden damals mit den Alliierten getroffen, daher fühlen sich Staaten wie Polen oder Griechenland uns weitere in dieser Sache nicht gefragt und aus deren Sicht nicht...“

„Das mit der Annektion war nur ironisch gemeint, um die Sinnlosigkeit zu verdeutlichen! Was hat der Waffenstillstand gebracht? Frieden, oder war es die Mitgliedschaft in der NATO? Tatsachen bleiben Tatsachen!...“