Also, hier, wie angekündigt, der Text über meine jüdischen Empfindungen vom Maidan.
Ich habe gar keine jüdischen Empfindungen vom Maidan. Natürlich fühle ich mich als Jude auf dem Maidan. Aber ich fühle mich als Jude auch am Strand von Hawaii, auf dem Roten Platz, im Metropolitan-Museum und auf dem Markt „Priwos“ in Odessa. Ich spüre auf dem Maidan keine zusätzliche Bedrohung wegen meiner jüdischen Herkunft. Manche Berufsjuden versuchen natürlich in der Weltpresse eine Kampagne über Antisemitismus auf dem Maidan aufzusetzen. Meine Expertenmeinung dazu: es gib keinen Antisemitismus auf dem Maidan. Dort gibt es sicherlich Antisemiten, aber die gibt es nicht nur auf dem Maidan.
Die gibt es überall – am Strand von Hawaii, auf dem Roten Platz, im Metropolitan-Museum und auf dem Markt „Priwos“ in Odessa.
Die schlimmsten Befürchtungen über den antisemitischen Maidan lassen die Seelen von ehemals russischen Juden aus Brooklyn gefrieren. Doch sie schöpfen ihre Information über den totalen Antisemitismus der Ukrainer aus Facebook-Seiten eines treuen Sympathisanten der russischen imperialistischen Idee und Hassers des schrecklichen Amerikas. Sein Wohnsitz ist Murmansk. Das ist die Faktenlage.
In der tatsächlichen, zweimonatigen Geschichte des Maidans, auf dem sich laufend Tausende von Menschen versammeln, bin ich Antisemitismus nie begegnet. Aus Presseberichten und Erzählungen kenne ich genau vier Fälle, die als antisemitisch betrachtet werden können. Dabei hatte ich doch absichtlich alle Bekannten gebeten, mir antisemitische Vorfälle zu melden.
- Auftritt einer wahnsinnigen antisemitischen Dichterin, deren Namen ich vergessen habe. Sie kam auf die Bühne ganz am Anfang, als es noch das FREIE MIKROPHON gab. Seitdem lässt niemand sie wieder auf die Bühne. Dafür sind auf dieser Bühne mehrere Juden aufgetreten: Siessels, Portnikow und andere, sogar ich. „Puschkin Klezmer Band“ trat auf der Bühne mit ihrem Programm auf und erntete Beifall des „antisemitischen“ Maidans.
- Das Krippenspiel Wertep mit dem „Schid“ (veraltet, abwertend für Jude). Er ist eine traditionelle Figur der Krippenspiele nach westukrainischer Tradition. Manche Ukrainer, zum Beispiel der Rektor der Katholischen Universität Lemberg Boris Gudsjak, rufen auf, diese Figur abzuschaffen. Aber die Menschen wollen es nicht. Und ich sehe darin nichts Erschreckendes. Hand aufs Herz: ist die Figur des Gojs (Nichtjuden) in der jüdischen Folklore immer positiv? Aber wir sind doch fähig dazu, zwischen unseren folkloristischen Traditionen und moderner Toleranz zu unterscheiden? Warum dasselbe Recht den Ukrainern abstreiten?
- Der Vorfall im besetzten Gebäude der Stadtverwaltung (in Kiew), als einem von der Swoboda-Partei das Gesicht eines Kameramannes nicht gefallen hat. Es kam zu einem Wortgefecht, eine Schlägerei konnte abgewendet werden, vor dem Kameramann entschuldigte sich einer von der Parteispitze der Swoboda (rechtspopulistische Partei in der Ukraine).
- Auf einem Plakat mit der Visage von Ministerpräsident Asarow hat jemand eine Aufschrift „Jude“ platziert. Sie wurde sofort übermalt.
Das wäre es!!! Das ist alles an Vorfällen seit neun Wochen!!! Welche Fragen kann es hier noch geben? An wen? An die Million Menschen auf dem Maidan, an die von mir nicht besonders geschätzte Swoboda-Partei oder an den immer noch nicht ganz klaren „Rechten Sektor“? An wen?
Ach so, da wären noch die Überfälle auf Juden an der Synagoge im Kiewer Stadtteil Podol. Ich wohne 200 Meter von ihr entfernt und habe nie Maidan-Teilnehmer in der Nähe gesehen. Als hätten die „schrecklichen Bandera-Leute“ (Bandera-Anhänger, ukrainische Nationalisten) sonst nichts zu tun, als nur Jeschiwot-Schüler zu jagen. Auf sie, die Bandera-Leute, schießen die Spezialeinheiten „Berkut“, sie werden bei Frost mit Wasser begossen und mit Plastikschlagstöcken verprügelt. Würde unter solchen Umständen jemand von ihnen auf die Idee kommen, an das andere Ende der Stadt zu fahren, um dort Juden zu überfallen? Es gibt doch genug Juden auf dem Maidan! Es gibt mich, zum Beispiel. Ich habe ein deutlicher ausgeprägtes jüdisches Aussehen als der kürzlich zum Judentum konvertierte Rabbi Dov-Ber , der dort überfallen wurde.
Dafür gibt es Hunderte und Tausende Aussagen von Juden, die auf dem Maidan stehen und über die dort herrschende Atmosphäre von Einheit und Brüderlichkeit berichten. Ich möchte natürlich nicht die Tonlage übernehmen, die für die Briefe sowjetischer Juden typisch war, wenn sie sich an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der UdSSR wandten, um, israelische Militärs zu verurteilen? Aber warum haben die Menschen, die so tun, als würden sie für unsere jüdischen Interessen stehen, unsere jüdische Meinung nicht gefragt?
Ich glaube, dass wir alle Fragen zu Verhältnissen zwischen verschiedenen Nationalitäten nach dem Sieg klären, wir beseitigen alle Halbwahrheiten und gegenseitige Kränkungen. Obwohl, auch danach wird es wohl Antisemiten geben. Aber wie denn ohne sie?.Aber heute steht die Frage der ukrainisch-jüdischen Beziehungen nicht auf der Tagesordnung des Maidans. Und wer heute versucht, diese Frage in den Raum zu stellen, der ist entweder ein Dummkopf oder Provokateur.
Dafür beunruhigt mich der Antisemitismus unter Berkut-Leuten viel, viel mehr. Denn der Staat, der nicht fähig ist, den eigenen Bürgern eine attraktive Zukunftsaussicht anzubieten, kompensiert es in der Regel durch eine Schutzideologie. Diese sieht unbedingt ein Feindbild vor. Und welches Feindbild hat sich im Laufe von Jahrhunderten am besten bewährt? Richtig!
Für mich persönlich gibt in diesem Kampf nur eine Wahl. Wenn es einen Krieg zwischen dem Guten und Bösen gibt, bin ich immer für das Gute. Dazu verpflichtet mich meine jüdische Ethik. Übrigens, eben deshalb ist die Mehrheit ukrainischer Juden auch der Seite des Guten. Und keine propagandistischen Spezialkampagnen werden dieses Bild verändern können.
4. Februar 2014 // Alexander Roitburd, kommt aus Odessa und ist einer der berühmtesten modernen Künstler der Ukraine
Quelle: Maidanua
Forumsdiskussionen
Bernd D-UA in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Yeep Frank, so war es. Auch der Leo ist keine Wunderwaffe. Drohnen greifen von oben an, dort wurde bei allen Kampfpanzermodell an Panzerung gespart, mußte nie geschützt werden. Jedenfalls hält die Front...“
Frank in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Was soll das werden? Spielst du im Sandkasten Panzerkrieg? Damalss die 70 km Fahrzeugkolonne der Russen vor Kyiv wurde einfach aufgerieben. Da ist nix mit nebeneinander fahren. Das war eine Strasse durch...“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Awarija hat uns mitgeteilt, dass es heute für den Preis von hundert €uro Spielzeugdrohnen gäbe, mit der ein Panzer vernichtet werden könne. Könnte mit einer solchen Drohne auch ein Leopard II oder...“
Frank in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Und warum zählst das jetzt auf? Panzer dürften keine Rolle mehr spielen. Um die 10.000 von den Russen sollen zerstört worden sein. Unbemerkt kann sich eine grössere Anzahl auch nicht mehr ansammeln....“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Einen reinen Bewegungskrieg gibt es nicht. Falls es den Verteidigern gelingt, die feindlichen Angriffsverbände in einigen Abschnitten aufzuhalten, kann daraus ein Stellungskrieg entstehen. Zur Verteidigung...“
Awarija in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Panzer sind im modernen Krieg Dinos, zu schwerfällig, zu verwundbar, zu teuer. Jede 100€-Spielzeugdrohne kann so einen millionenschweren Koloß binnen Sekunden vernichten. Die Russen setzen sich inzwischen...“
Anuleb in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„..... Sind solche gewaltigen Panzer-Operationen, die im Sommer 1941 real vollzogen worden sind, in der Gegenwart nicht mehr möglich? Damals hatte man auch mit riesigen Bomberschwärmen angegriffen. Das...“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Eine Anmerkung zur Kriegsgeschichte: sind die Erkenntnisse aus dem Zweiten Weltkrieg heute technisch überholt? Als Student hörte ich in militärhistorischen Vorlesungen in Deutschland ungefähr Folgendes:...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„@lev dann wünsche ich Dir eine gute Reise, es war sehr schön in LVIV, muss unbedingt nochmals so eine Rundreise machen. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, ich bin zutiefst beeindruckt! Es...“
lev in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Danke Bernd für deine Eindrücke. Ich fahre Ende Mai wieder für mehrere Wochen nach Lviv. Nicht um Urlaub zu machen, sondern in unsere Wohnung. Hatte sie ja vor dem Krieg, aufwendig saniert und möchte...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Hallo liebe Forengemeinde und Mitleser, ich bin gerade auf einem Kurztripp durch die Ukraine. Es ist wunderschön wieder hier zu sein. Es fehlen die Touristen, gestern habe ich einen persönlichen und...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Kurzer Bericht, hab dann doch den Wachwechsel erwischt, bei den Polen ging dann bestimmt 45 Minuten gar nix. Und dann wurde in zwei Schüben eingelassen, ich finde, dann ging es in einem guten Tempo voran....“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Visa D14
„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Mit dem Zug in die Ukraine
„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“
HelloMick in Hilfe und Rat • Brauchen Hilfe bei Diia Registrierung
„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Visa D14
„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“